FreeCAD: Ein Klipschorn muss es sein.

Batucada

ww-robinie
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EDIT:
Ich sag's gleich mal vorneweg: Das Thema hat nur etwas am Rande mit Holz zu tun, wenn, dann würde ich es unter Projektvostellung einsortiert haben. Es geht um
3D-Modellierung mit FreeCAD
so und jetzt kann's wieder normal weitergehen

Nachdem ich meine ersten Gehversuche mit FreeCAD hinter mir habe, wage ich mich mal nach draußen ins freie Gelände. Ein guter Bekannter von mir hatte mich mal vor längerer Zeit angesprochen, ob ich ihm beim Bau eines Klipschorns behilflich sein könnte. Der gute alte Paul Wilbur Klipsch hatte mal vor noch viel längeren Zeit - so etwa 1946, die Idee gehabt, spezielle Lautsprecher zu bauen. Sein Flaggschiff, auf der Basis von einer Exponentialwellen-Übertragungsstrecke ist unter Kennern bekannt und wird heute noch von einem betuchten Publikum gekauft.

Um ein solches Teil zu bauen, hatte mein guter Bekannter im tiefen Nirwana des Netzes ein paar Unterlagen gefischt. So richtig schlau wurde ich nicht und hab die Unterlagen wieder an die Seite gelegt, immer wieder mal hervor gezogen, irgendwann reifte die Absicht mal ein Modell aus Pappe zu errichten. Das mit der Pappe hat sich jetzt erledigt, ich versteige mich mal in der Idee, das Modell virtuell zu erstellen. Ach übrigens, die Schreibweise in der Überschrift ist kein Schreibfehler, sondern eine Eigenart von Mister Klipsch.

Generelles zum Urheberschutz:
Ich veröffentliche hier keine Pläne, die nicht nicht auf meinem Mist gewachsen sind. Die besagten Pläne meines guten Bekannten, sind noch nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden. Ich stütze mich auf eine im Netz verfügbare Veröffentlichung und auf weitere fragmentierte Informationen, so unter anderem auf handschriftliche Notizen von Paul Wilbur Klipsch aus denen ich ein Mosaik zusammenfüge. Die Pläne, die ich im Rahmen dieses Fadens veröffentliche, sind allesamt von mir erstellt worden und dürfen von jedermann verwendet werden, solange daraus kein finanzieller Nutzen gezogen wird. Das Klipsche Muster habe ich auf eine veränderte Bauweise abgestellt, alleine schon deswegen ist ein Vergleich mit Plänen aus dem Netz nicht möglich, die veränderte Bauweise beeinträchtigt aber in keiner Weise das Grundprinzip, sondern soll eine einfachere Handhabung der Materialien beim Zusammenbau ermöglichen.

Genug der Vorrede und deswegen beginne ich sofort mit dem wichtigsten Bauteil, der Frontplatte. Die Frontplatte fristete in den mir bekannten Plänen ein total trostloses Dasein. Bisher war sie bloß eine simple Platte, auf der später ein paar Bauteile aufgeleimt wurden, wobei die erforderliche Presskraft durch Holzschrauben aufgebracht wurde, das war 1946, mir liegen Fotos vor, die bezeugen, dass auch heute noch so gebaut wird. Mache ich gelegentlich auch, aber das waren andere Zeiten, da hab' ich Maschinen gebaut, die eh gespachtelt und lackiert wurden.

Frontplatte 1.png
So präsentiert sich heute die Frontplatte in FreeCAD. Sie ist von Nuten und Furchen durchzogen, die den späteren Zusammenbau erheblich erleichtern sollen.

Frontplatte 2.png

Die Frontplatte in FreeCAD aus einem anderen Blickwinkel. Als da sind
  • Nuten mit einer Breite/Tiefe von 12/6 mm,
  • V-Nuten für 12er Multiplex-Streifen, die unter einem Winkel von 45° eingebaut werden,
  • seitliche V-Nuten zum Anbau der Seitenwände unter einem Winkel von 32°,
  • Falze oben und unten
in FreeCAD.png

Das ist nur die Datei, welche alle Daten zur Darstellung der Frontplatte enthält. Bisher habe ich vorzugsweise in der PartDesign WB konstruiert. Da die Sketche und die Tools ja fast immer zusammengehören, gerät man schnell in Not, schlüssige Namen zu finden. Die Namensvergabe ist freiwillig, vergibt man keine Namen muss man sich mit Pad, Pad001, Pad002 usw. zufrieden geben. Das ist nix für Vaters Sohn. Deshalb habe ich mir angewöhnt, allen Sketchen das Kürzel Skt voranzustellen. Dadurch habe ich eine Unterscheidung und ich erkenne immer, wie was zusammen gehört. Außerdem hat die Namensvergabe den Vorteil, dass man Maße referenzieren kann, um an anderer Stelle mit ihnen zu operieren.
  • Aussenfront, Tool-Typ Pad, enthält nur die "nackte Platte", um in den anderen Zeichnungsebenen (Sketch) auf Bezugskanten zugreifen zu können.
  • AF_VNut_vertikal, Body-Typ Pocket, dienen zum Anbau der senkrechten Seitenwände,
  • AF_Nut_12MM, Tool-Typ Pocket, ist ein Sammelbecken für alle Nuten die mit den Maßen 12/6 (Breite/Tiefe) auf der Innenfläche erstellt werden müssen,
  • AF_VNut_45Grad_Mitte, Tool-Typ Pocket, die V-Nuten, bei denen die Reflektoren eingebaut werden, mit denen der Schall umgeleitet werden soll.
  • AF_VNut_45Grad_Oben_Unten, Tool-Typ Pocket, für Reflektoren am oberen bzw. unteren Ende des Klipschorns.
  • AF_Falz_oben, Tool-Typ Pocket, wie der name schon sagt, ein Falz, um später die obere Deckplatte zu verleimen.
  • AF_Falz_unten, Tool-Typ Mirrored, wie oben so auch unten.
Ein Pad-Tool macht vereinfacht ausgedrückt, aus einer 2D-Zeichnung einen Quader, also die Umsetzung von 2D auf 3D. Der Quader wird dann mit dem Pocket-Tool ausgehöhlt wird. Hier in der Anwendung werden die Pocket-Tools vorzugsweise von "außen" angewendet, ein typischer Vertreter die "äußerlichen" Anwendung sind die 12/6er Nuten, die senkrecht zur Zeichnungseben wirken, wie ein Nutfräser.

