Grundsatzfrage oder wieso haben amerikanische Woodworker keinen Schiebeschlitten

blues

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Guten Morgen liebes Forum,

ich habe mir in letzter Zeit unzählige Youtube Videos aus den USA angesehen. Das Thema Woodworking ist dort sehr populär wie mir scheint.

Allerdings hat so gut wie Keiner dieser Herren einen Schiebeschlitten an seiner Säge. Sondern eigentlich nur dieses spilligen Winkelanschlag.

Die meisten helfen sich mit einem CrossCutSled weiter, aber viele scheinen auch dies nicht zu haben.

Intension meiner Frage: Meine kürzlich gekaufte Säge PK 250 mit Schlitten ist riesig in meiner kleinen Werkstatt. Und die meiste Zeit nervt der Schlitten deswegen, und das an und abbauen ist auch umständlich. Denn die Präzision und die Winkligkeit sollte vorher immer überprüft werden. Spontanes Säge ist somit nur schwer.

Wie steht Ihr zum Thema großer Schiebeschlitten für den Alltags Hobby Möbelbauer ?

Wie behelft Ihr Euch bei nicht Vorhandenseins Desjenigen ? :emoji_grin:


Sollte dieser Fred nicht auf Gefälligkeit stoßen lasst es mich ehrlich wissen.


Gruß Andi
 

michaelhild

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Tja warum es in den Staaten so wenig Schiebeschlitten gibt, ist ne gute Frage. Bei vielen Dingen hängen die Amis ja deutlich hinterher, obwohl sie sonst so fortschrittlich sein wollen.

Auch als Alltags Hobby Möbelbauer wollte ich nicht auf einen Schiebeschlitten verzichten.
 

Keilzink

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... ja, da gibt es mehrere Gründe.

Erstmal kann man sich ja überlegen: was will ich machen? welche Maschinen brauch ich dazu? hab ich überhaupt den Platz dafür? Da wir fast immer Maschinenorientiert reagieren, kommt das mit dem Platz an letzter Stelle - und das wars dann, dann ist man in Schwierigkeiten.

Es gibt aber noch mindestens einen weiteren Grund, und der könnte etwas provkant wirken hier - ist aber nicht meine Absicht, ich hab es nur so erlebt:
Die Amis sind irgendwie "sportlicher" drauf wie wir. Die lieben es zum Ziel zu kommen, ohne grosse Maschinen, und wenn sie das schaffen, womöglich mit einer "shopmade" modifizierten kleinen Maschine, dann ist das höchstes Glück. Bei denen kommt zwar auch an erster Stelle: was will ich machen? aber direkt dann: hab ich den Platz dazu? - und wenn nicht: wie schaffe ich es trotzdem? Natürlich spielt Geld auch immer eine Rolle - aber das ist ja überall so.
Dazu kommt, dass bei den Amateuren in der US-Szene Handarbeit mit einfachem Werkzeug viel höher bewertet wird als bei uns. (Deshalb sind auch die ganzen Manufakturen, die klassische Handhobel nachbauen in den USA oder Canada beheimatet.)
Und zu dieser Einstellung passt eine kleine TKS, die man selber und mit Bordmittel hochrüstet viel besser als sonstwas.

Andreas
 

blues

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Hallo Andreas,

Danke für Deine Antwort. Genau das konnte ich auch beobachten. Kleine Sägen, große Projekte........Und 8 Mio. Jigs dafür :emoji_grin: im Gegenzug aber eine Ryiobi mit Gittertisch.......:eek:und Wackelfüssen.

Spaltkeile sind absolut noch nicht angekommen drüben :emoji_frowning2:

Aber es gibt auch durchaus ernst zu nehmende Woodworker wie Steve von DowntoEarthWoodworks (YouTube Channel). Er hat eine großen Shop. Allerdings nur eine BOSCH 4100 (GTS10 in D). Als ich Ihn mal nach seiner Säge gefragt habe, meinte er: Er hatte eine "alte große Säge" und seit er die Kleine hat, weint er der alten keinen Tag hinterher. Die GTS10 ist auf dem Rollwägelchen von Bosch. Sieht verführerisch aus bei meiner kleinen Werkstatt. Und die GTS10 XC macht einen super Eindruck.

Bevor jetzt aber das Blut mancher Woodworker hier anfängt zu kochen bei dem Thema.......Haaalt, dies soll keine Bosch GTS10/PTS10 Diskussion werden :emoji_grin: Aber dezente Äußerungen sind natürlich erwünscht.

