Erstlingswerk Couchtisch, Fragen zu Materialwahl und Konstruktion, Feedback erwünscht

bowrilla

ww-pappel
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Einen wunderschönen Halbfinal-Tag, liebe Woodworker.

Bevor es zum eigentlichen Thema geht, vorneweg eine kurze Vorstellung: mein Name ist Dennis, bin 30 Jahre alt, was sich am fortschreitenden Ergrauen meines Bartes auch abzeichnet und bin klassischer Archäologe, der allerdings jetzt nicht ganz so ungeschickt ist mit seinen Buddelfingerlein. Dank meines Vaters habe ich einen gewissen Zugang zum Heimwerken und im Umgang mit technischem Gerät. Da es bei ihm im Alter nicht mehr ganz so gut damit läuft, steht ein Großteil der Geräte bei mir im Kellerraum herum. Direkt angemerkt: leider keine Tischkreissäge, dafür aber eine schöne Oberfräse. Über ein paar kleinere Basteleien ging es dann allerdings bisher bei mir nie hinaus, das soll sich aber nun ändern.

Nun zum Thema:
Ich plane für meine Wohnung einen Couchtisch (alles andere wäre nach dem Titel wohl auch eine Überraschung gewesen). Da ich ein Fan von Nußbaumholz bin, besonders wenn es etwas in Gräuliche geht, liegt der Wunsch ja nahe, auch solches zu benutzen - bis man die Preise für solches Holz sieht und vor dem Problem steht, dass man weder Dickenhobel noch Abrichte hat, um einen halben Baumstamm entsprechend zu verarbeiten. Also wird dann wohl furniert.

Zur Konstruktion:

Korpus:

  • Langseiten offen
  • Kanten stark angefast (wie Detailzeichnung zu entnehmen ~25mm)
  • Eckverbindung mit Gehrung und 20er Flachdübeln
Gestell:

  • Langseiten aus einem Stück jeweils
  • Kurzseiten auf Stoß mit 10mm Holzdübeln (2 Stk. á Verbindung)
  • seidenmatt lackiert
  • mittels 4 M6 Schrauben am Korpus befestigt

Offene Fragen:
  1. Material?
  2. Umsetzbarkeit ohne Tischkreissäge?
  3. Konstruktion schlüssig und sinnvoll?

1. Material
Aus Stabilitätsgründen hätte ich für den Korpus 24mm Multiplex gewählt, das dann furniert wird. Da das Gestell lackiert werden soll, hätte ich hier zu 25mm MDF gegriffen, da hier ja eine glattere Oberfläche vorliegt. Wegen der angefasten Kanten dachte ich, 25x30mm Nußbaumleisten anzuleimen und anschließend erst zu furnieren. Beim Multiplex müsste ich ja dann anschließend entweder eine ganze Menge schleifen oder spachteln, um zu einer glatten Oberfläche für das anschließende Furnieren zu kommen.

Wäre 25mm MDF auch eine sinnvolle Option für den Korpus selbst?

2. Umsetzbarkeit ohne Tischkreissäge
Nun macht man sich ja schon so einige Gedanken, wie man die ganzen Winkel gescheit hinbekommen soll. In Ermangelung einer Tischkreissäge würde ich für die Gehrungen auf die Oberfräse zurückgreifen. Meine billige Hobby-Handkreise wird sicherlich keine so gleichbleibenden Winkel liefern wie ein entsprechender Fräskopf, oder liege ich hier falsch? Für die Fase könnte man entweder zur Handkreissäge oder zur Oberfräse greifen. Für die Flachdübelnuten hätte ich nun einen Nutfräser in die Oberfräse eingespannt und mir einen Anschlag gebaut, um einen gleichbleibenden Abstand zur Innenkante gewährleisten zu können.

Stelle ich mir das jetzt zu einfach vor, oder ist das so umsetzbar, wenn man sich nicht zu blöd anstellt?