V-Nuten kann mit dem Pocket-Tool aber nur längs der Zeichnungsebene erstellen, also quasi von der Seite her bohren. Mit dieser Technik könnte man also Hohlräume in einem Körper konstruieren, ohne dass sie von außen sichtbar sind, das wäre z.B. der Fall, wenn ich die V-Nuten in der Zeichnungsebene minimalst unter die Oberfläche gelegt hätte.

Der AF_Falz_oben ist eigentlich keine Besonderheit. Der untere Falz unterscheidet sich aber vom oberen Falz durch die Besonderheiten, dass kein eigener Sketch zugrunde liegt, sonder er ist einfach gespiegelt auf der Basis des oberen Falz. Nachstehend ein Blick in die Konstruktion des oberen Falzes. Die grüne Farbe signalisiert ein vollständig geschlossenes Profil, hellblau ist die "externe" Geometrie, wobei die Bezeichnung extern vielleicht verwirrend ist, "extern" ist immer alles das, was nicht von einem 3D-Tool verwendet wird. Dunkelblau signalisiert eine Referenz, die ebenfalls nicht zur 3D-Modellierung verwendet wird, sie haben aber ihre Existenzberechtigung darin, dass eine solche Referenz in einem anderen Sketch verwendet werden kann.

Konstruktion.png Raumbild.png

Und selbstverständlich gibt's eine Datei zu diesem Bauteil
 

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  • Klipsch_T11_Aussenfront.zip
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Batucada

ww-robinie
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Der Start eines solchen Projektes gestaltet sich schwierig, wenn man selbst noch nicht so geübt in der Materie ist. Selbst der virtuelle Aufbau des ersten Bauteils gestaltete sich nicht absolut verlustfrei, dafür ist FreeCAD aber auch kostenlos. Aber ich hab mir helfen lassen.

Ein Workaround
Workaround.png

Die Einplanung eines solchen Details gestaltete sich äußerst zeitraubend. 2 Nuten, die ineinander überlaufen sollten für eine automatisierte Fräse eigentlich kein Hindernis darstellen, im Handwerklichen ohnehin nicht und so habe ich in FreeCAD das Langloch-Feature genutzt. Konstruiert ist so etwas in FreeCAD mit zwei Langloch-Werkzeugen eben recht schnell, es sind ja auch fast nur zwei Handgriffe. Doch danach versagte der Algorithmus seinen Dienst und deutete ein Problem an, das bislang in FreeCAD noch nicht gelöst ist. Zuvor wird man auch noch FreeCAD unterstützt, so handeln, weil alles im "grünen" Bereich ist, da der Solver vermeldet "fully constrained". Das ist nämlich eine weitere Fußfalle in FreeCAD, solange man in einem Sketch keine externe Geometrie verwendet, darf man einer solchen Solver-Meldung vertrauen, ansonsten sollte man auf die nächsten Meldungen achten, wenn vom Sketcher in das Modell zurück geschaltet wird. Die Meldung "Wire is not closed" lässt Übles erahnen, man sollte hier einen großen Topf Kaffee aufstellen und sich auf die Suche machen.

Zurück zum Workaround, das ineinander Überlaufen zweier Langloch-Werkzeuge, wäre schön, lässt sich aber nur lösen, wenn man die überschüssigen Linien mit dem Scherenwerkzeug entfernt. Das geht nicht ganz ohne externe Geometrie, aber Achtung, "Wire is not closed" liegt dabei auf der Lauer, das Nervenkostüm zu schädigen.

Einplanung eines Falzes
Einplanung eines Falzes.png
Das Einplanen eines durchgehenden Falzes ist im virtuellen wie auch im wirklichen Leben keine Angelegenheit, über die man überhaupt Worte verlieren sollte. Wenn der Falz nicht durchgehend ist, hilft FreeCAD aber schon, sich auf die Endanschläge vorzubereiten, damit man beim Fräsen nicht übers Ziel hinausschießt. Der dunkelblaue Wert stellt ein Maß dar, das FreeCAD automatisch liefert.

Hatte ich es zuvor bei der Frontplatte nur mit einem Bauteil zu tun, so musste ich mir doch langsam Gedanken machen, wie auch alle anderen Bauteile, die noch nicht konstruiert worden sind, wie ich diese Teile unter einen Hut bekommen.

Projekt-Baum
Projekt-Baum.png
Ich habe mich daher entschlossen, durch Anwendung der der Assembly 4 WB das Projekt zu erweitern. Dazu habe ich schon mal den Projektbaum vorbereitet, das muss man zwar nicht unbedingt am Anfang eines Projektes machen. Aber da ich meine Ordnung liebe und die Übersicht behalten will, scheint ein solches Vorgehen empfehlenswert zu sein. Ich schlage auch noch zwei Fliegen mit einer Klappe. Wenn verschiedene Bauteile sich auf gleiche Maßzusammenhänge beziehen, dann soll man solche Maße nicht x-mal eintragen, sondern über die Vergabe eines Namens für das betreffende Constraint vergeben und kann sich so auf den Ursprung des Maßes bei weiteren Bauteilen beziehen.

Und übrigens, das bereits erstellte Bauteil, dass somit ein Solitär dargestellt hatte, ließ sich problemlos ohne Nacharbeit importieren.
 

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Guten Morgen Hubert,

das liest sich für mich alles mega kompliziert. Ich mein ich hab ja durchaus auch ein wenig CAD Erfahrung - nicht in Free CAD aber auf paar Jahre Cadwork kann ich jetzt schon zurückblicken. (Deine Staubsaugerturbine hätte ich mit Cadwork nicht zeichnen können, bzw. hätte mir ziemlich einen abgebrochen aber hier bei dem Horn käme ich klar.)
Kannst du aus FreeCad Fräsdateien exportieren? Oder braucht's dann noch ein CAM Programm?

Mir kommt die Erstellung von Falzen und Nuten extrem kompliziert vor. Gibt es da keine Hart/Weich Verschneidung? Also nach dem Funktionsprinzip ich setze die zwei Bauteile ineinander, sag Bauteil 1 ist hart und schneidet das weiche Bauteil 2 evtl. sogar mit Übermaß?

Es ist wieder mal beeindruckend wie du an das Projekt herangehst! Wenn du fertig bist, ist FreeCad dann wahrscheinlich nicht mehr kostenlos... :emoji_wink:

Gruß Daniel
 

KalterBach

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Doch danach versagte der Algorithmus seinen Dienst und deutete ein Problem an, das bislang in FreeCAD noch nicht gelöst ist.

