Funktioniert Vorplanung und -produktion im Kleinen?

fragnix

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Steiler Titel, Aufmerksamkeitsheischer :emoji_wink:

Quasi fertig mit dem jüngsten Werk sehe ich in der Rückschau viele Schnitte in Holz, die per Anzeichnen am bisherigen Bau passend zugeschnitten wurden, und zwar im Zweifelsfall jedes Brett einzeln. Einiges an Ecken und eingeschnittenen Brettern, und stundenlange weniger Bretter genau passend hergestellt. Das sieht im Ergebnis zwar schick aus, aber dauert arg lange. Geht wahrscheinlich besser, denke ich mal.

Wenn am anderen Ortsende ein Holzhaus entsteht, dann kommt der LKW zwei oder dreimal vorgefahren, und spätestens am Wochenende steht das Haus in wesentlichen Zügen.

Warum können die das so gut vorbereiten, und bei mir stimmen nicht mal Vorderwand und Rückwand genau überein? Wo liegt mein Fehler?

Was mir schon aufgefallen ist: die Nut+Feder vom Baumarkt sind nicht alle gleich breit, sondern weichen um Milimeter ab. Zudem sitzen nicht alle Federn genau gleich in der Nut. Liegt das nur an der Bezugsquelle und dem per Preis entschiedenen Sortiment, oder passiert so etwas grundsätzlich auch beim Fachhandel wie z.B. Holz Herbst?
Wenn es denn immer Abweichungen geben kann, habe ich überhaupt eine Chance, Bretter von der CAD Zeichnung runter vorab zuzusägen, und dann mit Gottvertrauen und Glück passend zu einem Gesamtwerk zusammenzusetzen? Oder tricksen (nicht negativ gemeint) die Holzhausbauer woanders, z.B. eingeplanter Überbreite am Ende und einer Säge am Anschlag?
Beispiel Eierkasten: Geht seitlich vom Hühnerhaus weg. Oben passen 9,6 Bretter drauf, also zwei Bretter um Nut bzw. Feder auf 0,8 Breite eingekürzt und das Konvolut zentriert. Kann man das vorab so genau planen und vorbereiten, dass es sicher passen wird? Oder messen die Hausbauer das am Tag vorher im Werk aus, und passen es an? Glaube ich kaum, das wird bei denen doch per CNC durchlaufen...

Angepasst habe ich all die rechtwinkligen Übergänge, z.B. die Form des Eierkastendeckels waagerecht wurde in der Hütten-Aussenhaut senkrecht ausgeschnitten. Das ist jedesmal viel anhalten, anzeichnen, messen, sägen, schleifen, anhalten von vorne usw. Ein Brett kann da schon mal 15 Minuten dauern.

Natürlich habe ich die Hütte vorweg geplant, aber so etwas wie die Anzahl der Bretter auf der Rückseite ist eben immer ein Schätzwert. Ich hefte die an, schaue wie es sich ausgeht, entscheide wie zentriert wird (Brett oder Lücke in der Mitte), richte aus, schneide eine Seite zu, baue die Seite auf, und hoffe dass es am anderen Ende spiegelbildlich ausgeht. Keinesfalls werde ich das letzte Brett zuschneiden, bevor ich dort angekommen bin.

Ist das bei Euch auch so, oder übersehe ich etwas offensichtliches, was jeder Schuppenbauer weiss, nur ich armer Tropf nicht? Muss ich den Schuppen schlicht so konstruieren, dass solche Übergänge nicht vorkommen?
 

carsten

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Hallo

also Nut und Feder plane ich auch nie. Das geht grob nach m² plus mind 10 % Zuschlag. Da kann man gegen Ende mal den verbleibenden Rest messen und wenn es sich lohnt mal etwas ziehen und an der "längeren Seite" nicht jedes Brett die Feder bis zum Anschlag einschieben, so dass man am Ende ein möglichst gleichmäßigen "Rest" schneiden kann. In der Länge wird vor Ort abgeschnitten. Geschliffen wird beim Hausbau auch eher wenig.
 

