Einfache Sitzbank, Wochenendprojekt

VolkerDK

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Liebes Forum,
hier eine kleine Vorstellung meines letzten Projektes. Eine kleine 2er Sitzbank aus Eiche. Das Holz habe ich vor ein paar Jahren selbst aufgesaegt, eine recht wilde Knickeiche, mit schnellem Wuchs (zum Teil 5-7mm Abstand der Jahresringe) und vielen großen Ästen.
Vom Abrichten und Verleimen habe ich keine Bilder, aber hier gab es keine Abweichungen vom Standardprozess. Die Risse der Oberfläche wurden mit West Epoxy und schwarzem Pigment augegossen zur Stabilisierung.

Nach dem Verleimen der Sitzfläche ging es los mit dem Vorbereiten der Drechselrohlinge los. Da fiel mir schmerzlich auf, dass ich noch immernicht Fritz und Franz gebaut habe. Etwas unprofessionell mein Setup, da gelobe ich Besserung.

IMG_20230307_163235.jpg

Danach habe ich die Beine in Form gebracht auf meiner kleinen Jet Drechselbank. Die Bank hat 510mm Spitzenweite, somit kann man Stuhlbeine darauf fertigen. Bei einer 460mm wird es schon immer sehr knapp. Es war nett mal wieder etwas zu drechseln, ich wollte immer mal einen Kurs besuchen, fiel aber wegen Corona aus. Es ist erst mein 2. oder 3. Project an der Drechselbank und geht entsprechend noch holprig vor sich.

IMG_20230307_170516.jpg
Die Beine sind etwa 50mm im Durchmesser, der Zapfen ist 30mm und die Schulter ist 40mm. Es ist also ein abgesetzer Zapfen, der später durch die Sitzfläche durchguckt, und sich an der Schulter abstützt. auf den letzten 20cm verjüngen sich die Beine zum Durchmesser der Schulter.
 
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VolkerDK

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Weiter ging es dann mit dem Formatieren der Sitzfläche, und entsprechend dem Setzen der Bohrungen für die Beine. Der Winkel ist etwa 10 Grad, in der Flucht 45 Grad mit der Ecke. Hier habe ich mittels Schablone einfach einen stimmigen Abstand gesucht.
Für das schräge Bohren habe ich herkömmliche Fisch Forstnerbohrer genommen, damit ist 10 Grad Schräglage in etwa das Maximum. Darüber würde die Bohrspitze nicht mehr greifen.

IMG-20230307-WA0009.jpeg
Ich habe den Bohrständer mittels der Marken ausgerichtet und festgeklemmt. Durch das gute Röhm Borfutter kann man die Forstnerbohrer leicht Wechseln, es ist also notwendig jedesmal den Bohrer umzuspannen. Wer hier eine große Bohrmaschine mit schwenkbarer Spindel hat, ist im Vorteil. Aber es ist für diese Anwendung auch mit dem billigen Wolfcraft Ständer genau genug. Die Zwingen halten gleichzeitig eine Sperrholzplatte, damit es keine Ausrisse auf der Oberfläche beim Durchbohren gibt.

IMG-20230307-WA0014.jpeg
Da die Zapfen verkeilt werden sollen von der Oberseite, müssen sie geschlitzt werden. Hier habe ein kleines Jig gebaut, das wirklich gut funktioniert. So kann ich wiederholgenau und sicher die Zapfen schlitzen, ind jeder Tiefe. Man könnte sogar eine Reihe Zapfendurchmesser vorsehen...

IMG-20230307-WA0018.jpeg
Wie man sieht gibt es minimalen Versatz...im Nachhinein wäre es besser gewesen zunächst einen Schlitz zu sägen, und dann die Bohrung anhand des Schlitzes zu zentrieren...auch Zapfen drehen wäre möglich gewesen. Mich stört der Versatz nicht, da die Beine schräg stehen ist die Schnittfläche zur Sitzfläche ohnehin nicht kreisrund.
 

VolkerDK

ww-robinie
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Nun bleibt noch das Fräsen der Rundung vorne und hinten, sowie der Kanten, und das Schleifen der Oberfläche.
Danach werden die Beine verleimt und verkeilt.
Dann müssen nur noch die Beine eingekürzt werden, sodass sie parallel zum Boden stehen. Bei so kleinen Projekten nutze ich dafür gerne den Tisch der Hobelmaschine.

IMG_20230308_145832.jpg

Die Oberflächenbehandlung habe ich mit "Lappenwachs" von der Fa. Kreidezeit durchgeführt. Dies hat nicht die höchste Schutzwirkung, lässt sich aber sehr leicht verarbeiten (oder wieder auftragen), und gibt eine tolle Haptik und seidigen Glanz. Ist wohl eine Mischung aus Leinölfirnis und Bienenwachs. Riecht köstlich, und man ist fast enttäuscht dass es so schnell verfliegt.