Das ist der Moment an dem die von Hubert angesprochene Kaffeekanne schnell leer wird. Oftmals bitter, wenn der gewählte Weg einen in eine Sackgasse manövriert, es aber den anderen (meist Part Workbench) weg gibt.

auf paar Jahre Cadwork kann ich jetzt schon zurückblicken

Machst Du auch Lexocad?

Kannst du aus FreeCad Fräsdateien exportieren?

Ja, es gibt die Path Workbench.

Mir kommt die Erstellung von Falzen und Nuten extrem kompliziert vor. Gibt es da keine Hart/Weich Verschneidung?

Das Einplanen eines durchgehenden Falzes ist im virtuellen wie auch im wirklichen Leben keine Angelegenheit, über die man überhaupt Worte verlieren sollte.

Entsprechende Funktion nutzen, sonst Positivbauteil erstellen und Subtrahieren.

Was dann nicht geht ist entweder ein Käfer, oder eine Einschränkung von FreeCAD.
 

Mitglied 24010 keks

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Machst Du auch Lexocad?
Jein... Eigentlich nur zur Verarbeitung von Point Clouds... Cadwork bekommt das ja nicht gebacken, dass man gleich mit der PC in Cadwork arbeiten kann. Das bedeutet, ich hol mir in Lexocad paar Knoten und Linien aus der PC und exportier die nach Cadwork 3D - dort konstruiere ich dann und exportier die Konstruktion zurück nach Lexocad in die PC um zu überprüfen ob alles passt. Nicht ideal aber was will man machen. Mit dem Konstruieren in Lexocad komm ich gar nicht klar - müsste ich mich mal intensiver beschäftigen... Wobei das wahrscheinlich nicht viel bringen würde, da ich dann alle Bauteile in Cadwork noch nachbearbeiten müsste... die sollen ja in den Abbund gehen.

sonst Positivbauteil erstellen und Subtrahieren.
das wäre dann ja das gleich wie eine hart/weich Verschneidung... Ich denke, dass man damit doch viel schneller wäre? Zumal die Bauteile ja auch gebraucht werden - in die Falze und Nuten werden ja die Gegenhölzer eingebracht - das heißt die braucht man ja eh...


Sorry Huber für Offtopic... hat ja aber wenigstens was mit EDV zu tun...

Gruß Daniel
 

Batucada

ww-robinie
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Das ist der Moment an dem die von Hubert angesprochene Kaffeekanne schnell leer wird. Oftmals bitter, wenn der gewählte Weg einen in eine Sackgasse manövriert, es aber den anderen (meist Part Workbench) weg gibt.
Naja, da ich gerade erst mit FreeCAD angefangen habe, genieße ich noch Welpenschutz, bei Hunden dauert das üblich.... Ich verwende vorwiegend die PartDesign WB, über die Part WB wurde ein wenig die Nase gerümpft, ich kann das aber nicht beurteilen, weil ich sie noch nicht angewendet habe. Die gewieften FreeCADler, haben wohl den Bogen raus, wie man die Klippen umgeht. Bei mir war es aber wohl der Hang zur eierlegenden Wollmilchsau... es gibt aber auch Schwächen von FreeCAD. Wenn man externe Geometrie verwendet, dann kann es schnell passieren, dass eine Konstruktionsline eine sichtbare Kante überdeckt, die Auswahl der sichtbaren Kante wird dann oft zu einem Geduldsspiel. Wenn dann der Solver ein vermeintlich fertiges Produkt vermeldet, hat man sich im Hintergrund längst eine harte Nuss eingefangen.

Ich werde mir auch jetzt den Arbitsstil angewöhnen, eine alles umreißende Grundform zu skizzieren, um danach in weiteren Sketchs den Überschuss zu subtrahieren.
Entsprechende Funktion nutzen, sonst Positivbauteil erstellen und Subtrahieren.
Meine Bemerkung, auf die Du Dich mit Deiner Antwort beziehst, war überhaupt positiv gemeint. FreeCAD ist da durchaus in der Lage, wüste Rechengänge zu ersparen.
 
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Batucada

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Sorry Hubert für Offtopic... hat ja aber wenigstens was mit EDV zu tun...
Ist schon in Ordnung. Aber was da am Anfang des Fadens abgelaufen war... dabei hätte jeder der Beteiligten alle Möglichkeiten gehabt...
Das Thema ist sicher nicht für alle gleichermaßen interessant, aber da ich davon nicht leben muss, kann ich mich auch mit kostspieligen Nischen auseinandersetzen.

Zu der Darstellung des Turbine will ich mal sagen, dass es eigentlich furchtbar einfach war, naja, der obere Lagerbock der hat mich schon gefordert. Hier bei dem Horn geht's später um den Holzbau, aber nicht nur. Ich habe die Hoffnung, dass ich später mit FreeCAD in der Lage bin, die Exponentialfunktion der im Horn bewegten Luftmassen nachweisen zu können, es geht dabei um den exponentiellen Anstieg der Volumina im Horn.
 

Batucada

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Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, diesen Faden ausschließlich der Arbeit mit FreeCAD zu widmen. Es war vielleicht keine allzu gute Idee von mir, ein audiophiles Thema dazu als Grundlage auszuwählen. Das ist auch der Grund dafür, dass die Fortsetzung scheinbar ins Stocken geraten war. Im Hintergrund habe ich aber weiter gearbeitet. Ich werde das Thema meiner Untersuchungen in einem späteren Projekt sicher wieder aufgreifen. Ich musste aber diese Unterbrechung machen, um nicht Gefahr zu laufen, in FreeCAD ein Lautsprecher-Modell zu entwerfen, was nicht den Gedanken von Wilbur Klipsch entsprechen würde.

Glücklicherweise hatte ich zu einem früheren Zeitpunkt den (digitalen) Zugriff auf originale Pläne, die Fotokopien waren mehr schlecht als recht und im direkten Sinne waren sie nicht verwertbar. Hier kam FreeCAD wieder zu Ehren und ich konnte mit Hilfe des Sketchers auf der 2D-Ebene die originale Pläne wieder rekonstruieren.

FreeCAD 1.png FreeCAD 2.png FreeCAD 3.png

Das ist gegenüber den Absichten der FreeCAD-Entwickler vielleicht nicht ganz in derem Sinn, aber für solche Quick'n-Dirty-Skizzen eignet sich die Oberfläche allemal. Außerdem ist das ein förderliches Training zur Handhabung des Sketchers in FreeCAD. Der nächste Schritt war ein Excel-Blatt zur Darstellung des Öffnungsverlaufs des Hornlautsprecher-Gehäuses.

