Stimmt
Tür auf ist ein ganz heisser Befehl.
Meistens merkt man schon beim Betreten der
Wohnung das ein Bello da wohnt, die Türklinke
zeigt da fast immer nach oben und das freudige
Gekläffe folgt sowieso bei vielen Hunden, leider
bei meiner grossen Pudeldame auch,seit zwei
Wochen noch von einem winzigen,alte Pedant
begleitet, der sich natürlich die schlechten Sitten
sofort angewöhnt hat, die Guten leider nicht.
War mal in den 70ern bei Morgan, weil mein etwas
vermögender Freund sich seinen 8er auch in der
Herstellung anschauen wollte. Bei mir hat es leider
nur zu einem schönen grossen Modellbausatz gereicht.
Im Gegensatz zu ihm habe ich den Bausatz aber noch
heute, teilmontiert, blau lackiert und der Fahrzeugrahmen
aus Z-Stahlprofilen ist schön zu erkennen.
Nachdem wir die Benachrichtigung, mit fast einem Jahr
Verspätung, aus Malvern erhalten hatten, machten wir uns
bald auf die Reise. Standesgemäss in meinem erst kurz zu-
vor aus Trümmern wieder auferstandenem 914/6.
Es wurde eine Zeitreise, schon auf der Fähre von Calais trafen
wir auf eine nette Gruppe Briten in smarten Threeweelern, die
kamen gerade von einer ausgedehnten Tour über die Alpen
zurück und hatten eher etwas Mitleid mit uns, ob der Idee einen
Morgan/8 zu kaufen. Mein orangener Porsche fand sehr viel mehr
Beifall und Sympatiebekundungen. Aber die taffen Kerle beschlossen
sofort mit uns bei Morgan einzufallen. Sollte sich zeigen, daß es für
uns noch viel Nutzen zeigen sollte, die Kenner der Materie an Bord
zu haben. Aber die Fahrt war schon so ein Erlebnis für uns, die kannten
jedes Dorf, jeden Pub und seit dem ist meine Meinung über das englische
Essen auch sehr viel positiver gewesen. Der Fahrstil der Jungens war schon
atemberaubend, die haben noch zum Überholen angesetzt wenn ich die
Augenfarbe des Truckers erkennen konnte. Auf den engen Singelroads hatte
ich Mühe mit den wendigen Dreirädern mitzuhalten und so ein kleiner Mittel-
motorporsche ist auch nicht gerade der Kurvenzusteller.
Als wir heile angekommen waren, wußte natürlich keiner in der mehr
barackenhaften Fabrik von unserem Wunsch der Herstellung beizustehen.
Aber es war kein Problem in die Manufaktur zu gehen, Tür auf und du standest
mitten im Geschehen, das zu einem grossen Teil aus freundlich plaudernden,
älteren Herren bestanden hat, die überrascht mal eben ihre Tassen abstellten,
ob unseres überfallartigen Besuchs. Nach einigem Suchen wurde auch die für
unser Auto nötige Karte, ja es war ein Stück Pappe, gefunden und fröhlich wurde
uns der nächste Vormittag für die Hochzeit von Fahrgestell und Karosserieteilen
angekündigt. Jetzt kamen aber unsere neuen Freunde ins Spiel. Very middelclass
forderten sie zu einer Besichtigung der Komponenten auf und tatsächlich wurde
das auch akzeptiert. Das Sprache ein mächtiges Geschütz ist, lernte ich dabei.
Die aussen halbwegs brauchbar lackierten Karosserieteile, waren auf den nicht
sichtbaren Flächen nur mit einem schmierigen Belag versehen worden. Denke
es war eine wachsartige Beschichtung. Unsere Morgankenner bestanden sofort
auf Entfernung der Schicht und sauberer Lackierung auch der nicht im Sichte-
reich liegenden Blechteile. Wurde etwas mürrisch auch akzeptiert, aber der
Heiratstermin verschob sich sofort in die folgende Woche. Wir hatten ja noch
mehr Zeit als Geld und fanden das recht akzeptabel. Die recht wilde, lange Runde
mit den Threeweelern bis an die schottische Grenze war ein wirkliches Erlebnis
und hätte im stattlichen Elternhaus eines Mitrasers fast eine ganz andere Form
der Vermählung gefunden. Wir sind aber auch heute noch in alter Sympathie
zugeneigt und besuchen uns mit unseren, jeweils eigenen Kindern, recht häufig.
Nach einer turbulenten Woche waren wir wieder in Malvern zurück, dieses Mal
gab es auch einen offiziellen Mitarbeiter aus dem Verkauf an unserer Seite. So
konnten wir die schon mehr als archaischen Herstellungsmethoden der Teile
für einen Morgan/8 verfolgen. Die nicht gerade kleinen Motorhaubensegmente
wurden wirklich auf einem abgehobelten Baumstamm gedengelt. Ein wirklicher
Hammerkünstler machte das Werk perfekt. Die Rippen wurden mit einer auch
schon etwas betagteren Sickenpresse eingeformt. Für uns Kinder aus dem VW-
Fertigungsbereich eine fast museale Erfahrung. Die bemängelten Blechteile
waren auch recht sauber auf allen Seiten lackiert worden, auch aussen sahen
sie jetzt sehr viel besser aus. Die Eschenholzrahmen hatten auch noch eine
recht üppige Zusatztränkung erhalten, was sich noch nach Jahren auf dem
Garagenboden zeigen sollte. Bei warmen Wetter gab es immer dicke Flecken.
Ja, eine auf einem Eschenholzgerüst aufgebaute Karosserie kann bei sorgfältiger
Pflege schon sehr lange halten, auf jeden Fall länger als die doch sehr archaische
Vorderachse es je gekonnt hätte. Das wir im Lauf der Jahre die blöden SU-Vergaser,
eine fast untaugliche Lukaszündung und noch einige anderen Antriebsteile wechseln
mußten, nur als Nachsatz. Die Karosserie/Fahrwerksbasis hat aber nur Spass gemacht.
James bewegt seinen Threeweeler mit Anzanimotor noch heute sehr flott über
die kleinen Strassen, Peter hat jetzt einen Moto Guzzi Motor eingebaut und der
Rest der Truppe lebt leider nicht mehr. Morgan for ever.
Gruss, Harald