Fertigungstoleranzen eines Tischlers

DanielJ

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Hallo zusammen,


ich komme aus dem Maschinenbau und wenn ich CNC-gefertigte Bauteile (Dreh-/Frästeile) fertigen lassen möchte, können hier 1/100mm-Toleranzen eingehalten werden.
Ich möchte mir vom Tischler eine OSB-Platte (LxBxT 2000x450x19 mm) fertigen lassen mit mehreren Bohrungen quer über die Fläche verteilt. Mir sind die Lage-Toleranzen der Bohrungen sowie der Plattenabmessungen sehr wichtig.

Bevor ich nun aber an verschiedene Tischler herantrete (der sicher mit einer CNC-Maschine fertigt) eine Frage an euch Profis:

Was sind die für einen Tischler typischerweise minimal möglichen Toleranzen?
Ist 1/10mm Toleranz möglich? Oder sogar noch kleiner?


Guten Rutsch im Vorhinein!!
 

seschmi

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Was ist denn der Verwendungszweck? Laut Kronospan beträgt die Ausdehnung von OSB/3 0,03% pro Prozentpunkt Holzfeuchteänderung. Wenn man jetzt mal annimmt, dass sich die Holzfeuchte um 10% ändert (worst case), sind das 0,3%. Das sind bei Dir immerhin 6mm auf die 2m. Selbst wenn man nur 1% Feuchteänderung annimmt, sind es immer noch 6/10mm.
Außerdem wüsste ich rein praktisch überhaupt nicht, wie ich eine Bohrung in OSB auf 1/10 genau vermessen sollte - aufgrund der groben Struktur sind die Wände der Bohrung immer etwas ausgerissen und faserig, wenn man da die Schieblehre fester oder weniger fest reindrückt, bekommt man sicher unterschiedliche Ergebnisse.

Ob es im Prinzip geht, müssen die Fachleute sagen, hängt vermutlich von der CNC ab. Wenn Du so geringe Toleranzen brauchst, ist OSB aber vermutlich einfach das falsche Material.
 

yoghurt

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Hallo,
Mit den von Semschi genannten Einschränkung sollte 1/10 mm auf der CNC realistisch sein. Ich würde über Birke-MPX nachdenken.
 

carsten

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Hallo

1/10 ist mit CNC sicher machbar. ABER die Toleranz kann der Werkstoff Holz und auch Holzwerkstoffe nicht halten.
Gerade bei OSB würde ich bestenfalls 5/10 annehmen.
Ansonsten ist die Angabe von Toleranzen bei Holzern unüblich.
Für mich selbst: Ich arbeite ich so genau wie mgl. Auch wenn ich Maschinen wie CNC, Breitband und sogar die Kreissäge teils auf 1/10 genau einstellen kann. Mein Hauptmessgerät nennt sich Meterstab, Gliedermaßstab, Zollstock....
Damit läßt sich auf 1mm genau messen zur Not auch auf 0,5 mm. Das reicht für mich locker aus.


PS hatte mal einen "Kunden" der eine Multiplexplatte mit Löchern haben wollte mit 20 mm Ø. Er hat dann bei sich nachgemessen und sich 3 Wochen später beschwert die Löcher wären zu klein. Bin dann zu ihm nach Hause gefahren und fand die Platte lose auf zwei Böcken liegend in der Garage vor ( Winterzeit und der Boden war auch noch naß.) Jegliches nachmessen hab ich mir gespart und versucht zu erklären, was bei diesem .... auf keinerlei Verständnis traf. Hat mich nen Pfuscher und was weiß ich noch alles genannt.
Hab ihm gesagt die Rechung könne er vergessen er möge sich aber auch bitte nie mehr bei mir melden.
 

Fiamingu

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PS hatte mal einen "Kunden" der eine Multiplexplatte mit Löchern haben wollte mit 20 mm Ø. Er hat dann bei sich nachgemessen und sich 3 Wochen später beschwert die Löcher wären zu klein. Bin dann zu ihm nach Hause gefahren und fand die Platte lose auf zwei Böcken liegend in der Garage vor ( Winterzeit und der Boden war auch noch naß.) Jegliches nachmessen hab ich mir gespart und versucht zu erklären, was bei diesem .... auf keinerlei Verständnis traf. Hat mich nen Pfuscher und was weiß ich noch alles genannt.
Hab ihm gesagt die Rechung könne er vergessen er möge sich aber auch bitte nie mehr bei mir melden.
Dem hätte ich die Löcher mit der Kettensäge nachgearbeitet. :emoji_grin:
 

predatorklein

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Hallo

Solche Kunden sind für mich Klugscheisser mit gefährlichem Halbwissen.

