D4-Leim: Umweltfreundlich und gleichzeitig langzeit-lagerfähig möglich?

Dalbergia

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Hallo Forum,

rein aus idealistischen Gründen bin ich auf der Suche nach Leim, der die Klasse D4 erfüllt, also Witterung aushält und gleichzeitig möglichst umweltfreundlich ist. Wenn man einen Nistkasten aus unbehandeltem Kiefernholz damit baut und im Wald aufhängt, soll man diesen vergessen dürfen, weil er rückstandslos verrottet. Lagerfähig sollte dieser Leim auch wenigstens für ein Jahr sein, da ich nur hier und da mal die Zeit für solche Basteleien finde.

Ist sowas rein "technisch" überhaupt möglich? Unter Suchbegriffen wie "umweltfreundlich + D4-Leim" finde ich leider selbstständig nichts zufriedenstellendes. Ich weiß wohl, dass der D4-Leim von Bindan lösemittelfrei ist und daher vermutlich umweltfreundlicher als viele Produkte, die auf Polyurethanbasis sind oder Härter brauchen. Aber der ist nach wenigen Monaten nur noch ein Klumpen.

Was Holzschutzmittel anbelangt, weiß ich, dass sich umweltfreundlich und dauerhaft schützend rein sachlogisch ausschließt. Wenn das für Leime auch in ähnlicherweise gilt, bin ich um eine Erklärung bzw. Aufklärung dankbar :emoji_slight_smile:
 

Wikipediot

ww-robinie
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Konstruktiver Holzschutz und am besten gar nicht verleimen.
Kaseinleim ist wohl etwas beständiger. Aber das lohnt nicht. Die Konstruktion wird wohl auch ohne Verleimungen gehen.
 

Dalbergia

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Kommen Verbindungen aus Holz aus guten/technischen Gründen gar nicht in Frage? Was spricht rein prinzipiell dagegen, solche Kästen zu dübeln? Sind draußen die Bedingungen immer so, dass solche Verbindungen aufplatzen werden, egal wie fest der Leim? Es ist einfach ein Versuch, das Produkt möglichst vollständig biologisch abbaubar zu konstruieren und Schrauben oder Nägel sprächen da ja schon gegen.

Bei Nistkästen denke ich vom kleinen Meisenkasten bis zum großen Hornissen- oder Eulenkasten, bei denen in der Breite die 25cm locker überschritten werden und mir war im Hinterkopf, dass man da aus kosntruktiven Gründen schon mit Leimbrettern arbeiten sollte und ich habe auch gar kein Holz in diesen Breiten...

Zum Teil schlachte ich auch alte Vollholz-Kleiderschränke aus, die aus astiger Fichte sind. Die sind nur dummerweise dann nicht D4 verleimt, weswegen ich da zum Teil schon den Aufwand betrieben habe, die an den Leimfugen aufzutrennen und neu zu verleimen...

Natürlich aber schon mal danke für die Anmerkungen!
 

WinfriedM

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Nebenher: D4 hält nicht ohne Oberflächenbeschichtung, die du ja bei einem Nistkasten nicht hast. Da geht eigentlich nur PU oder Epoxy. Das bisschen Kleber fände ich völlig unproblematisch, die Dachpappe obendrauf ist eher das Problem. Aber warum in den Wald und vergessen? Nach 5-10 Jahren abbauen und ordentlich entsorgen.

Ansonsten erscheinen mir Nistkästen aus Holzbeton längerfristig günstiger. Ist bei uns in den Wäldern auch gängig.
 

IngoS

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Es ist einfach ein Versuch, das Produkt möglichst vollständig biologisch abbaubar zu konstruieren und Schrauben oder Nägel sprächen da ja schon gegen.

Hallo,

wenn du normalen Stahl für Schrauben und Nägel verwendest, verrosten die und sind kein Problem für die Umwelt. Ich erinnere an den Raseneisenstein, den es hier überall in der Heide gibt und der, wie der Name schon sagt, recht eisenhaltig ist. Auch habe ich jahrelang problemlos eisenhaltiges Grundwasser aus eigenem Brunnen getrunken.

Breitere Flächen kann man auch mit übergenagelter Leiste erzeugen (Boden- Deckel Schalung).

Gruß

Ingo
 

Timer

ww-buche
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So rein vom Konzept ist das ja ein Wiederspruch. Wie soll etwas " Witterung aushalten" und gleichzeitig "rückstandslos verrotten" ?
Du suchst wohl eigentlich einen Leim der genau so lange hält wie dein unbehandeltes Kiefernholz, aber weder länger noch kürzer.
Ein Klebstoffchemiker könnte sowas wahrscheinlich sogar entwickeln, aber im Handel wird es das nicht geben.
 

