Gesellenprüfung - Theorie- und Praxis durchgefallen

mauser

ww-birnbaum
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Hallo Gemeinde,

bei einem befreundeten Betrieb hat sich ein Lehrling beworben um nach der bestanden
Gesellenprüfung dort anzufangen. Leider hat dieser weder die Theoretische noch die Praktische Prüfung bestanden.
Also geht das Ausbildungsverhältnis weiter im Lehrbetrieb.

Wir hatten den Lehrling eine Woche im Betrieb – dass er mal was anderes sieht außer Fenster.
Er war jetzt nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber packte mit an.

Ich befürchte das es in dem nächsten halben Jahr bis zur erneuten Planung zur Gesellenprüfung und danach es wieder nichts wird – der Junge ist sonst so „lost“.
Meiner Meinung nach müsste er den Betrieb wechseln, um die Gesellenprüfung zu bestehen, aber welcher Betrieb tut sich das an, wer macht sowas?

Hat wer eine Idee?

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

mauser

ww-birnbaum
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Hallo dermike,

da bin ich absolut bei dir. Ein Betrieb der nur Fenster und Fassade macht. Wie soll das
mit einem Gesellenstück (Möbel) funktionieren.
Mal ganz von der Ausstattung von Maschinen abgesehen (Furnierpresse, usw.)
Da sollten die Kammern und Innungen mal in sich gehen.So wird das nichts mit dem Nachwuchs im Handwerk.

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

Pareto

ww-kirsche
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Guuden,

mit dem Lehrlingswart der Innung als Vermittler reden, den Betrieb fragen ob er eine Freigabe geben würde
und einen anderen Betrieb suchen.
Das sehe ich auch als erste und wichtigste Anlaufstelle.
Man sollte davon ausgehen, dass diese Leute ihre Betriebe kennen und in Kontakt stehen. Gerade in ländlichen Gegenden gibt es oft eine helfende Solidarität.

Von dem Auszubildenden kann man nicht erwarten, dass er sich selbst kümmert. Hätte er diese Energie, wäre er vermutlich nicht durchgefallen (das ist natürlich sehr verkürzt dargestellt).
Auch von dir @mauser kann man das nicht erwarten - deine Hebel sind vermutlich zu kurz und dein Gewicht zu leicht (Vermutung).
In solchen Fällen helfen nur Diplomatie und Networking.

Natürlich wäre es auch gut, wenn der ausbildende Betrieb eine Einsicht und Engagement zeigen würden - wenn man "von Chef zu Chef" redet und um Hilfe bittet.
 

Pareto

ww-kirsche
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Nachtrag:
In vielen Jahren und nach vielen Auszubildenden habe ich festgestellt, dass sich oft auch persönliche Sympathien zwischen Gesellen und Auszubildenden entwickeln.

Als Beispiel nehme ich mal mich selbst und meinen letzten Lehrling (allerdings nicht als Schreiner, sondern als Sonnenschutzmechatroniker, also für mich fachfremd): Flüchtling/Einwanderer, keine Ahnung von Handwerk und "deutschen Tugenden" (jaja...), kein Wort Alemannisch :emoji_wink:, nahe 30 Jahre bei Beginn der Ausbildung.
Ich selbst in der Situation als "Altgeselle".

Wir haben in den drei Jahren ein väterlich/freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Er ist bei mir in eine harte Schule gegangen, hat aber auch gelernt, was eine Lohnsteuererklärung ist und dass man oftmals die Zähne zusammenbeißen muss.
Ich bin oft kopfschüttelnd nach Hause gekommen und habe mich bei meiner Frau bitter beklagt. :emoji_expressionless:

Nach dem ersten Gesellenjahr hat sich unser Betrieb aufgelöst und wir sind getrennte Wege gegangen: Er auf die Meisterschule (was ich - zu meiner Schande -ihm nicht zugetraut hatte) und ich habe den Beruf gewechselt.
Dann hat er mir angerufen: Der Betrieb, bei dem er sein Meisterstück hätte machen sollen, hat ihm abgesagt. :emoji_astonished: Ich war der einzige Faden in seinem Netzwerk.

