Handbohrmaschine Scintilla Lesto

Lico

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Heute ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Mir hat der DHL-Bote eine Lesto GEK5/1B von Scintilla S/A gebracht. Damit jeder weiß, um was es sich handelt:

full


Ich hatte gebangt, ob ich mir evtl. ein schweres Stück Edelschrott einhandele, aber es scheint alles gut zu sein. Sie hört sich gut an, wenn sie läuft, das Futter funktioniert und hat kaum Spiel. Alles ist gut. Für mich ist das die beste Handbohrmaschine unter der Sonne, sowas wie die Stradivari unter den Handbohrmaschinen, zumindest sind sie inzwischen genau so rar :emoji_slight_smile: Ich kenne keine, die besser in der Hand liegt, auch wenn die sauschwer ist.
Ich hab in der Lehre damit gearbeitet. Damals in den Siebzigern waren das schon eigentlich Museumsstücke. Stammen aus den 50er Jahren, meine ist also 60-70 Jahre alt. Trotzdem haben wir damals damit lieber gearbeitet als mit den modernen blauen Bosch-Maschinen, die wir auch hatten. Accu-Maschinen gab es damals noch nicht, die kamen erst zehn, fünfzehn Jahre später.

Ok, ich will sie natürlich jetzt wieder hübsch machen und deshalb die Frage an die Maschinenbauer hier, was zu tun ist. Drei Sachen hab ich schon identifiziert, ohne sie geöffnet zu haben:

- die weiße PVC Anschlussleitung gegen eine ordentliche mit Gummimantel ersetzen
- das alte Getriebefett austauschen
- neue Kohlebürsten (zumindest den Zustand prüfen)

Was gibts sonst zu tun und welches Fett wäre für das Getriebe geeignet?

Lico
 

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Morgen Lico
Glückwunsch
Mir gefällt diese Maschine auch.
Der Schalter ist etwas gewöhnungsbedürftig aber sonst eine handliche bohrpistole.
Großes Problem sind bei so alten Sachen die plastikteile und die isolierung der Drähte.
Deshalb wenig bewegen, die Kappen der Kohlenschächte nur mit passendem Werkzeug und mit Gefühl lösen.
Vom getriebefett sind 10 Prozent im Umlauf , das andere wahrscheinlich schon lange erstarrt.
Deshalb ist neustes fett schon gut.
Fett kann ich keines empfehlen, nur sparsam ist besser wie zu viel .
Das hintere Lager vom Motor ist wahrscheinlich noch eins in offener Bauweise , neues fett schadet da auch nichts.
Die Wicklung zart mit Druckluft reinigen , je nachdem wo sie eingesetzt wurde.
Zu Anfang lasse ich meine neuen Spielzeuge meist paar Minuten unter Aufsicht laufen.
Und entscheide dann nach Gehör, Geruch und Temperatur was ich dann mache.
Ist auch ein guter Vergleich zu dem Probelauf wenn sie fertig ist.
Kabel wechsle ich aber immer, auch wenn sie nur ins Regal kommen.
Und solltest du noch Zubehör brauchen, hier die Liste
Ausgehend vom preis des zubehöhrs war die Maschine damals nicht billig.
Gruß Joachim
 

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Lico

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Danke, Joachim. Das ist wirklich hilfreich. Ich hab grade mal nach den Bürsten geguckt, die waren meine größte, aber unbegründete Sorge. Um die muss sich dereinst mein Großneffe erst wieder kümmern. Das Fett ist zumindest nicht fest. Das hintere Lager liegt hinter einer Kappe, da konnte ich vom Handgriff aus leider nichts sehen. Weiter hab ich sie auch nicht auseinander gebaut. Das Zahnrad und die Achse haben absolut null Verschleiß. Ich hatte bezüglich der Zahnung an der Antriebsachse die schlimmsten Befürchtungen, die haben sich aber nicht bestätigt. Sieht alles aus wie neu. Anfänglich hab ich gedacht, ich müsste erst mal Hanteltraining machen, um die zu benutzen, aber ich hab mich an das Gewicht inzwischen wieder gewöhnt. Sie wiegt übrigens 1,65kg. Nach heutigen Maßstäben irre viel für so eine kleine Maschine. Sie hat lediglich 215W und macht 950/min.

Lico
 

Georg L.

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Sie wiegt übrigens 1,65kg. Nach heutigen Maßstäben irre viel für so eine kleine Maschine
Für die damalige Zeit war das Leichtbau und auch heute macht die gewichtsmäßig noch eine gute Figur. Klar ist bei dem Gewicht heute mehr Leistung möglich, aber kleine Bankmaschinen wie die Fein BOP 6 oder die Bosch GBM 10 wiegen auch um die 1,7 kg.
Schöne Maschine übrigens.
 