Excel-Screenshot.png

Mit der Sicht auf die ursprünglichen Absichten des Erfinders gelang es mir, den Nachbau mit einem weiteren Excel-Modell zu beschreiben und so eröffnete sich für mich die Möglichkeit, den Nachbau mit dem Original zu vergleichen und Korrekturen in den Nachbauplänen vorzunehmen.
 

Batucada

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Jetzt endlich ist es wieder einem ein gutes Stück weiter gegangen. Und das sogar in zweierlei Hinsicht. Bei der Handhabung von FreeCAD habe ich wohl eine wesentliche Hürde genommen. Ich weiß jetzt, wie ich die Bauteile ineinander verschachteln kann. Ich habe mich etwas in die Assembly 4 WB einarbeiten können. Das hat natürlich auch dem Planungsprojekt einen guten Anschub gegeben.

Ansicht 1.png Ansicht 2.png Ansicht 3.png

Bei der Farbauswahl muss ich noch schauen, dass ich plastischere Einstellungen wähle, aber ich war schon zufrieden, nach dem ich die letzte Blende "B07_EckReflektor_RU" im Modell platziert hatte. Normalerweise sin die Farben deckend, aber man kann die Transparenz einstellen. Und darum geht es ja, dass man das Innenleben eines Gebildes beurteilen kann, ohne ein "echtes" Loch schneiden zu müssen.

Objekt-Baum.png Modell-Baum.png

Ich habe mein Projekt ein weiteres Mal reorganisiert. Das ist noch die bitterste Pille, die man bei FreeCAD schlucken muss, da man sich frühzeitig den Projektaufbau überlegen muss. Nachträglich Änderungen sind unhandlich und leider etwas tricky aber möglich.

Bei dem Projekt habe ich für jedes einzelne Bauteil in einen eigenen Asm4_newpart-Container vorgesehen. Den Asm4_newpart-Container hole ich mir aus der Assembly 4 WB, das hat den Vorteil, dass gleich die notwendigen LCS-Informationen automatisch angelegt werden, kann man aber nachträglich hinzufügen. Auch den Body hole ich mir aus der Assembly 4 WB. Um einen Sketch anzulegen, schalte ich danach wieder in die PartDesign WB zurück. Das habe ich jetzt einige Male geübt und soll auch noch ein paar Mal so weiter gehen.

Wenn ich dann endlich wieder ein Bauteil erstellt habe, "ziehe" ich es ins Modell, das geschieht über einen Dialog, in dem mindestens 1 oder mehrere Instanzen des Bauteils erzeugt werden.
 

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Batucada

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Dieses Projekt hatte eine lange Anlaufphase. Das liegt wohl aber auch daran, dass ich mit diesem Projekt bei FreeCAD meinen ersten richtigen Einstieg in Assembly 4 WB gemacht habe. Bei meinem anderen Übungsprojekt zum Modell der Staubsaugerturbine war ich schließlich noch ohne die Assembly 4 WB ausgekommen, weil die Turbine aus konzentrisch gestapelten Bauteilen besteht, bei so einer Geschichte bewegt man sich z.B. nur längs der z-Achse. Beim Klipschorn-Projekt erfolgt die Anordnung einzelner Bausteile mit Bezügen zu allen 3 Achsen, das macht die Sache schon etwas komplizierter, aber mit der Assembly 4 WB hält sich der Aufwand in erträglichen Grenzen.

Das Klipschorn-Projekt ist schließlich auch mein erstes größeres Projekt. So habe ich das Projekt zwei mal reorganisiert, weil ich erfasst habe, dass ich mir einen eigenen Arbeitsstil aneignen muss. Bei meinen früheren Projekten, die ich rein in 2D abgewickelt habe, bin meistens mit einer Studie gestartet. Eine solche Studie basierte auf einer Art von Zusammenstellungszeichnung, obwohl es noch keine Einzelteilzeichnungen gab. Nun ist FreeCAD aber eine 3D-Maschine, die auch 2D kann, aber für artenreines 2D nicht konzipiert ist. Trotzdem möchte ich an meinen alten Gewohnheiten festhalten. Und so habe ich als erstes Objekt einen Sketch angelegt, der eben diesen alten Gewohnheiten nahekommt.

Basis 1.png

Das sieht zwar ziemlich wüst aus, aber nur deswegen, weil die Schriftgröße unabhängig von der Zoomstufe konstant bleibt. Auf dem Bildschirm ist das kein Problem, zumindest für mich nicht, ich verwende, seit es sie gibt, die Magic-Mouse von Apple. Deshalb habe ich in der Grundeinstellungen von FreeCAD die Option Gesture ausgewählt.

Magic-Mouse.png

Photoshop hat aus meiner Sicht gesehen die beste Implementierung einer Bedienung durch eine Maus vollzogen. Aber wir sind hier bei FreeCAD und da muss man nehmen was man bekommt. Vielleicht finde ich in der FreeCAD-Organisation noch die Ecke, wo man Wünsche anbringen kann.

Detail.png

Also zoomt man sich ein Detail heran und kann daran arbeiten. Man sieht weiße Maße, das sind schon Maße, die an anderer Stelle festgelegt wurden, das hat den Vorteil, dass man bestimmte Maße an einer Stelle definieren kann, um sie dann projektweit verwenden zu können. Hinter der weißen 12 verbirgt sich der Ausdruck "NormalDick" und steht für Multiplex mit 12 mm. Das klingt zwar etwas profan, denn ich werde wahrscheinlich niemals die Stärke von 12 auf 15 mm ändern. Für mich steht dahinter aber die Lernabsicht, dieses Feature nach Möglichkeit generell anzuwenden. Blaue Maße sind reine Referenzmaße, die, wenn sie nicht mit einem Ausdruck verbunden werden, nur rein der Information dienen. In diesem Falle dient das Maß zur weiteren Bearbeitung in einem späteren Sketch. Die hellblauen Linien dienen ausschließlich als Hilfslinien, wobei für diesen "zentralen" Basis-Sketch ich die von FreeCAD vorgegeben Struktur für meine Zwecke missbrauche, aus diesem "zentralen" Basis-Sketch wird niemals ein Bauteil modelliert. Es gibt in dem System nur zwei Arten von Linien, nämlich solche, die in einem Modell als Kanten erscheinen und eben die im Modell unsichtbaren hellblauen Hilfslinien. Die "wichtigen" Kanten erscheinen grün, wenn der im Hintergrund arbeitende Solver erkannt hat, dass sich aus dem grünen Gebilde ein Modell erstellen lässt.