Letzten Winter hat er bei mir in der Scheune sein Meisterstück gebaut. Ich hätte nie gedacht, dass das funktioniert.
Jetzt hat er seinen Meisterbrief: Mit der Note 1,xx ! :emoji_heart_eyes:

Lange Rede... was will ich sagen?
Wenn es jemand gäbe, der ihn "an die Hand nimmt", der ihm tatsächlich zugeordnet ist, der ihn mit auf den Bau nimmt, der ihm auf die Finger schaut und -klopft, und ihm Mut macht... dann könnte das was werden.

Wenn er nur nebenherläuft, dann wird das nix.
 
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uli2003

ww-robinie
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Was ist die Intention des Threads?
Die Theorie sollte er auch dann schaffen, wenn er nur Trockenbau gemacht hat.
Praktisch ist es manchmal schwierig.
Wenn der Junge Interesse hat und den Beruf wirklich machen möchte, dann übernehmt ihn doch und helft ihm durch die Prüfung.
Ich bin übrigens Lehrlingswart meiner Innung. Wir können gegen geltendes Ausbildungsrecht aber auch nichts machen.
Höchstens gegen Verstöße gegen den Rahmenplan. Hilft dem Azubi jetzt aber auch nicht mehr weiter.
 

mauser

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Guten Morgen Uli,

meine Frage war, ob es eine Idee gibt, um den Jungen zu helfen.
Du kannst dir sicher vorstellen, dass die Motivation bei dem Lehrling gerade im Keller ist, um mit vollem Elan weiterzumachen.

Als Lehrlingswart kommt so eine Aussage – nur Trockenbau oder in einer richtigen Schreinerei mit Möbel und Fenster gelernt wird doch bei der praktischen Gesellenprüfung nicht berücksichtig.
Ihr kennt die Betriebe, wird aber bei euch Null berücksichtigt.

Na klar, wir sollen jetzt Zeit und Geld in den Lehrling investieren wo wir alle wissen das er es wieder nicht schaffen wird – es fehlen einfach die Basics.
Der Junge muss dahin wo die Ausbildung vernünftig zu Ende gebracht werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

mauser

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Hallo Arkhan,

nein – ich sagte bereits das der Lehrling nicht die hellste Kerze auf der Torte ist.
Ich soll also jemanden einstellen der nichts kann und ich immer hinter ihm stehen soll?
Gehalt möchte er auch haben. No way.

Wir haben selbst mit unseren eigenen Lehrlingen zu kämpfen, um die Aufgaben der Eltern zu übernehmen.Es ist ein guter Junge - freundlich, neugierig, kann mit anpacken, ist sich für nichts zu schade usw.

Aber das war es schon – ein Handlanger – leider.

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

Arkhan1806

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Naja, dann ist das natürlich schwierig. Ihr selbst (bzw. euer befreundeter Betrieb) wollt ihn nach der Ausbildung übernehmen, aber den restlichen Aufwand bis dahin nicht aufbringen. Und im aktuellen Betrieb schafft er die Ausbildung - laut dir - wahrscheinlich nicht.
Wenn schon ihr ihn nicht fertig ausbilden wollt, warum sollte das denn dann ein dritter Betrieb machen?
 

mauser

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Hallo Arkhan,

ich sage mal Klassiker – reiner Fensterbaubetrieb, oder Fertighaushersteller.
All diese bilden Schreiner aus.
Die Jungs sind an einer Maschine oder nur in der Werkstatt, bei der anderen Firma nur auf der Baustelle. Es kann alles super funktionieren und jeder ist happy aber zur Gesellenprüfung reicht es eben nicht – weil nie furniert, nie lackiert, nie gefräst …

Dann kommt die Schule und will Zeichnungen sehen.

