Bohrfutter wechseln bei einer CM 10/55 von Chemnitzer Maschinenbau

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Hallo!

Ich habe derzeit noch so eine billige Baumarkt-Standbohrmaschine und sie ist mir einfach zu klein sowohl von der Werkstückhöhe, als auch Ausladung und Bohrfuttergröße. Jetzt wurde mir eine CM 10/55 von Chemnitzer Maschinenbau BJ 1963 angeboten. Die Maschine macht einen guten Eindruck, das Lager hat kein Spiel und der Motor ordentlich Kraft. Das einzige ist, dass das alte Bohrfutter nicht mehr sehr präzise ist. Kleine Bohrer kriegt man nur mit viel Gefummel zentrisch eingespannt. Bei modernen Maschinen findet man die Konusgröße ja meistens schon auf dem Typenschild aber nicht bei dieser alten Maschine.

Wie ist eure Meinung? Macht so eine alte Standbohrmaschine Sinn sich zu holen? Bekommt man dafür heute noch neue Bohrfutter? Am liebsten wäre mir ja ein gutes Schellspannfutter. Wie bekommt man das alte Futter runter?

Diese hier ist baugleich, in meinem Fall soll sie 250 Euro kosten. Ist das ein angemessener Preis?

Danke und Grüße
Euer Holzwurm
 

IngoS

ww-robinie
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Hallo,

Bohrfutter sitzen bei solchen Maschinen üblicher Weise auf einem Konus. Meist hat die Spindel einen Morsekegel zur Aufnahme von Futtern und Bohren. Futterwechsel sollte darum kein Problem sein.
250,-€ finde ich in Ordnung.

Gruß Ingo
 

rafikus

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Wenn du nach "Bohrmaschine CM10/55f" suchst, dann wirst du eine nicht mehr aktuelle Anzeige bei Kleinanzeigen finden (ich habe es unter "Bilder" gefunden) Dort ist ein Schnellspannfutter an der Maschine zu sehen, vielleicht kannst du dem Verkäufer deine Fragen stellen.
Bei den aktuellen Preisen für ähnliche Maschine sage ich, dass es sich im üblichen Rahmen bewegt.
Ich fand auch eine Anzeige für eine CM10S/55, dort ist zu lesen, dass die Pinole eine MK1 Aufnahme hat. Ich hätte lieber MK2, jedoch ist damit die Maschine für 250€ immer noch nicht schlecht. Hier der Link: https://eberlei-maschinen.de/produkt/25519-standbohrmaschine-mk1-von-wmw-cm-10s-55/
Es hat also durchaus Sinn die Maschine zu kaufen, wenn mechanisch kein Defekt vorliegt. Wie groß ist eigentlich der Pinolenhub, ist es auch 70mm?
 
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Der Unterschied zwischen der CM 10/55 und der CM 10S/55 ist hauptsächlich der Schaft und der Fuß. Die CM 10S ist eine Standbohrmaschine und gut 2 Meter hoch, die CM 10 die Tischversion. Letztere hat im Fuß einen Spanntisch, die 10S nicht. Der Kopf mit dem Motor scheint identisch zu sein. Ich habe den Pinolenhub nicht nachgemessen aber geschätzt können es 7 cm gewesen sein. Muss ich beim nächsten Mal drauf achten. Was ich an der Maschine nicht gesehen habe ist ein Knauf für einen eingebauten oder ein Loch für einen handgeführten Austreiber. Deswegen auch meine Frage ob hier vllt. jemand die Maschine kennt und den Trick verraten kann.
 

fahe

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...die CM 10 war die kleinste und sollte eine MK1-Aufnahme in der Spindel haben.

Im DDR-Fach PA (Für die nicht-Ossis: Praktische Arbeit) war ich mal ein Jahr im Ratiomittelbau (nöh, das wird jetzt nicht auch noch erklärt :emoji_wink:) von Robur (...das auch nicht :emoji_wink:).

Da durfte ich mit der erwachsenen Schwester der Maschinen spielen. Hieß auch CM?? irgendwas. Das war ein amtliches Mopped, und ich erinnere mich auch nur daran, weil es mal einen Unfall an der Maschine gab... und ich dann leider auch nicht mehr ran durfte. :emoji_frowning2:

Allesamt waren die Maschinen aber für Metallbearbeitung gedacht und dürften kaum mehr als 1500 U/m und gemacht haben. Die größeren hatten eine stufenlose Drehzahlstellung.
 
