Großer Küchenschank

[PhilippReis]

Hallo Zusammen,

meine Frau will nen größeren Küchenschrank Ausgangslage ist diese hier:










An Stelle dieses Schranks soll einer, der den gesamten Raum ausfüllt und so hoch und tief wie der Kühlschrank ist. Das macht 200cm Höhe * 81cm Breite * 65cm Tiefe. Der Schrank soll oben 2 Flügeltüren haben, hinter denen 3 Einlegebretter sind. Weiter unten wird der Schrank 4 große Schubladen haben:








Der gesamte Schrank wird aus 18mm Tischlerplatten gebaut. Auch die Rückwand ist aus diesem Material (ich musste beim Holzhändler immer ganze Platten abnehmen - da wäre ein dünneres Material sogar teurer geworden).
Damit der hohe Korpus stabil genug ist, werden die 3 Einlegeböden in 4mm tiefen Nuten eingelassen und mit den Seiten verschraubt. Die Verschraubungen erfolgen jeweils 45° schräg von unten. Gerade habe ich die Nuten in die Seiten gefräst:




Damit der bereits aufgebrachte Kantenumleimer (der muss mitgefräst werden) nicht ausreißt, habe ich mit doppelseitigem Klebeband Leistchen vorne angeklebt - das funktioniert sehr gut. Und falls nun einer denkt "Sauber, dass er daran denkt, dass der Kantenumleimer nicht ausreißt" - nee, so viel Erfahrung habe ich nicht, um das im Voraus einzuplanen: Bei der anderen Seite habe ich einen kleinen Ausriss produziert




Anbei noch ein Bild der Einlegeböden, die von Schräg unten in diesen Nuten verschraubt werden. Damit die Schrauben genau auf der Kante austreten (4mm lässt nicht viel Spiel zum daneben Schrauben), habe mit den Fasenfräser jeweils eine 45° Fase geschaffen und von dieser aus gebohrt - man sieht die 45° Fase leicht an der oberen Seite:

 

[PhilippReis]

Der erste Teil des Schranks steht. Selbst ohne die Schubladen hat der Schrank mehr Platz als der alte - die Schubladen kommen in Schritt 2, Schritt 3 sind dann die Türen für den oberen Teil.

 

[Alceste]

warum hast du dir den Stress mit den Nuten gegeben und nicht einfach Lamellos verwendet? Das ist ja immerhin das wofür die DInger erfunden worden sind.

 

[Macchia]

Das ist ja immerhin das wofür die DInger erfunden worden sind.

hat halt nicht jeder...

mit den Nuten ist schon nicht schlecht

die von Schräg unten in diesen Nuten verschraubt werden.

und Boden und Deckel?
ich frage mich gerade warum schräg, da anscheinend
eh lackiert wurde, hättest du auch gerade ansetzen können und die Schraubenköpfe versenken und spachteln ...

hoffentlich schleifen die Schubladen nicht an der linken Wand aber ein bißchen Platz ist ja noch
oder sind die Innenliegend?
wobei der Kühlschrank braucht ja noch Luft ...
zumindest unser Bosch will seitlich auch noch atmen können.

Jedenfalls immer gut wenn man durch Eigenleistung die Nischen auf den Zentimeter genau
ausnutzen kann.

Schubladen mit Vollauszug? ....

 

[PhilippReis]

warum hast du dir den Stress mit den Nuten gegeben und nicht einfach Lamellos verwendet? Das ist ja immerhin das wofür die DInger erfunden worden sind.

1) hab keine Lamello-Fräse
2) Ich wollte den Oberfräsenadapter für die Führungsschiene probieren geht super! Habe mir extra nen 18mm Fräser gekauft für die Nuten, die nun 18,5mm sind. Hat Spaß gemacht.
3) Die Nuten wollte ich, damit die Last der großen Bretter (da kann kann ja gut was draufgepackt werden, schauen wir mal was meine Frau da alles reinmacht) sich möglichst gleichmäßig auf die Seitenwände verteilt.

und Boden und Deckel?

Von oben/unten verschraubt (also Senkrechte Schrauben). Da der Schrank 2m hoch ist, stören mit die Sacklöcher der Schraubenköpfe nicht

ich frage mich gerade warum schräg, da anscheinend
eh lackiert wurde, hättest du auch gerade ansetzen können und die Schraubenköpfe versenken und spachteln ...

Ich wollte den Schrank so bauen, dass man ihn a) einfach zerlegen und b) auch woanders nutzen kann. Das wäre mit Verschraubungen von außen nicht gegeben.

hoffentlich schleifen die Schubladen nicht an der linken Wand aber ein bißchen Platz ist ja noch
oder sind die Innenliegend?

