Gesellenprüfung - Theorie- und Praxis durchgefallen

uli2003

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Das ist wirklich für junge Leute, die wegen diverser mitgebrachter Probleme in einem "normalen" Ausbildungsbetrieb wahrscheinlich kein halbes Jahr durchhalten würden. Zumindest teilweise.
Stellt sich dann natürlich die Frage, ob sie nach der Ausbildung in einem 'normalen' Betrieb durchhalten werden. Als Betriebsinhaber kann ich sagen - da wird dann Leistung erwartet, und das zu Recht.
 

fahe

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Stellt sich dann natürlich die Frage, ob sie nach der Ausbildung in einem 'normalen' Betrieb durchhalten werden. Als Betriebsinhaber kann ich sagen - da wird dann Leistung erwartet, und das zu Recht.
Unbestritten. Da hast Du natürlich Recht. Aber ist das nicht immer und auch branchenübergreifend so?

Dem Vernehmen nach soll's ja immer wieder auch "Young Professionals" geben, die - sogar trotz guter Abschlüsse - gar nicht so professionell sind. Oder Leistung nicht bringen können. Oder Leistung nicht bringen wollen. Oder, oder, oder...

Was Ole da mit den Mädels und Jungs macht, finde ich dennoch klasse. Die kriegen eine Chance. Diejenigen, die es schaffen, machen am Ende eine ganz normale Prüfung... und kriegen den Brief auch nicht geschenkt. Und ein paar halten durch. Und ein paar, sagt er, werden sogar klasse Handwerker.

Aber ohne so etwas - verbunden vielleicht mit etwas unglücklicher Auswahl des "normalen" Ausbildungsbetriebs - hätten viele davon nicht einmal die Chance. Wenn die dann mit 'ner Bürgergeldkarriere durchs Leben gehen, oder 'n Kleinstunternehmen im Görli starten, finden wir alten weißen Männer das ja auch nicht so doll, gelle? :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
 

uli2003

ww-robinie
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Was Ole da mit den Mädels und Jungs macht, finde ich dennoch klasse. Die kriegen eine Chance. Diejenigen, die es schaffen, machen am Ende eine ganz normale Prüfung... und kriegen den Brief auch nicht geschenkt. Und ein paar halten durch. Und ein paar, sagt er, werden sogar klasse Handwerker.
Das spreche ich ja gar nicht ab.
Das macht er aber nicht im Ehrenamt, sondern bezahlt von uns allen, genau wie die Azubis auch. Irgendwie bekomme ich bei staatlich finanzierten Methoden und 'schwierigen' Jugendlichen immer einen Kloß in den Hals.
 

weissbuche

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Zu den Gesellenstücken, da bin ich ganz bei uli. Wir haben auch immer dazu geraten, lieber einen ordentlichen Nachtschrank zu bauen und nicht den Schreibtisch bei dem nichts funktioniert. Ich kannte unsere Betriebe und habe den Lehrlingen auch immer ganz offen gesagt, was da abläuft, was die machen und wie Lehrlinge in vorigen Prüfungen abgeschnitten haben. Mußte dafür 2mal bei der Innung antanzen und wurde auch auf der Innungsversammlung von einigen Betriebsinhabern angegangen. Konnte das aber immer gut begründen. Das einige Betriebe besser nicht ausbilden sollten kann ich nur unterstützen. Andererseits ist man ja auch froh über jede Ausbildungsstelle. AbH gibt es bei uns auch, wird aber wenig angenommen. Die DAA hat Programme laufen für Leute mit Förderungsbedarf. Da arbeiten die Leute in normalen Betrieben und werden von der DAA gefördert. Auch für die Betriebe interessant. Alle Hilfsmaßnahmen müssen aber auch von den Eltern und dem Lehrling getragen werden. Nach meiner Erfahrung mangelt es daran aber oft. Eine Maßnahme aufzwingen hilft nicht. Einige Jahre arbeiten und dann einen neuen Versuch starten, so einen Spätzünder hatte ich auch einmal, hat prima geklappt.
 

