Epoxidharz auf Baumscheiben

Setter

ww-birnbaum
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Moin zusammen,
ich hab da mal ne Frage an die Epoxidharzspezies hier im Forum.

Ich bin an schöne Baumscheiben aus Eiche gekommen, ca 67 cm im Durchmesser. Die sind jedoch noch sehr, sehr feucht. Die blaswütige Friederike hat den schönen Baum einfach flachgelegt...:emoji_wink:

Klar, die sind noch viel zu feucht zum Bearbeiten, dürfen es ich ein paar Jährchen auf meiner Terasse (überdacht, keine direkte Sonneneinstrahlung) gemütlich machen. Bekommen jedoch keinen separaten Liegestuhl.

Ich möchte die in ein paar Jahren herrichten als Servierbretter, für Schinkenröllchen etc :emoji_grin:

Nun meine Frage die mir so durch den Kopf gegangen ist. Wenn sie recht gut abgetrocknet sind, möchte ich die Abplanen und nach dem schleifen mit Epoxidharz ringsum allseitig versiegeln.

Was würde eigentlich passieren wenn man feuchtes Holz komplett in das Harz bettet?
Diffundiert das dennoch irgendwie aus? Verzieht sich dadurch die Platte dennoch?

Kann man mit dem Zeug auch andere Dinge ins Holz mit einschliessen?
Die Idee war nämlich aus eine dieser Scheiben ne Unterlage für Hundefressnäpfe herzustellen, wo ich in einer Vertiefung z.B. Knochen (also richtige Knochen) mit eingiesse. Würde sowas funktionieren?
Dann wäre es klasse wenn ihr mir eventuell noch das für meine Zwecke beste Epoxidharz empfehlen könntet (Stichwort Lebensmittelecht)

Schon mal vielen Dank für (hoffentlich) viele klasse Tipps
Setter
 

Holzsinn

ww-robinie
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Servus,

ich bin zwar keine Epoxidharz Expertin, aber gerade gefälltes Holz rundherum abzudichten führt bestimmt nicht zum erwünschten Ergebnis, rissfreie Baumscheiben zu bekommen. Das fängt bestimmt an zu modern und zu schimmeln, denn die Feuchtigkeit will und muss ja raus. (Physik) Was vor allem Drechsler machen, um möglichst rissfreies Holz zu erhalten, ist, die Hirnholzflächen zu versiegeln. Dann diffundiert die Feuchtigkeit langsamer über die Seiten. Das im lebenden Baum gebundene Wasser entweicht nach dem Fällen auf Grund der Längsstruktur der Holzfasern sehr viel schneller in Längsrichtung, also über beide Hirnholzflächen als radial. Und je langsamer und vor Sonne und Schlagregen geschützt, Holz trocknen kann, umso weniger Risse bilden sich.

Melanie
 

Setter

ww-birnbaum
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Danke für die Antwort

Wie Holz arbeitet weiß ich, bin Zimmermann, aber ich wollte wissen wie sich feuchtes Holz verhält, wenn es komplett mit Epoxidharz versiegelt wird. Modern und schimmeln schließe ich aus, da für beides Luft dran muß, Rissbildung ist für mich irrelevant, Sind schon Risse drin gewesen im stehenden Baum. Die sollen nachher ebenfalls mit Hrz aufgefüllt werden.
 

ger-247

ww-robinie
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Nach meiner Erfahrung bei Reperaturen mit Epoxy an Holzbooten ist, das zu hohe Restfeuchte das Epoxy schnell milchig werden lässt. Wenn das passiert, bleibt nur das wieder mechanisch abzutragen oder damit zu leben.

Grüße
Guido
 

schrauber-at-work

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Tach,

einfach mal die "Packungsbeilage" von irgend einem epoxy lesen. Dort steht Untergrund muss trocken und staubfrei sein.
Wird sich nicht richtig verbinden und darunter wahrscheinlich gammeln (auch epoxy ist nicht 100% Gasdicht).

Würde die Stirnseiten "versiegeln" und die Baumscheiben trocknen lassen. Ob jetzt mit alter Farbe oder Wachsemulsion spielt eher eine untergeordnete Rolle.

Gruß SAW
 

gleiter

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Hi!

Kann man mit dem Zeug auch andere Dinge ins Holz mit einschliessen?
Die Idee war nämlich aus eine dieser Scheiben ne Unterlage für Hundefressnäpfe herzustellen, wo ich in einer Vertiefung z.B. Knochen (also richtige Knochen) mit eingiesse. Würde sowas funktionieren?

Damit haben Kollegen vor ein paar Jahren experimentiert.

Konkret ging es um einen recht dicken Schichtaufbau auf ebenen Tischplatten, und eben mit allerlei Zeugs eingelassen.

