Buckeltruhe aufarbeiten

Peter75gelöscht

Gäste
Liebe Woodworker,

erst einmal Glückwunsch zu diesem tollen Forum!

Ich bin absolut neu in Sachen Holzaufbereitung und suche daher nun euren Rat bei der Aufarbeitung einer Buckeltruhe.

Was ist bisher passiert?
Ich habe eine Buckeltruhe gekauft, die mir von der Farbe nicht richtig gefallen hat.
Daher habe ich nun angefangen die Truhe mit 60er Schleifpapier abzuschleifen. Ich gehe davon aus, dass die Truhe gewachst war, da das Schleifpapier sich sehr schnell zugesetzt hat.

Nun sind eine ganze Reihe Fragen beim Schleifen entstanden, die ich gerne erst klären würde, bevor ich große Fehler begehe. Wäre super, wenn ihr mir hierbei weiterhelfen könntet:

1) Wie alt ist die Truhe ungefähr?
2) Welche Holzart ist es?
3) Unter der Farbe kamen schwarze Verfärbungen zum Vorschein, die man so ohne weiteres anscheinend nicht beseitigen kann. Zu tief wollte ich bisher auch nicht schleifen, da ich Angst hatte die Truhe zu beschädigen. Was sind das für Flecken und bekommt man diese irgendwie weg?
4) Die Scharniere und Füße scheinen nicht original zu sein. Gibt es eine Bezugsquelle, wo man passende Ersatzteile herbekommt?
5) An der Stelle wo die Scharniere sitzen sieht die Kiste aus wie ein Schweizer Käse, sprich sehr viele Löcher. Kann man diese Löcher irgendwie schließen? Holzspäne reinleimen o. ä.?
6) 1-2 Schrauben der Scharniere waren nur sehr locker drinnen? Bekommt man dieses Loch auch wieder irgendwie zu/fester? Aus anderen Anwendungsgebieten kenne ich den Trick ein kleines Holzstück mit Leim zu beschmieren, in das Loch zu stecken und die Schraube dann dort hinein zu drehen. Ist das hier empfehlenswert?
7) An den Leisten war mal der Holzwurm dran. Kann ich das so lassen, oder muss ich das verschließen? Ich habe hier im Forum etwas von Holzkitt gelesen.
8) Der Holzknauf sitzt locker, da auf der Innenseite des Deckels wohl etwas Holz fehlt. Wie behebe ich das am besten? Ist sicherlich ein ähnliches Problem wie mit den lockeren Scharnieren.
9) Alles fertig und was nun? Ölen oder Wachsen? Hier gibt es ja schon zig Threads zu, aber ich werde nicht richtig schlau daraus. Was entspricht der Zeit der Truhe? Ist es richtig, dass ich nicht so ohne weiteres ölen kann, wenn sie vorher gewachst war? Ziel ist es die natürliche Farbe beizubehalten oder ihr einen etwas gelblichen Ton zu geben. Sie sollte nicht zu dunkel werden. Im Forum habe ich nun schon etwas über Briwax Honey gelesen. Kann ich das nutzen, oder empfehlt ihr etwas anderes?
Vor dem auftragen, würde ich die Truhe noch einmal mit 120er Schleifpapier sauber anschleifen. Ist das OK?
Muss ich einen Sealer auftragen, bevor ich wachse?

Vielen Dank schon einmal im Voraus!
Peter
 

Anhänge

  • Truhe vor Bearbeitung.jpg
    Truhe vor Bearbeitung.jpg
    262,3 KB · Aufrufe: 138
  • Truhe innen.jpg
    Truhe innen.jpg
    244,5 KB · Aufrufe: 99
  • Truhe.jpg
    Truhe.jpg
    221,5 KB · Aufrufe: 94
  • Schwarze Flecken.jpg
    Schwarze Flecken.jpg
    277,5 KB · Aufrufe: 81
  • Scharnier.jpg
    Scharnier.jpg
    385,6 KB · Aufrufe: 71

Peter75gelöscht

Gäste
Bilder

Hier noch ein paar weitere Bilder.
 

Anhänge

  • Löcher Scharnier.jpg
    Löcher Scharnier.jpg
    358,6 KB · Aufrufe: 63
  • Leiste Holzwurm.jpg
    Leiste Holzwurm.jpg
    293,6 KB · Aufrufe: 50
  • Griff.jpg
    Griff.jpg
    292,4 KB · Aufrufe: 58
  • Fuß.jpg
    Fuß.jpg
    256,5 KB · Aufrufe: 61
  • Beschlag.jpg
    Beschlag.jpg
    247 KB · Aufrufe: 52

michaelhild

ww-robinie
Registriert
29. Juli 2010
Beiträge
9.366
Alter
45
Ort
im sonnigen LDK
Holz würde ich sagen das ist Fichte und die Füße (schauen mir nicht original aus) Buche.

120er Körnung als Endschliff erscheint mir zu wenig, eher 180-240, wenn nicht sogar 320.

Zu den restlichen Fragen, wegen Restauration und alter, da weiß ich zu wenig drüber um wirklich zu helfen.
 

kay73bln

ww-pappel
Registriert
28. März 2013
Beiträge
13
Ort
Berlin
Die Frage ist ja, was du mit der Truhe anfangen möchtest. Vielleicht reicht ja schon eine Behandlung mit (pigmentierten) Öl oder Hartwachs nach dem Schleifen (bis 240/320 wie Michael ja schon sagte).