Ich bin mir sicher, dass die meisten Lehrer der Berufsschule den Betrieb durch besuche kennen und wissen was dort möglich ist und eben auch was nicht – aber das interessiert die Prüfer nicht.

Arkhan, es geht doch nicht um das was ich will – ich möchte das der Junge seine Ausbildung fertig macht und was hat.
Es muss doch Einrichtungen geben, die dem ganzen noch eine Schub ins positive geben kann. Früher gab es z.B. ABH bei uns in Bayern.

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

brubu

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Hallo zusammen
Helfen kann ich sicher nicht, es erinnert mich an einen Kollegen der in einem veralteten Fensterbetrieb seine Schreinerlehre machte.
Mit viel zusätzlichem Eigeneinsatz und Hilfe hat er es geschafft. Danach fand er soziale Arbeitgeber und musste viel nachholen.
Wenn aber die Eigeninitiative fehlt wird es eher unmöglich.

Aus anderen Erfahrungen bei uns ist es leider so, dass die Ämter, Verbände etc. leider nur schön reden aber konkret nicht helfen können oder wollen. Was mich aber sehr stört bei der heutigen Bürokratie und dem "Sicherheitswahn" ist, dass offensichtlich nicht geeignete Betriebe trotz amtlicher Aufsicht immer noch ausbilden dürfen.
 

Pareto

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Mal abgesehen von diesem Einzelschicksal und der ursprünglichen Intension des Threads...
Das ist ein Thema, das mich schon viele Jahre beschäftigt und wo ich noch keine Antwort gefunden habe:

Was ist mit Auszubildenden, die für den Beruf ungeeignet sind?
Soll man diesen Menschen durch die Prüfung helfen und sie anschließend als Facharbeiter auf die Menscheit loslassen?
Oder ist es besser, dass diese Leute den Gesellenbrief nicht haben und etwas anderes tun? Immerhin ist das eine qualifizierende Prüfung...
... Prüfungen, die jeder besteht, sind eigentlich keine.

Ich rede jetzt nicht von diesem Fall im speziellen, @mauser - ich finde dein Anliegen sehr ehrenhaft.
Aber wäre es gegebenenfalls nicht besser, dass jemand ohne Gesellenbrief in einem Betrieb seinen Platz findet und seine Arbeit mit seinen Möglichkeiten erfüllt?

Ich habe in jedem Betrieb (und das waren einige...) ungelernte Kollegen und Quereinsteiger erlebt, die einen guten Job machen.
Ob das nun als Monteur, als Allrounder oder Maschinenbediener ist.

Wenn ein Kunde einen Facharbeiter bestellt, erwartet er nicht nur einen Gesellenbrief, sondern eine kompetente Person.
Als Arbeitgeber dito.

Mir ist bewusst, dass diese These in einem gewissen Widerspruch zu meinen obigen Äußerungen steht, aber wie gesagt:
Ich kann mir selbst keine abschließende und allgemeingültige Meinung bilden. :emoji_confused:
 

uli2003

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Wir kennen die Betriebe, aber natürlich nicht vollumfänglich.
Es ist aber nicht möglich, einem Betrieb ‚mal eben so‘ nach Hörensagen die Ausbildung zu untersagen.
Und machen wir uns nichts vor - die Tischlerlehre ist keine Raketentechnik. Das lernt man auch in einem Betrieb, welcher nicht schwerpunktmäßig Möbel baut. Was soll denn der Möbeltischler machen, wenn wie in diesem Jahr das Thema Wandanschluss von Bauelementen (Außentür) kommt? ‚Haben wir nie gemacht‘? Unsinn.
Theorie ist für alle gleich schwierig, das Ergebnis liegt in der Hand des Azubis und nicht des Betriebes.
Übungslehrgänge für Handproben werden auch angeboten, wer unsicher ist, kann dort teilnehmen. Oh, die liegen auf einem Wochenende. Das passt natürlich nicht in die Freizeitgestaltung.
Und wenn der Betrieb nicht für den Möbelbau aufgestellt ist, dann baue ich als Azubi ein einfaches Stück was sich dort machen lässt. Ja, das geht.
Es mag eine Schnittmenge geben, aber es gibt auch für den Beruf ungeeignete Menschen.
Und es gibt auch einfachere Möglichkeiten wie den Holzbearbeiter oder Holzmechaniker.
 

