Desinfizierbare Holzoberfläche

gregorrot

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Hallo liebes Forum,

hat jemand Tipps für mich, welche Oberflächenbehandlung für Holzmöbel geeignet wären, die in einer Praxis stehen sollen und daher regelmäßig desinfiziert werden sollten?

Ein Arbeitsplatten-Öl oder gar Leinölfirnis vielleicht? Aufs Lackieren würde ich lieber verzichten, oder ist das unbedingt nötig?

LG und Danke, Gregor
 

Neige

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Hallo Gregor,
Ist eine Arztpraxis gemeint, so sind hier besondere Vorschriften zu berücksichtigen. Wie es mit geölten Oberflächen aussieht, kann ich jetzt aus dem Stehgreif nicht sagen. Dennoch würde ich da immer zu Lack versiegelten Oberflächen greifen, da die m. E. einfacher zu desinfizieren sind.
 

Holz-Christian

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Hallo Gregor.

Es gibt von Clou den Spezialmöbellack "AntiBak"
Der enthält Silberpartikel und ist Keimtötend.
Ein Spezialholzlack für Arztpraxen usw.

Öl wird Desinfektionsmittel wohl nicht lange überstehen.

Gruss Christian.
 

AngelArtur

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Hi,

Desinfektionsmittel enthalten oft Alkohole, von daher ist Öl nicht zu empfehlen.
Ich würde entweder lackieren oder HPL-beschichtetes Holz verwenden.

Grüße, Ronald
 

frankundfrei

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Hygieneholz

Den Einsatz von Nano-Silber würde ich mir gut überlegen und wenn irgend möglich vermeiden.

Vielleicht ist ja das sogenannten Hygieneholz eine Alternative und wird von den Behörden auch akzeptiert? Vor wasserlöslichen Desinfektionsmittel braucht sich das Holz nicht fürchten.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

WinfriedM

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Wenn es um Schnell-Desinfektionsmittel geht: Die basieren durchweg auf Alkohol und greifen sowohl geölte wie auch viele 1K-Lacke an, vor allem die Wasserlacke. In der Regel sind die Vorschriften so, dass du für desinfizierbare Oberflächen glatte und dichte Oberflächen brauchst. Da geht nur Lack und zwar am Besten ein 2K-PUR-Lack. Der wird auch längerfristig Desinfektionsmittel vertragen. Allerdings auch hier beim Hersteller klären oder eigene Experimente machen.

Manche 1K-Lösemittellacke sind auch relativ gut beständig, z.B. Clou Holzsiegel.

Es gibt einige schnelle Desinfektionsmittel, die gnädiger zur Oberfläche sind, weil sie weniger Alkohol enthalten. Zum Beispiel Bacillol 30 Foam oder Melliseptol foam pure.

@Frank: Den Nano-Silberpartikeln hab ich bisher nicht so recht über den Weg getraut. Eher so eine Gefühlssache. Gibts belastbare Erkenntnisse, das Gefahr von denen ausgeht?
 

Sägenbremser

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Wirklich heisses Thema

was heute noch im täglichen Gebrauch der
Innenausstattung von Arztpraxen so alles
zu sehen ist, reicht von der Ikeakiste bis zu
der Lösung eines Anbieters aus dem Klinik-
bereich. Habe ja auch schon einiges in der
Sparte gebaut und mich immer gewundert
das es da keine wie auch immer geartete
Einbauabnahme gegeben hatte. Das scheint
wirklich ein etwas unkontrollierter Bereich zu
sein. Mein von mir sehr geschätzter Hausarzt
hat auf jeden Fall Ikeamöbel im Laborbereich.
Das ist jetzt nicht gerade ein Zwergenbetrieb,
sein Hauptklientel sind Patienten mit HIV und
Hepatitiserkrankungen, aber auf meine Nach-
frage hat der erfahrene Mediziner nur trocken
lachen gekonnt. Denn nicht medizinischen
Wartebereich habe ich vor Jahren einmal mit
hübschen, gewachsten Massivholzmöbeln in
üblicher Bauausführung ausgestattet. Über die
Desinfektionierungfähigkeit haben wir dabei nie
gesprochen, mußte nur freundlich aussehen.

