Eure Erfahrungen zur Fügetechnik?

Großstadtschreiner

ww-kastanie
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Hallo zusammen! :emoji_wink:

Ich habe dieses Jahr meine "Begeisterung" für Dachlatten entdeckt, da sie extrem günstig sind und für viele Einsatzbereiche, besonders im Garten sehr gute Dienste tun. Insbesondere für Prototypen oder Provisorien.

Ein "Problem, dem ich mich oft gegenüber sehe, ist es adäquate Verbindungsstellen herzustellen. Bisher handhabe ich es mit drei-Punkt-Verbindungen durch Schrauben und Überlappung der Latten. Dieser Weg erfüllt zwar seinen Zweck, stellt nun aber nicht gerade den Gipfel der Handwerkskunst dar. Außerdem möchte man manchmal einfach gerne in der Ebene konstruieren (Rahmen/Füllung) und dies ist mit Überlappung nicht gut möglich.

Ich würde zB gerne mit Schlitz und Zapfen Verbindungen arbeiten, habe aber noch keine Erfahrungen damit.
Die erste Frage die sich mir stellt ist, wie weit die Stabilität durch das Heraussägen der Schlitze und Zapfen gefährdet ist.
Die Zweite ist, wie weit sich eine solche Verbindung auf die Stabilität gegenüber Scherkräften auswirkt. Bei den Schrauben bin ich da nur mäßig begeistert.
Und drittens habe ich, fragt mich nicht warum, das drängende Bedürfnis bei solchen Verbindungen ein oder zwei sperrende Dübel durch die Verbindung setzen zu wollen. Ergibt das irgend einen Sinn? :emoji_wink:
Auch sehr Spannend finde ich die Frage ob die Seite des Zapfens wohlmöglich weniger Stabiler ist, als sie des Schlitzes, da dort weniger Material vorhanden ist.

Zu guter letzt finde ich die Variante sehr charmant, bei der ein Dübel eingebracht wird, für den die Löcher separat und leicht versetzt gebohrt werden, sodass ein eingeschlagener Dübel die Verbindung zusammen zieht.

Ich bin sehr gespannt auf eure Erfahrungen zur Fügetechnik!
 

Komihaxu

ww-robinie
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Schlitz und Zapfen sind eine saubere und haltbare Sache. Für dünnes Material ist die Ecküberblattung eine schöne Sache
v_eckueb_bild.gif

Eckberblattung
Lässt sich auch vom Anfänger sehr schnell und einfach herstellen:
3971-9.jpg

Quelle: Überblattungen | SELBER MACHEN Heimwerkermagazin
Die Zweite ist, wie weit sich eine solche Verbindung auf die Stabilität gegenüber Scherkräften auswirkt. Bei den Schrauben bin ich da nur mäßig begeistert.
Schlitz und Zapfen oder Ecküberblattung ist viel stabiler als zwei aufeinandergespaxte Latten! Bau aus vier 20cm langen Lattenstücken mit Ecküberblattung einen Rahmen, da kannst du dich draufstellen.
...besonders im Garten...

Und drittens habe ich, fragt mich nicht warum, das drängende Bedürfnis bei solchen Verbindungen ein oder zwei sperrende Dübel durch die Verbindung setzen zu wollen. Ergibt das irgend einen Sinn? :emoji_wink:
Im Garten kann es vorkommen, dass das Holz voll im Regen steht. Dann hält über kurz oder lang kein Leim mehr. In dem Fall ist es sehr sinnvoll, wenn das Konstrukt so gebaut ist, dass sich das Holz konstruktiv selbst zusammenhält, ohne auf den Leim angewiesen zu sein. Hier kann der Dübel sehr sinnvoll sein.

In Innenräumen dagegen hält der Leim so gut, dass der Dübel heute nur noch dekorative Zwecke erfüllt. Vor Erfindung des Leims waren Dübel und Keile ganz essenzielle Bauteile.

Um jetzt eine sinnvolle Beratung zu geben, müsste man mehr über deine gewünschten Bauteile wissen. Was genau solls werden? Stehen sie unter Dach oder werden sie auch mal komplett nass? Das ist ganz entscheidend für die Art den Konstruktion. Voll beregnet wären Dachlatten (Kiefer/Fichte) übrigens eine sehr schlechte Materialwahl. Das hält max 2 Jahre. Douglasie und Lärche sind auch im Baumarkt zu bekommen. Nicht so günstig, aber hält deutlich länger.
 

