Eigenbau elektrischer Leimkocher für Knochenleim

Sel

ww-esche
Registriert
13. Juni 2019
Beiträge
593
Ort
Radebeul
Hallo,

ich möchte mir einen Leimkocher selber bauen, ist ja klar :emoji_slight_smile:

Man kann so einen Kocher selbstverständlich auch kaufen. Diese Dinger sind meist ziemlich teuer, haben ein viel zu großes Volumen und eine dementsprechend hohe Leistung (= viel Strom). Außerdem erinnern diese Dinger sehr an einen normalen Wasserkocher, wie man den in der Küche verwendet.

In meinem Edelstahlpott habe ich ca. 300ml Knochenleim drin. Diesen habe ich bisher immer im Wasserbad erhitzt. Aber das ist umständlich. Die Temperatur ist schwer zu halten, das Wasser blubbert und spritzt dann rum. In meiner Mini-Werkstatt habe ich kein Wasser, also renne ich andauernd in die Wohnung nach dieser Brühe. Den Leim stundenlang auf Temperatur halten ist praktisch unmöglich. Frust, viel Frust....

Hier also die ersten Bilder von meinem kleinen Projekt:

Mit ein wenig China-Elektronik, diese aufgepusht mittels ordentlichem Relais und dickem Transformator, wird eine Aluminiumplatte (5mm dick, 95x95mm) auf 65°C aufgeheizt und diese Temperatur wird dann +/- 2°C gehalten. Die Solltemperatur ist frei einstellbar. Die China-Elektronik kostete nichtmal 4 Euronen, den Rest der Bauteile hatte ich in der Bastelkiste.

1.jpg

Als Heizung dient ein Widerstand. Geheizt wird mit lediglich 38 Watt elektrischer Leistung. Das ist wirklich ausreichend! Natürlich kann man auch ein Schaltnetzteil vornedran bauen, aber ein Trafo ist billiger, außerdem hatte ich den auch in meiner Bastelkiste rumliegen. Schließlich will ich möglichst wenig Geld für das Gerät ausgeben, trotzdem soll es sicher sein.

2.jpg

Bin noch nicht fertig mit dem Gerät, da fehlen noch Kabel und Verbindungen. Außerdem muß ich die paar Bauelemente noch zusammenfriemeln. Ich habe mal die Sache so hingestellt, wie es dann fertig aussehen würde.

3.jpg

Der Trafo bekommt sein eigenes Gehäuse aus Sicherheitsgründen. Ich will am Leimtopf keine Netzspannung haben. Vom Trafo geht ein Kabel zum Leimkocher, in dem ist die Elektronik zur Regelung der Temperatur drin. Es ist eine ganz einfache Zweipunktregelung, nix Besonderes. Die Temperatur kann ich mittels Tasten einstellen (später bei Bedarf auch ändern) und die LED-Anzeige zeigt den aktuellen Temperaturwert an.

Im endgültigen Betrieb ist die Anzeige nicht zu sehen, das ist auch nicht notwendig. Einmal eingestellt und die Sache läuft. Die niedrige Heizleistung reicht wirklich. Der Pott braucht etwa eine Stunde, um flüssigen Leim zu liefern. Ich habe ja Zeit in meiner Hobbywerkstatt (oder besser: ich kann ja das Leimen zeitlich einplanen). Nach der Aufheizphase schaltet sich der Strom nur relativ wenig ein, um nachzuheizen. Das Holzgehäuse isoliert hervorragend. Vielleicht baue ich noch eine isolierende Abdeckung über den Leimkocher.

Natürlich habe ich verschiedene Sicherungen eingebaut, bzw. mache das noch. Also wird die Sache auch elektrisch und thermisch sehr sicher.