-) Leichtere Teile sind aufgeschwommen.

-) Das Abdichten der Plattenkanten war ein Horror. Selbst mit massivem Hilfsrahmen und einer Unzahl an Zwingen konnte keine Dichtheit hergestellt werden, das Zeugs hat seinen Weg auf den Boden der Spritzkammer gefunden, und weil's nicht von jetzt auf sofort passiert ist war das Desaster erst am nächsten Morgen zu sehen.

-) Dazu noch das tagelange Durchtrocknen.

-) Und zu guter letzt war die Oberfläche so empfindlich, dass sie förmlich schon vom Draufsehen Kratzer bekommen hat. Da hat auch Drüberlacken kaum eine Besserung gebracht.

Nach drei Versuchen haben sie's dann bleiben lassen. Verwendetes System war von West.

Zum Anschauen war's schon nett, insbesondere die Platte mit dem eingegossenen Herbstlaub in vielen bunten Farben, Alltagstauglichkeit aber eben Null.

Ach ja, das Holz war natürlich sehr trocken, gemessene 8%.

Gruß aus dem Wein/4, André.
 

rockymountaineer

ww-eiche
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Epoxidharz ist semipermeabel, was Feuchtigkeit angeht. D.h. es findet ein gewisser Austausch an Feuchte statt, allerdings denkbar wenig und so stark verlangsamt, dass die Schwankungen in der rel. Luftfeuchtigkeit sozusagen gedämpft werden. Bis das Holz also auf ein veränderten Feuchtegehalt reagiert, ist dieser schon wieder weg.

Wenn jetzt aber die Holzfeuchte sehr hoch ist,wird durch die geringe Durchlässigkeit langfristig das Holz austrocknen. In der Epoxyhülle ist das dann sicher suboptimal, sobald es unter den Fasersättigungspunkt kommt und schwindet.
Daher rate ich zu getrocknetem Holz.

Das Eingießen oder besser benetzen funktioniert problemlos, alle Flächen und Kanten werden dicht.
Wenn Du dann noch ein Mittelbrett nimmst, sollte es nach Deinen Wünschen funktionieren.


P.S. leichte Teile schwimmen nicht auf, wenn man die in eine schon klebrig gewordene Lage Harz legt. Diese hält sie dann beim Gießen der nächsten Lage an Ort und Stelle.
Das Abdichten der Kanten funktioniert mit einem geklebten Rahmen oder einfachem Klebeband sehr gut. Wenn Harz durchläuft, dann aufgrund von Löchern oder großen Poren im Holz.
Dass dies dann auf den Boden tropft, sollte erwartbar sein, ich lege für jede Epoxyarbeit etwas unter.
Die Trockenzeit ist ja angegeben und dürfte daher nicht überraschen.
Eine Kratzempfindlichkeit der Oberfläche rührt von falscher Bereitstellung des Harzes oder falschem Auftrag her.
Eine Epoxyfläche die bei alltäglichem Gebrauch Kratzer bekommt ist nicht plausibel.

Du siehst also, lieber TS, wenn Du weißt, womit Du arbeitest ist alles absehbar und vor allem machbar.
Nur falsche Erwartungshaltungen und falsches Produkt oder Anwendung können Frustrationspotenzial Bergen.
Aber man baut ja auch keine Haustür aus einer Leimholzplatte und klagt dann, dass sie im Sommer nicht mehr schließt, von daher sollte das Unterfangen bei bedachtem Vorgehen problemfrei sein.

Übrigens: Ich benutze verschiedene Produkte, No-Names, bestbartop etc. Nur West eignet sich Erfahrungsgemäß nicht für Tische o.ä. Man riet mir auch beider Kundenberatung im Hause davon ab.

Epoxyarbeit ist nach dem aushärten eigentlich immer "inert" reagiert also nicht weiter mit seiner Umgebung und dünsten nichts aus. Ob ich das jetzt als Lebensmittelecht bezeichnen würde weiß ich nicht.
Liebe Grüße
 

tupilak

ww-esche
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Warum muss das "Lebensmittelecht" sein?
Soll der Wuff den Knochen rauskratzen und dran rumnagen? :confused:
 

ranx

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moin,

nach der Epoxy-Einhüllung von dem nassem Holz hast du so etwas wie
Wein oder Apfelsaft in einem Fass das anfängt zu gähren...
den Sauerstoff zur Oxidation hast du auch gleich noch im Wasser mit
eingeschlossen... zusätzlich die Luft in den Poren.

Was soll dabei raus kommen? Schwarzschimmel?

Oder sollen nur die Schnittflächen versiegelt werden? Da reisst es trotzdem
rein, egal wie dick der Kunststoff da drauf getan wird....