Großstadtschreiner

ww-kastanie
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Ja vielen Dank für diese detaillierte Antwort! Die Seite die du verlinkst lese ich auch gerade! :emoji_wink:

Kannst du mir sagen, was die Symbole auf den Bauteilen bedeuten?

Meine derzeitigen Konstruktionen im Außenbereich sind zum Beispiel Hochbeete, Beetbegrenzungen, Kompost und Rankgestelle. Sobald ich mir genügend Sachverstand erarbeitet habe möchte ich auch ein Gewächshaus konstruieren.

Im Innenbereich möchte ich die Dachlatten für Rahmen und Tischplatten benutzen, aber auch gerne, sofern es sich einrichten lässt, sie der länge nach ein oder sogar zwei mal auftrennen und damit die Füllung für Rahmen herstellen.
 

Großstadtschreiner

ww-kastanie
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Ja, dich kenne auch auch schon, Ingo! :emoji_wink: Deine Videos gefallen mir sehr gut, besonders das du ganz normal mit dem Zuschauer sprichst und nicht so künstlich wie viele andere.

Ich schaue mir das Video heute Abend in Ruhe an. :emoji_slight_smile:

Wo wir vorhin bei der Seite mit dem Schreinerdreieck waren...
Weiter unten auf der Seite werden einzelne Arbeitsschritte aufgezeigt, zum Beispiel auch das beim Zuschneiden die Endstücke abgesägt werden. Das ist einleuchtend, da sie oft nicht so sauber sind.

Aber:
Für mich erscheint es so als ob die Leiste in der Mitte auch zwei mal gesägt werden soll. Weshalb ist das so? Solle das einfache Durchtrennen nicht genügen?
 

Komihaxu

ww-robinie
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Noch ein Tipp:
Fang das Anzeichnen am besten gleich mit einem Messer an. Du wirst sehen, dass das viel besser ist als mit einem Stift.
1. Genauer, weil nicht so breit.
2. Handsäge folgt gleich dem Einschnitt vom Messer.

Für mich erscheint es so als ob die Leiste in der Mitte auch zwei mal gesägt werden soll. Weshalb ist das so? Solle das einfache Durchtrennen nicht genügen?
Wo soll das so sein?
 

raziausdud

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Für mich erscheint es so als ob die Leiste in der Mitte auch zwei mal gesägt werden soll. Weshalb ist das so? Solle das einfache Durchtrennen nicht genügen?
Hier wird erst komplett angerissen und dann gesägt. Sonst müsstest Du einmal sägen, dann messen und anreißen und dann erneut sägen.

Außerdem ist es für höhere Präzision immer besser, gleiche Arbeitsschritte zu machen. Das heißt in diesem Fall, immer am Riss zu sägen.

Das ist ein wenig schwierig zu beschreiben. Die beiden Aussagen sind fast das selbe. Die eine begründet die andere - und umgekehrt :confused:

Anders gesagt, ich denke so ist es verständlicher: wenn Du bei einem Proiekt ein Teilstück zuerst einmal sägst,dann mißt und anreißt, um dann noch einmal zu sägen, ein anderes Teilstück dann aber zuerst komplett anreißt und dann ieweils am Riss sägst, könnte das geringe Maßunterschiede zur Folge haben.

Grüße
Rainer
 

Komihaxu

ww-robinie
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Heute kam gerade ein schönes Video von Paul Sellers raus, passt perfekt.
Auch wenn dein Englisch nicht so gut sein sollte - schau dir besonders genau an, was er mit dem Messer macht. Das ist ganz wichtig!
https://www.youtube.com/watch?v=r-08PY3stgo

Für Gartenmöbel brauchst du die Spezialhobel nicht, die er ab 7:13 benutzt. Kannst einfach mit dem Stemmeisen fertig machen, so genau muss es ja nicht sein.

Probier das ruhig mal mit (scharfem!) Handwerkzeug, dann lernt man zu schätzen, wie viel Arbeit das ist. Besonders das Stemmen der Schlitze.
 

Orgelbauer

ww-robinie
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Moin,
gutes Video ... gute Hinweise auch von Euch.
@ Rainer
...bitte beachten: je nach dem ob Absetzen, Zinken ... Falz...
das Schneiden am Riß sollte immer im sog. Abfall erfolgen - also dort "was weg soll" :emoji_wink:
Damit muß ich auch aufpassen, weil es mal innen, mal außen sein kann.

Beispiel - offene Schlitz-/ Zapfenverbindung:
- den Zapfen schneide ich außen am Riß,
- den Schlitz schneide ich innen am Riß

Grüße
Klaus
 
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