mauser

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Hallo Pareto,

ich denke nicht das es sich um ein Einzelschicksal handelt. Das Thema mit den Praktikanten/Lehrlingen habe ich mehrmals umschrieben.
Wir sind für Praktikanten, und wenn der zwei oder dreimal in den Ferien für eine Woche um 07:00h kommt, hat er oder sie die Lehrstelle zu 95% - jeder weiß dann worum es später in der Ausbildung geht.

Pareto – natürlich kann ich meinen Lehrling ohne Gesellenbrief für 17,00€ einstellen.
Der Junge kennt die Firma, weiß wo was ist, die Maschinen usw. – aber das will ich nicht.
Er hat aber später auch noch keinen Gesellenbrief – auch beim Arbeitsamt wird nach dem Abschluss bewertet.

Einfache Gesellenstücke?
Da sind schon geile Möbel dabei, wobei ich die Stundenzahl nicht wissen will und völlig unreal zu 80ig ist. Aber das weiß der Prüfungsausschuss natürlich besser.

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

uli2003

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Da sind schon geile Möbel dabei, wobei ich die Stundenzahl nicht wissen will und völlig unreal zu 80ig ist. Aber das weiß der Prüfungsausschuss natürlich besser.
Natürlich. Und das ist auch gut so. Zeitmäßig wissen wir das allerdings auch nicht genau, wer soll das wie prüfen?
Ja, man kann ein einfaches Stück anfertigen, welches im jeweiligen Betrieb auch umzusetzen ist.
Viele übernehmen sich einfach.
 

Martin45

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Sowas ist immer eine Zwickmühle. Einerseits ist es für ihm gut was in der Tasche zu haben, andererseits gaukelt der Schein einem Betrieb der ihn einstellen will vor, dass er auch was kann/qualifiziert ist und soll das Geld dafür ihm bezahlen.
Mir fallen spontan zwei Dinge ein.
1. Die Agentur für Arbeit bietet über ASAflex (so heißt es in NRW, keine Ahnung ob bundesweit, hießen früher ausbildungsbegleitende Hilfen ABH) Hilfen an, die nix kosten, aber durchaus von Fachleuten durchgeführt werden und wo ich bei motivierten Azubis schon erstaunliche Resultate gesehen habe. Andererseits, wer als Azubi nicht das passende Mindset hat, sondern meint ihm wird alles passiv automatisch eingetrichtert, dem hilft das auch nicht.
2. Ansonsten würde ich sagen der Azubi ist so ein Klassiker für eine 2 oder 2,5jährige Ausbildung als Assistenzausbildung, Fachkraft für... o.ä.
Diese Ausbildungen sind deutlich abgespeckt und gemacht für Grundlagenkenntnisse und "was in der Tasche" zu haben.
Ihn "irgendwie" mit hängen und würgen und tausend Hilfen von drumherum durch die Ausbildung zu Boxen sehe ich persönlich skeptisch, siehe oben.
3. Wenn er ein paar Jahre (5?) als Helfer arbeitet, darf er doch auch zur Prüfung, wenn mich nicht alles täuscht. Man muss manchmal akzeptieren, dass für manche Menschen der gerade Weg schwierig ist und das Ziel nur etwas steiniger zu erreichen ist.
 

Pareto

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Pareto – natürlich kann ich meinen Lehrling ohne Gesellenbrief für 17,00€ einstellen.
Der Junge kennt die Firma, weiß wo was ist, die Maschinen usw. – aber das will ich nicht.
Warum eigentlich nicht?

Letztendlich wird die berufliche Laufbahn und damit sein Einkommen von seiner Eignung und seinen Leistungen abhängen.
Warum soll ein leistungsfähiger fachfremder Arbeiter weniger verdienen, als ein unterdurchnittlicher Facharbeiter?

