Schellack polieren
Hallo Marc & Forumsfreunde.
Nach deiner in den verschieden Beitraegen geaeusserte Ansicht (Einstellung) wenig Geduld zu haben mindert dies sehr stark deine Erfolgsaussichten.
Ich fuehre mal meine persoenlichen Ansichten auf:
Schellackpolieren habe ich vor zig Jahren von einem halbblinden Meister in D gelernt. In der Volksschule wurde mir das Geigenspielen von einem Lehrer erklaert und die Grundgriffe(be) gezeigt.
Geigenspielen ist die einfachste Sache der Welt. Mit der linken Hand die Geige halten die Finger auf die Saiten legen, die Geige mit dem Kinn halten, den Bogen in die rechte Hand nehmen und damit hin und herfahren.(Linkshaender umgedreht) Das ist alles.Fuer die Erreichung der Konzertreife wuerde ich schon mal einen ganzen Vormittag zum Ueben einplanen!!!
Ausser der Reparatur von einigen Geigenkaesten, habe ich nichts aus meiner damaligen Einweisung ins Geigenspiel verdienen koennen.
Nachdem ich wirklich gute Kenntnisse (mehr praktisch als Theorie) in der Schellackpolitur erwarb. Erreichte ich verkaufbare Leistungen. Das Gute damals war, dass ich den Meister jederzeit Aufsuchen konnte und er mir beim darueberstreichen mit den Fingerspitzen ueber eine behandelte Flaeche, sofort sagen konnte, was ich falsch machte. Der gute Mann ist inzwischen verstorben. Ich bin ausgewandert und habe hier neu ganz von vorne angefangen. In achtzehn Jahren habe ich ca 20 Moebel Schellackpoliert. Bei jedem Auftrag heute muss ich mir Ueberlegen ob ich es mir vom Zeitaufwand leisten kann einen solchen auszufuehren. Im letzten Jahr polierte ich einen englischen Mahagonitisch mit zwei Einlegeplatten. Die Vorbereitungen wurden in kurzer Zeit erledigt. Ich versiegelte (gundierte -oelte) die Oberflaechen mit Leinoelfirnis (hitzebehandelt ohne chemischen Trockner) Die Grundpolitur (Deckpolieren mit Bims) brachte ich noch so einigermassen hin. Beim Deckpolieren fing dann der Spass an. Mal war der Ballen zu lose, hatte Falten, ging zu leicht oder klebte, dann wa er zu feucht, dann war der Schellack zu dick/duenn, oder zu wenig/zuviel Oel am Ballen und und und......................... Ich brauchte 10 Kalendertage bis ich mich eingearbeitet hatte!!! Dann ging es so einigemassen, konnte jedoch mich auf nichts anderes konzentrieren.
Einer jungen Frau habe ich vor einigen Jahren gezeigt wie ich mir das Schellackpoliern vorstelle, sie hat einige Zeit in meiner Werkstatt geuebt und dann auf sich alleine gestellt weitergemacht (geuebt) sie hat sich in der Zwischenzeit ein solches Koennen erarbeitet, dass ich nur noch den Hut vor ihren Leistungen ziehen kann. Ehrlich gesagt ich kann nicht mit ihr konkurrieren sie ist einfach besser. Hinzufuegen moechte ich nur , sie arbeitet nur mit Schellackpolitur und das fast taeglich. Als geborene Chinesin hatte sie auch den Willen(Biss) es einfachgesagt "Hinzukriegen".
Ich moechte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass mein Koennen/Nichtkoennen irgend einen Wert als Massstab besitzt, sondern nur darstellen wie es mir erging.
Das Buch von E. Schnauss habe ich zur Hand, das Tischlerlexikon, ist da wo ich es das letzte mal ablegte (wo halt????) Ich werde beide Beitraege aus meiner begrenzten Sicht auf Brauchbarkeit untersuchen und meine Meinung aeussern. Zum Buch von Schnauss kann ich nach Stichprobenstudium sagen, dass es zu den besten gehoert was ich bis jetzt dazu gefunden habe, sie beschreibt nach meiner Ansicht so dass es nachvollziehbar ist. (ob dies fuer einen Anfaenger/Laien zutrifft kann ich nicht beurteilen)
Ein Tischlermeister Jacob Krall hat in den zwanziger/dreissiger Jahren ueber die Schellackpolitur geschrieben. Seine Ausdrucksweise verraet, in jedem Satz, den Praktiker und er trennt den Mythus vond der Anwendbarkeit. Leider besitze ich nicht sein Buch, meine Aufzeichnungen machte ich bei einem Besuch in Der Bibliothek des deutschen Museums in Muenchen. Was ich so gut an seinen Ausfuehrungen fand, dass er mit den Irrlehren(Lehrern) ins Gericht ging und sie an Hand von nachvollziehbaren Beispielen wiederlegte.
