Hallo Marc,
ich kenne Dich nicht persönlich, aber ich schreibe aus Erfahrung.
Glückwünsche zu besonderen Anlässen zu formulieren, war mir schon immer ein Anliegen.
Deshalb konnte ich es auch diesmal nicht lassen...
Endlich 50
Mit 50 wird Dir schmerzhaft klar,
Nichts ist mehr so, wie's einmal war.
Der Zahn der Zeit, Gott sei's geklagt,
Hat heftig auch an Dir genagt.
Doch geh'n wir systematisch ran
Und fangen mal ganz oben an.
Wo Locken sich dereinst befanden,
Kann heut ein Helikopter landen.
Ein dürres graues Kränzlein nur
Umrahmt die glänzende Tonsur.
Und sonst ist nichts mehr weit und breit;
Dahin, dahin die Herrlichkeit.
Zum Trost bleibt Dir ein Dichterwort:
Der Kopf sei der Gedanken Hort.
Selbst wenn es eifrig sich bemüht,
Es wächst kein Haar, wo Geist erblüht.
Dafür sprießt es aus beiden Ohren.
Dir geht so mancher Laut verloren.
Auch aus der Nase wachsen sie,
Als wäre man ein Borstenvieh.
Das Auge, das einst kühn geblitzt,
Heut blinzelnd hinter Gläsern sitzt.
Doch manchmal noch, das find ich toll,
Vor allem sieht, was es nicht soll.
Wenn Nachbarinnen mit den Reizen
Beim Sonnenbaden gar nicht geizen,
Sie auf Balkonen und Terrassen
Die zarten Hüllen fallen lassen
Die Haut auf weichen Badelaken
Knusprig gebräunt zu Markte tragen,
Dann blitzt es auf, das dumme Ding
Und weiß doch auch, die Kraft ist hin.
Die Zähne quälen sich beim Beißen,
Beschwerlich ist das Beutereißen.
Gar manches von der weißen Pracht
Hat kunstvoll ein Dentist gemacht.
Bei Tisch vereint, schläft man getrennt,
Soweit man sie die Dritten nennt.
Und manchen Biß ins pralle Leben
Verkneift man sich halt destowegen.
Das Höhenwachstum hat mit Macht
Sich früh schon aus dem Staub gemacht.
Dafür gebühren Zuwachsquoten
Horizontal die besten Noten.
Die Beine steh'n noch ihren Mann,
Der Rest, naja, so ab und an.
Selbst wenn die Tafel reich gedeckt,
Hat er sich manchmal feig versteckt.
Du hast nach guter Kaufmannssitte
Bilanz gemacht zur Lebensmitte,
Mit Sorgfalt ins Journal geschrieben,
Was einmal war und was geblieben.
Die schlechten Posten links notiert,
Die guten rechts, sodann saldiert.
Und siehe da, es bleibt zum Schluß
Trotz allem noch ein Überschuß.
Ein Überschuß an Lebensfreude,
Den ich für Dich, für Euch, für Heute
Ironisch gestern in der Nacht
In Versen zu Papier gebracht.
Solang Dich noch die Liebste küßt,
Ein Schalk in Deinem Nacken ist,
Bleibt jung Dein Herz, wie's damals war,
Vielleicht noch einmal 50 Jahr.
Alles Gute,
rechne mit mir, der Jet wird gerade betankt.
Gruß
Roland