Schubladen mit Vollauszug? ....

Der Schrank ist mittlerweile direkt an den Kühlschrank gerückt worden, das war auf dem Bild noch nicht. Dadurch werden die Schubladen ca. 18mm Platz zur Wand haben. Der Kühlschrank bekommt von der anderen Seite seitlich Luft und steht auch 6cm von der Wand weg, das sollte reichen.
Ja, die Schubladen werden Vollauszüge. Bei 60cm Schubladentiefe ist das angebracht, sonst wirds schwierig, weit hinten etwas zu lagern. Ich baue gerade die Schubladen und stelle nachher ein paar Bilder ein.

 

[Macchia]

Ja, die Schubladen werden Vollauszüge.

nicht alle 4 Schübe beladen gleichzeitig ausziehen, bzw. testen wie stabil er dann steht...

stelle nachher ein paar Bilder ein.

ja gerne...!

PS:
meine Frau wartet immer noch auf Schubläden...

 

[PhilippReis]

nicht alle 4 Schübe beladen gleichzeitig ausziehen, bzw. testen wie stabil er dann steht...

Der Schrank wird mit der Wand verschraubt, das ist dank der massiven Rückwand gar kein Problem. Da bewegt sich dann nichts, auch wenn alle Schubladen ausgezogen sind.

Die Schubladen sind Fleißarbeit mit hohem Fehlerpotential: Falzen, Nuten Fräsen, Löcher bohren. Zum Glück habe ich bisher keinen Bock geschossen. Der Aufbau der Schubladen ist auf dem Bild ersichtlich. Seiten, Boden und Rückwand werden jeweils miteinander verschraubt. So werden sie schön stabil und ein paar kleine Schrauben, die dann an den Schubladenseiten außen sichtbar sein werden, stören mich nicht.

Jetzt müssen noch die Schubladenfronten gemacht werden, und dann heißt es warten auf den passenden Kantenumleimer - meine Frau hat da nen ganz klaren Farbwunsch

 

[PhilippReis]

So, ein wenig mussten Schubladenfronten und Schranktüren noch verkleinert werden: Ich hatte mit 1mm Kantenumleimern geplant, nun kommen 2mm drauf. Außerdem waren nur 2mm Abstand zwischen den Schubladen eingeplant. Damit die Kantenumleimer besser zur Geltung kommen, sollen es da 4mm werden.

Ich habe mir überlegt, wie ich mit meinen Möglichkeiten am besten die 2mm seitlich und die 4mm in der Höhe abnehme. Handkreissäge + Führungsschiene? Möglich, aber dass man sich da mal um 1/10-2/10mm vertut bzw. nicht exakt parallel Sägt, ist durchaus drinnen.

Ich habe mich dann entschieden, erst eine 2mm Falz einzufräsen und die andere Hälfte dann mit dem Bündigfräser abzunehmen. Das hat gut geklappt, nicht zuletzt dank meines hochprofessionellem Fräsanschlag - siehe Bild
Die Falz habe ich mit einem 18mm Fräser von Bosch (normale, schwarze Ausführung) gefräst, Bündiggefräst habe ich dann mit einem 12,7mm Bosch Expert (rote Ausführung) Fräser. Der Unterschied ist gewaltig! Von allen Fräsern, die ich habe (gut, es sind nicht so viele), machen die Bosch Expert die beste Oberfläche und sind auch zum Fräsen die angenehmsten.

Nun muss ich leider auf Pakete warten, bevor ich sinnvoll weiterarbeiten kann...

 

[Alceste]

Auch wenn die Vorgehensweise zum Ziel geführt hat, hier vielleicht zwei Anregungen für eine effizientere Vorgehensweise beim nächsten Mal:

1. Fügen auf dem Frästisch: https://www.holzwerken.net/blog/heiko-rech/fuegen-auf-dem-fraestisch/
2. Parallelschnitte mit der Tauchsäge: https://youtu.be/EbhWwJawMe0 bzw. https://youtu.be/1-nE5qhIKuA?t=563 (ich würde die parallelität hier aber nicht mit einem STangenzirkel herstellen, sondern durch einen 90° winkel)

 

[PhilippReis]