fahe

ww-robinie
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Das macht er aber nicht im Ehrenamt, sondern bezahlt von uns allen, genau wie die Azubis auch. Irgendwie bekomme ich bei staatlich finanzierten Methoden und 'schwierigen' Jugendlichen immer einen Kloß in den Hals.
Auch da wieder: Kann ich ja nachvollziehen. Wenn aber alternativ die Gefahr besteht, dass zumindest ein Teil davon mehr oder weniger im Sozialsystem hängenbleibt und ein bisschen nebenher schwarz jobbt, finde ich die Steuerkohle "bei staatlich (mit)finanzierten Methoden und 'schwierigen' Jugendlichen" ganz gut investiert.
 

mauser

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Hallo Zusammen,

danke für das Feedback – ich denke auch das mit z.B. ABH wäre ein vernünftiger Gedanke und vielleicht noch ein Gespräch mit dem Praxislehrer in der Berufsschule.
Auch was @weissbuche schreibt ist wahrscheinlich eine Idee, aber bis dahin wird der Junge dem Handwerk wahrscheinlich verloren gegangen sein.
Der Junge wird in irgendeiner Maßnahme landen, dann Pakete ausfahren oder irgendwo über das Arbeitsamt Gabelstabler fahren.

Kurz um – das Thema Lehrling => Ausbildungsbetrieb =>Lehrling muss mal überdacht werden. Wenn ich mir die Gesellenstück anschaue, ist von der „Kartoffelkiste“ bis „highEnd“ alles dabei. Vielleicht müssen auch Gespräche von den Lehrern mit dem Ausbildungsbetrieb stattfinden. Wenn Zeugnisse kommen, ist oft schon zu spät.

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

uli2003

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Eigentlich sollten Betrieb und Schule ihre Pappenheimer nach 4 Wochen erkennen.
Das tun sie auch. Ändert aber nix.

Kurz um – das Thema Lehrling => Ausbildungsbetrieb =>Lehrling muss mal überdacht werden. Wenn ich mir die Gesellenstück anschaue, ist von der „Kartoffelkiste“ bis „highEnd“ alles dabei. Vielleicht müssen auch Gespräche von den Lehrern mit dem Ausbildungsbetrieb stattfinden. Wenn Zeugnisse kommen, ist oft schon zu spät.
Man möchte sich ja mit seinem Gesellenstück auch etwas profilieren. Wir hatten schon High-End mit unter 100 Std. Fertigungszeit und Kartoffelkisten mit 130 Stunden. Jeder ist anders. Natürlich wird den Azubis je nach Leistungsstand zu mehr oder weniger Aufwand geraten. Verpflichtung zur Umsetzung gibt's jedoch nicht.
 

Christoph1981

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Das spreche ich ja gar nicht ab.
Das macht er aber nicht im Ehrenamt, sondern bezahlt von uns allen, genau wie die Azubis auch. Irgendwie bekomme ich bei staatlich finanzierten Methoden und 'schwierigen' Jugendlichen immer einen Kloß in den Hals.
So lange wir als Staat den Großbetrieben in unterschiedlichen Bereichen die Milliardensubventionen gönnen (und noch steuerlich großzügig quersubventionieren), sollte auch für die Schwächeren in unserer Gesellschaft etwas Geld da sein.

Ich arbeite seit 1999 im sozialen Bereich, zunächst in der ausserbetrieblichen Ausbildung, dann auch abH (ausbildungs-begleitende-Hilfen) und Berufsvorbereitung (mehrere Jahre).
Seit 20 Jahren versuche ich mit wechselndem Erfolg, Menschen in der Grundsicherung SGB II = Jobcenter so zu beraten, dass sie sich in den Arbeitsmarkt integrieren können.
Nicht alle kommen mit den Anforderungen klar, die sie erfüllen müssen. Manche brauchen mehr Zeit und Ansätze, andere weniger. Manche schaffen es gar nicht.
Aber alle brauchen Chancen, geht auch nicht nur um Geld verdienen...