IngoS

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Hallo,

eine gewisse Vorplanung ist schon wichtig, um z.B. die erforderlichen Holzquerschnitte und Mengen zu bestimmen. Dann ist es aber, gerade beim Hobbytischler der meist Einzelstücke anfertigt, geschickt bei der Fertigung schrittweise vorzugehen. Das hat mehrere Vorteile. Oft gibt es während der Bauphase aus verschiedenen Gründen Änderungen. Zum Beispiel bekommt man aus den Brettern nicht die gewünschten 25mm Dicke heraus, sondern nur 23mm. Schon ändern sich dadurch Maße an anderen Bauteilen, oder man hat sich verrechnet, einen Falz nicht berücksichtigt. Schon passt die geplante Füllung nicht mehr.... Auch die tatsächlichen Maße der Latten, Bretter und Bohlen stimmen nicht mit den Nennmaßen überein und man muss entsprechend die Konstruktion anpassen.
Der Bau z.B. eines Schrankes zieht sich beim Hobbytischler gern über Wochen hin. Hobelt man da schon mal alle Teile, können die sich bis zur Verwendung verzogen haben, was erhebliche Probleme bei der Verleimung nach sich ziehen kann.
Also immer schön in übersichtlichen Schritten arbeiten. Hat sich bei mir sehr bewährt.

Gruß

Ingo
 

Michel1984

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Kommt drauf an was man vorplant und mit welchem Material.
Wenn ich z.B. einen Rahmen mit Schlitz und Zapfen oder Dübel verbinden möchte, zeichne ich es nicht in CAD oder reiß es auf, sondern stell die Maschine ein und probiere obs passt.
Wenn ich ein komplett neues Bauteil habe und nichts einpassen muss, kann ich durchaus so detailliert planen, dass am Ende beim aufstellen alles passt, aus wirtschaftlicher Sicht auch ratsam! Ob Gartenhaus, Kleiderschrank, Küche, Treppen oder Wintergarten völlig egal. Da müssen nur noch die Anschlüsse, wie Sockel, Blenden, usw, an die vorhandene Gegebenheiten angepasst werden.
Das ist bei Holzhäusern auch nix anderes.

Man muss immer den wirtschaftlichen Aspekt im Auge haben!
KANN ich die Teile vorab genau herrichten, oder muss ich später sowieso nacharbeiten?
LOHNT es sich Teile vorab herzurichten, oder ist es wirtschaftlicher einfach vor Ort anzupassen?
 

fragnix

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Danke! Klingt so, als ob mein Ansatz nicht grundsätzlich verkehrt wäre. Dann muss ich entweder effizienter in der Anpassung werden, oder weniger genau hinschauen :emoji_wink:

(Es ging übrigens nicht um den Einkauf. +10% und schlechte Bretter aussortieren ist ein anderes Thema)
 

heiko-rech

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Hallo,
ich habe gerade ein Projekt abgeschlossen (Tisch aus Eiche für die Terrasse), bei dem ich nach dem Aushobeln alles auf der Kombimaschine gemacht habe (Säge/ Fräse). Wenn man da nicht ständig umbauen möchte, muss man seine Arbeitsabläufe genau planen. Denn wenn man merkt, dass nach dem Fräsen etwas nicht genau passt und soll dann mal eben kurz etwas abschneiden ....
Eine Grundvoraussetzung ist dann aber, dass die benutzen Maschinen sich wirklich genau einstellen lassen. Wenn in der Zeichnung eine Nut an einer bestimmten Position gezeichnet ist, muss sie auch genau dort gefräst werden. Diese Vorgehensweise erfordert auch eine gute Vorbereitung. Dann ist das aber ein sehr entspanntes Arbeiten, das auch gleichzeitig effizient ist und Spaß macht (wenn auch alles passt)
Als Grundvoraussetzung sollten meiner Meinung nach aber gegeben sein:
  • Maschinen und Werkzeuge, die präzises und maßhaltiges Arbeiten erlauben
  • Eine gute Vorplanung mit ordentlicher Zeichnung und Stückliste (geht auch ohne PC)
  • Das Durchdenken des gesamten Ablaufes, was die Reihenfolge der Arbeitsgänge angeht. (Eventuell auch als Stichpunkte aufschreiben)
  • Ein gewisses Maß an Erfahrung
  • Gewissenhaftes Arbeiten
Wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, dann arbeitet man besser in Etappen und passt Teile aneinander an. Beide Methoden können zu einen sehr guten Ergebnis führen und beide Methoden können voll in die Hose gehen. Ich denke da findet jeder seinen eigenen Weg. Außerdem kann die Vorgehensweise von Projekt zu Projekt unterschiedlich sein.

