Furnierplatten zusammensetzen

seba79

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Hallo, und schon wieder brauche ich eure Hilfe:

Ich hatte die vielleicht naive Idee die weiß beschichteten eher hässlichen eines alten Küchenschranks zu furnieren.
Dafür habe ich mir Furnierstreifen bestellt. Ich hatte das richtige Maß nicht gefunden und dachte ich könne ja mehrere Streifen nebeneinanderkleben.

Leider habe ich nun aber festgestellt das die Streifen gar nicht 100% gerade sind. Ich befürchte das das normal ist.
Nun meine Fragen:
1) Ist das eine blöde Idee mit mehreren Streifen für eine Fläche zu arbeiten?
2) Wie bekomme ich die einzelnen Streifen am besten bündig? (Welches Werkzeug wäre da das richtige?)
3) Hält das mit Ponal Leim auf der Beschichtung (ich hätte sie noch angeschliffen) ?

VG
Sebastian IMG_6175.jpeg
 

Nudelwurm

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Furnierblätter müssen gefügt werden. Ich habe mir dazu eine Hilfskonstruktion für die Kreissäge gebaut. Ein Brett was in den Tischnuten läuft quasi wie ein Schiebeschlitten und über den Sägespalt eine Andruckleiste. Beide Furnierblätter an Stoß und mit Klebeband zusammen kleben. Dann über den Schlitz legen und mit der Leiste fixieren und sägen. Bei breiten Spalten muss mehrmals gesägt werden. Die Höhe des Sägeblattes stelle ich so tief das es ca 1mm übers Furnier steht. Kommt aber sicherlich aufs Sägeblatt an ob das einen sauberen Schnitt gibt.

Bei Gelegenheit und Interesse mache ich Bilder von der Konstruktion
 

seba79

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Danke euch, das YT Video ist klasse. Klingt auch sehr ähnlich wie die Konstruktion von Nudelwurm.
Ich habe nur eine Zugsäge, da muss ich das abstrahiren, könnte aber auch gehen.
 

derdad

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Hier einmal kurz beschrieben, wie eine beschichtete Platte richtig furniert wird. Wie du es machen willst oder machst ist dann deine eigene Sache.
Furnier vorbereiten: ich geh von 0,6mm Messerfurnier aus. Die einzelnen Furnierblätter auf gewünschte Breite bringen. Dies kann mit Sägen oder auch mit einem Messer und Anschlag geschehen
Furnier fügen: In Tischlereien werden auf einer Furniersäge- oder Stanze gleichzeitig mehrere Blätter auf Breite gebracht und gefügt. Man kann aber auch fügen indem mann die Furnier zwischen zwei Zulagen spannt und mit dem Handhobel fügt.
Furnier zusammensetzen und Fugen verkleben: Man legt sich das gewünschte Furnierbild (gespiegelt, gestürzt, einfach nebeneinandergereiht, ganz wild durcheinander,.... so wie es jedem am besten gefällt) auf und verklebt die einzelnen Blätter mit Klebestreifen. Es muss die ganze Fuge überklebt werden. In Tischlereien erfolgt dies mit speziellen Maschinen mit Klebefäden. Es kann aber auch normaler Klebestreifen sein. Klebefäden kann mann beim Aufleimen auch auf der Leimseite platzieren, Klebestreifen müssen aussen, also auf der nicht geleimten Seite sein. Sonst entstehen Haftungsfehler.
Platte vorbereiten: wenn mit Weissleim gearbeitet wird muss die Beschichtung bis auf eine haftfähige Fläche abgeschliffen werden. Manche Tischler schleifen nur die Overlay, die durchsichtige oberste Schicht weg, meist wird mit Breitbandschleifmaschine oder Langbandschleifmaschine bis zur braunen Melaminschicht abgeschliffen. Beim verkleben mit Kontaktkleber genügt reinigen und anschleifen der Overlay.
GANZ WICHTIG! Um ein Verziehen der Platten vorzubeugen (besonders bei größeren Stücken) muss die Platte beidseitig gleich bearbeitet werden. Also beidseitig furnieren.
Leimen: Leim mit Spachtel oder Rolle gleichmäßig dünn auf beide Plattenseiten auftragen. Beidseitig Furnier auflegen und (in Betrieben in der Furnierpresse) mit Zulagen und Zwingen pressen.
Bei Kontaktkleber kann man einseitig arbeiten, weil keine Feuchtigkeit vorhanden ist die das Furnier zum Quellen und späteren Schwinden bringt.
(Furnieren mit Kontaktkleber wurde hier im Forum schon behandelt, glaube ich)
Die furniert Fläche muss nach dem Aushärten/Austrocknen des Leims noch geschliffen werden bevor die Oberflächenbehandlung erfolgt.