Zum Begriff Brennspiritus:
Frueher wurden Vergaellungsmittel verwendet, welche neben der Krebserregung noch andere fuer Schellack schaedliche Wirkungen zeigten. Hier in den USA wird Spezialverduenner von den einschaegigen Firmen zum Ansetzen von Schellack zu einem entsprechendem Preis angeboten. Ich verwende seit 18 Jahren hier in den USA "Denatured Alcohol" = "Stove Fuel" = Brennspiritus, kostet nur ein viertel bis ein Zehntel je nach der Menge. . Dem von mir damit geloestem Schellack war es egal. Ohne Spass Schellack laesst sich in Alkohol oder in einer waesserigen Boraxmischung loesen. Beide Mittel verschwinden im Trocknungsprozess und sind in dem gehaertetem Lack noch kaum nachweisbar.
Fuer mich ist Schellack als solcher unentbehrlich, eine einzige Lage Schellack 100Gramm/Liter Alkohol, auf eine gereinigte Oberflaeche gespritzt, erzeugt einen Tausend Dollar/Euro Eindruck.
Ich bin seit Jahren dabei eine Methode zu erarbeiten, in welcher Schellack sich auf einfachere Weise, ohne groessere vorausgehende Uebungen, wirtschaftlich anwenden laesst. Die Ergebnisse sind erfolgsversprechend.
Ich bin in der gluecklichen Lage, durch meine Mitgliedschaft in zwei Conservatoren/Restaratoren-Vereinigungen, hier in den USA einen Zugang zu wissentschaftlich fundiertem Wissen/Forschungsergebnisen. zu besitzen. Auf Fragen bekomme ich meist Antworten von den verschiedensten Zweigen der Wissenschaft.
Zu Kursgebuehren:
Da ich mir mein Wissen/Koennen selbst erarbeitet habe, war ich mir am Anfang nicht sicher ob dies was ich tue auch richtig ist. Aus verschiedenen Gruenden habe ich einige Tausend Dollar fuer Kurse ausgegeben, welche meist nur meine Erfahrungen bestaetigten. In einem Fall (Haut/Knochenleim)war es mir schon nach einer halben Stunde klar, der gute Mann waere schon laengst verhungert, wenn er von den praktischen Erfolgen seiner Beschreibung/Erklaerung seinen Lebensunterhalt bestreiten muesste. ( Ich gehe in meinen Vermutungen soweit, dass er selbs das Versagen einer Haut/Knochenleimverbindung als das beste/vorteilhateste Versagen aller Leimverbindungen hinstellt)
Uruschilack, ist ein sehr interessantes Material, welches in Asien ueber einen laengeren Zeitraum verwendet wurde. Mit diesem Farblosem Lack, war es moeglich, durch Zufuegen von Farbpigmenten einmalige Lackkunstwerke zu Schaffen. Eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Wissentschaftszweigen versucht seit Jahrzehnten eine praktische Anwendbarkeit des Urushilackes zu finden. Die Uebersetzungen aus Chinesisch/Japanischen Quellen ueber die Verwendung dieses Lackes, sind von unverstaendlich bis hin zur absichtlichen Irrefuehrung. Aus der chemischen Grundlagenforschung wurde bekannt dass fuer die Auskurierung des Lackes 85% Luftfeuchtigkeit notwendig sind. Ich bin an Urushilack ( auch irrtuemlich als Koromandellack bezeichnet) dehalb interessiert, da ich hin und wieder antike chinesische Lackarbeiten zur Restaurierung bekomme. Ich bin noch nicht weiter gekommen als Fehlstellen mit gefaerbten Wachs/harzmischungen zu ergaenzen.
Also Marc frisch ans Werk umso frueher du beginnst um so schneller ist der Erfolg erreicht. Lass dich bitte nicht durch meine Er/Misserfolge beirren.
Froehliche Pfingsten an Alle!
mfg
Ottmar
PS: Frueher war es moeglich von der "Bundes Monopol Verwaltung*" als beruflicher Anwender eine bestimmte Menge unvergaellten 96% Akohol zu beziehen. Dort war es auch moeglich Alkohol zu beziehen mit genau bezeichnetem Vrgaellungsmittel.
http://www.bfb-bund.de/pages/weiter.htm
*) Das sind die Leute die das Trinken von Bennspiritus zur einmal Angelegnheit machen!