Fournierverarbeitung und Materialwahl

Red-Rabbit

ww-ahorn
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Ganz so einfach ist das mit dem Furnieren nicht!!
Na erstmal zu der einfachen Frage: bekommen kann man das sicherlich über einen Händler, aber dann nicht genau die Masse, die du haben willst. Das Furnier ist immer in Packeten verpackt, mit 16, 24 oder 36 Blatt ( immer durch 4 Teilbar )
Gerade Wurzelholz ist nicht einfach zu verarbeiten. Es sind sehr viele Wellen in dem Holz, und da es keine eindeutige Strucktur hat, ist es oft sehr brüchig. Auch wird es nicht in sehr grossen längen gehandelt, sodass man auch in der Länge stossen muss.
Vogelaugenahron hat ( bis auf die Länge ) die gleichen Eigenschaften in abgemilderter Form.
Schneiden kannst du es mit einer Furniersäge oder einem scharfen Teppichmesser, wenn du es in der Breite stossen musst, müssen die Schnitte sehr sauber sein. ( Immer Stürzen, so entseht ein Bild. Anzahl der Blätter immer durch 2 Teilbar)
Beim Aufleimen muss ein hoher Druck auf die Fläche ausgeübt werden ( 2- 4 Bar !!) An Leim kann man den "normalen" Holzleim nehmen, oder spezille, Heissleime. Vorsicht beim Leimauftrag, gleichmassig und nicht zu dick, sonst gibt es Leimdurchschläge.
Immer auf beiden Seiten das gleiche Furnier ( oder eins mit den gleichen Eigenschaften als Gegenzug ) in der gleichen Richtung
Und vorher an die Kanten denken...Massivanleimer, Bügelkanten...
Als Trägerplatte kann man fast alles nehmen, solange es trocken und eben ist.
Das Schleifen der Furnierten Teile ist auch nicht so einfach! bei 0,6 mm dicke schimmert schnell die Trägerplatte durch.

Das war die Kurzversion!! Es ist eine Wissenschaft für sich.
Ich würde mir einen Schreiner in der Nähe suchen. Dort kannst du dir das Holz aussuchen, und auch bestimmte Leistungen kaufen ( Zuschnitt, Zusammensetzen, Leimen, Scleifen...) und er wird dich sicher beraten können.

Ich hoffe, dich nicht zu sehr entmutigt zu haben :emoji_wink:


Gruss Jörg
 

hobbybastler

ww-pappel
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Hallo Jörg,

vielen Dank schon mal..... etmutigt hast Du mich nicht :emoji_wink: Ich probier gerne und viele Sachen aus.... Carbonfaser zu laminieren war anfangs auch nicht so einfach.

Meinst Du denn, dass es ausreicht, wenn ich nach dem Aufbringen des Funiers mittels einer Druckplatte und Schraubzwingen den Druck auf das Fournier ausübe? Und sollte zwischen Fournier und Druckplatte noch irgendetwas dazwischengelegt werden (Stoff oder ähnliches) ??

Was meintest Du mit Massivanleimer/ Bügelkanten ?? Kann ich nicht auch das Fournier welches ich auf der Fläche verwende für die Kanten nutzen??

Gruß
Chris
 

Red-Rabbit

ww-ahorn
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Wenn du mit Schraubzwingen arbeitest, musst du auf die Druckverteilung achten. Wenn du kleine Teile verleimst, ist das kein Problem. Nur halt nicht ein ein Teil von 70 cm breite mit Zwingen machen, die nur 15 cm über den Rand gehen, und in der Mitte keinen Druck haben. Als Drucklpatte reicht z.b. eine Kunststoffbeschichtete Spanplatte aus. wir nehmen die immer, um die Heizpresse vor Leim beim Kaltpressen zu schützen. Das hat den Vorteil, das verschütteter Leim nicht sofort eine Unlöbare verbindung mit der Platte eingeht. Dazwischenlegen musst du nichts.
Klar kannst du auch Furnier als Kante nehmen. Richtig aufleimen, oder mit Patex aufreiben ( nicht ganz so dauerhaft, aber einfacher). Die Kanten dann aber vorsichtig bearbeiten, sie splittern beim Beiarbeiten schneller als die Bügelkanten, und dann ist gleich ein ganzer Span weg.
Wenn du viel gedult hast, kannst du ja auch noch Intasien einarbeiten.