Irgendwann im Berufsleben müssen wir beweisen, was wir wert sind; danach werden wir dann (hoffentlich) bezahlt.
Wer bewiesen hat, dass er eine Prüfung schafft, hat einen Vorsprung. Aber letztendlich sollte ein Arbeiter nach seiner Leistung bezahlt werden und nicht nach einem Dokument, was er irgendwann erworben hat.

Ja, das ist Wunschdenken.

Und das Arbeitsamt... Die paar Male, die ich mit denen zu tun hatte, waren die Sachbearbeiter sehr kompetent.
Das ist kein Wunschdenken, sondern meine Erfahrung.
Die meisten Sachbearbeiter können einschätzen, ob ein Bewerbender ein Selbstläufer ist, ein vermittelbarer oder ein hoffnungsloser Fall.

Dasselbe sollte auch für Arbeitgeber gelten: Ein gutes Arbeitszeugnis gilt mehr als ein Gesellenbrief.
Das wiederum ist Wunschdenken. :emoji_wink:
 

Franz-Josef_B.

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Die Idee mit den Berufsförderwerken ist schon mal sehr gut. Ich habe eine weitere, vielleicht als Alternative: Ich kenne Holzwerkstätten an Universitäten und Fachhochschulen, die sowohl für Fachbereiche/Fakultäten (z.B. Architektur, Bauingenieurwesen) als auch für die Hausverwaltung im Rahmen von Instandhaltung und Umbauten arbeiten. Meistens wird dort nicht im ganz großen Stil ausgebildet, oft gibt es nur einen Lehrling pro Jahrgang oder auch mal gar keinen, weil sich nur Pfeifen beworben haben. D.h., es gibt in solchen Häusern oft noch ungenutzte Kapazitäten. Durch die "behördliche Nähe" - schließlich sind Handwerkskammer, Arbeitsamt und Uni/FH jeweils Einrichtungen der öffentlichen Hand - gibt es meistens auch entsprechende, bereits bestehende Kommunikationskanäle und Kooperationen. Vielleicht kann man den jungen Mann also in einer nahegelegenen Hochschule unterbringen, wo er mal ohne den Leistungs- und Zeitdruck des normalen Gewerbes von einem Meister oder Altgesellen unter die Fittiche genommen wird, um bisher offenbar nicht vermitteltes Grundwissen und entsprechende Fertigkeiten zu erwerben.
 

fahe

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Es muss doch Einrichtungen geben, die dem ganzen noch eine Schub ins positive geben kann. Früher gab es z.B. ABH bei uns in Bayern.
...in Berlin kenne ich so ein Angebot ein bisschen aus eigener Anschauung. Das ist wirklich für junge Leute, die wegen diverser mitgebrachter Probleme in einem "normalen" Ausbildungsbetrieb wahrscheinlich kein halbes Jahr durchhalten würden. Zumindest teilweise.

Da ich aller paar Wochen dort bin*, kann man anhand der Werkstücke ganz gut verfolgen, wie sich die Skills ziemlich langsam von "geht gar nicht" zu "kann vielleicht doch noch was werden" entwickeln. Und ja, bei weiten nicht bei allen. Und die Quote derer, die am Ende der Ausbildungszeit dennoch nicht in der Lage sind, den Gesellenbrief zu schaffen, ist auch deutlich höher als in "normalen" Ausbildungsbetrieben. Also selbst, wenn man den nicht allzu geringen Anteil derer, die einfach selbst auch keine Motivation haben und eher hinwerfen, abzieht.

Ich denke, ähnliche Angebote sollte es sicher auch in anderen Bundesländern geben... und die Berufsberatungen der Agenturen für Arbeit sollten eigentlich einen Überblick haben.


* Ole, der freundliche junge Mann aus dem Video ist, wie man neudeutsch sagen würde, der "Host" unseres Drechslerstammtischs "Mittlerer Osten".
 
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