Mal sehen ob ich die Woche genug Zeit habe, das Gerät fertig zu bauen. Dann kommt der Langzeittest (mindestens über zwei Tage) und der elektrische Test durch einen befreundeten Elektriker. Und dann habe ich wieder ein schönes Gerät für meinen Bastelkeller :emoji_slight_smile:

LG Sel

(wird fortgesetzt)
 
Zuletzt bearbeitet:

Sel

ww-esche
Registriert
13. Juni 2019
Beiträge
593
Ort
Radebeul
Die Babykostwärmer hatte ich auch im Visier. Doch dort sind die erwärmbaren Mengen meist zu klein und die Glasflaschen zu unpraktisch in der Werkstatt (Durchmesser). Außerdem sprengt der Knochenleim beim Erkalten bequem mal so eine Glasflasche! Plastikflaschen halten nicht lange, und wenn mal was an Kleber übersüfft klebt die Pulle im Aufwärmer bombenfest... Außerdem sind diese Geräte nicht für stundenlangen unbeaufsichtigten Dauerbetrieb ausgelegt.

Insgesamt rate ich aus eigener Erfahrung von Babykostwärmern ab. Ich brauche ein Gerät, welches ich unbeaufsichtigt den ganzen Tag (im Extremfall) rumstehen lassen kann. Ein Gerät, welchem Dreck und vorbeisüffender Leim nix ausmacht. Das können diese Babykostwärmer definitiv nicht!

LG Sel
 

FredT

ww-robinie
Registriert
26. Juni 2014
Beiträge
5.247
Ort
Halle/Saale
Anstelle Babyflaschen kann man evtl. auch abgeschnittene Kartuschen, Spraydosen, Getränkedosen je nach Dm nehmen? Diverse Konservendosen passen sicher auch... mal mit dem Meßgerät im Supermarkt einkaufengehen :emoji_wink:

Mal so als Gedankenstütze...

PS. und für das Endmodell würd ich doch Schichtpressstoff aka Pertinax nehmen wollen...
 

Mathis

ww-robinie
Registriert
7. Juni 2007
Beiträge
3.140
Ort
Im Dorf in 'ner Stadt
Bei mir sind seit -zig Jahren einfache, regelbare Wasserkocher für diesen Zweck im Einsatz. Diese haben den Vorteil, dass sie auch schnell hochheizen, wenn ich mal Leim brauche und ich nicht erst eine Stunde warten möchte, bis der Leim flüssig ist. Einmal mit dem Thermometer auf gut 60 Grad eingestellt, brauche ich die Temperaturregelung nicht mehr, hab den Regler mit Klebeband fixiert, damit man ihn nicht versehentlich verstellt. Trotzdem heizt der Kocher sehr schnell das Wasser soweit auf, dass der Leim in weniger als 15 Minuten flüssig ist.

Zudem ist durch das Wasserbad eine gleichmäßigere und schnellere Erwärmung des Leims gegeben, da eben rundum das Wasser den Leimtopf erhitzt und nicht nur von unten die Wärme kommt. Mit deiner Konstruktion hast du sicher ein Tempraturgefälle vom Boden des Topfs bis zum Leim an der Oberfläche.

Ich habe mir in einer Drückerei einen Kupfertopf drücken lassen, der einen recht breiten Kragen oben besitzt und damit den Wasserkocher aus Edelstahl fast komplett abdeckt, sodass kaum Wasser vedunstet. Kupfer wird schon immer als das geeignete Material für Leimtöpfe erwähnt, Eisen dagegen wird immer als nicht geeignet beschrieben. Edelstahl ist jedoch sicher auch geeignet.
In den letzten Jahren bin ich aber auch auf kleine Joghurtgläschen oder Honiggläser umgestiegen, diese kann man einfach in den Wasserkocher stellen, und stets so ganz frischen Leim vorhalten. Auch ein Babyflaschenwärmer ist da oft besser als der große Wasserkocher, da weniger Wasser verdunstet und diese sehr preiswert sind. Lothar Jansen-Greef hat den Umgang mit Glutinleimen und Leimkochern gut beschrieben.

