Gratnut herstellen

Delgado

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Hallo,

ich möchte meinen nächsten Korpus nicht mit einer Dübelverbindung herstellen, sondern die Holzplatten mit einer Gratnut und Gratfeder verbinden.

Jetzt las ich, das ein Vorholz von min. 50mm (Abstand Kante zur Gratnut) eingehalten werden sollte, um ein Zerstören der Gratnut durch Scherkräfte zu vermeiden.

Bei mir wird der Abstand ca. 12mm betragen. Trifft diese Regel auch für fertige Leimholz Bucheplatten zu? Arbeitet die noch so stark?

Hat jemand einen Tipp? Das stellt nämlich meine Konstruktion für das nächste Schränkchen komplett in Frage.

Grüsse
Dirk
 

Mister G

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Trifft diese Regel auch für fertige Leimholz Bucheplatten zu?

Ja. Ob fertige Leimholzplatten, selbstverleimte Lamellen oder unverleimte Leisten ist egal.

Arbeitet die noch so stark?
Mal abgesehen davon, dass Buche ohnehin recht stark arbeitet: selbst wenn das Holz nicht arbeiten würde sind die Scherkräfte groß. Die Gratleiste muss recht stramm sitzen, sonst erfüllt sie nicht ihre Funktion. Und da fliegen Dir Deine 12 mm Vorholz ganz schnell weg.
 

Delgado

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@Mister G
Danke, werde ich wohl doch wieder ne Dübelverbindung machen :emoji_frowning2:
Was passiert denn da genau? Irgendwie verstehe ich es noch nicht. Arbeitet das eingeschobene Brett mit der Gratfeder gegen die Flanken der Gratnut, so das an der Nut das Holz reisst? Sind damit die Scherkräfte gemeint?
 

Norbert

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Hallo Dirk,

12 mm Vorholz sind echt wenig. Aber 20 - 25 mm genügen, wenn Du das Vorholz mit mehreren Dübeln gegen Abscheren (= Abschieben/-spalten der äußeren Nutwange durch großen Druck) sicherst.

Bei meinem Doppelbett, welches nur mit Gratnuten zusammengesteckt ist, hält das schon länger als 10 Jahre: https://www.woodworker.de/forum/bettverbindung-t4229.html#post22010 (siehe 2. Bild).

Gruß

Norbert
 

Mister G

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Was passiert denn da genau? Irgendwie verstehe ich es noch nicht. Arbeitet das eingeschobene Brett mit der Gratfeder gegen die Flanken der Gratnut, so das an der Nut das Holz reisst? Sind damit die Scherkräfte gemeint?

Ja genau. Die Gratfeder drückt gegen die Flanken der Gratnut. Zur Mitte der Fläche hin ist das ja kein Problem - da ist die Scherfläche ausreichend groß. Zur Kopfholzkante aber schon, wenn das Vorholz zu kurz ist. Der Verbund zwischen den Holzfasern ist nicht so sehr groß. Die Nutwange wird parallel zu den Fasern weggeschoben, das Vorholz schert ab.
 

Delgado

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Ja genau. Die Gratfeder drückt gegen die Flanken der Gratnut. Zur Mitte der Fläche hin ist das ja kein Problem - da ist die Scherfläche ausreichend groß. Zur Kopfholzkante aber schon, wenn das Vorholz zu kurz ist. Der Verbund zwischen den Holzfasern ist nicht so sehr groß. Die Nutwange wird parallel zu den Fasern weggeschoben, das Vorholz schert ab.

Ok, danke, das habe ich jetzt kapiert. Ich hätte nicht gedacht, das die Kräfte da so gross wären. Besteht das Problem auch, wenn die Gratnut, quer zur Maserung ist, weil du geschrieben hast '...wird parallel zu den Fasern weggeschoben'. Ist das Verhalten anders, wenn die Gratnut quer zu den Fasern gefräst ist oder ist es wurst? Oder wird grundsätzlich nicht quer zu den Fasern gefräst?

Sorry, wenn ich nochmal nachfrage.

Grüsse
Dirk
 

Mister G

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Wenn ich jetzt hier auf die Schnelle eine Grafik einfügen könnte wäre das einfacher zu erklären - kann ich aber nicht. Also darum umständlich per Text:

Gratverbindungen werden so eingefräst, dass der Faserverlauf der Gratleiste rechtwinkelig zum Faserverlauf der (z.B. Tisch-)Platte liegt. Die Scherkraft im Vorholz (der Tischplatte) verläuft dann parallel zum Faserverlauf der Tischplatte.

Die Gratleiste gleichlaufend mit der Tischplatte einzufräsen macht keinen Sinn. Damit würde die Platte nicht am werfen gehindert und die Nutwangen drohen durch die Keilwirkung der Gratfeder nach unten (Sichtweise wenn der Tisch auf seinen Füßen steht) abzuscheren, bzw. die Tischplatte könnte im Nutgrund längs aufreißen.
 

Delgado

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Gratverbindungen werden so eingefräst, dass der Faserverlauf der Gratleiste rechtwinkelig zum Faserverlauf der (z.B. Tisch-)Platte liegt.

Ok, das verstehe ich noch.

Die Scherkraft im Vorholz (der Tischplatte) verläuft dann parallel zum Faserverlauf der Tischplatte.

Hier habe ich noch Verständnisprobleme :emoji_open_mouth:. Der Faserverlauf der Gratleiste befindet sich im rechten Winkel zu den Fasern der Gratnut.
Ist das so richtig?