Schichtleiter

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Habe einmal den kleiberit stp 605.1 benutzt. Daher noch keine Langzeiterfahrung. Scheint relativ neu auf dem Markt zu sein, bisher ist die flasche nach einem Monat noch nicht verklumpt. Wie umweltverträglich Stpklebstoffe sind, habe ich mich nicht informiert. Wollte nur die Alternative zu Pu und Weißleim mit Härter aufzeigen.
Fand ihn als nicht schäumende Alternative praktisch, aber auch ein ganzes Stück teurer.

Gruß Schichtleiter
 

Dalbergia

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So rein vom Konzept ist das ja ein Wiederspruch. Wie soll etwas " Witterung aushalten" und gleichzeitig "rückstandslos verrotten" ?
Du suchst wohl eigentlich einen Leim der genau so lange hält wie dein unbehandeltes Kiefernholz, aber weder länger noch kürzer.
Ein Klebstoffchemiker könnte sowas wahrscheinlich sogar entwickeln, aber im Handel wird es das nicht geben.

So vom Prinzip her ist es gemeint, ja. Ich such(t)e nach etwas, das einzelne Hölzer zwar so miteinander verbindet, dass diese nicht nach dem ersten Regenfall wieder aufplatzen, gleichzeitig aber auch keine Schadstoffe freisetzen wird, wenn der Kasten irgendwann vom Baum fällt und dann - aus der Luft gegriffen - drei Jahre auf dem Laubboden liegt.

Scheint dann aber doch etwas zu sein, wo man sehr viele Abstriche vom Idealbild machen müsste. Denke, ich konzentriere mich dann vorrangig doch auf konstruktiven Holzschutz und das mit den Schrauben mit hohem Eisenanteil leuchtet ja irgendwie ein :emoji_slight_smile:
 

hobbybohrer

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Hallo,
Was spricht denn gegen Holzdübel, oder einfach nageln oder verzinkt schrauben. Das Holz sollte m.E. auch nicht durchgetrocknet sein.
(der Widerspruch seit so, weil er etwas erwidert und mit etwas wiederholt!)
Richard
 

werists

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Denke, ich konzentriere mich dann vorrangig doch auf konstruktiven Holzschutz und das mit den Schrauben mit hohem Eisenanteil leuchtet ja irgendwie ein :emoji_slight_smile:
Unser Vermieter hat vor mehr als zehn Jahren rund ums Haus und Weide etliche Nistkästen aufgehängt. Ich habe diese Anfang des Winters gereinigt. Von den Nistkästen war nur einer etwas beschädigt, ansonsten alle noch in Ordnung. Beim Bau der Kästen wurde nur Holz und Nägel verwendet, bei einigen ein Stück Teerpappe auf dem Dach.

Hier zwei Videos zu dem Thema, auf den Seiten des NABU findet man Bauanleitungen und auch hier im Forum ist sicher einiges zu finden. (Ich glaube vor Kurzem was von Ingo zu dem Thema gelesen zu haben)

Infos zu Nistkästen:
https://www.youtube.com/watch?v=Ox7V37UiQ1s
Herbstputz:
https://www.youtube.com/watch?v=WO-r3fOLIwE
 

magmog

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Moin,

nach allem was mir bekannt ist, sind die Bestandteile von Weißleim
ohne Härter weniger problematisch als fast alles was Menschen in den Wald
tragen, Selbst Pippi ist schlimmer.

Die meisten D3 Leime halten sehr lange feuchte Umgebungen stand,
wenn auch nicht mit der vollen Festigkeit.

...aber besser ist natürlich ein Aufbau von Vogelhäuschen ohne
jegliche Hilfsmittel, von Metall, über Lack, Leim, Holzschutzmittel,
Bitumen, Dachpappe...
Der konstruktive Holzschutz kann wunderbares leisten,
sieht man bei viele Jahrzehnte alten Holzschobern, Waldhütten und Feldscheunen!
 

Dalbergia

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Hallo,

Moin,

nach allem was mir bekannt ist, sind die Bestandteile von Weißleim
ohne Härter weniger problematisch als fast alles was Menschen in den Wald
tragen, Selbst Pippi ist schlimmer.

Ohne Härter glaube ich gerne, nur diese einkomponentigen D4-Leime sind, nach all meinen Rechercheergebnissen, nach wenigen Monaten auch im verschlossenen Gebinde ausgehärtet, bzw., nur noch silikonähnliche, wabbelige Klumpen. Und Urin ist doch verdünnt ein guter Dünger :emoji_slight_smile: Wenn es gerade stärker geregnet hat oder Regen ansteht, habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich in den Wald uriniere...