Hi Alceste,

danke für deine Tipps. Ich habe sogar eine einfache Fügevorrichtung für den Frästisch gebaut. An dieser habe ich aber fix 0,5mm Abtrag und hätte dementsprechend 4 mal pro Kante drübermüssen. Außerdem ist an so einer Fügevorrichtung der Abtrag nur perfekt parallel, wenn die Vorrichtung perfekt eingestellt ist. Wenn der Fräser zu wenig weit "vorsteht", dann wird am Anfang mehr abgenommen als am Ende. Wenn der Fräser etwas zu weit raussteht, holt man sich leicht dellen.
Bei Echtholz, dass danach noch durch den Dickenhobel geht, ist das völlig egal, für meinen Anwendungsfall allerdings unschön. Wegen dem 4x pro Kante und wegen diesen potentiellen Fehlern habe ich mich dagegen entschieden, es mit der Fügevorrichtung zu machen.

 

[Alceste]

Du machst es dir da zu schwer. Du nimmst dir einen ganz normalen Anschlag mit co Planaren backen. Dann klemmst du hinter die verschiebbaren backen deinen anleimer, sodass die linke Backe um die Stärke deines anleimers gegenüber der rechten vorsteht. Jetzt nimmst du ein gerades Stück Holz und richtest den Anschlag so aus, dass die linke Backe mit dem Messerflugkreis deines frasers fluchtet. Fertig.
Wenn du keine verschiebbaren backen hast kannst du den anleimer auch mit doppelseitigen Klebeband auf der Backe befestigen. Das 1/10 mehr an Abnahme wird wohl nicht wichtig sein.

Bei Echtholz, dass danach noch durch den Dickenhobel geht, ist das völlig egal,

Das kannst du ja Mal im nächsten thread wo jemand seine abrichte nicht eingestellt bekommt kund tun ;⁠-⁠)

 

[PhilippReis]

Du nimmst dir einen ganz normalen Anschlag mit co Planaren backen.

Das habe ich eben nicht, deswegen mit einem großen Zwinkerer der Hinweis auf meinen hochprofessionellen Fräsanschlag: Ich schraub aktuell einfach bei allem was ich tun muss ein Stück Multiplex mit gerader Kante auf den Tisch Um einen "richtigen" Fräsanschlag zu verwenden, müsste ich erstmal den Tisch umbauen... Aktuell fahre ich gut genug so.

 

[PhilippReis]

Nun ist der Kantenumleimer da, da hilft leider nichts: Kanten ankleben ist angesagt. Ich klebe die 2mm ABS Kanten mit Epoxidharz fest. Ist ein recht nerviger Prozess, weil man immer warten muss, bis das Harz gehärtet ist. Ich glaube, wenn ich wieder so ein Projekt habe, frage ich beim Schreiner um die Ecke nach, ob ich seine Kantenklebemaschine verwenden darf...

Die Kanten sind 23mm breit. Ich lege unter das jeweilige Werkstück einfach kurze Abschnitte des Kantenumleimers, so dass das Werkstück 2mm erhöht ist. So passt das mit dem 18mm starken Plattenmaterial sehr gut.









Zum Bündigmachen der Kanten verwende ich einen kleinen Trick, den ich mir in irgendeinem Video abgeschaut habe: Unter die Fräse wird eine Platte geklebt, und ein Fräser bündig mit dieser neuen Auflagefläche eingestellt. Geht wirklich super, insbesondere mit der asymetrischen, kleinen Kantenfräse, die ich habe - da wird nichts kippelig. Die kleine Kantenfräse ist mein heimlicher Werkzeugliebling.

 

[carsten]

Hallo

Epoxi hab ich dafür noch nie verwendet. Gibt speziellen Kantenleim, auf Basis von Weißleim. Hab auch schon Lackleim genommen.
für kleine Stücke oder wenn es um ein Wiederanleimen geht gern PU, da ich da nie Probleme hatte mit unbekannten Untergründen (vorherige Kleber)

 

[PhilippReis]

Hallo Carsten,

das geht mit Epoxy sehr gut, da auf den Rückseiten der Umleimer Haftvermittler aufgebracht ist. Ggf. ist die Arbeit mit dem Kantenleim etwas weniger nervig, weil man diesen nicht erst anrühren muss. Falls ich mal wieder so ein Projekt mache (eher nicht in nächster Zeit, arbeite lieber mit Echtholz), werde ich das mal testen. Danke für den Tipp.

 

[PhilippReis]

Nach langem hin und her habe ich entschieden, die Schubladenfronten mit Minifix Korpusverbindern zu montieren. Die Funktion kennt man ja zu genüge von IKEA-Möbeln Damit habe ich dann ein bisschen Spiel, um die Schubladenfronten zueinander schön auszurichten. Die Löcher dafür sind mittlerweile alle gebohrt, habe aber vergessen Bilder zu machen....