Übrigens halte ich deinen Topf für viel zu groß, 0,3 Liter Leim brauchst du doch nicht am Tag, oder?
Bei Glutinleimen ist es extrem wichtig, so oft wie möglich so wenig wie nötig frischen Leim anzusetzen, anstatt eine größere Menge über Tage warmzuhalten. Der Abbau der Leimkraft geht sehr schnell, und dann pappt der zwar noch, hat aber deutlich an Kraft verloren. Eine Leimprobe durch Aneinanderreiben zweier kleiner angewärmter Klötzchen wird dir den Unterschied zwischen frischem Leim und solchem, der mehrere Tage schon warmgehalten wurde, aufzeigen. Frischer Leim bindet so rasant ab, dass man schon nach kurzer Zeit solche eine Leimfuge belasten kann, alter Leim braucht lange und wird nie so gut leimen.

Ich hab immer versucht, täglich nur die Menge Leim anzusetzen, die für den einen Tag reichen wird. Länger als zwei Tage war der nie im Wasserbad, nur so erhältst du die besten Leimkraft. Zumal eine kleinere Menge Perlleim zu wässern und zu schmelzen keine Stunde dauert, falls man doch mal mehr braucht.
 

Macchia

ww-robinie
Registriert
2. Mai 2014
Beiträge
8.398
Ort
Süd
Anstelle Babyflaschen
ich empfehle Händlmaier Weißwurschtsenf :emoji_yum: Gläser, die kleinen.
passen perfekt in die Babykostteile.

Babykostwärmer hab ich für 17,- nach einem Tipp von Restaurator Lothar Jansen-Greef
auch gekauft.
Wenn das kleine Glas etwa halb voll ist, muss ich ca. eine halbe Stunde warten bis der Leim
flüssig ist.
Mit Bratgutthermometer einmal die richtige Einstellung ermittelt und markiert und die Warmhalteeinrichtung
funktioniert wirklich gut.
Für meine kleine Mengen passt mir das.
Leimkocher.jpg
 

Sel

ww-esche
Registriert
13. Juni 2019
Beiträge
593
Ort
Radebeul
Ich kann ja auch weniger Leim in meinen Topf machen. Dann bleibts bei einem Durchmesser von 90mm, aber einer recht niedrigen Füllhöhe. Und das garantiert eine kurze Aufwärmzeit. Sorum gehts auch. Aber schön mal hier eure Varianten zu lesen. Hat wirklich jeder so seine eigenen Erahrungen :emoji_slight_smile:

LG Sel
 

Gelöscht stwe

Gäste
Das könnte man nochmal nachrechnen, aber vom Gefühl her bekommst du mit den 38W Heizleistung nichts zum brennen.

Die Leistung alleine sagt dabei aber nicht viel aus. Vielmehr kommt es auf die Leistungsdichte an. Bei einem Infrarotlaser reichen schon Energien deutlich unter 1 W um Karton anzukokeln.

Ich hätte allerdings auch eher Angst davor, dass evtl. auf der Platine was abraucht, dafür reichen die 38W auf alle Fälle aus!
 

Sel

ww-esche
Registriert
13. Juni 2019
Beiträge
593
Ort
Radebeul
So, Version 2 vom Leimkocher ist fertig. :emoji_slight_smile:

Habe die Anzeige der Temperatur nun so eingebaut, das ich sie sehen kann. Die Temperatur kann ich jetzt schnell umstellen. Sogar als Wasserkocher (mit Leistungsabstrichen, logisch) kann ich mein Gerät verwenden. Vergesse ich mal das Töpfchen auf den Kocher zurückzustellen, passiert gar nichts. Die Heizplatte hält die voreingestellte Temperatur. Theoretisch könnte ich mir also auch bequem ein Süppchen köcheln :emoji_wink:

Ein paar Sicherheitsteile habe ich noch eingebaut.
So wird optisch Alarm angezeigt, sollte die Heizplatte über die eingestellte Temperatur warm werden. Wenn die Platte über 110°C warm wird (durch einen brachialen Defekt) spricht eine extra Thermosicherung an, welche den Heizstrom dauerhaft abschaltet. Die Chinaplatine hat ein leistungsstarkes (Marken)Relais zum Schalten des Heizstromes spendiert bekommen. Die Isolation aller elektrischen Verbindungen ist nun mittels silikonummantelter Kabel hitzefest. Die Heizleistung habe ich auf 42 Watt erhöht.

leimkocher.jpg

Schön ist, das die Heizplatte das Holzgehäuse nicht über handwarm aufheizt. Auch nach stundenlangem Betrieb. Das Leimtöpfchen ist oben auch grade mal 40°C warm, also keine Verbrennungsgefahr. Der Griff bleibt kalt.