Wenn ja, warum treten die Kräfte dann parallel zum Faserverlauf der Gratnut auf? Nach meinen jetzigen Verständnis treten die Kräfte doch gegen den Faserverlauf auf :confused:.

Irgendwie habe ich wohl ein Brett vorm Kopp :rolleyes:.

Grüsse
Dirk
 

ki1968

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Die Gratleiste (blau) drückt mit ihren Flanken lotrecht auf die Wände der Gratnut (grüne Pfeile), sprich in Faserrichtung der Platte, da die Gratnut ja senkrecht zur Faserrichtung der Platte eingebracht wurde. Ist das Vorholz zu knapp bemessen, besteht die Gefahr, dass es abgeschert wird (roter Strich).
 

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Delgado

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Die Gratleiste (blau) drückt mit ihren Flanken lotrecht auf die Wände der Gratnut (grüne Pfeile), sprich in Faserrichtung der Platte, da die Gratnut ja senkrecht zur Faserrichtung der Platte eingebracht wurde. Ist das Vorholz zu knapp bemessen, besteht die Gefahr, dass es abgeschert wird (roter Strich).

Danke Dir/Euch für die Mühe.

Im Klartext muss ich für meinen Verwendungszweck eine andere Holzverbindung wählen, um nicht Schiffbruch zu erleiden. Schade, schade... hätte es so gerne mal probiert, vor allen, weil heute mein Winkelanschlag für die OF gekommen ist.

Besteht das Problem auch bei einer normalen Nut-, Federverbindung?
 

gleiter

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Die passende Eckverbindung übrigens ist eine Zinkung, für Deinen Zweck.

Ist ja auch nett anzusehen und eine handwerkliche Herausforderung zudem.

Gruß, André.
 

Delgado

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Die passende Eckverbindung übrigens ist eine Zinkung, für Deinen Zweck.

Ist ja auch nett anzusehen und eine handwerkliche Herausforderung zudem.

Gruß, André.

Hallo André,

in meinem Fall kann ich ein Verzinken der Seitenteile leider nicht anwenden, da ich an den Seiten exakt 10 mm Vorholz für die Aufhängung benötige. Die fertigen Schrank-, Regalelemente werden dann in ein Metallrohrseitenteil eingehangen. Zur Veranschaulichung habe ich zwei Fotos angehangen.

Ob ich mich auch schon an eine Zinkung rangetraut hätte, is noch ne andere Sache :emoji_wink:.

Grüsse
Dirk



 

ki1968

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Ach, Du warst das mit Niklas… :emoji_grin: In diesem Fall wären Gratverbindungen IMHO doch eine Alternative, da zum einen durch den Versatz der Seitenwände von 10mm mehr Vorholz vorhanden wäre als bei bündigen Seitenteilen, und zum anderen müssen die Verbindungen ja keine hohen Kräfte aufnehmen. Vertikalkräfte sind eh kein Problem und Scherkräfte entstünden allenfalls, wenn jemand versuchen würde die gesamte montierte Regalwand zu verschieben.
Da die Verbindungen (so gut wie) keine Kräfte aufnehmen müssen, sondern in erster Linie den Kasten zusammenhalten sollten, würde ich die Nut minimal großzügiger fräsen, so dass die Seitenwände ohne viel Kraftaufwand reingeschoben werden können.

Mir persönlich wäre das allerdings zu viel Aufwand an einer Stelle, an der es keinen Mehrwert bieten würde, als ich mein Niklas gepimpt habe, habe ich die Seitenwände mit Excenterverbindern und Dübeln zusammengesetzt… :emoji_wink:
 

Delgado

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Ach, Du warst das mit Niklas… :emoji_grin:

Hi Ki,

ja, ich wars :emoji_grin:. Du hasts auch?

Weisst Du, ob man noch an diese Haken rankommt? Sozusagen, die Aufhänger?

Und Du meinst, aufgrund der geringen mechanischen Belastung könnte ich doch eine Gratnutverbindung nehmen? Welche Verbindung wäre denn stabiler, Dübel- oder Gratnutverbindung?
 

ki1968

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Ich hatte auch mal die Niklas-Seitenteile gekauft und den Rest aus Buchenleimholz gebaut, wurde aber vor drei Jahren komplett zum Keller-Regal degradiert :emoji_grin:

Mit etwas Glück könntest Du sie noch bei IKEA bekommen, einfach mal beim Service/Ersatzteil-Depot nachfragen. Ggf. bestellen die die Sachen über die Zentrale, sofern sie noch erhältlich sind.

Prinzipiell kannst Du IMHO eine Gratverbindung nehmen, aber wenn die Verbindung nicht sehr stramm sitzt, ist der Sinn des ganzen irgendwie verfehlt… Und wenn's sehr stramm ist, kann etwas abgeschert werden, zumal das Holz ja ständig arbeitet.

Ich würde ganz konventionell mit Dübeln oder Federn arbeiten und Gratverbindungen an anderen Stellen einsetzen (dummerweise braucht man ja heutzutage keine Schallplattenregale mehr… :emoji_wink: )
 

Delgado

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Hallo Ki,

danke. Wegen der Verbindungsteile werde ich bei Ikea mal anfragen, obwohl das Niklas Regal ja schon lange aus ihren Programm ist.

Ansonsten werde ich ne Dübelverbindung machen und Gratnuten anderswo einsetzen.
 
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