Basis 1.png

Damit komme ich noch einmal auf die Darstellung zurück. Ich sehe in so einem Bildchen die Möglichkeit, z.B der Frontansicht in einer reinen 2D-Zeichnung nahezukommen. Im Falle des Klipschorns ist es sogar die Rückansicht, denn in der Frontansicht eines solchen Lautsprechers gäbe es absolut nichts zu sehen. Ursprünglich war ich sogar noch verwegener habe die später folgende Zeichnung noch mit verwoben, das habe ich dann aber schnell eingesehen, dass ich zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt dann selbst nicht mehr durchsteigen würde. Es gibt in dem Klipschorn-Projekt zwei wichtige Szenen, eine davon habe ich in diesem Bild dargestellt. Die weitere Szene folgt in dem übernächsten Bild. Ob ich noch eine dritte Szene aufmache, habe ich noch nicht entschieden. Bei der aktuellen Szene sind weiße, rote und blaue Maße zu sehen. Weiße und blaue Maße hatte ich schon beschrieben, es fehlen noch die roten. Rote Maße sind Maße, die in dieser Szene ausschließlich durch Eingabe bestimmt werden. Blaue Maße sind Referenzmaße, die sich aus der Konstruktion ergeben und können nicht durch Eingabe überschrieben werden.

Liste.png

Damit man nicht die Übersicht verliert, bietet FreeCAD eine Liste der Constraints an, die durch Vergabe eines Ausdrucks mit diesem verlinkt werden. Wie man sieht, kann man bei der Namensvergabe von Ausdrücken recht opulent verfahren, aber auch minimalistisch, FP_AF_Hoehe ist die Höhe der "äußeren" Frontplatte und FP_IF_Hoehe ist die Höhe der "inneren" Frontplatte. Jawohl, das Ding hat zwei Frontplatten aber nur kann man sehen, während die andere tief im Innern schlummert und so schnell nicht wieder das Tageslicht erblicken wird.

Basis 2.png

Bleibt noch die letzte Szene, die eigentlich die wichtigste für mich ist. Sie ist für die Abläufe in FreeCAD weniger wichtig, als in dieser Szene alle die Entwicklungen und Analysen eingeflossen sind, um die Grundidee von Wilbur Klipsch zu realisieren. Die Szene selbst besteht eigentlich aus zwei Teilen, einmal das Trapez, das im grundsätzlichen Sinne ein Dreieck war, und dem zweiten Teil der Szene rechts neben dem Trapez. Auch hier drin liegt ein Klipsch-Geheimnis, wie überhaupt im dem ganzen Gebilde. Die Maße sind nicht rein zufällig festgelegt worden, sie sind auf der Basis einer externen Berechnung entstanden.

Diagramm.png

Der blaue und der gelbe Graph entsprechen einem idealen Verlauf. Der rote Graph zeigt den Öffnungsverlauf des gefalteten Horns, so wie ihn Wilbur Klipsch in 1945 konstruiert hat. Der graue Graph basiert auf der Konstruktion, die ich mit diesem Projekt realisieren will.

Und zum Schluss gibt's wieder FreedCAD zum Anfassen. Aber Vorsicht, FreeCAD macht süchtig.
 

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Batucada

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Guten Morgen,

jetzt habe ich 2 Tage hinter mir, die nicht zu den schönsten zählen dürften. Aber sie sind es wert, erwähnt zu werden. Anders als vorgesehen, habe ich FreeCAD etwas missbraucht, weil ich angelehnt an meinen früheren Arbeitsstil, solche Szene-Sketche - im Prinzip fast reine 2D-Skizzen - angelegt habe, die globale Zusammenhänge untersuchen und maßliche Bezüge herstellen sollen. Solche ein Sketch unter FreeCAD zeigt dann auch sehr schnell die Grenzen des Systems auf - ich sollte mich aber nicht beschweren, vielleicht mache ich da in FreeCAD etwas "Verbotenes". Wenn man wie ich mit einem solchen Sketch die "eierlegende Wollmilchsau" erfinden will, sammeln sich in einem solchen Sketch sehr schnell über 600 Constraints an mit dem Erfolg, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit von FreeCAD Ermüdungserscheinung anzeigt, das liegt aber nicht am Rechner.

Also hab ich versucht den einzigen Szene-Sketch, den ich bis dato hatte, aufzuteilen. Einen einfacheren Anteil habe ich in einem neuen Szene-Sketch neu zu zeichnen und dessen Anteil in dem anderen Sketch zu löschen. Das hat auch soweit funktioniert, bis irgendwann FreeCAD selbst die Übersicht verloren hat und Bezüge zwischen den beiden nun existierenden Sketche nicht mehr zuließ. Zwischen allen anderen Sketch-Objekten war das nie ein Problem, und war auch weiterhin keines. Lediglich mein Urszene-Sketch wollte sich in bestimmten Situationen nicht verknüpfen lassen. Ein System dahinter war nicht erkennbar.

Was war geschehen? Das Report-Fenster zeigt manchmal saudumme Meldungen an, manchmal auch nicht. Und eine solche Meldung hatte ich übersehen: "The graph must be a DAG." Schön, was ist ein DAG? Ich weiß es aber immer noch nicht. Im Zuge der Recherche bin ich das dem FreeCAD innewohnende "topological naming problem". Das hab' ich dann auch gleich verstanden, denn das deckte sich mit meinen bis dahin gemachten Beobachtungen. Nämlich, wenn ein neues Objekt erstellt werden soll, dann schlägt FreeCAD einen systemischen Namen kombiniert mit einer laufenden Nummer vor. Wenn man diesen Namen nicht gleich überschreibt, dann bleibt dieser vorgeschlagene Name bis ans Ende seiner Tage erhalten, man kann ihn zwar später überschreiben, aber tief im Bauch von FreeCAD bleibt der zuvor vorgeschlagene Name erhalten. Hat man statt dem vorgeschlagenen einem eigenen Namen den Vorzug gegeben, dann bleibt auch dieser bis ans Ende seiner Tage erhalten, selbst wenn er bei einer Änderung überschrieben wird.

Organisiert man das Projekt neu, um es handlicher zu machen, sollte man sich diese Verhalten von FreeCAD bewusst machen. Denn Problem entsteht erst, wenn eine Änderung aus welchen Gründen auch immer nicht systemweit durchgeführt wird. Denn ein Bezug wie z.B. "<<FrontBase>>.Constraints.Kanalwand_Breite" hat zwei Namensanteile, die vom User vergeben wurden. "FrontBase" ist der Name eines Sketches und "Kanalwand_Breite" ist der Name eines Constraints, der in dem Sketch vergeben wurde. Weil ich an einem Punkt angekommen war, an dem es trotz Sicherungskopien weder vorwärts noch rückwärts ging, habe ich dann mit BBEdit die extrahierten XML-Dateien untersucht und dabei alte Bekannte wiedergetroffen, die ich schon längst verabschiedet hatte. Eine Rekonstruktion: Nachdem mein erster Szene-Sketch zu üppig geworden war, hat sich FreeCAD mitten in einer Transaktion verabschiedet. Beim Neustart hat FreeCAD dann ein Recovery angeboten, was ich auch angenommen habe, es wurde ja angeboten. Das war offensichtlich ein Fehler.