Zur Praxis - schreib in den Angebotstext immer
"für ihre Geschäftsräume". Wenn das in der Form
nicht bemängelt wird bist du schon etwas sicherer.
Wenn es doch noch etwas genauer ausgeführt und
erwartet wird, lass die Finger von dem Auftrag. Da
ist dann fast immer auch ein Laboranbieter mit im
Rennen und der weiss ganz genau wo du sehr leicht
zu knacken bist. Da ist schon etwas mehr Wissen
als Silberionentechnik vonnöten um gegen diese
Vollprofis bestehen zu können.

Gruss Harald
 

Neige

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Ich persönlich sehe keinen Grund, dem von Christian erwähnten Clou AntiBak zu mistrauen, liegen doch laut Hersteller Prüfzeugnisse verschiedener Institute vor, die die Wirkung offensichtlich belegen. Diese Silberionen scheinen aber in der Tat doch nich so harmlos zu sein, wenn sie direkt in den menschlichen Körper gelangen, da sie durchaus Zellen schädigen können.

Allerdings reden wir hier von zu behandelden Möbeloberflächen, weshalb ich meine, dass dann hiervon keine Gefahr zu befürchten ist.
 

gregorrot

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Wow, wieder einmal Hut ab vor den zahlreichen Hilfestellungen in diesem Forum! Danke!

Von den Silberionen würde ich tatsächlich auch gerne Abstand nehmen, dann greife ich aber nach Euren Ratschlägen zu Lack statt Öl und empfehle den Einsatz von wasserlöslichen Desinfektionsmitteln (ich bin ohnehin Holzwerker-Neuling für den privaten Bereich, es handelt sich nicht um einen offiziellen Auftrag).

Lieben Dank! Gregor
 

Georg L.

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Bei Heidelberg
und empfehle den Einsatz von wasserlöslichen Desinfektionsmitteln
Die enthalten in der Regel aber Wasserstoffperoxid und sind zu Oberflächen noch aggressiver als lösungsmittelhaltige.
Wenn das allerdings für den privaten Bereich ist, warum dann mitsochen chemischen Keulen auffahren? Normalerweise ist die Verwendung von Desinfektionsmitteln im häuslichen Bereich (wenn überhaupt) nur bei manchen Krankheiten sinnvoll, ansonsten genügt regelmäßiges Reinigen mit üblichen Putzmitteln. Alles Andere fördert nur die Resistenzenbildung bei Keimen, was die Sache letztendlich nur noch schlimmer macht.
 

WinfriedM

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Genau, in einem normalen Haushalt ist desinfizierende Reinigung für Flächen unnötig, belasten die Umwelt und können zu Allergien führen. Anders siehts aus, wenn bestimmte Krankheiten vorliegen.

@Harald: Ja, leider gibts keine verpflichtende Abnahme in Arztpraxen. Es kann aber jederzeit eine Begehung stattfinden (die natürlich angekündigt wird, damit man seine Leichen in den Keller bringen kann). Wenn eine Begehung stattindet, dann wird da auch recht streng hingeschaut. Aber die interessieren sich z.B. nicht für den Wartebereich, nur fürs Labor und die Behandlungsräume.

Die größte Gefahr in Arztpraxen geht übrigens von den Zeitschriften im Wartezimmer aus. Die sollen wohl schlimmer als die Toilette sein.
 

Friederich

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...ansonsten genügt regelmäßiges Reinigen mit üblichen Putzmitteln. Alles Andere fördert nur die Resistenzenbildung bei Keimen, was die Sache letztendlich nur noch schlimmer macht.
Hallo Georg, bei der gefürchteten Resistenzbildung gehts aber wohl eher um die gegen Antibiotika.
 

uli2003

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Resistenzen ist auch ein Thema bei Desinfektionsmitteln.