Das war in Kurzform das Furnieren einer beschichteten Spanplatte. Ob, und wie du es nun machst liegt bei dir.
LG Gerhard
 
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Ich hänge mich mal hier rein, habe die Tage 8 Blätter Furnier auf eine Furnier Druckbalkensäge gepackt. Der Schnitt an sich ist super, ohne Ausriss etc.

Dann immer zwei Blätter vom Stapel genommen und die Schnittkanten aneinandergelegt. Meine Erwartung wäre nun gewesen das diese beiden Schnittseiten nun ohne Fuge auf ganzen Länge super aneinanderliegen und einfach getaped werden können, weil sie wurden ja 100% grade per Druckbalken geschnitten wurden. Es ist aber so das es übertrieben selbst auf 1 Meter Länge so ist als ob 2 Elipsen aneinander liegen (wobei das auseinanderlaufen im Grunde "nur" rund 1 mm auf die Länge ist. Aber sie liegen eben nicht auf ganzer Länge sauber an wie erwartet... ist das normal?
 

derdad

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Furnierblätter sind fast immer etwas gewellt und durch den Druck der Balken "verformen" sie sich. Einzeln mehr als ein ganzer Bund von 12 oder noch mehr Blättern. Ungespannt sind die Blätter dann manchmal leicht krumm. Deshalb muss eine Furnierfuge auch über die ganze Länge verklebt werden und nicht nur stellenweise. Auf einer "Furnierzusammensetzmaschine/Furnierklebemaschine" wird die Fuge zusammengedrückt und verklebt. 1mm auf 1m ist kein Problem.
LG Gerhard
 

derdad

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wenn keine Maschine zum zusammensetzen vorhanden nimmt man am besten Fugenpapier + Schwamm .
Nach dem Pressen kann man dann durch anfeuchten des Papiers dieses mit hilfe eines Stecheisen runterziehen
alternativ Ziehklinge oder Ziehklingenhobel bzw. schleifen
Ja. Ist sicherlich die nächste beste Lösung. Bei "normalem" Klebebändern (Tesa, Tixo, ....) kann es passieren, das sie schwierig zum Entfernen sind und Restkleber hinterlassen. Das kann Oberflächenfehler ergeben. Aber bei Hobby Woodworkern wird Fugenpapier auch kaum vorhanden sein.
LG Gerhard
 

DZaech

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...weil sie wurden ja 100% grade per Druckbalken geschnitten wurden. Es ist aber so das es übertrieben selbst auf 1 Meter Länge so ist als ob 2 Elipsen aneinander liegen (wobei das auseinanderlaufen im Grunde "nur" rund 1 mm auf die Länge ist. Aber sie liegen eben nicht auf ganzer Länge sauber an wie erwartet... ist das normal?
Das ist normal. Die Furniere sind in gepresstem Zustand gerade geschnitten. Ungepresst ist der Schnitt je nachdem wieder bogenförmig, das ist klar, insbesondere wenn du welligen oder bauchigen Furnier hast. Aber das passt schon. Wichtig beim Furnier ist, dass der Besäumschnitt im Endzustand (also flachgepresst) passt. So ist es später ja auch auf der Platte aufgeklebt. Deshalb soll das Furnier auch nur gepresst (auf welche Art auch immer) geschnitten werden.
 

seba79

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Wow , Gerhard, danke tolle Anleitung!
Dieser Ponal Leim ist Weissleim richtig?
Noch eine Frage, was mache ich am Ende am Ende am besten mit den Kanten. Man soll ja das Furnier beim verkleben überstehen lassen. Was ist der beste Weg die Kante dann sauber zu bekommen?
 

netsupervisor

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Ich nehme zum Fügen meistens den Radzi Combi, eine Aluschiene oder das schwere Flachlineal aus Stahl.
Ich hab mit Fugenpapier bisher die besten Erfahrungen gemacht.
Malerkrepp ist zu dick, Klebeband macht Flecken oder reist das Holz aus.
 

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derdad

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Wow , Gerhard, danke tolle Anleitung!
Dieser Ponal Leim ist Weissleim richtig?
Noch eine Frage, was mache ich am Ende am Ende am besten mit den Kanten. Man soll ja das Furnier beim verkleben überstehen lassen. Was ist der beste Weg die Kante dann sauber zu bekommen?
Ponal ist eine Marke des Henkelkonzerns der Klebstoffe herstellt. Auf der Webseide von Ponal findest du mehr darüber.
Um die Furnier in deinem Fall bündig zu bekommen würde ich das Teil mit Furnier unten auf eine Unterlage legen und rundherum mit einem Stanleymesser sauber der Kante entlang schneiden. Anschließend mit Schleifklotz schleifen. Oder mit Oberfräse und Bündigfräser.
LG Gerhard
 