Ich habe jetzt ein Lernpensum hinter mir, aus dem ich den Schluss gezogen habe, dass ein FreeCAD-Projekt ziemlich detailliert vorgeplant werden sollte. Spätere Änderungen in der Struktur, zumindest was die Reihenfolge angeht, sind nur mit Tränen der Wut zu korrigieren. Auch wenn Copy&Paste angeboten wird, bin ich mittlerweile weit davon entfernt, diese Funktionen jemals wieder zu benutzen, die Ergebnisse eines solchen Einfügevorganges sind teilweise haarsträubend. Was gut funktioniert, ist das Verschieben von Sketchen, das hilft zwar etwas, ist aber noch nicht das Gelbe vom Ei, um das eigentlich Problem, bei der Starrheit einer einmal festgelegten Grundstruktur zu beheben. Was hilft? Gute Vorarbeit bei der Projekt-Planung.

Meine Probleme habe ich mittlerweile gelöst und alle Szene-Sketches neu gezeichnet, so dass das Projekt wieder rund läuft. Für mich war's eine Übung und die Bedienung von FreeCAD geht jetzt schon etwas flüssiger von der Hand.

°⏝°
 

KalterBach

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Ja, Mastersketche, Tabellen und saubere Variablennamen sind das A und O in FreeCAD.

Der Sketcher und der dahinter liegende Solver sind ein Graus, wenn es eine steigende Anzahl an Variablen hat. Aus eigener (bitterer) Erfahrung kann ich sagen, dass er sich auch sehr unterschiedlich bei den Constraint-Typen verhält. Eine schlanke und saubere Konstruktion spart die Neukonstruktion.

Hier bietet z.B. Fusion360 mit der Timeline ein mächtiges Werkzeug. Das TNP kennt Fusion360 nicht, dafür verliert es gerne Referenzen.

Über das TNP haben sich schon manche Geister die Augen gerieben. Das FreeCAD-Forum ist voll davon. Im RealThunder-Branch ist das gelöst. Daneben sind noch ein paar andere nette Funktionen dort implementiert. bspw. das unterschiedliche Einfärben von Bauteilen.

Sofern ich es richtig verstanden habe, soll das TNP angegangen werden und ein Teil des RealThunder-Codes portiert werden.

Meine Probleme habe ich mittlerweile gelöst und alle Szene-Sketches neu gezeichnet, so dass das Projekt wieder rund läuft. Für mich war's eine Übung und die Bedienung von FreeCAD geht jetzt schon etwas flüssiger von der Hand.

Das ist das Wichtigste. Es macht Spaß Dein Projekt zu verfolgen.

Vielleicht sollte ich mich auch mal wieder dransetzen.
 
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Batucada

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In dieser Folge möchte ich zeigen, wie ich bei dem allerersten Brett für die Lautsprecherkiste vorgegangen bin. In der realen Welt bliebe bei den meisten Nachbauten dieses Brett einfach nur ein Brett ohne sonderliche Vorbereitung. Aber wir haben ja FreeCAD.

Bild 01.png
Bild 1

An diesem Brett habe ich mir am Anfang die Zähne ausgebissen, natürlich nur die virtuellen. Aber der Reihe nach. Im Zusammenhang mit diesem Brett verweise ich auf die im System verwendeten Planes und Achsen. Bei simplen Teilen mag es nicht von Belang sein, aber bei komplexen Projekten möchte ich gerne deterministisch vorgehen und deswegen habe ich mir angewöhnt, dem System strikt zu folgen.

In der folgenden Beschreibung habe ich die Bilder zusammen geschnitten, links das "fertige" virtuelle Produkt nach jedem Arbeitsgang. Und rechts der Sketch, der zum Produkt führt.

Bild 02.png
Bild 2

Das Geheimnis in der 3D-Darstellung scheint zu sein, einfach geometrische Formen zu verwenden. In dem Falle ist es zunächst ein stinknormales Rechteck, zentriert und mit 2 Maßen versehen. Für das Zeichnen des Rechtecks gibt es ein Werkzeug, das mit der Maus zunächst ein rohes Rechteck auf den Bildschirm zaubert. Mit dieser Aktion hat man 4 Constraints in die Liste aufgenommen, zwei waagerechte und zwei senkrechte. Die Constraints erkennt man an den kleinen Strichen, die parallel zum Verlauf der Linien verlaufen. Ein solches Rechteck lässt sich auf dem Bildschirm nicht verdrehen, es ist für die Dauer seines Lebens zu einem waagerechten oder senkrechten Dasein verdonnert. Die nächste Aktion ist das Zentrieren des Rechtecks, dazu wählt man zwei sich diagonal gegenüber liegende Ecken aus, und zum Schluss als dritten Punkt den NullPunkt des Koordinatensystems, damit hat man das Rechteck im System verankert. Dieses Zentrieren ist so ziemlich die einfachste Möglichkeit, die Lage des Rechtecks dem System bekannt zu machen. Zum Schluss werden noch die beiden Maße vergeben, weiß bedeutet hier, dass die Maße an einer anderen Stelle und nicht in diesem Sketch vereinbart wurden.

Noch zwei Worte zum Sketch. Es stehen drei grundsätzliche Arten der Planes zur Verfügung, XY-Plane, XZ-Plane und YZ-Plane. Für eine muss man sich entscheiden. Meine Wahl fiel auf die XZ-Plane, da sich die meisten Elemente meiner Lautsprecherkiste sich in dieser Ausrichtung wiederfinden. Man kann die Planes nachträglich noch ändern, das ist aber mit Vorsicht zu genießen. Also vorher gut überlegen. Ein Sketch ist dann abgeschlossen, wenn die geometrische Figur völlig bestimmt ist, dann vermeldet der Solver ein fröhliches "Fully constrained". Auch hierbei muss man wieder Vorsicht walten lassen, es gibt Konstruktionen, die "Fully constrained" sind aber trotzdem keine Weiterverarbeitung zulassen. Der grüne Linienzug muss geschlossen sein. Eine Maus darf kein Schlupfloch finden, um weder hinaus noch hinein zu können.

