... ich habe lange rumgebastelt an meinem System - und da bin ich angekommen:
Meine wichtigste Voraussetzung: Ein 3 Meter-Tisch mit absolut ebener Platte - ein ehemaliger Packtisch aus einem Textilbetrieb. Eine ausreichend grosse, ebene Fläche ist eine Grundvoraussetzung, wenn das mit dem Messer klappen soll.
Die beiden Furnierblätter werden darauf aneinandergelegt - leicht überlappend, so, wie ich das Furnier haben will. Wenn einem das Furnierbild wichtig ist, kann man ein Blatt vorschneiden, dann sieht man das Bild fast genau so, wie man es dann bekommt.
Wenn die beiden Blätter richtig liegen, kommen Klebestreifen - glattes Malerkrepp - drauf - 3 Stück a 10 cm auf 2 Meter - also vorne, hinten und in der Mitte. Und geklebt wird 2 mal: Auf der Sichtseite UND auf der Rückseite - das ist sehr wichtig: Wenn man hinten nicht klebt, kann das Furnier verrutschen, sobald das obere Furnier durchgeschnitten ist - weil man ja auch das Klebeband durchschneidet. Das Band muss auch mit dem Fingernagel gut in die Kante der überlappenden Blätter gedrückt werden.
Als Lineal nehme ich eine Aluminium-Setzlatte, die für nichts anderes verwendet wird. Die wird vorne und hinten mit Klemsia-Zwingen an den Tisch geklemmt. Sie ist gut 10 mm stark und an dieser Kante wird das Messer absolut senkrecht geführt - deshalb das dicke, einseitig angefaste japanische Furniermesser. Man legt die Latte so auf, dass man vom oberen Furnier mit der vorgeschnittenen Kante noch 2 Millimeter mitnimmt. Und natürlich zieht man, je nach Art des Furniers, mehrfach durch, wobei der erste Schnitt der wichtigste ist: Er führt das Messer bei den folgenden Schnitten.
Wenn man bei dieser Anordnung ein Cuttermesser nimmt, kann man es zwar auch senkrecht an dieser Kante führen, aber man muss die Klinge weit ausfahren, wodurch sie leichter ins Taumeln kommt, weil sie so dünn ist. Für dieses set-up, wie ich es beschrieben habe, ist das verlinkte japanische Furniermesser das geeignetste. Übrigens haben Schuster früher mit genau solchen Messern gearbeitet - nur bekommt man diese kaum noch - deshalb empfehle ich das japanische.
Nach dem Schneiden sollte man nicht vergessen, auch die Klebebänder auf der Rückseite zu entfernen. Dann werden die beiden Blätter mit ungelochtem Feuchtklebepapier auf der Vorderseite zusammengefügt. Ich mache nie längere Streifen als etwa 10 cm, die ich leicht überlappend aufklebe, und dabei die Fuge gut zusammendrücke. Es ist gut, wenn man bei dieser Arbeit ein paar Gewichte zur Hand hat, mit denen man hinter der Arbeit her die Fugen beschwert, bis der Kleister abgebunden hat. Eisengewichte darf man aber nicht blank aufs feuchte Furnier setzen, das muss was drunter - aber das sollte ja klar sein.
Der Vorteil dieser Vorgehensweise: Man kann, ohne grosse Vorarbeiten Furnier fügen, das fast so lang wie der Tisch sein kann - in meinem Fall sind das etwa 240 cm. Der Vorteil beim Lineal ist dann noch der, dass es diese Setzlatten bis 250 cm gibt, und sie nicht übermässig teuer sind. Natürlich sind kleine Ungenauigkeiten bei diesen langen Latten nicht zu vermeiden - da aber beide Blätter in der Endstellung und zusammen geschnitten werden, ist das kein Problem. Anders sieht das aus, wenn man ganze Stapel schneiden will - das sollte man bedenken.
Andreas