3. Schlüssigkeit der Konstruktion
Da ich ja nun keine Tischlerei-Ausbildung absolviert habe, stellt sich mir natürlich auch die Frage, ob meine Konstruktion so überhaupt sinnvoll ist. Ich bin hier für Kritik und Anregungen gerne offen. Auch wenn die Profis der Meinung sind, dass das technisch zu ambitioniert wäre: bitte immer raus damit.


Vielen Dank schon einmal an alle, die bis hierhin gelesen haben. Ich freue mich auf Feedback!
 

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v8yunkie

ww-robinie
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Couchtisch

Also der Reihe nach:
Ich würde fertig furnierte Platten kaufen (am besten Tischlerplatten, die sind leichter.. in Multiplex oder MDF wird das sackschwer) und mir die im Holzhandel fertig zuschneiden lassen. Wenn die sauber gesägt sind und Deine Leisten ordentlilch gefügt (also die Anlageflächen sehr sauber und plan) sind, dann sieht das auch gut aus - zumindest auch nicht schlechter als erst-Leiste-dann-Furnier. Selbst Furnieren auf so grosser Fläche ist nicht so ohne.

Die Leisten mit einer handgeführten Oberfräse so hinzubekommen, dass das Profil so gleichmäßig über die Länge hergestellt wird, dass Du an den Gehrungen (an den Ecken) keine Unterschiede siehst, ist nicht so ohne - dass würd ich erst mal mit billigem Restholz probieren. Besser geht hier eine Fräse im Frästisch montiert. Für die Größe der von Dir gezeigten Gehrungen könnte es aber ein Problem geben, wenn Deine Fräse nur 8mm Spannzangen hat - dann dürften die Fräser, die es mit 8mm gibt, zu klein sein. Da wäre eher 12mm angesagt. Die Gehrungen der Eckverbindungen würd ich auch vorher üben... ist nicht so leicht, wie es klingt. Ohne gute Tischkreissäge würd ich es mit einem Handhobel mit Gehrungslade machen.

Das Gestell in MDF auf keine Fall... MDF hält strukturell nicht viel. Multiplex ist hier angesagt. Auch wenn mehr Aufwand zum Lackieren.

Gruss,
Thomas
 

bowrilla

ww-pappel
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Hallo Thomas,

danke schon einmal für dein Feedback.

Was das Gewicht angeht: ich habe das gerade einmal kurz durchgerechnet und komme mit Multiplex auf ein Gesamtgewicht von 16,92kg. Das ist zwar schon recht schwer, aber für einen Tisch noch im Rahmen, denke ich. Zugegeben, mit einer Tischlerplatte könnte ich wohl rund 7kg einsparen. Preislich ist der Unterschied wohl zu vernachlässigen. Für das Furnieren hätte ich das Werkstück zwischen zwei (ggf. aufgedoppelte) Platten gelegt und bombierte Holzbalken darüber gespannt.

Zur Oberfräse: ich würde die Fräse natürlich nicht komplett frei aus der Hand führen, sondern einen Anschlag zur Hilfe nehmen. Die Fase könnte ich ggf. auch mit der Handkreissäge und einem selbst gebauten Anschlag und einer Führungsschiene ausführen. Wenn ich einen L-förmigen Winkel konstruiere, der auf das Werkstück gelegt wird und an der ggü. liegenden Seite der aktuell zu schneidenden flächig anliegt, dann habe ich ja immer einen konstanten Abstand. Auf diesen Winkel setze ich dann meine Führungsschiene und kann mit dem einmal eingestellt Winkel an der Handkreissäge eine entsprechende Kante schneiden. So habe ich mir das jedenfalls gedacht. Diesen Anschlag könnte ich auch mit einer zweiten, kleineren Einstellung versehen, sodass ich die Leisten entsprechend mit den Kanten fügen kann. Schneide ich Leiste und Brett mit der gleichen Einstellung an, dann erhalte ich ja eine saubere Fügekante (so meine Theorie?).

Bezüglich der Fräse muss ich heute Abend mal nachprüfen, ich bin mir gerade nämlich leider nicht sicher, für welchen Durchmesser sie ausgelegt ist. Ich habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr in der Hand gehabt. Hobel habe ich leider gerade nicht zur Hand. Wenn ich das bei meiner kurzen Online-Recherche aber richtig gesehen habe, dann müsste ich mir auch für eine gehobelte Gehrung eine entsprechende Lehre bauen, um die Bretter entsprechend einspannen zu können oder liege ich da falsch?