Elektrischer Anschluß: 230V/60 VA
Heizleistung: 42 Watt
Parameter: mit 3 Tasten frei einstellbar

Der Leim (300 ml) ist in ca. 45 Minuten bereit zur Verwendung (Heizplatte ist 75°C warm). Wenn ich Wasser kochen will, so nehme ich ein passendes Glas, bis zum Kochen (300 ml) vergehen etwa 15 Minuten. Das passt für die Werkstatt.

LG Sel
 
Zuletzt bearbeitet:

Sel

ww-esche
Registriert
13. Juni 2019
Beiträge
593
Ort
Radebeul
So, Version 2 vom Leimkocher ist fertig. :emoji_slight_smile:
Der Leim (300 ml) ist in ca. 45 Minuten bereit zur Verwendung (Heizplatte ist 75°C warm).

Grade nochmal probiert. Für ca. 100ml Leim braucht der Kocher knapp 10 Minuten (wieder 75°C). Da eigentlich auch 60°C dicke reichen für den Leim, bin ich bei knapp über 5 Minuten zum Aufwärmen.

LG Sel
 

Sel

ww-esche
Registriert
13. Juni 2019
Beiträge
593
Ort
Radebeul
Nun habe ich noch bissel was verbessert. Der Leimkocher bekam eine LED als Anzeige, wenn die Heizung aktiv ist. Sie leuchtet links und rechts am Leimtopf. Außerdem habe ich den Leimtopf selbst in einen Messingring "gesperrt" und die Ecken mit wärmeleitfähigem Harz ausgegossen. Das spart Heizenergie und der Leimkocher arbeitet effektiver. Die Netzzuleitung bekam einen Schnurschalter zum Abschalten der Netzspannung. Obwohl ich immer alle Stecker ziehe beim Verlassen der Werkstatt, zum Ausschalten zwischendurch ist so ein Schalter doch bequemer. :emoji_slight_smile:

Trotz der jetzt besseren Wärmeisolation besteht am Leimtopf selbst keine Verbrennungsgefahr. Der obere Rand wird nur handwarm, der Griff bleibt kalt. Der Topf läßt sich sehr leicht aus dem Kocher heben, es sieht auf dem Foto enger aus als es wirklich ist. Jetzt steht der Topf auch bombensicher, kein Wackeln, kein Umfallen, kein Verklemmen.

leimkocher.jpg

leimkocher-a.jpg

Manchmal brauchts so seine Zeit und etliche Umbauten, ehe ein Gerät wirklich fertig ist. Aber dann arbeitet das Teil genau so, wie ich es mir vorstelle. Ich habe auch Geräte, an denen ich ewig rumbaue... Kommt eben vor. Bin ja am Heimwerken und nicht im Beruf.

LG Sel
 

Hondo6566

ww-robinie
Registriert
27. April 2017
Beiträge
3.821
Ort
Ortenaukreis
OK, bis wann nimmst du Bestellungen auf? Was soll der Spaß kosten?
CE-Kennzeichnung hat es ja auch denk ich?!:emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
 

Sel

ww-esche
Registriert
13. Juni 2019
Beiträge
593
Ort
Radebeul
OK, bis wann nimmst du Bestellungen auf? Was soll der Spaß kosten?
CE-Kennzeichnung hat es ja auch denk ich?!:emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:

Muß noch die Sache von meinen Buchhaltern bilanzieren lassen. Und klar, CE-Zeichen klebe ich drauf, kost ja nix. Machen die Chinaleute ja auch so :emoji_grin:

LG Sel :emoji_blush:
 
Oben Unten