IMG_20230308_153052.jpg
 

VolkerDK

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Nun zum Schluss noch 2 Bilder der fertigen Bank.
IMG_20230309_073057.jpg

IMG_20230309_073015.jpg

So, dass war es schon.
Zu dem Holz möchte ich noch sagen, dass ich es nach dem Lufttrocknen schon 2 Jahre in der beheizten Werkstatt habe, und es schon vor einem Jahr einmal grob abgerichtet wurde, um Rissbildung und Verwindung zu beobachten. Tat sich nicht viel.
Die Herstellung hat Freude gemacht, es ist bestimmt nicht die letzte Bank in dieser oder ähnlicher Art. Sehr gut um kleinere Reststuecke zu verarbeiten, da die Länge und Breite fast beliebig variiert werden kann.
 

lasos84

ww-esche
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Schön schlicht, gefällt mir! Vielleicht hätte man die Beine nach unten hin verjüngen können, um sie noch filigraner wirken zu lassen.
 

VolkerDK

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Schön schlicht, gefällt mir! Vielleicht hätte man die Beine nach unten hin verjüngen können, um sie noch filigraner wirken zu lassen.
Nun, bei der Gestaltung der Beine sind nur wenige Grenzen gesetzt...konkav oder konvex verjüngen, oben und unten verjüngen...Tropfen oder Birnenform. Wie du vollkommen richtig bemerkt hast, habe ich hier einen stämmigen und rustikalen Auftritt gewählt, die Idee war es passend zur etwa 36mm starken Platte zu machen. Ich werde bestimmt auch noch doppelt konkav verjüngte Beine machen, dann vielleicht auch mit einer leichteren Platte.
 

VolkerDK

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@Holzrad09
Ja, das Design ist mir auch bekannt, ist hier in der Gegend auch sehr üblich (ich glaube das ist einfach etwas überregionales).
Früher gab es auf jedem Hof glaube ich mehrere....Melkküche, Werkstatt usw. überall wo man sitzen musste.
In diesem Falle wollte ich gerne die Optik der durchsteckenden Zapfen mit den Keilen, und die Plattendicke gibt es von der Stabilität leicht her, besonders durch den abgesetzten Zapfen.
"Klassisch" währe wohl eher die von dir gezeigte Variante, oder französische Keile in Sacklöchern.
 

pedder

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Schönes Stück.

Ja, durchgender Zapfen durch Gratleiste und Platte bietet sich nicht an.
 

foobar

ww-ulme
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Schlicht und schick. Ein gutes Möbel braucht eben nicht viel.

Die Oberflächenbehandlung habe ich mit "Lappenwachs" von der Fa. Kreidezeit durchgeführt. Dies hat nicht die höchste Schutzwirkung, lässt sich aber sehr leicht verarbeiten (oder wieder auftragen), und gibt eine tolle Haptik und seidigen Glanz. Ist wohl eine Mischung aus Leinölfirnis und Bienenwachs. Riecht köstlich, und man ist fast enttäuscht dass es so schnell verfliegt.
Die gelegentlichen Besucher meiner Werkstatt sind auch stets vom Geruch angetan :emoji_wink: Den Rest kann ich ebenfalls so unterschreiben, da es (auch) mein Mittel der Wahl ist. Es ergibt einfach eine tolle Oberfläche – geringe(re) Schutzwirkung hin oder her. Selbst meine (Eiche) Schreibtische habe ich mit Lappenwachs behandelt. Unterschiede zwischen stark und weniger genutzten Stellen konnte ich bisher nicht feststellen.
Es enthält max. 10 % Bienenwachs, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.
 

Holzrad09

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Früher gab es auf jedem Hof glaube ich mehrere....Melkküche, Werkstatt usw. überall wo man sitzen musste.
Genau, die sieht man überall, sogar auf der Alm. :emoji_slight_smile:
Meine frühere Bank hat es nicht überlebt, sie stand 24/7 draußen und wurde irgendwann zu Brennholz aber vielleicht, wenn Ich mal Muße habe, dann baue Ich mir mal eine im Originalstil. Nur im Moment habe Ich ne lange Liste für dieses Jahr, da ist keine Bank drin.
LG
 

Lorenzo

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Gefällt mir sehr gut Volker. Die Maserung der Sitzfläche is super, und wahrscheinlich macht sie der Wilde Wuchs stabiler, bei ner Schnurgeraden Maserung könnten die Beine die Platte bestimmt leichter spalten.
 
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