Gruß
Heiko
 

teluke

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Ich plane alle Teile ganz exakt vor und fertige die Teile dann auch so vorab.
Wenn dann der Zusammenbau beginnt ist ein Großteil der Arbeit schon gemacht.
Es geht dabei, für mich, weniger um Wirtschaftlichkeit, um Schnelligkeit aber schon.

Vor ein paar Tagen habe ich z.B. einen Fernsehunterschrank (Bild im Anhang, 1450x600x400mm) geplant.

Gestern dann die Blockware besäumt, gehobelt und das Leimholz hergestellt (ca. 5h).
Heute ausgehobelt, formatiert, Zinken und Nuten gefräst (ca. 4,5h).
Morgen wird geschliffen (Innenseiten) und der Korpus verleimt. (geschätzt 3h).

Danach kommen noch die Schubladen (geschätzt 6h).
Dann noch schleifen außen, Kanten runden und wachsen.

Dazu kommt noch die Design- und Konstruktionszeit inkl. genauer Materialliste.

Alles in allem wird es deutlich unter 30h bleiben.

Sicher kann das alles noch schneller gehen (mit entsprechender Übung und Einrichtung).
Aber ohne die genaue Vorplanung dauert es ganz sicher wesentlich länger.

Sorry, jetzt ist das Bild richtig.
 

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Friederich

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Warum können die das so gut vorbereiten, und bei mir stimmen nicht mal Vorderwand und Rückwand genau überein? Wo liegt mein Fehler?
Die habens halt drauf, und Du nicht. :emoji_slight_smile:
Das ist jetzt NICHT provozierend oder gar beleidigend gemeint! Ist halt so.
Einen konkreten einzelnen Fehler von Dir kann man nicht da benennen. Es gibt unendlich viele Fehlerquellen.
Ist Alles eine Frage der Erfahrung. Und der Ausbildung. Vieles muss man einfach einmal gezeigt bekommen haben.
Hat schon seinen Grund, dass ein Handwerker erst nach einigen Jahren wirklich "gut" ist.
 

Michel1984

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dann habe ich Jahrelang mein Hoppy falsch ausgeübt (und wahrscheinlich viele andere "Nichtprofis" hier auch)
ich versuch mich zu bessern!

Grüssle aus dem Schwarzwald
ein erleuchteter Micha


Es handelt sich ja um die Kategorie Neuling fragt Profi. Bedeutet für mich er will wissen wie es der Profi macht...

Auch wenns Hobby ist! Wenn ich ein Brett laut Plan auf genaues Maß zuschneide, es passt nicht und ich muss ein neues herrichten ist das unwirtschaftlich! Egal ob Hobby oder Gewerbe.
 

Bam

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Hier mal ein konkreter einfacher Tipp: Werden mehrere Bretter oder Platten wie z.B. an einer Rückwand montiert und sollen am Ende eine gleichmäßige Kante ausweisen, einfach alle Bretter mit Überlänge montieren und anschließend mit Tauchsäge und Schiene im montierten Zustand mit einem Schnitt sauber ablängen. Persönlich habe ich schon einige Hobbyprojekte wie Terrassen und Hütten, Fassaden oder auch Möbel gesehen wo mühselig jedes Brett einzeln zugesägt wurde und am Ende dann doch nicht alles sauber gepasst hat. Da wäre dann ein "finaler" Schnitt einfacher, schneller und sauberer gewesen.
Weiter werden viele Konstruktionen "passend" konstruiert. Dafür sind sehr genau Maschinen oder sogar CNC nötig. Denn dabei müssen alle Bauteile exakt gefertigt und gefügt werden. Mit viel Hirnschmalz und wachsender Erfahrung können Kostruktionen auch toleranzfreundlich erstellt werden. Eine wirklich gute Konstruktion erlaubt große Toleranzen und vereinfacht etsprechend die Fertigung. Ein simples Beispiel: Bauteile nicht bündig fügen sonder eines bewusst überstehen lassen oder eine Schattenfuge nutzen.
 