Zum Ausgangspunkt: Entweder mit Unterstützung (Berufsberatung wäre hier richtig) noch die zweite Prüfung versuchen.
Oder als Helfer in einem anderen Betrieb mit besseren Möglichkeiten des Lernens eine Stelle zu finden, dann später eine Externenprüfung versuchen.
Wenn möglich noch die Variante eines Wechsels des Betriebes mit neuem Beginn der Ausbildung im 2. Jahr?

Was wäre der Mensch denn bereit einzusetzen?
 

uli2003

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So lange wir als Staat den Großbetrieben in unterschiedlichen Bereichen die Milliardensubventionen gönnen (und noch steuerlich großzügig quersubventionieren), sollte auch für die Schwächeren in unserer Gesellschaft etwas Geld da sein.
Ja natürlich, habe ich etwas anderes gesagt? Es ging mir um die personelle Beschreibung des von Falk angesprochenen Werks. Hat seine Berechtigung, keine Frage, bezahlt wird's trotzdem, und ich vermute gut.
Wer im sozialen Bereich arbeitet ist noch lange nicht selbstlos.

Was wäre der Mensch denn bereit einzusetzen?
Das würde mich auch interessieren.
 

Lorenzo

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Durch die Betonung der guten Bezahlung, der nicht vorhandenen Selbstlosigkeit, und den eingesetzten Steuergeldern äußerst du durch die Blume auch Kritik. Ist zumindest mein Eindruck.
 

Christoph1981

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Irgendwie bekomme ich bei staatlich finanzierten Methoden und 'schwierigen' Jugendlichen immer einen Kloß in den Hals.

Das war der Satz von @uli2003, der mich dazu bewog, meinen Beitrag zu schreiben.

Natürlich nehme ich für mich nicht in Anspruch, selbstlos zu sein. Muss mein Leben ja auch finanzieren.
Aber ab und zu kann ich Leuten auf den Weg helfen, was dann der Gesellschaft einig Vorteile bringt. Den Menschen aber sichtbar mehr
 

fahe

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Durch die Blume schon, allein durch die Hervorhebung.
Ach Uli... Ich habe das Berliner Beispiel genannt, weil ich das erstens ein klitzekleines bisschen aus Gesprächen und eigener Anschauung kenne... und meinte, dass es ähnliche Initiativen sicher auch in anderen Bundesländern gibt.

Also, meine Oma hätte das ohne zusätzliche Erklärung erkannt. :emoji_kissing_heart:
 

kberg10

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Bei dem Einen nützt kein Schieben und andere ergreifen einen Strohhalm. Es gibt soviele Menschen mit Hanycaps wo man einfach nur Respekt zollen kann.
In dem geschilderten Fall wäre es sinnvoll sich mal anzuschauen wo seine Fähigkeiten liegen und das ganze mal analysieren. Ich bin mir sicher dass er irgendwas bestimmt gut kann. Das herauszufinden ist sicher nicht leicht aber möglich.
 

weissbuche

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In dem von mir erwähnten Fall, haben einige Jahre als Hilfsarbeiter im Straßenbau die Erkenntnis reifen lassen, daß Tischler doch Vorzüge hat. Wir haben das dann mit Hilfe der DAA durchgezogen und geschafft. Hat die Prüfung bestanden und arbeitet meines Wissens immer noch im Beruf.
 

magmog

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Guuden,

letzte Woche lief im NDR ein Bericht über einen Jugendrichter a.D. der ehemalige Delinquenten aufsucht,
um sich über deren weitere Lebenswege zu erkundigen.
Trifft hier nicht ganz zu, die waren einige Nummern härter,
aber es geht darum, dass es durchaus sinnvoll ist, jungen Menschen eine Chance zu geben.
Wenn Verlorene verlieren verlieren wir alle!

https://www.ardmediathek.de/video/n...5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM2MzU0M19nYW56ZVNlbmR1bmc
 

seschmi

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Mir hat es in solchen Situationen immer geholfen, zu schauen, was er eigentlich kann (oder besser: Gut kann).