Letzter Schritt vor dem anmalen sind nun noch die Löcher für die Auszüge. Dann muss ich nach dem Malen nicht markieren und messen, sondern kann direkt schrauben.
Die Auszüge werden an den Schubladen 2mm nach hinten versetzt montiert (dazu ist das grüne Kantenumleimerstück da). Dadurch schlagen die Schubladenfronten nicht an den Schrank beim schließen, und mir gefällt es so auch besser. Morgen wird begonnen, die ganzen Schubladenteile weiß zu malen, und dann nimmt das Projekt langsam (endlich) ein Ende.

 

[odul]

Hallo Carsten,

das geht mit Epoxy sehr gut, da auf den Rückseiten der Umleimer Haftvermittler aufgebracht ist. Ggf. ist die Arbeit mit dem Kantenleim etwas weniger nervig, weil man diesen nicht erst anrühren muss. Falls ich mal wieder so ein Projekt mache (eher nicht in nächster Zeit, arbeite lieber mit Echtholz), werde ich das mal testen. Danke für den Tipp.

Ich habe das Zeugs einmal vor über 20Jahren verarbeitet. Habs mit Pattex aufgezogen. Ging ganz gut und hält bis heute.

 

[PhilippReis]

Schubladen-Endspurt (endlich ):
Alle Schubladenteile werden gerade weiß gemalt. Die 2mm starken Seiten der Kantenumleimer male ich einfach mit an. Da kommt später überall ne Phase drauf, die den Großteil der Seiten einnehmen wird.

 

[PhilippReis]

Die Schubladen sind fertig und meine Frau glücklich mit dem vielen Stauraum
Die Schubladen sind noch nicht gescheit ausgerichtet, das mache ich, wenn die Türen auch fertig sind:

Insgesamt muss ich sagen, dass mir der Möbelbau aus Plattenmaterial weniger Spaß macht als erwartet. Aber: Das anfräsen der Phasen war der Höhepunkt des Schrankbaus. Das hat richtig Spaß gemacht. Eine Phase ist so einfach, eine Phase zu machen, und sieht gleichzeitig so gut aus.
An der schmalen Seite habe ich die Phase von Hand geschliffen, da hatte ich Angst, mit der Fräse zu verkippeln und die Schubladenfronten noch zu versauen.

Nun fehlen nur noch die Türen, aber die müssen warten, bis ein anderes Projekt abgeschlossen ist.

 

[Macchia]

..
das kann sich sehen lassen!
die Lackierung ist gut gelungen, zumindest was auf den Bildern zu sehen ist..

Sockelleiste kommt noch?

Hoffe du zeigst dann den Schrank noch mit den Türen.

 

[PhilippReis]

Hallo Macchia,

ja, die Sockelleiste kommt natürlich noch. Zur Montage kommen dann die untersten 2 Schubladen nochmal raus.

Die Lackierung ist ganz gut gelungen. Ist Wasserbasierter PU-Lack, der mit einer Rolle aufgetragen wurde. Ich bin zufrieden, aber gekauftes Plattenmaterial, das schon weiß beschichtet ist, hat doch ne noch bessere Oberfläche...

 

[Macchia]

das schon weiß beschichtet ist, hat doch ne noch bessere Oberfläche...

die besseren Qualitäten ja, vielleicht.
die günstige Baumarktplatte mit dem Hauch von Nichts als Beschichtung
ist in jedem Fall keine Alternative dafür.

 

[Dietrich]

Hallo Martin,

"ein Hauch von Nichts..." und das auf gemahlenen Spänen

Sehr löblich das der Kollege Tischlerplatte verwendet!

Gruß Dietrich

 

[PhilippReis]

Pressspan kommt mir nicht ins Haus. Dieses lapprige Zeugs mag ich einfach nicht. Wenn ich z.B. an unserem Schlafzimmerschrank sehe, wie die Einlegeböden durchhängen, reicht mir das schon. Mit "gescheitem" Holz packt man da das doppelte Gewicht drauf und hat trotzdem weniger Durchhang.

 

[PhilippReis]

Mittlerweile ist auch der Schrank fertig - und meine Frau hochzufrieden mit dem Stauraum. Ich bin auch recht zufrieden - ein paar kleine Dinge würde ich ändern:
- nächstes mal gibts Soft-Close Auszüge. Fühlt sich einfach besser an.
- Die Griffe der Schubladen würde ich 2cm tiefer montieren.