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isso

ww-robinie
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Die Konstruktion zeigt deutlich, das da jemand grundlegendes nicht verstanden hat.

Tischplatten ändern zwangsläufig die Breite, daher kann die Gratleiste gleiten. Wenn ich jetzt durch die Gratleiste in die Tischplatte "dübele" ist die Funktion der Gratleiste nicht mehr gegeben. Dann kann ich die auch gleich leimen und Schrauben.

@Daniboy hat die Lösungsmöglichkeiten sehr gut erklärt.

Ist viel "traditionelles" zu modernem Humbug vermischt. Ich verstehe schon, dass man sich da fragt was das soll und vor welcher Wand derjenige geschaukelt hat.

Ist ja alles relativ aufwändig und erfordert ja erstmal ein auseinandersetzen mit der Materie. Da ist es einfach schade um so eklatante Fehler.

Es wird ja auch verkauft werden unter dem Gesichtspunkt ein wirklich traditioneller Wirtshaustisch zu sein.
 

yoghurt

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Hallo,
zum fachlich Korrekten ergänzend:

Die Gratleiste sollte eher hoch als breit sein und stehende Jahrringe haben. Wenn die Gratleiste zu breit ist und die Jahrringe liegen, dann kann die Gratleiste soweit schwinden, dass sie sich lockert und ihre Funktion verliert. Zudem ist ein höherer Querschnitt in der Richtung der Belastung steifer und somit funktionaler.

Wenn man also eine gute hohe Gratleiste hat, dann kann man darin auch die Tischbeine einzapfen. Durch die Tischplatte gehört das nicht gestemmt. Ein durchschnittlicher Tisch wird mindestens ca. 80 cm haben und das ist zu breit als das man die Platte in der Breite am Schwinden hindern sollte. Die Beine sollte man in beide Richtungen 10-15 Grad ausstellen, so verkeilen sie sich selbst in den Zapfenlöchern und geben dem Tisch einen stabilen Stand.

Bei Stühlen verhält es sich anders. Hier ist es üblich die Beine auch durch die Sitzfläche zu stemmen. Üblicherweise sind die Sitzflächen aber auch weniger breit und insofern schwinden sie auch nicht so weit wie Tischplatten.

Richtig ausgeführt kann man mit dieser Technik sehr filigrane elegante stabile und dauerhafte Tische bauen.
 

Mathis

ww-robinie
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Chapeau, Yoghurt hats 100% richtig auf den Punkt gebracht!
Gratleisten sollte bei Tischen nicht breit sondern hoch sein!
Gratleisten sollten mit stehenden Jahresringen gewählt werden.
Beine sollten nur in den Gratleisten eingezapft werden, keinesfalls durch bis in die Tischplatte.
Damit wird die ganze Konstruktion absurd, da ja gerade das Arbeiten der Platte auf den Gratleisten durch diese Konstruktion verhindert wird.

Was mich so getriggert hat ist die Tatsache. dass sich jemand sicher in bester Absicht die ganze Arbeit gemacht hat, Gratnut gefräst, für meinen Geschmack etwas zu flach, 1/3 der Plattenstärke wäre richtig, eine Gratleiste grundsätzlich richtig gefräst, und dann der Kardinalfehler: Beine durchgezapft durch die Platte. Und nach einem Jahr siehts dann so aus wie auf dem Foto sichtbar: die Leiste wächst aus der Platte heraus, die hätte man eigentlich 2 cm absetzen müsssen, und weil die Buchengratleiste voll liegende Jahrringe hat, ist sie zum Teil schon aus der Gratnut ausgebrochen.
Gratliegend.jpg
Ich hoffe, man erkennt die Jahrringe so etwas besser.

Voller Murks bei soviel Aufwand und so wenig Verständnis für die dieser Konstruktion zugrundeliegende simple Mechanik. Schade.

Bei Fritz Spannagel ist es übrigens genauso beschrieben, wie Yoghurt das ausgeführt hat:
Grat-Spannagel.jpg
 

brubu

ww-robinie
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Der Hinweis auf gut getrocknetes Holz, bzw. kaum getrocknetes fehlt noch, sonst würde die Gratleiste nicht soviel vorstehen.
 

fahe

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Und nach einem Jahr siehts dann so aus wie auf dem Foto sichtbar
Du hast ja Recht. Aber ohne das Durchstecken durch die Platte hätte die mystische Kraft des Hebels im harten Wirtshausbetrieb dem flachen Gratbrettchen ja vielleicht schon viel eher den Garaus gemacht. So hat's immerhin ein paar Wochen länger gehalten. :emoji_joy:

Hast Du wenigstens 'ne Visitenkarte für den Reparaturauftrag dagelassen? Dann könnten wir schon einmal verrückte Ideen sammeln, wie Du die ollen Löcher anschließend kunstvoll verschließt.

Querholzblättchen einleimen und dann eine wunderschöne Intarsienarbeit in jede der vier Ecken drüber. Mit einer verbindenden Einlegearbeit aus feinsten Edelhölzern ringsum... :emoji_wink:
 

Mathis

ww-robinie
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Lieber Falk, ich hab tatsächlich schon dran gedacht, den Inhaber des Wirtshauses zu fragen, wo er denn die (t)ollen Tische her hat. Und dann evtl. die Tischlerei mal zu kontaktieren.....

Dann bin ich aber zum Entschluss gekommen, gar nichts zu tun, mich nicht weiter einzumischen, und meinen da rauszuhalten. Das kann nur Ärger geben, so wie ich hier ja schon angezählt worden bin, man urteile grundsätzlich nicht schlecht über eines Kollegen Arbeit.

Ansonsten: ich repariere ich schon seit 20 Jahren nichts mehr und bin mehr als froh, in dem Gewerbe als alter Sack nicht mehr beschäftigt zu sein, wenn ich höre, welche unglaublichen Schoten mir jetzt noch als Tischler aktive Freunde berichten. Und Intarsien finde ich heute grässlich, seit ich mal als junger Spund einen der deutschen Großmeister gesägter Intarsien beeerbt habe, weiß ich, dass ich null komma nichts auf diesem Gebiet kann.

Mir reicht es völlig, hier ab und zu ex cathedra solche hochnäsigen Belehrungen abzulassen, damit isses gut.
 
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