derdad

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Der Grund weshalb es beim "Profi" passt, nennt sich Arbeitsvorbereitung. Dies ist in größeren Betrieben eine eigene Abteilung. Aber auch in kleineren Betrieben, sagen wir bis zu 5 Mann, gibt es immer wieder Aufträge bei denen mehrere Beschäftigte an einem Auftrag zusammenarbeiten. Auch da ist die Arbeitsvorbereitung neben exaktem Arbeiten beinahe das Wichtigste. Jeder muss sich darauf verlassen können, dass die Maße stimmen und muss diese auch auf 0,1mm einhalten. Die Messwerkzeuge müssen exakt kalibriert sein. Maschinen und Werkzeuge müssen abgestimmt sein.
All dies ist jahrelanges Lernen, Erfahrung, Genauigkeit.
Wenn wir im Betrieb (5 Mann) z.B eine Ladeneinrichtung, Gasthaus, Bank, etc., eingerichtet haben, hatte jeder meist einen Teilbereich anzufertigen. Sofern sich jeder an die Vorgaben gehalten hat, sollte bei der Montage alles passen. Ohne ewiges anpassen und herumgebastle.

Wenn ich mir privat etwas mache, dann hab ich meist zwar eine Vorstellungen, aber während der Arbeit ändere ich sehr oft noch Dinge ab. Profile, Materialdimensionen, etc., entstehen oft erst während der Arbeit. Da ist dann jedoch auch der Zeitdruck nicht so hoch, und Änderungen kein Problem.
LG Gerhard
 

fragnix

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Alles klar, vielen Dank für die Aufklärung. Ich nehme mit:
1) Fünf Jahre Erfahrung bekommt man weder bei zwei kleinen Projekten noch bei 20 Jahre herumstümpern. Geduld, junger Padawan, irgendwann wirst Du es verstehen.
2) Manches lässt sich nicht vorplanen, z.B. preiswerte N+F. Vor Ort einpassen ist dann Teil der Arbeit.
3) Will ich vor Ort eine Stunde einsparen, muss ich diese halt vorher am Schreibtisch investieren. Anfangs eher 1:10, mit steigender Erfahrung dann irgendwann 1:0,25 :emoji_wink:
4) Nichts geht über Genauigkeit. Naja, vielleicht Sicherheit. Stabilität. Sinnhaftigkeit der Konstruktion. Aber dann die Genauigkeit! :emoji_wink:

Manche der hier gegebenen Tipps habe ich so umgesetzt, also vorher, denn ich bin ja schon durch mit dem Projekt. Es ist also nicht alle Hoffnung verloren!

Ich nehme auch mit: Mit Holz arbeiten hat viel mehr Tiefe als ich bisher geahnt hatte, ist ein spannendes Thema, und wird sicher nicht langweilig werden. Und ich bin ein Anfänger, auch wenn ich seit 30 Jahren mit Holz werke. Z.B. Schrank und Fenster und Schuppen sind halt drei grundverschiedene Sachen.

So, genug am Rechner geschrieben, ab zur "Baustelle", da sind noch ein paar Winkel abzuschliessen und Kalk zu streichen. Sonntagabend soll Einweihung sein!
 

odul

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Oben passen 9,6 Bretter drauf, also zwei Bretter um Nut bzw. Feder auf 0,8 Breite eingekürzt und das Konvolut zentriert.

Eines deiner Probleme ist, dass du es besonders gut machen willst. Ist für dich und es ist dein Hobby. Gerade das Beispiel mit den Brettern zeigt das:

Natürlich schaut man, dass man am Ende nicht 5mm anstückeln muss. Aber wenn man weiß, es ist in der Gegend von neun und ein halbes Brett, dann fängt man mit einem ganzen Brett an und schneidet das letzte auf Maß ab. Schicker ist natürlich vermittelt. Aber der Aufwand ist ungleich höher. Dann kommt noch dazu, dass einem Übung fehlt. Wenn man dann noch der Meinung ist, alles muss genau bündig sein und 1mm Überstand stört einem an einem Hühnerhaus, dann dauert das halt x-mal solange...

Glaube mir, du bist da nicht alleine:emoji_wink:

Merke:
Den teuersten Luxus den man sich leisten kann, ist es, eigene Maßstäbe zu setzen.
 
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