Ich würde die Füße auch abnehmen, und durch Passendere (kleine Runde etwa) ersetzen.

Die Löcher kannst du gut mit eingeleimten Zahnstochern verschliessen.

Zum Alter kann man anhand von Fotos nur spekulieren, die Beschläge sehen nicht unbedingt original aus, aber ich denke wesentlich älter als etwa 1920 ist sie nicht.
 

welaloba

ww-robinie
Registriert
26. August 2008
Beiträge
3.338
Ort
Hofheim / Taunus
Hallo Peter,
nach der Form ist das eine "Biedermeier" - Runddeckeltruhe, das kannst du mit dem Begriff mal gockeln. "Ursprüngliche" Entstehungszeit grob gesagt 1790 - 1840 - Der Deckel ist gewöhnlich mit langen Eisenbändern - auch Langband genannt, befestigt. Manchmal gibts eine feste Niete sowie Schmiedenägel. Das war bei deiner Truhe wahrscheinlich alles verrottet, da hat sich dann jemand nicht so viel Mühe gemacht mit dem "Herrichten" was die Bänder, die Füße und die Oberfläche angeht. Meist waren diese Nadelholztruhen dekorativ bemalt, teils auch schön bunt und mit dem Namen der Braut, deren Aussteuer drin zu liegen kam, versehen. Das ist jetzt wahrscheinlich alles abgelaugt. Drauf war jetzt (zuletzt) wohl eine einfache Wachslasur. Wenn das meine Truhe wäre, würde ich diese wahrscheinlich wieder deckend anstreichen. Wenn du das nicht willst, kannst du ruhig weiterschleifen, an der Kiste ist einfach nix mehr kaputt zu machen. Oberflächenaufbau nach getanem Feinschliff zB mit Streichschellack mit anschließendem mehrmaligem dünnem Wachsauftrag, diesen immer schön ausbürsten.
Ach ja, die gedrehten Griffe sind wahrscheinlich auch nachträglich angebaut, die gibts ja günstig zu kaufen. Griffe hatten diese Truhen natürlich immer, aber eher was glattes in der Form mit einer Kugel in der Mitte. Sieh auch die Bilder. Die Form der Füße ist einigermaßen authentisch, dürften aber etwas weniger hoch sein. Es gab an der Stelle allerdings auch gesägte Füße aus Brettstücken. Kugelfüße gehen an der Kiste gar nicht. Gewöhnlich sieht man an der Unterseite also am Bodenbrett irgendwelche Spuren von vorangegangenen Füßen. Wenn nicht, findest du diese Spur nur unter den ergänzten Füßen.
Ordentliches Befestigen der Scharniere war schon erwähnt, Löcher mit Dübeln ausleimen und die Schrauben neu eindrehen. Nach langem Scuhen habe ich das Bohrbild der braunen Scharniere entdeckt, gleich dabei sind auch die Löcher der alten Langbänder.
Die verwurmte Sockelleiste kannst du so lassen oder eine neue fräsen (lassen) oder du kannst die Löcher mit farblich passendem Weichwachs füllen, ganz nach Geschmack.
Gruß Werner
 

Peter75gelöscht

Gäste
Vielen Dank für die Tips und die ausführlichen Erklärungen!

Auch wenn man natürlich gerne einen versteckten Schatz bei sich stehen haben würde, ist es ganz beruhigend zu wissen, dass man nicht mehr viel kaputt machen kann :emoji_slight_smile:

Die Füße werde ich wohl durch Fichtenklötze in gleicher Form, aber weniger hoch ersetzen.
Hier habe ich auf der Suche nach Biedermeier-Truhen schon gute Beispiele gefunden, danke!
Bohrlöcher konnte ich hier bisher keine weiteren finden. Die verstecken sich dann wohl unter den jetzigen Füßen.

Hinsichtlich der Oberflächen-Bearbeitung bin ich auf folgende Stücke gestoßen, die mir ganz gut gefallen:

http://www.antiquitaeten-hasenstab.de/img/obj_Mvc-864f_c588_b.jpg
http://www.antik-shop.de/img/Biedermeier-Schrank--Schraenke--20130423_-028_51c8_c.jpg

Der Schrank ist schon recht gelb. Von der Farbe fände ich ein Zwischending zwischen der Truhe und dem Schrank ganz gut.

Könntet ihr mir hierfür konkrete Tips geben, wie ich diesen Look hinbekomme: "Nimm dafür Öl/Wachs. Am besten Produkt x von Hersteller y".

Den aktuellen Stand meiner Truhe seht ihr im angehängten Bild.

Nochmals Danke!
Peter
 

Anhänge

  • 2013-05-11 15.24.31.jpg
    2013-05-11 15.24.31.jpg
    182,2 KB · Aufrufe: 44

welaloba

ww-robinie
Registriert
26. August 2008
Beiträge
3.338
Ort
Hofheim / Taunus
Hallo, ich hatte meine Variante der Oberflächenherstellung schon beschrieben. Schellack streichen und Wachs auftragen.
Gruß Werner
PS: Kann keine Marken empfehlen, weil ich die Sachen selbst ansetze. Andere Beiträge von Mitstreitern werden folgen.
 
Oben Unten