Gruss Jörg
 

hobbybastler

ww-pappel
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:emoji_stuck_out_tongue: Ich glaube, dass Intarsien zumindest für den Anfang vielleicht doch ein bischen zu hochgestecktes Ziel wären... wenn ich ein bischen Erfahrungen damit gemacht habe werde ich das sicherlich zumindest mal probieren.

Gibt es denn auch Bügelkanten aus Echtholzfournier??
Auf der Internetseite von Schlobach, der Fourniere hier in Hamburg verkauft, hab ich sowas zumindest noch nicht gefunden.

Gruß
Chris
 

oroessel

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Bügelkanten aus Echtholzfurnier habe ich mal vor Jahren verarbeitet (Buche). Die gibt es im gut sortierten Fachhandel.
 

Red-Rabbit

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Klar gibt es Echtholzkanten. Nur bekommst du die in 50 m Längen...
Buche, Eiche, Ahorn etc bekommst du vom Schreiner in den passenden Längen.
Die haben dann auf der Rückseite ein Papier, was sie stabieler macht, und den Schmelzkleber. Ich würde aber nicht gleich mit einem Wurzelholz beginnen. gerade bei den Kanten ist es sehr schwer, das nicht doch eine Ecke "verschwunden" ist.
Schöner und stabieler ist es, wenn du 3 mm Leisten an die Trägerplatte leimst, diese mit der Platte bündighobelst, und dann Überfurnierst. Dann kannst du die Kante auch mit einem Radius versehen. Sie sieht dann aus, wie aus einem Guss. Aber bei Wurzelholz...

Gruss Jörg
 

hobbybastler

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Hmmm.. entweder habe ich das nicht so ganz verstanden wie Du das mit den Kanten meintest, oder ich stelle mir diese Frage doch zurecht...

Wenn ich also eine, sagen wir mal halbrunde Leiste auf die Trägerplatte geleimt habe und dann das Fournier in einem Stück aufbringen möchte, wie mache ich das denn dann mit den Ecken??? Da müsste ich das Fournier doch einschneiden, oder sehe ich das falsch???

Gruß
Chris
 

Anlu

ww-fichte
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Möchte mich an dieser Stelle mal einklinken.
Ich habe so ziemlich die gleichen Probleme mit den Kanten und habe das mit den Massivholz-Leisten auch nicht verstanden.
Falls ich die Kanten direkt mit Furnier belegen möchte muß erst eine Leiste aufgeleimt werden - hab ich das so richtig verstanden?

Anderer Fall:
Wenn ich beschichtete Spannplatte nehmen möchte, kann ich passende ABS Kanten bekommen. Sind das diese glatten, ca. 2mm starken Kanten, die man z.B. an Büromöbel sehen kann? Und werden diese auch angeleimt?

Gruß Andrè
 

derdad

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Schönen Abend zusammen!

Ich werd versuchen hier mal ein paar Grundsatzfragen zu beantworten.
Man kann die Furnier vor und nach dem anleimen der Kante/Anleimer/Umleimer auf die Trägerplatte aufbringen.
VOR hat den Vorteil dass man die Kantenfuge nicht sieht, besonders bei Breiteren Anleimern. Vorraussetzung ist aber das wirklich exakte Bündighobeln/schleifen des Anleimers mit der Trägerplatte. Bei nicht wirklich trockenem Holz kann sich aber die Fuge abzeichnen.
NACH hat den Vorteil dass man den Anleimer nicht exakt bündig arbeiten muss. Es muss aber die Möglichkeit bestehen den Anleimer wirklich gut an die Kante anzupressen, da sonst wiederum die Fuge sichtbar wird. Einen sauberen Sägeschnitt des furnierten Werkstücks setze ich mal vorraus.