Den Abschluss der ersten Aktion bildet das "Pad-Werkzeug", die Frontplatte soll 18 mm stark sein, also gibt man 18 ein, es folgen noch ein paar mehr Einstellungen, aber das soll hier nicht das Thema sein, wenigstens zur Zeit nicht.

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Bild 3

Jetzt fange ich an, die Platte zu zerfurchen. Das ist die Grundidee, beim 3D-CAD. Erst schafft man sich einen Körper, der im den nachfolgenden Arbeitsgängen durch "Zerspanen" verändert wird. Das kommt der späteren Bearbeitung in der Werkstatt schon ziemlich nahe. Im Falle von Bild 3 lege ich zwei V-Nuten an, jeweils eine an den langen Außenkanten, sowie eine Rechteck-Nut (12x6)in der Mitte. Zu diesem Zweck zeichne ich das Profil der jeweiligen Nuten maßstabsgerecht in den Querschnitt der Platte ein. Und ganz klar, für jede dieser Aktionen müsste ein eigener Sketch her, da aber die 3 Nuten hier in gemeinsamer Richtung und über die gesamte Länge verlaufen, kann dies in einem gemeinsamen Sketch erfolgen. Hilfsweise kann man sich ein Werkzeug vorstellen, dass alle 3 Nuten in einem Arbeitsgang gräbt.

Den Abschluss der zweiten Aktion bildet nun das "Pocket-Werkzeug". Die Einstellung ist "through all".

Bild 04.png
Bild 4

Auf dem Bild sehe ich eigentlich 8 Arbeitsgänge, die mittlere Nut ist ja schließlich schon im letzten Arbeitsgang erledigt worden. Es wäre also naheliegend für das Grundmuster 2 ineinander verlaufende Langlöcher zu projektieren. Hier hat FreeCAD aber ein Problem von zwei sich schneidenden Pockets, und meckert, und hört mit dem Meckern gar nicht mehr auf, so dass es mich richtig aufgestellt hat. Des Rätsels Lösung wäre aber gewesen, die Langlöcher auf 2 Sketche zu verteilen. Kam ich aber nicht drauf, die anderen aus der FreeCAD-Gemeinde aber auch nicht. Ich habe dann alle Mühen darauf verwendet, die Kurvenzüge von 2 sich schneidenden Langlöchern auf einen Kurvenzug zu reduzieren. Bisweilen war ich so stolz auf meine Lösung, weil es mir gelungen war, einen komplizierten Kurvenzug zu basteln. Ich denke, die Lösung mit den 2 Sketchen ist aber wesentlich intelligenter, weil weniger aufwändig und ich werde meine Lösung aufgeben.

Auch hier geht's zum Abschluss zur Anwendung eines "Pocket-Werkzeugs".

Bild 05.png
Bild 5

Hier geht's um V-Nuten, die in die Rückseite der Frontplatte eingegraben werden sollen. Das Profil der V-Nuten wird in einen Sketch mit dem Bezug zur YZ-Plane eingezeichnet, also eine gewohnte Übung. Die Berücksichtigung der Besonderheit erfolgt im nachfolgenden "Pocket-Werkzeug", die Einstellung: symmetrisch auf eine bestimmte Länge. Und hier kommt meine Vorplanung in einem meiner Szene-Sketches zum Tragen. In dem oben gezeigtem Sketch kann ich nur das Profil unterbringen, die zusätzlichen Informationen kommen aus dem Szene-Sketch, in dem ich alle Informationen hinein geknüppelt habe, die sich irgendwie mit dem Thema befassen. Da alle Maße in irgendeiner Form zusammenhängen, sollten nach meiner Meinung alle Bezüge auch in einer Sicht dargestellt werden. Hier hätte FreeCAD noch einen erheblichen Verbesserungsbedarf, wenn man in einen Sketch noch zusätzlich erklärende Kommentare einfügen könnte.

Bild 06.png
Bild 6

In dieser Darstellung ergeben sich durch eine "echte" 2D-Konstruktion alle relevanten Maße wie von "selbst". An der 3. oder 4. Stelle hinterm Komma sollte man sich nicht stören, das lässt sich systembedingt nicht anders darstellen. Zwei hellblaue Linien am linken Teil des Ausschnitts stellen die Konstruktionsbedingungen für die schräg verlaufenden Langlöcher dar, rechts habe ich der formhalber nur 1 hellblaue Linie eingezeichnet, das reicht, um das Maß 361,445 abgreifen zu können. Das absolute Maß interessiert nicht mich sondern nur das "Pocket-Werkzeug", das sich auf die Länge der gewünschten V-Nut einstellen soll.

Bild 07.png
Bild 7

Wie auch bei dem vorhergehenden Arbeitsgang geht's auch hier wieder um V-Nuten. Es ist das gleiche Spiel nur eben mit anderen Parametern.

Bild 08.png
Bild 8

Ja, und die Falze hätte ich beinahe vergessen. In dem Ausschnitt aus dem Sketch habe ich die Zusammenhänge dargestellt. Wesentliche Bezüge ergeben sich aus einer "externen" Geometrie. "Extern" bezieht sich hier auf die Geometrie eines anderen Sketches. Dazu gibt es ein Werkzeug, mit dem ich die in FreeCAD so wichtigen "Kanten" erben kann. Man sieht hier das V-Profil aus dem dritten Bild, das wurde nicht neu gezeichnet, sondern es wurde eine Kante "geerbt", die in der Verlängerung tangential an einen Kreis mit dem Fräserdurchmesser anschließt. Der Abstand (Falzbreite) der oberen grünen Linie zur unteren beträgt 9,5 mm und wurde irgendwo in der Mitte des Sketches festgelegt - hier nicht gezeigt und kann irgendwie in der oberen Darstellung erahnt werden, auch diese Linie schließt tangential an den Kreis des Fräsers an. Die Falztiefe beträgt 6 mm, aber das erledigt das anschließende Pocket. So ganz nebenbei kann man noch ein Maß (19,8 mm) abgreifen, wenn es darum, Anschläge für die Oberfräse einzurichten.

Bild 09.png
Bild 9

Das ist nun das gute Stück, das im Laufe seines bisherigen virtuellen Lebens einige Veränderungen erfahren hat. Eine Änderung ist noch ausständig.