Etwas unpassender Ausdruck in dem Zusammenhang. Von Resistenz kann man da nicht sprechen, eher von Unterdosierung. Für eine Fliege reicht eine Fliegenklatsche, für einen Elefanten muss schon was größeres her... Aber resistent ist der auch nicht dagegen :emoji_slight_smile:

Ich würde auch den AntiBak nehmen uns gut ist. Clou wird sich vermutlich dabei etwas gedacht haben, als sie ihn entwickelt haben. Vermutlich mehr als ein paar Leinölliebhaber :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

WinfriedM

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Der Clou ist aber gerade nicht die erste Wahl, wenn es um Desinfektionsmittelbeständigkeit geht. Das war ja die Frage. Viele Wasserlacke mögen Alkohol überhaupt nicht und gehen schnell kaputt (insofern von dem 1K-Lack die Rede ist).

Die desinfizierende Wirkung dieses Lackes kann sicher auch nicht mit der Wirkung eines Desinfektionsmittels mithalten. Überhaupt wird Null Aussage über die Wirksamkeit gemacht.

Kann man gerne als zusätzliche Möglichkeit nutzen, aber ersetzt nie die Desinfektion, wo Desinfektion nötig ist.
 

AhornBay

ww-esche
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Schönen guten Morgen in die Runde,

jetzt geht's hier schon einigermaßen rund zum Thema "desinfizieren".

Gefragt war: "Oberflächenbehandlung für Holzmöbel geeignet wären, die in einer Praxis stehen sollen und daher regelmäßig desinfiziert"

Ich möchte hier erst einmal die Gegenfrage stellen:
Welches Ergebnis soll denn rauskommen?

Es macht - ganz sicher - einen Unterschied, ob wir hier über ein Level wie z. B. in einem OP oder darüber eine hinreichend "saubere" Oberfläche zu erhalten. Da gibt es sicherlich einen entsprechenden Anforderungskatalog. Für Küchen gibt's so was. Es würde mich wundern, wenn es etwas Vergleichbares nicht auch für Arztpraxen geben würde. Wenn das jetzt mal eine Norm ist, die halbwegs mit Sachverstand geschrieben worden ist (....), steht da dann auch drin, wie man auf das geforderte Level kommt.

Mein - persönliche - Einschätzung (mit einem Arzt als Vater):
Ein Operateur schruppt seine Hände rund 15 min. vor einer Operation - und zieht dann Gummihandschuhe an. Die Einrichtung im OP Saal hat in der Regel eine Edelstahloberfläche oder leicht zu reinigende Fliesen.
Eine Holzoberfläche mit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten zerklüfteten Oberflächenstruktur wird - solche - Anforderungen nie erfüllen können. "Sauber" wird man das schon bekommen. Sicher aber nicht "desinfiziert". Wie lange ein Holz so was aber mitmacht, ohne selbst zur Keimschleuder zu werden, vermag ich nicht zu sagen.

Aber ich möchte mal noch eine Frage in den Raum stellen, nämlich, ob eine Holzoberfläche für die beabsichtigte Verwendung die geeignete ist. Meine Antwort ist nein.

Herzliche Grüße

Tom
 

uli2003

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Der Clou ist aber gerade nicht die erste Wahl, wenn es um Desinfektionsmittelbeständigkeit geht.

Mal davon abgesehen, dass der Hersteller den Einsatz von Desinfektionsmitteln auf der Fläche nicht untersagt, sondern aufgrund der Wirkung des Lackes eingeschränkt empfiehlt, gibt es den Lack auch als 2K-Pur. Der hat keine Probleme mit Alkohol.

Grüße
Uli
 

gregorrot

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Liebes Forum,

nein, es geht nicht um den privaten Bereich, sondern tatsächlich um Praxisräume, nur der "Auftrag" ist privat, ich brauche also keine offiziellen Mitbewerber auszustechen.
Es geht um einen fahrbaren Wagen zur Entnahme von Kanülen, Handschuhen, Tupfern etc. Die Tischoberfläche, auf die es ja hauptsächlich ankommt und auf der auch mal gebrauchte Spritzen etc. abgelegt werden, soll auch nicht aus Holz sein (vermutlich eine große glatte Granitfliese o.ä. was sich gut reinigen lässt), aber das Untergestell soll aus Holz sein (ich möchte halt diese potthässlichen Kunststoff/Metall-Optik vermeiden, die es zu kaufen gibt) und muss regelmäßig (wenn auch nicht so intensiv wie die Tischoberfläche) desinfiziert werden.
Ein 2K-Lack scheint dafür aber eine gangbare Option zu sein.