Mein Ansatz ist offensichtlich sehr theoretischer Natur, man möge mir das bitte nachsehen.
 

AhornBay

ww-esche
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Hallo Dennis,

ein schönes Projekt hast Du dir da ausgesucht. :emoji_slight_smile:

Ich habe mitgenommen, dass Du sowohl werkzeugtechnisch als auch von Erfahrungen im Holzbereich gewissen Beschränkungen unterworfen bist. Das, was Du dir vorgenommen hast ist nicht so ganz ohne; z. B. eine dichte Gehrung auf der Länge geht natürlich, man muss aber schon wissen, was man tut und das entsprechende Werkzeug dazu haben. Gleiches gilt für das Furnieren. In den Schreinereien stehen für so was ausgewachsene Maschinen für zig tausend Euro - nicht ganz ohne Grund.

Also, genug der Nörgelei.
Wäre ich an Deiner Stelle, würde ich mir in Berlin ein Örtchen suchen, wo ich - evtl. sogar unter Anleitung - den Tisch bauen kann. Idealer weise ist dort dann das benötigte Werkzeug vorhanden. Da fließt auch Geld & Zeit rein und dann wäre es sehr ärgerlich, wenn Du am Ende nicht zufrieden bist.

Alternativ (d.h. ohne fremde Hilfe/Werkzeug) würde ich den Tisch "einfacher" konstruieren und mir überlegen, was ich sinnvoll mit dem mir zur Verfügung stehenden Werkzeug darstellen kann. Ein gute Kompromiss könnte z. B. sein, wenn Du dir vom Schreiner fertig ausgehobelte "Bretter" besorgst und die dann mit Deiner Säge weiter bearbeitest; auf die Gehrungen würde ich verzichten. Wenn die dicht sind, sieht's super aus - wenn nicht, ziemlich sch... .

Viel Erfolg!

Herzliche Grüße

Tom
 

bowrilla

ww-pappel
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*seufz*

Mein Werkzeug hätte ich mal lieber früher prüfen und bei der Konstruktion berücksichtigen sollen. Danke, Thomas, für den Hinweis mit der Oberfräse. Ja, in der Tat 8mm Schaftdurchmesser. Somit kann ich mir das dann wohl mal schenken. Dann habe ich mir meine Tauchkreissäge (ich war zuvor unpräzise dabei) angeschaut und habe mal das Spiel des Sägeblattes überprüft. Daran würde es wohl nicht hapern, allerdings dafür an der gesamten Geometrie der Grundplatte, denn das Blatt läuft nicht parallel zu den Anschlägen.

Mit anderen Worten: da werde ich dann mal Toms Ratschlag befolgen müssen und mir einen Mietwerkstatt o.ä. hier in Berlin suchen müssen. Bevor ich jetzt das Budget für den Tisch noch einmal um 150-200€ für eine halbwegs brauchbare Kreissäge aufstocke, bezahle ich lieber ein paar Euro für Maschinen- und Raumnutzung.

Ich ärgere mich gerade über mich selbst, dass ich das Werkzeug nicht vorher überprüft haben.

Gruß,
Dennis

P.S.: Also der Umgang mit dem Werkzeug ist mir jetzt nicht ganz fremd. Vor meinem Archäologiestudium habe ich ein paar Semester mit Architektur verbracht und auch diverse Holz-Architekturmodelle gebaut. Mit dem grundsätzlichen Umgang der Werkzeuge bin ich schon vertraut, auch wenn die Dimensionen der Werkzeuge für den Modellbau etwas kleiner war. Aber wie wichtig Sicherheit im Umgang mit Werkzeugen ist, das habe ich damals durchaus gelernt - und mit Ansehen müssen. Stichworte: Bandsäge und Drahtschneiden. Hat der Kommilitone nur einmal probiert …
 
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