Fragen zur Kantenbearbeitung mit Oberfräse

holzwerker37

ww-kiefer
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Hallo zusammen,

ich habe ein paar (Anfänger-)Fragen zum Umgang mit der Oberfräse für folgendes Szenario:

Ich habe vier Leisten, je 1m lang und 7cm breit, Buche. Die langen Kanten (und nur diese) möchte ich gerne mit einem Abrundfräser (r=5, Anlaufkugellager unten) abrunden. Es steht dazu eine OF1400 zur Verfügung. Ich habe bei Heiko Rech schon die entsprechende "Vorrichtung" gesehen, um solch schmale Leisten entsprechend "einspannen" zu können und auch das Oberfräsenbuch von Guido Henn ist bereits (mehrfach) verschlungen worden, aber Theorie und Praxis sind ja doch nochmal zwei verschiedene Dinge.

Erste Tests mit Teststücken waren nicht so erfolgreich, wie ich mir das gewünscht hätte. Dabei gibt es im Prinzip drei Probleme:

1) Tiefeneinstellung:
Gibt es einen Trick, wie man die Tiefeneinstellung so präzise hinbekommt, dass nur genau die Rundung gefräst wird und es nicht noch zu einer Kante kommt. Aktuell habe ich es so gemacht, dass ich den Fräser mit dem "geraden" Teil der Schneide aufs Holz abgesenkt habe. Eine Probefräsung war dann aber noch nicht 100% perfekt, sodass ich nochmal an der Feineinstellung nachjustiert habe. Das hat dann zwar gepasst, aber die Frage wäre, ob man das auch anders und ohne die Probefräsung hinbekommen könnte.

2) Abkippen am Anfang und Ende:
Anfang und Ende sind nicht so ideal geworden wie der Teil in der Mitte. Mutmaßlich wird es ja daran liegen, dass trotz aller Bemühungen es zu einem leichten Kippen kommt. Die Frage ist nun, wie ich dem am ehesten entgegen treten kann. Optimal wäre vermutlich eine Tischverbreiterung, die ich aber leider nicht habe (und der Selbstbau ist in Zeiten geschlossener Baumärkte auch nicht ganz so einfach, trotz Click&Collect). Daher stellt sich mir die Frage, ob mit den Zubehörteilen, die ich habe, auch etwas Sinnvolles erreichen kann. Zur Auswahl stünden der Seitenanschlag (SA-OF 1400) oder auch der Führungsanschlag (FS-OF 1400, entsprechende Schiene ist vorhanden).

3) Brandspuren:
An 1-2 Stellen ist es seeeehr dunkel geworden beim Probestück, ohne dass mir jetzt direkt klar wäre, was da das Problem gewesen sein könnte. Auf welche Fehler sollte ich da achten bzw. welche sollte ich vermeiden, damit das nicht passiert? Zur Sicherheit auch schon mal vorab die Frage, falls es doch passieren sollte: Ist das nur oberflächlich und es reicht da einmal mit dem Schmirgelpapier drüber zu fahren oder geht das tiefer und ist dann echt "problematisch"?

Vielen Dank und viele Grüße!
 

Johannes

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Hallo,
deine Fräse hat unten eine ziemlich große Öffnung. Falls du den Fräser soweit raus tauchen kannst, das er 6,8 oder 10mm rausschaut, würde ich eine passende Sperrholz oder Laminatplatte unter die Fräse schrauben, mit einem Loch, das nur wenige mm größer ist als der Fräser. Damit ist das kippen schon mal weitgehend verhindert. Die Tiefeneinstellung ist dann auch leichter.
Brandspuren entstehen meist durch zu langsamen Vorschub. Man kann aber ohne weiteres mehrmals zügig die gleiche Kante mit der gleichen Einstellung fräsen ohne das es Brandspuren gibt. Eventuell kannst du bei Buche auch mit der Drehzahl experimentieren.

Es grüßt Johannes
 

Helibob

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Hi,
weiß zwar jetzt nicht wie deine "Vorrichtung" zum Spannen deiner Leiste genau aussieht.

Jedoch wird dein Werkstück ja irgendwie flach auf der Werkbank fixiert sein. Da du von 4 Leisten sprichst kannst du ja eine zweite mit etwas Abstand daneben legen (so das du sie mit dem Fräser nicht erwischt), welche dein Abkippen verhindert.

Gruß Matze
 

FredT

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Die Regel sollte eigentlich sein: Kleine(re) Maschine auf größere Werkstücke, kleine(re) Werkstücke auf größere Maschine.