maxw96

ww-pappel
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Hallo Lico,
tolle Maschine die du da hast, ein richtiges Museumsstück, und auf jeden Fall mit ordentlich Sicherheit ausgelegt, nicht wie heute alles so sparsam wie möglich.
Ich würde wie bereits erwähnt neben dem Kabel evtl auch mal die Isolierung der Motorwicklungen prüfen (lassen).
Bei meinem Opa liegt noch ein "altes" - wenn auch bei weitem nicht so altes - Stabelektrodenschweißgerät rum. Auch wenn ich damit gern mal arbeiten würde (Schweißen in der Ausbildung "gelernt"), rühr ichs nicht an, weil die Isolierungen alle brüchig sind.
Mechanisch wie schon geschrieben die Lager überprüfen, ggf neu fetten, falls diese mit schon mit Kunststoffscheiben abgedeckt/ abgedichtet sein sollten (was ich aber absolut nicht glauben kann), diese mal kurz überprüfen, ob sie brüchig sind.
Eventuell vorhandene (Filz-)Dichtungen (bei Ölschmierung), was auch eher unwahrscheinlich ist würde ich erneuern. Kunststoffdichtungen kann ich mir nicht vorstellen. Die Getriebelager beim Getriebeschmieren nicht vergessen.
Und allgemein schadet ein tröpfchen Waffenöl (Balistol z.B.) im Bohrfuttern nicht.

Wenn du irgendwie die Möglichkeit hast, schmier alle Lager und das Getriebe komplett neu. Damals war die Fertigungsgenauigkeit bei weitem noch nicht so gut, so dass bei allen tribologischen Kontakten viel Einlaufverschleiß vorliegt. Diese Verschleißpartikel bleiben im Fett und werden jedes mal wieder überrollt, was zu Materialermüdung führt. (Stichworte zum googlen Pitting/ Pittingbildung und Hertzsche Pressung).

Wenn du irgendwas erneuerst, schau nach dem passenden Ersatzteil und auch wenn das eingebaut ist, heb das alte lieber noch eine Weile auf, man weiß ja nie.
 

uli2003

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Schicker Winzling. Als Pendant heute wäre wohl Richtung GBM 6 zu suchen, die ist ja schon ein halbes Kilo leichter, das ist eine Menge.

Ich habe noch 2 DUSS SB201 hier liegen, nutze ich aber gar nicht, da mit knapp 3kg viel zu schwer. Laufen aber tadellos, wie am ersten Tag denke ich.
 

magmog

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Guuden,

feinste Schweizer Präzisionsarbeit!
Leider aus der Zeit gefallen, kein R-L Lauf, keine Drehzahlregelung
für Holzbearbeitung zu schwer.
Aber Bohren kann sie vom Feinsten! Sogar in Rund :emoji_wink:)
 

Lico

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Guuden,

feinste Schweizer Präzisionsarbeit!
Leider aus der Zeit gefallen, kein R-L Lauf, keine Drehzahlregelung
für Holzbearbeitung zu schwer.
Aber Bohren kann sie vom Feinsten! Sogar in Rund :emoji_wink:)
Wir hatten damals drei oder vier Stück davon und zwei blaue Bosch in der gleichen Liga. Die wurden von allen genutzt. Wenn wir uns das aussuchen konnten haben wir zu den Lesto gegriffen. Obwohl die schwerer waren, lagen die irgendwie besser in der Hand. Zu schwer waren die uns nicht. Linkslauf brauchten wir nur für Schrauben. Dafür hatten wir Elektroschrauber von Fein. Die Lesto sind neben einer Lalo-Bohrmaschine und einer Bosch-Schlagbohrmaschine für Montagen übrigens die einzigen Bohrmaschinen, die ich als Tischler überhaupt benutzt hab. Wir hatten damals noch für die richtig schweren Fälle so ein entsetzlich öliges Monstrum von Hilti, deren Benutzung ist mir damals aber zum Glück erspart geblieben.

Lico
 

magmog

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Guuden,

nach dem Verkauf von Scintilla Lesto an Bosch wurden die kleineren
Boschs bei Scintilla Lesto gefertigt und waren annähernd so gut.
Damals halt!

Scintilla Lesto war meines Wissens übrigens der Erfinder der Stichsäge in der heutigen Form.
 

uli2003

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Ja das stimmt, in meiner Lehre hieß das noch: ‘Hol mal die Lesto-Säge‘. :emoji_slight_smile:
Ich habe die originale Lesto Säge vermutlich noch rumliegen.
 

Rho

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Stimmt mich immer wieder etwas traurig - wir haben in der Schweiz etliche dieser "Scintillas" gehabt, die früher oder später an irgend einen Grosskonzern verkauft wurden. Und die wunderbaren Produkte blieben auf der Strecke.
Ich hab vor einiger Zeit einen uralten Drehstrommotor von Oerlikon restauriert. Kiloweise Guss und Kupfer, läuft immer noch als käme er frisch aus dem Werk ...
 