Dass die extrem dünne Schicht, die beim Verleimen bleibt, auch bei eigentlich umweltschädlichen Leimen in der Praxis wohl kaum Ökosysteme kollabieren lässt, ist mir ja bewusst. Es ist/war eben eine rein idealistische Frage, ob es möglich ist, rein aus Holz und ohne irgendwie potentiell schädliche Hilfsmittel zwar langlebige, aber rückstandslos verrottende Nistkästen zu bauen.

Bei D3-Leim vom Hersteller mit dem großen "P" habe ich es übrigens selbst erlebt, dass die Fugen sofort beim ersten stärkeren Regenfall aufgegangen sind...
 

WoodyAlan

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Was spräche denn dagegen, die Dübel selbst aus Eiche herzustellen und länger zu machen und die Verbindungen komplett nur zu stecken ohne Leim? Mit guten Bohrern gebohrt sitzen die schon extrem stramm. Und über die Fugen wieder gesteckt eine deckelschalung drüber damit’s nicht zugig wird. Befestigung am Baum mit Kokosschnüren.
 

elchimore

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Man sollte bedenken, dass man den Nistkasten einmal im Jahr reinigen sollte. In diesem Zuge sollten "Zersetzungsanzeichen" ja erkannt werden. Dann kann man den Nistkasten einsammeln und reparieren oder der thermischen Verwertung zuführen (nicht ohne vorher natürlich die gefährlichen Metallteile abgebaut und die schädlichen Leimfugen herausgetrennt und der dafür vorgesehenen Gefahrstoffentsorgung zugeführt zu haben). Bei unseren Nistkästen wurde je nach dem was gerade da war auch mal PU Leim verwendet, die hängen jetzt seit vielen jahren draußen. konstruktiver Holzschutz ist natürlich sehr wichtig. Einzig den ersten Nistkasten aus wasserfesten Sperrholzresten entstanden musste ich vor zwei Jahren einer Generalsanierung unterziehen......
Grüssle Micha
 

magmog

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Moin,

logisch, fertig gemischter 2-K Leim wird nach kurzer Zeit unbrauchbar.
Einige D3 Leime sind, nach meinen langzeitigen Bewitterungsproben,
im großen und ganzen noch nach ein bis zwei Jahren für kaum belastete
Verbindungen weit ausreichend stabil.
Das holz sollte nur nicht all zu wild und neu nicht all zu nass sein.

Da Vogelhäuschen bevorzugt Richtung Ost bis Südost gehängt werden sollten,
sind sie bereits vom Baumstamm einigermaßen wettergeschützt.
 

IngoS

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Hallo,

Habe bei Nistkästen mit D3 Leim auch eher gute Erfahrungen gemacht.
Trotzdem bei unserer letzten Nistkästen Aktion nur passende Brettbreiten verwendet.
Und ja, die Kästen müssen einmal im Jahr gereinigt werden.

Gruß Ingo
 

Schichtleiter

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Interessante Neuentwicklung. Bleibt der auch elastisch oder wird der hart? Harte Polymerklebstoffe würden mich überraschen, hab ich bisher noch nicht gesehen.
Hatte ihn die Woche in der Hand und habe mich an das Thema hier erinnert. Habe einen Tropfen auf beschichteter Spanplatte trocknen lassen. War am nächsten Tag noch elastsich, ähnlich wie Weißleim. Nicht ganz so spröde.
 

WinfriedM

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Hatte ihn die Woche in der Hand und habe mich an das Thema hier erinnert. Habe einen Tropfen auf beschichteter Spanplatte trocknen lassen. War am nächsten Tag noch elastsich, ähnlich wie Weißleim. Nicht ganz so spröde.

Mittlerweile hab ich einiges an Erfahrung mit dem Kleiberit STP 605.1. Das ist eine echte Innovation im Bereich der MS-Polymerklebstoffe. Ein Klebstoff mit großem Potenzial. Er ist ähnlich flüssig wie ein Weißleim, härtet aber deutlich härter aus, als viele MS-Polymerklebstoffe. Damit ist die Klebefuge höher belastbar und dann noch etwas Wichtiges, gerade bei Holz: Man kann den Kleber schleifen und fräsen. Das war bisher das Problem bei MS-Polymerklebstoffen, die zu weich waren und schmieren.

Der Kleber ist auch sehr universell einsetzbar, nicht nur auf Holz. Beschichtete Platten klebt der hervorragend, viele Kunststoffe und Metall.

Spaltfüllend ist er natürlich auch, womit man sogar Löcher, Risse oder ähnliches füllen kann. Vermutlich kann man ihn auch mit Pigment einfärben, das werde ich demnächst mal testen.

Für Kleinmengen hab ich mir den in Einwegspritzen aufgezogen. Hält in solchen Spritzen über Monate, wenn man eine Verschlusskappe verwendet (Luer Kombistopfen).

https://www.youtube.com/watch?v=JGTr2PVvxX4
 
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