Das klingt immer nach Motivations-Blabla, aber dennoch machen das eigentlich wenig Leute: Wenn man mit Chefs redet, hört man immer erstmal viel, was deren Mitarbeiter nicht können.

Hier war der Startpunkt auch erstmal, was er nicht kann, offenbar Prüfungen, Theorie und Möbelschreinerei. Auf der positiven Seite wurde „Anpacken“ genannt, was schonmal ein guter Start ist.

Deshalb wäre mein Ansatz: Erstmal nach Stärken schauen, und versuchen darauf aufzubauen.
 

uli2003

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Ich hatte ja auch schon einige Auszubildende. Ich habe keine Ahnung, wer der an diesem Thread Beteiligten da mitreden kann, da er ausbildet, oder im Ausbildungsumfeld tätig ist.
Ich hatte schon gute und schlechte Auszubildende. In den letzten Jahren lag es bei schlechten Auszubildenden gar nicht am Können, an der Prüfungsangst oder Ähnlichem. Nein, die Ausbildung ist eine 'notwendige, zu erledigende Aufgabe, für die ich möglichste wenig (=keine) Freizeit opfern möchte, natürlich gut bezahlt werden will (für welche Leistung genau?), und meine anderweitigen Hobbys/Verpflichtungen natürlich immer vorangestellt sein müssen. Das ist meine leidige Erfahrung.
Ja, natürlich fällt einem das Bestehen der Prüfung nicht in den Schoß. Aber die Argumentation ist manchmal abenteuerlich. Beliebt: 'Ich kann kein Mathe' - sorry, welches Mathe? Das sind Grundrechenarten aus der Primarstufe. Ich wüsste nicht, das in einer Prüfung mal die Fläche eines Kreises gefordert wurde.

Und es ist nicht sofort so ein Angebot wie @fahe es gezeigt hat nötig. Zudem da sicher auch nach SGBIII Zugangsbedingungen gefordert werden.
Meistens hilft es, sich auf den Allerwertesten zu setzen und zu pauken, und mehr auf die Work- als auf die Life-Balance zu geben.
 

fahe

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Nein, die Ausbildung ist eine 'notwendige, zu erledigende Aufgabe, für die ich möglichste wenig (=keine) Freizeit opfern möchte, natürlich gut bezahlt werden will (für welche Leistung genau?), und meine anderweitigen Hobbys/Verpflichtungen natürlich immer vorangestellt sein müssen. Das ist meine leidige Erfahrung.
...deckt sich aber eben nicht mit dem von @mauser beschriebenen Kandidaten.
 

uli2003

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Ich hatte dieses Jahr auch so einen Kandidaten. Der wäre auch beinahe in beiden Teilen durchgerasselt.
Hat aber auch keine Minute mehr als nötig investiert.
Daher bin ich mir da gar nicht so sicher.
Wir haben in der Innung auch Trockenbauer/Tischler, wo Azubis gut bestanden haben, aber auch welche nicht, und Zack - geschoben wird es auf den Betrieb.
 

weissbuche

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An diesem Thread mitreden kann. Während der Selbstständigkeit 6 x Lehrlinge gehabt. Von guten Plätzen, auch bei der guten Form, bis im zweiten Anlauf gerades bestanden alles dabei. Dann 25 Jahre BGJ/BFS und 15 Jahre Prüfungsausschuss. Jetzt zwar einige Jahre raus aber das Thema interessiert mich immer noch. Ich bin so ein wenig hin- und hergerissen. Die Typen die uli beschreibt, kenne ich auch. Ich kenne aber auch die Leute, die wollen aber aus den verschiedensten Gründen nicht können. Eine generelle Vorgehensweise hab ich nie gefunden, habe das dann individuell entschieden. Was mich all die Jahre immer wieder erschüttert hat, war das teilweise vollkommene Desinteresse der Eltern am Werdegang ihrer Kinder. Da kam häufig nichts. Das konnte/kann ich nicht verstehen.
 
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