Schönen guten Abend zusammen,
interessante Diskussion
Ich möchte malt die - durchaus provokante - These aufstellen, dass das Kostenargument ein vorgeschobenes ist. Ähnlich wie "ich habe einfach keine Zeit".
Ist es denn nicht so, dass man sich hinter den "zu hohen Kosten" oder der "fehlenden Zeit" versteckt?
Ich erlebe es - Tag täglich -, dass etwas geht - wenn's denn dann sein muß. Aber eben erst, wenn der Druck groß genug ist, um den schweren Wagen den Berg hochzuschieben.
Ja, es ist furchtbar teuer, "sowas" heute noch herzustellen. Ja, wir haben heute - deutlich - bessere (?) Maschinen als damals - und ja, die Schreiner von "damals" mußten gezwungener Maßen mehr mit ihren Händen tun, als das die heutigen tun müssen. Nur. sind sie deswegen unbedingt "talentierter"? Generell betrachtet (und da liegt schon der Wurm drin!) kann man das so bestimmt gar nicht sagen. Was bei dem einen stimmt, muß bei dem anderen noch lange nicht stimmen. Ich bin überzeugt, dass es auch heute noch hervorragende Schreiner gibt (sieht man ja nur zu oft). Die Arbeitsmethoden haben sich aber geändert. Warum muß jemand, der eine 5 Achs CNC programmieren & (richtig...) bedienen kann weniger talentiert, als jemand, der noch alles mit Handwerkzeug bearbeitet hat (mußte)? Wir vergleichen hier "Äpfel mit Birnen".
Ich persönlich bin ein großer Freund von Handwerkzeug. Ich muß damit aber auch nicht mein Brot verdienen. Das Ganze ist für mich "Kontrast" zum Büroalltag.
Zum Kostenargument.
Der Vergleich von bloßen Summen bringt gar nichts. Ein VW Käfer hat als er rauskam 8 TDM gekostet => 4 T€. Lächerlich. Für das Geld kriegst Du heute kein Auto. Umgerechnet auf den Netto Monatsverdienst siehts schon wieder anders aus. Das war rd. 1 Jahr hartes sparen von einem "Normalverdiener", der z. B. in einer Autowerkstatt schraubt.
Was hat die Decke vor rd. 120 Jahren gekostet? Ich sage mal ebenfalls rd. 1 Jahr. So ein Ding hängt aber nicht bei dem Mechaniker aus der Werkstatt in der Wohnung sondern in der Villa vom Vorstandsvorsitzenden. Sprich, wir reden hier über 100 T€. Ich sage mal, für das Geld sollte das - auch heute - gehen.
Viel Geld ist's aber allemal. Beeindruckend ist sie aber auch.
Und ach ja:
Ich finde es eine - fürchterliche - Entwicklung, dass das "alte Wissen & handwerklichen Fähigkeiten" durch die immer ausgefuchsteteren Maschinen & Computer verloren geht! Am Ende bewahren "so Leute wie Du & ich", die nicht unter dem Kostendruck arbeiten müssen, - hoffentlich - ein paar Techniken & Fertigkeiten, die wir über die Generationen weitergeben können.
Sonst geht's dem Handwerk bald wie der Vinyl Schallplatte. Tolle Teile mit super Musik drauf, aber niemand hat mehr einen Plattenspieler...
Herzliche Grüße
Tom