Dann kuck dich mal um wie viele von denen in der freien Natur rumdüsen :emoji_wink:
Kleiner Tip , es sind Legionen .

Ich kauf in letzter Zeit öfters mal im Baumarkt ein , deren Angebote und deren Preise sind teilweise gar nicht mehr so übel wie früher .

Da hört man das ein oder andere Fachgespräch und was der Verkäufer dem Kunden so alles erzählt .
Dazu noch das entsprechende Youtube Video , und dann fällt der Kunde bei dir in der Werkstatt ein und präsentiert sein " Viertelwissen " ( Halbwissen ist das keins ) .

Ist wie mit den Malerarbeiten , das kann ja schließlich wirklich JEDER .
Und dann mal kucken was die ( meisten ) Laien da abliefern :emoji_frowning2:

Und denen erzählt dann im Baumarkt einer , daß man einen EBS eigentlich ganz einfach selber bauen kann .
Und man beim Selbstbau vieeeeeeeeeeeeel Geld dabei spart .

Nur blöd , wenn einem keiner sagt , daß man vielleicht einen höhenverstellbaren Sockel bauen sollte bei einem 4 Meter Schrank um den EBS auch penibelst ausrichten zu können bei einem krummen Boden :confused:

Höhepunkte dieser " jeder kann alles " Kultur sind die TV Sendungen in denen gezeigt wird , daß man eigentlich ganz easy ein komplettes Haus selbst " kernsanieren " kann .
Und man dabei nicht mal ins Schwitzen kommen muß :emoji_stuck_out_tongue:

Ich renoviere gerade mal ( wieder ) in einem Haus , in dem der Käufer es trotz Tips vermieden hat , sich für 2000 € einen Gutachter mit ins Boot zu holen .

Jetzt wurde im Keller der Hausschwamm entdeckt , dürfte eine Kleinigkeit mehr kosten .
Wer braucht schon einen ( überbezahlten ) Gutachter um ein Haus zu kaufen ( oder eins zu bauen ) :confused:

Man(n) ist ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen :emoji_stuck_out_tongue:

Gruß
 

DanielJ

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Danke für die Infos!
Vor allem das mit der Feuchtigkeit ist nicht außer Acht zu lassen, aber bei einer Innenrauminstallation (kein Nassraum) wird die Temperatur nicht großartig schwanken!

Ich werde mal die 1/10mm übernehmen (sprich +/- 0,05 vom Nennmaß) und mich mit dem Tischler zusammen setzen! Die OSB-Platte ist in diesem Fall eine "Egger OSB Combiline", die glaube ich dann nicht so Probleme macht wie eine reine OSB-Platte!

LG
 

Holz-Christian

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Servus, 1/10 tel mm ist mit einer ordentlichen CNC kein Problem.
Allerdings kann bei so einem inhomogenen Werkstoff wie OSB auch mal der Bohrer etwas verlaufen.
Das macht dann gleich mal ein paar Zehntel aus.

Verrate uns doch was das werden soll, evtl. kann man dir einen anderen Werkstoff vorschlagen.
Eine Kompactplatte z.B. Wäre wesentlich Dimensionsstabiler und dürfte bei gleicher Stabilität wesentlich dünner ausfallen.
Multiplex ist in der Regel recht krumm.
 

Hamburger Jung

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Die Combiline Platten lassen sich sehr präzise bohren, da der Bohrer durch das HDF Deck ja schon geführt ist.
Wir verwenden diese Platten oft und hatten noch nie Probleme damit.
Die Platten sind auch immer sehr gerade wenn sie geliefert werden.
Damit sollte 1/10 hinbekommen zu sein.
 

FredT

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Die Platten für die MFT, die angeboten werden, oder im Selbstbau erstellt sind, sind aus MDF, sicher nicht unbegründet. Und beim Fertigen kann man die 1/10 schon einhalten. Über Dauer wird es ggf. eine Abweichung geben, aber die geht dann ja auch in beide Richtungen. Somit ist es eigentlich kein Problem. Inzwischen gibt es auch unzählige Anleitungen und Vorrichtungen, wie man ein solches Lochbrett nach eigenen Vorstellungen selbst machen kann, was auch eine gute Übung für den Holzwerker ist...

Grüße
Fred
 
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