Aber wie kriegen die dann die Winkligkeit von Platten hin und Reproduzierbarkeit mit diesen Mini Sägen:confused: und Mini Tischen...... :confused:


Freu mich auf weitere Kommentare,

Gruß Andi
 

Keilzink

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Aber wie kriegen die dann die Winkligkeit von Platten hin und Reproduzierbarkeit mit diesen Mini Sägen:confused: und Mini Tischen...... :confused:

... genau so, wie man das vor 100 Jahren gemacht hat. Bevor es Formatkreissägen gab, wurde das Brett einer einfachen Kreissäge mit dem Auge nach dem Strich besäumt, die zweite Seite dann mit dem Parallel-Anschlag. Dann wurde die erste Seite noch mal am Anschlag nachgesägt. Mit dem foreplane oder grösser abgerichtet, auf Dicke gehobelt und verleimt. Egalisiert wieder mit dem fore. Abgelängt auf der Kreissäge - winkelgenau waren die nun nicht unbedingt - genau so wie heute die kleinen - aber dafür gab es das "chute-plane". Hinterher wars genauer, als das, was du heute mit so einer kleinen Bosch hinbekommst.

Die modernen Amis, die es ernst meinen, haben durchaus noch Flachwinkler mit langer Basis auf selbstgebauten Stossladen - manche sogar den Stanley-Nachbau von Lie-Nielsen - aber 500 für einen Hobel sind ja schon ein Ding.

Grosses Holz und Plattenmaterial werden die mit der HKS vorsägen, bevor es auf die kleine Säge kommt - und dann kommen die selbstgebastelten Hilfseinrichtungen zum Tragen: Diese Schiebeschlitten-Ersatz-Teile (cross-cut-sled) brauchen ja nun mal deutlich weniger Platz als angebaute Schiebetische - und sind schneller an oder abgebaut. Darüberhinaus sind die kleinen Maschinen beweglicher. Aber, keine Frage: Das Optimum ist eine grosse, starke und genaue Maschine mit viel Platz drumherum.

Andreas
 

blues

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Hallo Andreas,

zum Thema CrossCutSled habe ich mir viele Videos angeschaut. Ich bin überzeugt, daß die Dinger präziser sind, wie mein An und Abbau-Schiebeschlitten.

Weil, wenn einmal eingeschossen, was soll sich an dem Teil großartig verstellen ?

Ich muss nur noch eine Möglichkeit finden, in meiner leider nur 12 mm großen T-Nut etwas zum führen zu finden. (Selber zusägen in dieser Dimension trau ich mich nicht und wird auch nichts).

Aber gehe ich richtig davon aus, das wenn mein Sled 700 mm tief ist (so wie mein Tisch) ich auch Platten mit 700 mm ablängen kann ? Der Sled würde im Max Fall halt nur die ca. 350 mm vor dem Blatt auf dem Tisch aufliegen, bis die Platte etwas durchgeschoben worden ist.

Ich denke mit 700 mm vor dem Blatt kommt man im Möbelbau schon ganz schön weit.

Gruß Andi


P.S. Hier ein Link zum Thema Chute Planer

Setting Up and Using a Shooting Board
 

Keilzink

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... ja, wie gesagt: Es kommt weniger drauf an, was man sich leisten kann (ob wir jetzt vom Preis reden oder vom Platz), sondern was man daraus macht. Und ich versuche auch, nicht allzu Maschinen-bezogen zu denken - weil, wie gesagt, vor 100 Jahren wurden schon sehr schöne Möbel gemacht - und zwar mit absoluter low-tech, aus der heutigen Sicht. Also geht das schon - der Mensch machts, nicht nur die Maschine. Manches von damals bekommt man heute gar nicht mehr hin - trotz des ganzen Maschinenparks.

Aber, wie gesagt: wenn man grosse Möbel baut, ist zumindest eine etwas grössere Säge schon ein klarer Vorteil. Vor allem auch, weil die ganzen Montagesägen nie die Stabiltät im Aufbau haben und deshalb viel schneller und öfter Toleranzen eine Rolle spielen, die man nicht mehr übersehen kann. Und alles ist halt knapp bemessen: Kraft, Genauigkeit, Schnitthöhe ... Aber die Altvorderen sind damit fertig geworden - warum nicht auch wir?

Probiers aus. Der Schlitten ist schnell gebaut, wenn du wieder davon abkommst, hast du immer noch die Möglichkeit, die Säge mit dem Original-Schlitten auszulagern - Garage oder ähnliches.


Andreas
 
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