Holz ist kein Kunststoff, da gibt es Gesetzmässigkeiten die durch wünschen
oder hoffen nicht erfüllt werden können.

LG uwe
 

Setter

ww-birnbaum
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Ok , gelernt, also Holz erst schön durchtrocknen lassen.

@ rocky
danke für die Infos, muß mich dann halt in ein paar Jahren, wenns Holz trocken ist, mal mit den verschiedenen Harzes auseinander setzen.
@ tupilak
Lebensmittelecht deshalb, weil unter anderem eine Scheibe als "servierbrett" für z.B kaltes Buffet gedacht war. Drehte sich nicht um das Hündchen von 65 kG :emoji_grin:

Abdichten der Kanten wird so ein Problem. Sind halt runde Baumscheiben einer, wenn ich richtig gezählt habe, fast 70 jährigen Eiche. Soll halt von allen Seiten mit Harz versiegelt werden.
 

rockymountaineer

ww-eiche
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Soll das Servierbrett auch diese Ausamße haben?
Selbst wenn, da würde ich dann eher zu sowas wie Butcherblockoil oder Walnussöl tendieren.
Das Epoxy ist da zwar auch i.o. weil es ja ausreagiert ist, aber ich wollte da meine Wurst nicht drauflegen.
Walnussöl deshalb, weil es durchhärtet. Olivenöl oder sonstige Küchenöle auf dem Brett werddn eher ranzig.

Selbst wenn das dann ein wenig schüsselt, ist das für ein Servoerbrett ja zu vernachlässigen.

Allerings ist es bei Baumscheiben doch deutlich schwieriger eine Dimensionsstabilität hinzubekommen. Zumal die sicherlich auch reissen werden, da das Holz in tangentialer Richtung mehr schwindet als in radialer.
Unmöglich ist es aber nicht, wenn Du Glück hast bleibt sie ganz.
ich würds probieren, vielleicht findest du einen Riss ja auch charmant.

Das ganze müsste dann wohl mot einem Oberfräseschlitten abgerichtet werden.

Grüße
 

ranx

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Moin,
die Eiche muss aber super schnell gewachsen sein. Ich habe eine Scheibe die ähnlich groß ist auf mehr als doppelt so alt datiert. Nach ca. 7 Jahren habe ich die grob jetzt abgehobelt und mit ins warme genommen...
werde ich im Sommer fertig bearbeiten und die Risse ausgießen.

LG uwe
 

MOORI

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Hallo zusammen,
hab da zu dem Thema mal eine Frage.
Damals in der Schule haben wir Zellproben von Pflanzen erst in Alkohol und danach in Paraffin eingelegt zur Haltbarmachung ohne dass die Zellen zerstört werden.
So konnte man unter dem Mikroskop die Probe über längere Zeit untersuchen.
Gibt es das auch in größerem Maßstab z.B. für Baumscheiben?
Der Vorteil ist, dass die Zellen nicht kollabieren,weil der Wassergehalt erst durch Alkohol und dann durch Paraffin ersetzt wird. Könnte dann eine Baumscheibe ohne Schwund konserviert werden?

Gruß
Haluk
 

ranx

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Moin,
Ihr habt die Proben sicherlich sehr dünn geschnitten? Ob das mit 10cm dicken oder noch stärkeren Material auch noch geht/gehen könnte?
LG uwe
 

IngoS

ww-robinie
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Hallo,

einige hundert Jahre alte Schiffswracks die vom Mehresgrund geborgen werden zerfallen in kürzester Zeit, wenn sie an die Luft kommen. Mit millionenschwerem Aufwand werden solche Wracks in speziellen Becken über Jahre mit Spezialmitteln konserviert.
Ob sich ähnliche Verfahren für ne Baumscheibe lohnen?

Gruß

Ingo
 

rockymountaineer

ww-eiche
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Geschnittene Eiche zerfällt ja nicht wie das Schiffswrack.
So eine Imprägnierung ist möglich, aber wie Du richtig beschrieben hast, bei großen Dimensionen schwerer als bei kleinen.
Zudem gibt's das nicht kommerziell Verfügbar, da man sich eben für gewöhnlich an die Holzeigenschaften anpasst und diese nicht (unverhältnismäßig) versucht zu ändern, zumal es für das Vorhaben auch gar nicht von Nöten ist.
Ich denke, da könnte sich ein Verfahren erstellen lassen, wird aber vom Markt nicht gewünscht und drum wird sich da keiner in Unkosten stürzen.

Alles was derzeit an Imprägnierung weit verbreitet ist, ist KDI und das wird wohl kaum jemand an seiner Eichenplatte haben möchten, zumal das ggf. Quellen und Schwinden gar nicht eliminiert.

Grüße
 
Oben Unten