derdad

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Eiche habe ich als Furnier noch nicht verarbeitet, aber die Furnierarten machen keinen Unterschied auf das Fügebild. Ich hatte bisher Elsbeere, Kirschbaum, Nussbaum, Mahagoni und Ahorn. Maserholz war ebenso unproblematisch.
Du hast bisher lauter feinporige Hölzer mit gleichmäßiger Struktur verwendet. Da bekommt man auch mit einem Messerschnitt eine schöne Fuge. Gerade bei Eiche mit seinen großen, ringförmig angeordneten Poren gibt es da manchmal Probleme. Das Messer sucht sich den Weg des geringsten Widerstands und weicht aus. Dadurch entstehen wellig Fugen und Ausbrüche.
LG Gerhard
 

Nudelwurm

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Gerade bei Eiche mit seinen großen, ringförmig angeordneten Poren gibt es da manchmal Probleme
Ja, deswegen habe ich nach Eiche gefragt. Hat bei mir mit bisher mit keinem Messer geklappt. Beim Längsschnitt mit einem Messer folgt das bei mit immer der Faser. Nur mit Sägen habe ich gute Erfahrungen gemacht. Eiche bricht schnell aus auch wenn man zb gegen die Faser sägt gibt es kleine Ausbrüche. Mit der Faser sägen gibt bei mir die besten Ergebnisse.
 

seba79

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Also, dank eurer Hilfe bin ich nun doch ein ganzen Stück weiter. Leider ist meine technische Infrastruktur noch nicht so weit, um euer Vorgehen umzusetzen. Ich werde mich mit dem Thema Säge nochmal auseinandersetzen müssen. Bevor ich allerdings aufgegeben habe, hat mich dieses Video inspiriert, es doch nochmal zu versuchen:
https://youtu.be/5LeQG_PJzLY?si=6LwfuotpeaFuOtD4

Das ist die Option mit dem Messer - allerdings fand ich die Idee gut mit wenig Druck und vielen Wiederholungen zu schneiden. Damit bekommt man tatsächlich auch bei Eiche schon ein besseres Ergebnis. Allerdings nicht ganz ausreichend. Ich habe dann anschließend die Platten aneinandergelegt und Manuel mit Schleifpapier nachgearbeitet. Damit hat es dann eigentlich ganz gut funktioniert.

Für das Aufkleben habe ich zwei Methoden probiert.
"Vakuumpresse" hatte ich mal gesehen, wollte ich mal testen.

IMG_6182.jpeg

Das funktioniert gar nicht schlecht. Allerdings ist mein Furnier sehr wellig und der Druck war nicht 100% ausreichend.

Beim zweiten Brett habe ich es eher traditionell gemacht. Das wurde jetzt schon ganz gut
IMG_6183.jpeg


IMG_6191.jpeg IMG_6186.jpeg

Womit ich allerdings gar nicht glücklich bin ist der Übergang zum Umleimer. Den habe ich etwas verhunzt und ich könnte noch einen Rat brauchen wie man das am besten macht. Ich hatte erst das Furnier mit einem Messer an den Seiten abgeschieden und dann mit einer Feile und Schleifpapier die Kante sauber gemacht. Das ging gut.
Anschließend den Umleimer geklebt. Hier wollte ich an den Kanten ähnlich vorgehen, habe aber dabei die Kante der Fläche etwas kaputt gemacht. Wie bekommt man einen möglichst sauberen Übergang?

VG Sebastian

PS: Kann mir vielleicht jemand ein Öl empfehlen mit dem ich jetzt einen schönen Honigton bekomme? (Nicht zu rot)


IMG_6188.jpeg
 

Nudelwurm

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Den Überstand an Kanten schleife ich nur. Das Eichenholz platzt so schnell weg wenn das Blindholz schon auf Endmaß ist und man nur den Furnierüberstand weg nehmen will. Besser ist es man Furniert eine größere Platte und formatiert sie dann auf Endmaß mit vor ritzen. Dann gleich ohne schleifen und kante brachen den Umleimer drum.

Schönes Furnierbild haste gelegt.
 

holzer1998

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Ich sehe folgende Möglichkeiten für die Umleimer:
Man kann den Umleimer vor dem Furnieren aufbringen, dann „verschwindet“ er unter dem Furnier. Hier sollte der Umleimer nur so dick sein wir eine spätere Fase/ Radius/ Profil, sonst kann er sich abzeichnen.
Oder die Platte mit Übermaß furnieren und nach dem Furnieren auf Maß schneiden. Wird etwas tricky, wenn man ein Furnierbild hat, das z.B. zentriert auf der Platte sein soll.
Und dann gibt es z.B. von Ulmia noch die Furnier Kantenschneider, oder Bündig Schneider.
 
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