Bild 10.png
Bild 10

Das ist noch nicht das Ziel, es soll aber schon mal einen Vorgeschmack darauf liefern, was noch zu erwarten ist. Ich hab' hier mal die Frontplatte weggelassen, die ich im Laufe dieses Beitrags beschrieben habe. Die im Bild sichtbaren Teile und noch ein paar mehr sind bereits alle virtuell gefertigt worden. In diesem Projekt interessiere ich mich natürlich dafür, wie ich ein solches Projekt in meiner Werkstatt realisieren kann. Dass ich auf der rückwärtigen Fläche der Frontplatte so einige Nuten angelegt habe, hat damit zu tun, dass ich in der Vergangenheit beim Bau von Torsionsboxen gute Erfahrungen gesammelt habe. Die Vorzüge der Nuten möchte ich aber dieses mal weniger wegen benötigter Steifigkeit auskosten, sondern um den Zusammenbau beim Verleimen zu unterstützen. Und das bezieht sich auf zwei Gründe, zu einem vergrößert sich die Leimfläche wesentlich, bei der rechteckigen Nut auf das Doppelte, wobei dem senkrechten Teil der Nut bei der Bewältigung von Zugkräften der überragende Anteil zukommt. Und der andere Grund ist die Präzision bei der Positionierung von Bauteilen um die man sich beim Verleimen etwas weniger Sorgen machen muss.

EDIT:
Bild-Index hinzu gefügt.
 
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KalterBach

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Dabei wäre das TNP ganz einfach zu lösen gewesen. Aber mit der Struktur, die dahinter liegt, hat man sich wohl die Wege verbaut.
Ich habe jetzt die Erfahrung gemacht, bestimmte Dinge nicht zu tun.

Jetzt wird es halt komplizierter, aber es wird nicht ohne Lösung dieses Problems gehen.

Nicht jeder möchte durch das Tal der Tränen und mit steigender Verbreitung von Tablets wird es

Im Falle von Bild 2

Sehe ich da vier identische Quadranten der V-Nut?

Dann könntest Du die linke obere Hälfte zeichnen und anschließend zwei Mal spiegeln.
 

Mitglied 24010 keks

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Guten Morgen Hubert,

Als du dieses Thema gestartet hast, hatte ich ja ein wenig die Hoffnung, dass dieses FreeCad vielleicht eine interessante Alternative für mich wäre. Ich bin ja ein wenig auf der Suche nach einem Programm wo ich gleich die CAM Geschichten mit abgedeckt bekomme.
Da hab ich mir gedacht... Ich les hier mal mit. Wenn ein 50+x-jähriger schafft sich da easy einzuarbeiten, tu ich mir das vielleicht auch an.
Naja... Das hört sich alles sowas von kompliziert an (die Worte easy und einfach hab ich hier glaube ich auch noch nicht gelesen), ich hab tagtäglich mit CAD zu tun und verstehe nur 5% von dem was du schreibst... :emoji_rolling_eyes:
Ich glaub da hab ich weder Nerven noch Zeit für und werde weiter meinen, etwas umständlicheren aber gewohnten, Weg mit externem CAM beschreiten. Ist auch nur nervig wenn Änderungen kommen...

Gruß Daniel
 
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Batucada

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Im Falle von Bild 2

Sehe ich da vier identische Quadranten der V-Nut?

Dann könntest Du die linke obere Hälfte zeichnen und anschließend zwei Mal spiegeln.
Da ist mir wohl ein kleiner Dreckfehler unterlaufen. Den Text, den Du anmerkst, bezieht sich auf Bild 3. Ich habe gerade den Beitrag korrigiert und die Bilder durchnummeriert.

Das zweifache spiegeln eines Quadranten habe ich mir schon oft überlegt, das würde auch für weitere folgende Arbeitsgänge gelten, spätestens bei Bild 4 wäre dies der Fall. Aber bei Bild 4 gibt es ja noch eine ander Lösung eines grundlegenden FreeCAD-Problems. Mal sehen was noch wird. Für mich ist das alles eine große Lernphase.
 

Batucada

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Da hab ich mir gedacht... Ich les hier mal mit.

Guten Morgen Daniel
Du darfst auch ruhig weiter mitlesen. Und ich verspreche Dir, ich werde in Zukunft solche Worte wie "easy" in meinen Wortschatz aufnehmen.

Nur nicht mutlos werden. Mir geht es nicht darum, hier ein Produkt zu verkaufen, das sollen andere tun. Mir geht auch nicht darum, hier meinen Leidensweg aufzuzeigen. Aber es gibt auf dem Weg hin zu FreeCAD auch ein paar Schattenseiten. Da möchte ich aus der Sicht eines Users, der Newbie ist und gerne experimentiert, solche Schattenseiten aufzeigen. Wer liest, wie andere Fehler machen, hat eben mehr vom Leben.
 

Batucada

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Mach es einfach. Das spart dem Solver ewig Zeit. Und ja, wenn er dann keine Körper erzeugt, braucht es Überlappung.
Dem Solver will ich nix ersparen °⏝° mir nur die Arbeit.
Neueste Ansicht.png
Die beiden letzten Teile, die ich gerade eingefügt habe, die haben es in sich. Es gibt an dem Grundmuster dieser Teile ein paar lustige Winkel, deren Berechnung ich von Hand gerade noch nachvollziehen konnte, bis auf einen, an dem beiße ich mir noch die Zähne aus. NOCH. Ich nehme das von der sportlichen Seite und es trainiert meine offensichtlich verfallenen trigonometrischen Kenntnisse. Mittlerweile gehen dann solche Formeln, wie diese hier a = b • tan(α), wieder flüssig von der Hand. So wie ich das bis jetzt sehe, hat FreeCAD dabei alles richtig gemacht. Sogar den Winkel, bei dem ich noch auf dem Schlauch stehe. Ich habe aber die Hoffnung, dass die spätere Ausgabe in TechDraw die entsprechenden Erkenntnisse anbietet.

Die Frage nach der Reduktion der bisher angelegten Sketche auf einen Quadranten drückt mich im Augenblick nicht so sehr. Vielmehr würde mich ein solcher Lösungsansatz interessieren, den Aufbau der kompletten Lautsprecherbox auf einen Quadranten zu beschränken, um danach diesen kompletten Aufbau zweifach zu spiegeln, keine Ahnung ob das geht.
 

greenheart

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Ob es diesen Treiber für das Horn noch käuflich gibt weiß ich nicht. Ein Horn sollte schon näherungsmäßig auf den einzubauenden Basstreiber konzipiert sein, sonst ist es suboptimal. Neuere Eck-Horn Versionen sehen z.B so aus:
Eckhorn 18.png
Auch sind Versionen für 12" - 15" & 21" konzipiert.
Akustisch ein Traum...
Michael
 

KalterBach

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