LG G
 

Time_to_wonder

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Mein Gefühl als absoluter Laie auf dem Gebiet sagt mir, dass dies ein Bereich ist, in dem man keine Experimente machen sollte. Die "potthässliche Kunststoff/Metall-Optik" hat bestimmt ihre Daseinsberechtigung.

Gruß Jörg
 

Friederich

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Resistenzen ist auch ein Thema bei Desinfektionsmitteln.
Hier mal ein Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Desinfektion#Resistenzen
Gegen Desinfektionsmittel können sie sicherlich auch widerstandsfähiger werden.
Das ganz große medizinische Problem sind aber Resistenzen gegen Antibiotika.
In dem Artikel wird zwar erwähnt, daß desinfektionsmitteresisten Mikroben oft auch Antibiotikaresistenz aufweisen, ich bezweifel aber, daß da ein kausaler Zusammenhang besteht. Antibiotikaresistenz betrifft ja ein bestimmtes Antibiotikum. Das, mit welchem sie unzureichend bekämpft wurden.
 

Friederich

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Es geht um einen fahrbaren Wagen zur Entnahme von Kanülen, Handschuhen, Tupfern etc. Die Tischoberfläche, auf die es ja hauptsächlich ankommt und auf der auch mal gebrauchte Spritzen etc. abgelegt werden, soll auch nicht aus Holz sein (vermutlich eine große glatte Granitfliese o.ä. was sich gut reinigen lässt), aber das Untergestell soll aus Holz sein
Hallo, wegen des Untergestells hätt ich keine Bedenken.
Tischfläche würd ich aus Glas machen. Da kann man gnadenlos die schärfsten Desinfektionsmitte einsetzen.
Problem st noch der Griff zum Schieben. Da bietet sich natürlich Edelstahl an. Und Kupfer würd ich mal in Erwägung ziehen. Das soll von sich aus Bakterien abtöten. Vielleicht auch Messing wegen des Kupfergehaltes.
Zum Holz: Das hat von Natur aus antibakterielle Eigenschaften, wenn unlackiert. Von Frühstücksbrettchen bekannt. Die aus Holz sind hygienischer als die aus Kunststoff.
Eiche ist, wie zu erwarten besonders geeignet, und interssanterweise Kiefer noch besser: http://www.wilms.com/Hygiene/forschungen/BBA_HolzEinNW.pdf
Würd aber trotzdem Ei vorziehen. Die bleibt in rohem Zustand ansehlicher als Kie.
 

uli2003

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Das eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Desinfektionsmittel auftritt kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man die Moleküle struktuell verändert, ist Schluss. Wenn man ein Ei kocht, ist das für immer hart und wird nie wieder weich. Und das wird sich auch nicht ändern :emoji_slight_smile:

Mich würde mal interessieren wie lange die desinfizierende Wirkung von Holz anhält. Wie lange dauert es wohl, bis beispielsweise ein unbehandelter Holzhandlauf zur Keimschleuder wird?

Grüße
Uli
 

Neige

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Das ist eben das Problem schlechthin, die von Uli erwähnte "Keimschleuder".
Das eigentliche Problem ist die Verbreitung von Keimen, die zweifelsohne vom Mensch, nämlich seiner Hände ausgeht.
Wenn ich so anschaue, wie in manch einer Praxis gearbeitet wird, schaudert es mich, musste ich doch kürzlich die Arzthelferin darauf aufmerksam machen, sich erstmal nach Regeln der Hygiene sich die Hände zu desinfizieren, bevor sie mir Blut abnimmt.
Zudem sollten gebrauchte Spritzen niemals auf einer Platte abgelegt werden, sondern in eine eigens dafür vorgesehene Nierenschale, die sterilisiert werden kann, oder in ein Einmalgefäß.
Würden Personal in Praxen, AH's KH,s.......eher darauf achten die Regeln der Hygiene zu beachten, bräuchte man sich weniger Gedanken zu machen, welche Oberfläche geeignet sein könnte um Desinfektionsmittel auszuhalten. Sicher, pflegeleicht ist dennoch ein muß.
 
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