Wenigstens würde ich vorschlagen, einen improvisierten Frästisch durch Unterschrauben einer Platte zu verwenden. Da kannst du auch einen deiner Anschläge integrieren, je länger, dest o besser.
Und keine Fräsung ohne Probe... Zum einen der Maßlichkeit wegen, zum anderen der Handhabbarkeit. Gearde bei Profilierungen kann man sich da langsam hochtasten; ohne Übungsstück ist das eher Krampf. Eine kleine Kante kann man auch shon mal mit dem Schleifklotz "begradigen", wie auch Brandspuren.
 

holzwerker37

ww-kiefer
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Danke schon mal für die Antworten.
Hier der Artikel von Heiko Rech:
https://holzwerkerblog.de/werkstatt-2/frasen/tipps-und-tricks-zur-oberfrase/5/Da dürfte das daneben legen, wie von @Helibob vorgeschlagen, ausfallen, da ich ja in der Luft hänge mit der Maschine.
Oder würde sich grundsätzlich ein anderer Aufbau "mitten" auf einem Tisch anbieten?

Zur Geschwindigkeit:
Was empfiehlt sich denn? Ich hatte jetzt max. Geschwindigkeit gewählt.

Zur Platte unten drunter:
Verstehe ich es richtig, dass auch der Einsatz der Laufsohle LA-OF 1400 helfen würde?

Die Leisten sind 25mm dick.
 

Fiamingu

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Zur Geschwindigkeit:
Was empfiehlt sich denn? Ich hatte jetzt max. Geschwindigkeit gewählt.
Ne neee, die Geschwindigkeit der Fräse gibt dir ja der Fräser vor, kokeln wird das nur
wenn du zu lange auf einer Stelle bleibst oder zu langsam mit deiner Fräse vorwärts schiebst.
Zu schnell ist auch nicht das Gelbe vom Ei aber das ist dann Erfahrungssache. Denke nicht dass
du gleich perfekte Ergebnisse bekommst weil du dir die vermeintlich beste OF am Markt gekauft
hast. Du bedienst die Fräse und du bist die Fehlerquelle. Das Gerät macht das wofür es gebaut
wurde. Gut das du dich bereits eingelesen hast. Es geht aber nichts über das "gezeigt bekommen"
und die guten Tips dabei. Probier deine Fräser and Reststücken erst mal aus und lerne mit dem
gebührendem Respekt für die Maschine. Auch die kleinste Kantenfräse frisst Finger zum Früh-
stück. Meine zwei Youngsters trauen sich nicht mal an die kleine von Festool aus respekt und
mangelnder Erfahrung obwohl man bei der schon bewusst die finger in die Fräse stecken
muss. Lieber einen Hauch zu wenig abgerundet und mal eben mit dem Schleifpapier
nachhelfen als sich eine Treppe reinzufräsen. Just my two cents.
 

ChrisOL

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magmog

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Guuden,

die OF eignet sich zum Fräsen von Kleinteilen wie eine Kanone um auf Spatzen zu schießen.
Es geht, ist aber nicht sonderlich sinnvoll.
Um es mit der großen OF doch einigermaßen hinzubekommen,
sollte die Öffnung im Gleitschuh min. so weit verkleinert werden,
dass der Platz neben dem Fräserflugkreis möglichst klein ist.
Dass lässt sich einfach mittels eines mit zweiseitigem Klebeband Stücks Sperrholz,
das auch den Gleitschuh geklebt wird, verwirklichen.
Der Vorschub sollte stetig und gleichmäßig erfolgen, dann gibt es auch keine Brandspuren,
und der Fräser bleibt länger scharf.
 

kberg10

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Du kannst eine noch so teure Fräse haben, wenn du vorne irgendein Glump reinsteckst wirds halt brennen und schiebst schneller
dann gibts halt keine saubere Fräsung. Zur eventuellen Kante, Ich fräse meistens bevor ich die Fläche schleife, dann sollte die Kante
von dann von selber verschwinden. Andernfalls kann wieder eine leichte Kante durchs abschleifen entstehen.
Im Optimalfall brauchst dann nicht mal nachschleifen.
 

Georg L.

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Damit die Fräsung sauber wird gehe ich immer folgendermaßen vor. Mit mehreren Probefräsungen die richtige Einstellung ermitteln. Dann die Frästiefe um ca 1mm verringern und alle Kanten fräsen. Danach dann die Fräse wieder auf die Endtiefe einstellen und den Rest wegfräsen.
Solche Leisten würde ich aber in jedem Fall auf einem Frästisch machen. Eine 25mm Multiplexplatte an die Werkbank geklemmt und die Fräse darunter geschraubt reicht da völlig. Und immer qualitativ gute und scharfe Fräser verwenden. Dann sollte das eigentlich klappen.
 

Johannes

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Oder würde sich grundsätzlich ein anderer Aufbau "mitten" auf einem Tisch anbieten?

Hallo,
der 5mm Abrundfräser hat eine Höhe von ca. (5+1+6+2=) ca. 14mm, das ist deutlich weniger als deine Brettstärke. Also brauchst du dein Werkstück nicht auf die Tischkante zu spannen.
Ob die Laufsohle LA-OF 1400 hilft kann ich nicht wirklich einschätzen, da dies einerseits von dem Durchmesser von Fräser und Loch in derLaufsohle abhängt und wie stabil diese Lausohle ist. Wenn du sie besitzt, kannst du es ausprobieren, kaufen würde ich sie nicht, weil der Selberbau so einer Grundplatte die bessere Lernkurve bietet.