Als Anleimer oder Umleimer werden normalerweise alle Massivholzleisten bezeichnet die an die Kante angeleimt werden. Sind sie aus Kunststoff wird das im allgemeinen dazugesagt.
Eine Kante, egal ob Furnier oder Kunststoff, ist eigentlich auch ein Anleimer, aber halt dünner.

Die ABS Kanten sind diese 2-3mm Kunststoffkanten. Sie werden meist mit einer Kantenanleimmaschine mit Schmelzkleber angeleimt. Für den Heimwerker empfehle ich Lackleim. PU-Leim hab ich auch schon probiert, hält aber nicht so gut. Normaler Weißleim hält gar nicht.

Thema Intarsien: Intarsien sind gar nicht so schwierig und allemal einen Versuch wert. Bei uns werden die ersten Erfahrungen mit Intarsien meist in der Grundschule im Handwerksunterricht gemacht, also ihr seht so schwer ist es nicht.
Einfach mit simplen Bildern oder geometrischen versuchen anfangen. Man lernt dabei bei der Arbeit.

Ich hoffe einige Fragen ein bisschen klarer gemacht zu haben. Viel Spass bei der Arbeit.

gerhard
 

Anlu

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Hallo Gerhard,

vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung.
Habe es soweit verstanden.
Kann ich bei Verwendung von ABS Kanten den Überstand mit der OF und Bündigfräser beseitigen?

Andrè
 

derdad

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Hi André!

Ja, OF und Bündigfräser ist ok.
Ich nehm einen Rundungsfräser r3mm und fräs damit die Kanten bündig. Da hab ich gleich noch eine Rundung dabei.
Erklären ist schwierig. Ich mach morgen ein Foto in der Werkstatt und stell es ins Forum.

gerhard
 

vollholz

ww-robinie
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Hi Andre,
Of und Bü-Fräser ist hier schwierig, weil Du die Mschine hier auf der Plattenkante führen mußt. Das geht eigentlich nur, wenn man etwas genau winkliges auf die Platte spannt. (Und so eine ausreichende Auflage für die OF erhält)
Aber mit einem Abrund-oder Fasefräser geht es auch mit auf der Platte geführter Maschine. Wenn es ohne Fase gehen muß und Du keine spezielle Kantenfräse hast, kannst Du auch mit einem normalen Nutfräser arbeiten und unter die OF noch eine zus. Platte spannen. Platte und Nutfräser exakt auf einer Höhe und Du kannst bündig fräsen. Aber Vorsicht, kein Anlaufkugellager schützt, und Furnier ist dünn.....
Noch was zum Verleimen: Such mal in Deiner Gegend nach Verarbeitern von Küchenarbeitsplatten. Deren Reste sind optimal zum Verpressen von Furnier. Bei größeren Flächen kann man solche Platten auch vorspannen (Leisten drüberschrauben, mittig was zwischenlegen), sodaß beim Anziehen der Zwingen überall ausreichender Druck entsteht. Verleimung geht gut mit normalem Weißleim, aufgebracht mit einer Lackierwalze.
Grüße,
vollholz
 

derdad

Moderator
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Hi zusammen!

Ich hab mal ein Paar bilder gemacht, von meiner kleinen selbstgemachten Bündigfräse. Ich hoffe auf den Bildern ist es erkenntlich. Die Kante der Rundung ist mit der Plattenfläche bündig. Die Nut ist für den Kantenüberstand gedacht.

Noch ein paar Worte zum Anleimen.
Alles was Holz ist oder auch Melamin(Papier)kanten ohne Schmelzkleber lassen sich am Besten mit Weißleim aufleimen.
Bei allen anderen Kanten (ABS, Metall, etc) hält Weißleim nicht.

Vorsicht bei Spanplatten auf genug Leimauftrag. Die Plattenkanten ziehen den Leim sehr schnell ein und es kann passieren dass die Kante dann "absäuft", das heisst das zuwenig Leim für eine gute Verbindung überbleibt.

gerhard
 

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