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ja ja damals die gute alte zeit
ich hab da leider nur ein schlechtes Bild von meinem altersschwachen Nokia Backstein aus der Schwarz/WeissZeit :emoji_wink:
 

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Lico

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Stimmt mich immer wieder etwas traurig - wir haben in der Schweiz etliche dieser "Scintillas" gehabt, die früher oder später an irgend einen Grosskonzern verkauft wurden. Und die wunderbaren Produkte blieben auf der Strecke.
Ich hab vor einiger Zeit einen uralten Drehstrommotor von Oerlikon restauriert. Kiloweise Guss und Kupfer, läuft immer noch als käme er frisch aus dem Werk ...
Mein Schmuckstück geht auf die 70 und funktioniert immer noch tadellos. Wenn die ordentlich gewartet wird, hält die nochmal 70Jahre. Womit willst Du nachhaltig Geld verdienen, wenn Du sowas baust?

Lico
 

Rho

ww-ahorn
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Womit willst Du nachhaltig Geld verdienen, wenn Du sowas baust?
Nachhaltig ist das Wort: wir hätten all die Probleme nicht die wir heute haben. Ach ja, das kapitalistische System muss noch weg, sonst gehts mit dem Nachhaltigen auch nicht :emoji_grin:. Aber nun genug Kritik, sonst uferts noch aus.
 

uli2003

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Womit willst Du nachhaltig Geld verdienen, wenn Du sowas baust?
Undenkbar. Diese Maschine mit diesem Materialeinsatz in Verbindung mit dem Funktionsumfang wäre unverkäuflich.
Ich denke, heutige Maschinen halten nahezu genauso lange, renommierte Hersteller vorausgesetzt.

Da nur noch so wenige vorhanden sind können wir in Erinnerungen schwelgen. Lägen sie überall rum, dann nicht - wäre auch schade.
 

Mitglied 92456

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Da muß ich auch mal angeben.
Ist bei uns schon seit ca. 25 Jahren ausgemustert und ist im einem Schukasten im Büro.
Ausgemustert wurde sie, weil das Kabel direkt an der Maschine einen Bruch hatte und wir nach dem aufmachen der Maschine Angst hatten, das die inneren Kabel brüchig sind und man irgenwann einen Stromschlag bekommt.
Ausserdem nur ein 8er Bohrfutter und nur eine Drehrichtung.
Trotzdem eine optisch sehr schöne Maschine mit sehr gutem Rundlauf.
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magmog

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Da muß ich auch mal angeben.
Ist bei uns schon seit ca. 25 Jahren ausgemustert und ist im einem Schukasten im Büro.
Ausgemustert wurde sie, weil das Kabel direkt an der Maschine einen Bruch hatte und wir nach dem aufmachen der Maschine Angst hatten, das die inneren Kabel brüchig sind und man irgenwann einen Stromschlag bekommt.
Ausserdem nur ein 8er Bohrfutter und nur eine Drehrichtung.
Trotzdem eine optisch sehr schöne Maschine mit sehr gutem Rundlauf.
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Hallo Hamburger Jung,

die nehme ich gerne, mit Kusshand!!
 

Lico

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Ausgemustert wurde sie, weil das Kabel direkt an der Maschine einen Bruch hatte und wir nach dem aufmachen der Maschine Angst hatten, das die inneren Kabel brüchig sind und man irgendwann einen Stromschlag bekommt.
Man kann alle Kabel, die die Maschine hat, eigentlich im Griff sehen. Die gehen ja vom Schalter aus nur zu den Kohlebürsten und zu der äußeren Wicklung. Das sah jetzt nicht so kompliziert aus, das neu zu verkabeln. Im Körper der Maschine sollte nur der Anker sein. Der Isolierlack der Wicklungen könnte brüchig sein und mit der Zeit einen Kurzschluss entwickeln. Deshalb überlege ich, den Anker präventiv neu wickeln zu lassen. Es gibt hier am Ort zwei Firmen, die sich mit sowas befassen. Ich werde Anfang der Woche mal fragen, was sowas kostet. Wahrscheinlich mehr als eine neue Maschine, aber darum geht's hier ja nicht. Wenn das bezahlbar ist, mal sehen.

Lico
 
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Mitglied 92456

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Das sollte Schaukasten heißen.
Da bleibt sie auch.
Wir haben sogar noch eine Oberfräse in ähnlicher Bauart, die auch ausgemustert wurde.
Das wird beides auch nicht mehr in Betrieb genommen, da wir mehr Handmaschinen haben als wir jemals essen können.
Bei den alten Dingern bekommen wir bestimmt auch nicht den jährlichen Aufkleber vom Epelektriker. Lohnt sich also für den Gewerblichen Einsatz nicht mehr.
 

Hondo6566

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Bei Bosch Power Tools in Leinfelden Echterdingen haben die eine größere Ausstellung von alten Stichsägen und Bohrmaschinen von den Anfängen bis zur Moderne.
Sehr interessant.
 

Lico

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So, ich hab sie jetzt zurück. Anschlussleitung, interne Verkabelung, Bürsten und Ankerlager neu, alles neu gefettet. Hat keine 100€ gekostet. Leider haben die sich nicht mit dem Schalter befasst, klebt ein bisschen, ist wohl Dreck drin. Mit dem muss ich mich auseinandersetzen. Ansonsten ist die aber wieder wie neu.

Lico
 
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