Es grüßt Johannes
 

holzwerker37

ww-kiefer
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Denke nicht dass du gleich perfekte Ergebnisse bekommst weil du dir die vermeintlich beste OF am Markt gekauft hast. Du bedienst die Fräse und du bist die Fehlerquelle.

Das ist mir absolut klar. Es hilft Maschinenbedingte Probleme zu reduzieren, aber dass es maßgeblich vom Bediener abhängt und ein Profi mit einer Schrott-Maschine bessere Ergebnisse erzielt als ich mit egal welcher Maschine ist auch klar :emoji_wink:

Zur Geschwindigkeit:
Ich hatte nicht die Vorschubgeschwindigkeit, sondern die der Fräse gemeint. Die war auf Maximal-Wert - passt das?

Zum Fräser:
Es ist ein neuer Fräser von ENT, denke, dass der qualitativ in Ordnung sein sollte.

Das mit der Laufsohle werde ich mal versuchen, da vorhanden :emoji_wink:

Danke für die weiteren Tipps!
 

Fiamingu

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Die maximale Umdrehungsgeschwindigkeit sollte bei einem
einigermassen gutem Fräser auf dem Fräserschaft stehen. Dann
kommt es auch auf dein zu fräsendes Material an. Wie bereits
gesagt hängt vieles von der Erfahrung ab. Als Neuling sollte man
sich da langsam rantasten und fragen wenn da was nicht sicher ist.
Dafür sind wir doch immer da.
 

Hoosier

ww-robinie
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Die OF1400 ist für Anfänger schon ein echtes Biest (sorry, meine Meinung), schwer und unhandlich. Das Abkippen ist Übungssache, und auch hier tut Dir die große Maschine bei den kleinen Teilen keinen Gefallen. Ich hätte Dir die 1010 empfohlen, die ist wesentlich besser geeignet für solche Arbeiten.

Ansonsten: scharfer Fräser (ENT oder Klein z.B.), maximale Drehzahl, Absaugung ran und dann einach mal ein paar Meter fräsen. Was ich empfeghlen kann ist eine Auflagevergrößerung, bei der 1010 nehme ich dazu den Adapter für die Führungsschiene. Dann ist das Abkipprisiko schon mal reduziert
 

CoronaCustoms

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Servus,
es wurde ja schon sehr viel geschrieben. Da ich auch die OF1400 habe hier dennoch meine Meinung dazu.

1. Tiefeneinstellung
Ich peile mit dem Auge immer über die Laufsohle (Vorn - Fräser - Hinten). So schaffe ich es mittlerweile in einem von drei Fällen ein perfekte Probefräsung hinzulegen. Also ganz ohne Probefräsung geht es leider nicht :emoji_wink:
Fräserausenkante auf dem Werkstück geht weitaus schlechter, denn die Schneide drückt sich ins Holz da braucht man mehrere Probefräsungen bis man am Ziel ist.

2. Abkippen
Die OF1400 hat wirklich eine ser großes Loch glaube 60mm. Das muss ja nicht schlecht sein da gehen sehr große Fräser rein :emoji_grin:. Dazu kommt noch das für die Kopierringe noch einmal ein 10 mm Falz um das Loch herum ist.
Ich habe mir deshalb die Laufsohle LA OF1400 besorgt. Viel viel besseres Handling bei kleinen Teilen. Gerade wenn man an das Ende der Teile kommt wie von dir beschrieben.
Das Loch in der Laufsohle ist ab Werk sehr eng gewählt. Die Laufsohle kann man aber problemlos mit dem gewünschten Fräser weiten. Da ist genug Luft bis zu den Metallteilen.
Vorteil der LA OF1400 ist für mich die Montage. Das funktioniert in einer Sekunde weil das über den Mechanismus für die Kopierringe gehalten wird.

Alternativ kannst du auch den Spanfänger KS OF 1400 montieren. Dessen Grundplatte verdeckt schon einmal den Falz für den Kopierring. Fals die Plastikhaube stört. Ich denke die kann man auch demontieren.

3. Brandspuren
Man geht da immer zu zaghaft ran. Voll Drehzahl und nicht anhalten.
 

chrisil

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Wenn du die Leisten aufspannst, dann vorne und hinten noch ein Stückchen Opferholz, dann kippst du da nicht im zu fräsenden Teil weg.
 

holzwerker37

ww-kiefer
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Vielen Dank für alle Beiträge.
Mit (etwas aufgefräster) Laufsohle LA-OF 1400, aufgespannt auf dem Tisch, Opferholz am Anfang und Ende und der Tischabstützung vom Führungsanschlag hat es sehr gut geklappt.
 
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