Cadmium in alten Record-Hobeln?

der_vik

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Guten Tag,

gerade bin ich ein bisschen am rumschauen bzgl. der Anschaffung von alten Hobeln - neben Stanley ist da natürlich auch die Marke Record von Interesse. Bei der Recherche bin ich über einen Beitrag auf https://www.finewoodworking.com/forum/record-multiplane gestossen, in dem jemand davon spricht, dass alte Record #405 teilweise Cadmium enthalten. Bei der weiteren Recherche bin ich drauf gekommen, dass die meisten mit Nickel überzogen sind, aber die in Zeiten des 2ten Weltkriegs gefertigten Hobel einen "war finish" haben, der laut Beschreibung deutlich matter sein soll (was auch mit der Beschreibung zu den Cadmium Versionen übereinstimmt). Auf der Record Seite selbst ist Cadmium auch nicht erwähnt.
Weiss da jemand mehr? Einerseits gibt es als Quelle der Behauptung ja bisher nur einen Beitrag in einem Forum und man möchte ungern einer Falschinformation aufsitzen, andererseits möchte man sich mit dem Hobby ja auch nicht unbedingt gesundheitsschädliche Schwermetalle ins Haus holen...

Lieben Gruß,
Vik.
 

Keilzink

ww-robinie
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Ich glaube, da wird was falsch verstanden. Cadmium ist allgegenwärtig, in der Nahrung, der Umwelt und der Natur. Kakao hat einen vergleichsweise hohen Cadmiumgehalt, ist dadurch bedingt auch in Schokolade. Ein gesunder Körper muß einen bestimmten Cadmium-Gehalt haben.
Cadmium-Vergiftungen (also zu hohe Dosen) kommen vor allem in Bergbaugebieten vor, weil Cadmium als Begleitstoff vor allem beim Zink-Abbau ins Trinkwasser gelangen kann. Bedingt dadurch kann man auch bei verzinkten Metallen Cadmium nachweisen.

Cadmium wurde, soweit ich recherchieren konnte, früher in der Wehrtechnik zum Beschichten von Aluminium verwendet. Diese Record-Hobel sind aber nicht aus Alu, sondern aus duktilem Eisenguss, der vernickelt wurde. Cadmium wurde früher auch zum Rostschutz von Eisen eingesetzt, aber ein vernickeltes Metall zusätzlich noch mit Cadmium zu beschichten, macht technisch meiner Meinung nach keinen Sinn. Ob es jetzt in der Kriegszeit dazu kam, dass man Zink statt Nickel zur Beschichtung verwendet, kann ich nicht sagen. Ich habe aber noch nie etwas an einem Record-Kombinations-Hobel gesehen, das ich für Zink gtehalten hätte. Von einer Technik, bei der man Eisenguß erst mit Cadmium behandelt bevor man verzinkt, habe ich auch noch nicht gehört.

Ich vermute mal, in dem Forum waren Leute unterwegs, die Zink nicht von Nickel unterscheiden können.

Der Meinung ist wohl auch der letzte Poster in diesem Thread, Philip Marcou, der meint, er habe einen Cadmium-beschichteten 45er von Record, jetzt wisse er endlich, weshalb er verückt (maaaaaaaad) sei. Dieser Herr kennt sich sehr gut aus in dem Bereich, er ist einer der arriviertesten Hobelmacher überhaupt. http://www.marcouplanes.com/

Schönen Sonntag!
Andreas
 

der_vik

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort, das klingt für mich soweit nachvollziehbar.

Ebenfalls einen schönen Sonntag :emoji_slight_smile:
 

der_vik

ww-kirsche
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Und schön teuer. Bei dem zeitlichen Aufwand, sowas in Einzelfertigung zu bauen sicher gerechtfertigt, aber haue ha, 2.500 bis 6000 USD ist schon eine Ansage.

Jup, das ist eine Hausnummer... Da würde ich mich schwer tun die wirklich zur Arbeit zu nutzen. Aber gut, ich bin auch eher ein Sparfuchs was Werkzeug angeht -.-
 

Keilzink

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Ich arbeite jetzt seit einigen Jahren mit alten überholten Stanleys (16er Serie, Baujahre 1934- 41). DAS sind praxisorientert gebaute Arbeitstiere. Zum Beispiel der Verstellmechanismus: da sind Schnitttiefenverstellung und Lateralverstellung sauber getrennt. Bei den Marcou-Hobeln ist die beiden Funktionen in einer Schrauben/Hebel-Kombination zusammengefasst. Das würde ich als nicht sehr praxistauglich bezeichnen - aber das ist auch bei einigen anderen "modernen" Hobeln, die in Menge produziert werden, so - warum auch immer.
Insofern sind diese Hobel von Herrn Marcou ein Anachronismus: Herrliche Handwerkskunst ohne wirkliche, echte Praxistauglichkeit. Sauteure Vitrinenstücke. Natürlich kann man mit denen hervorragend hobeln, wahrscheinlich besser wie mit jedem meiner Hobel - wenn sie erst mal eingestellt sind. (Und vor allem, solang eine Videokammera mitläuft.)
Aber wenn man die Bretter für einen Kleiderschrank oder eine Kommode aushobelt, dann sehe ich so ein Teil nicht auf der Hobelbank. Jedenfalls nicht auf meiner.

LG, Andreas
 

der_vik

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Den Einwand kann ich verstehen... Bei meinem Stanley #62 Flachwinkelhobel ist die Schnitttiefenverstellung und Lateralverstellung allerdings auch ein gemeinsamer Hebel - und so wie ich es sehe sind die von Herr Marcou gefertigten Hobel auch überwiegend Flachwinkelhobel. Wenn ich nachschaue ist selbst beim Veritas Flachwinkler der Verstellmechanismus genau so. Ohne mich damit 100% auszukennen vermute ich, dass es für einen getrennten Verstellmechanismus bei einem Flachwinkler ein bisschen zu eng wird.
Und ich gebe zu: Das stört mich ein bisschen am Stanley #62, aber Ewigkeiten brauche ich da für die Einstellung auch nicht - und so häufig brauche ich den flachen Winkel dann auch nicht. Wenn jeder meiner Hobel so einen Mechanismus hätte, würde es mich vielleicht doch ein bisschen nerven - schnell mal während dem Hobeln die Tiefe nachstellen ist damit nämlich nicht so - da könnte ich dann auch einen Holzhobel nehmen. Aber sei's drum - stören tut mich an den Hobeln von Herrn Marcou vor allem der Preis. Selbst die untere Marke von 2.500 US$ ist im Bereich der Gesamtausgaben für meine Werkstattausrüstung bisher :emoji_sweat_smile:

Lieben Gruß,
Vik.
 

Lorenzo

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Der Norris Einstellmechanismus ist einfach zu fertigen, und einfach im Hobelkorpus unterzubringen. Deswegen wird er gerne genutzt. Wenig Platz braucht er auch, das ist ein großer Vorteil bei den Flachwinklern. Mich persönlich stört das zusammenlegen der 2 Verstellmöglichkeiten nicht besonders. Aber ich mag generell bis auf spezielle Hobel (Bestosshobel, Falz- und vor allem Nuthobel) die hölzernen inzwischen wieder lieber. Die drei Hobel die ich zum verputzen nehme sind alle aus Holz. Zwei werden. It dem Hammer eingestellt, einer hat nen Norris Adjuster
 
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