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Also Robur sagt mir auch noch was :emoji_slight_smile: Unsere Feuerwehr hatte einen Ello 3000 als MTW. Da durften die Neuen immer hinten sitzen und sind dann vor Schreck raus gepurzelt wenn die Hütte angefahren ist. :emoji_dizzy_face:

An die Drehzahl hab ich noch gar nicht gedacht. Wobei das was ich damit machen möchte sind hauptsächlich Forstnerbohrer und Kreisschneider. Da sind in dem Fall die 1800 U/min doch gut ausreichend. Die Drehzahlverstellung möchte ich ggf. per FU nachrüsten. Dann hab ich zwar nicht das höhere Drehmoment wie bei der Variomatik, aber ich kann so Späßchen wie Rechts-Links-Lauf per Fußpedal machen. Eventuell lässt sich der Motor auch mit mehr als 50 Hz fahren, dann komme ich auch auf höhere Drehzahlen. Aber das ist ja kein Rennen hier :emoji_wink:
 

IngoS

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aber ich kann so Späßchen wie Rechts-Links-Lauf per Fußpedal machen. Eventuell lässt sich der Motor auch mit mehr als 50 Hz fahren, dann komme ich auch auf höhere Drehzahlen. Aber das ist ja kein Rennen hier :emoji_wink:

Hallo,

denk dran, dass nicht alle Bohrfutter für Linkslauf geeignet sind. Zahnkranzfutter funktionieren immer.

Gruß Ingo
 
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Hallo alle zusammen!

Es hat ein wenig gedauert, aber hier ist das Maschinchen. Fertig aufgearbeitet und einsatzbereit. Unter diversen unsachgemäß draufgeschmierten Lackschichten habe ich ein paar interessante Details gefunden.

Hersteller: "CMB Chemnitzer Maschinenbau M. Knorr KG" (laut sächsischem Staatsarchiv eine der wenigen privat geführten Industriefirmen in der DDR, ist 1954 aus der 1946 gegründeten "Chemnitzer Maschinenbau GmbH" hervorgegangen, Ende 1971 wurde der letzte private Gesellschafter herausgedrängt, ab 1972 "VEB Bohrmaschinenbau Karl-Marx-Stadt"

Herstellungsjahr: 1963

Typenbezeichnung CM 10/55 (CM = Chemnitzer Maschine, 10 = max. Bohrdurchmesser, 55 = Typjahr)

Motor: VEM KRA 71 3/4; Leistung 0,4 kW; Spannung 220/380V, 50Hz; Strom 2,16/1,25A; Drehzahl 1390/min; cos 0,4; Masse 10kg

Durchgeführte Restaurierungsarbeiten:
  • Komplett zerlegt und gereinigt
  • 5 Schichten Altlack entfernt, teils mit Abbeizer, teils mechanisch
  • Unsachgemäße Spachtelungen entfernt
  • Schaftrohr, alle Sechskant-Schrauben und -Muttern sowie Klemmhebel, beide Maschinentische sowie Pinolenhebel und -achse entrostet und poliert
  • Gebrochene Scharniere am Riemengehäuse entfernt, neue angefertigt und montiert
  • Verhärtete Pufferscheiben zwischen Riemengehäuse und Maschinenkorpus gegen neue Silikonscheiben getauscht
  • Interne und externe Verkabelung komplett erneuert und von 4-adrig mit Nullung umgebaut auf 5-adrig mit getrennten N- und PE-Leitern
  • Abgenutzte Lager im Motor ersetzt
  • Anschlusskasten am Motor um 90° gedreht für Kabelzuführung von unten
  • Gebrochene Bakelit-Lampenfassung E27 ersetzt durch neue Bakelit-E14-Fassung mit LED-Reflektorlampe
  • Fehlender Deckel am rechtsseitigen Anschlusskasten neu angefertigt und moderner Not-Aus mit Nullspannungsschalter dort integriert
  • Deckel am linksseitigen Schalterkasten neu angefertigt, Aufsatzgehäuse montiert und digitalen Drehzahlmesser inkl. Netzteil sowie neuer Schalter für Arbeitsleuchte und drei Kontrollleuchten (Not-Aus in Ein-Stellung, Motorschalter in Ein-Stellung sowie Arbeitsleuchtenschalter in Ein-Stellung) dort integriert
  • Drehzahlmitnehmer auf Basis von Hall-Effekt-Sensor im Riemengehäuse eingebaut
  • Abgenutzter Keilriemen ersetzt durch neuen Zahnriemen
  • Defektes Zahnkranz-Bohrfutter MK1 ersetzt durch Paulimot Schnellspannfutter MK1 (@IngoS: für Rechts- und Linkslauf!)
  • Fettkranzdichtung zwischen Pinolenachse und Riemenscheibe erneuert
  • Gesamte Maschine rostschutzgrundiert und anschließend mit 2K-Maschinenlack in der Originalfarbe RAL 6011 Resedagrün lackiert
Als ich den Motor zerlegt habe, war ich mir nicht sicher wie gut es dem geht. Manche Wicklungen waren schön kupferrot, manche schwarzbraun. Hat aber nicht knusprig gerochen. Ich hab dann mal recherchiert und herausgefunden, dass es den Hersteller VEM immer noch gibt. Also hab ich einfach mal Kontakt aufgenommen und von dort sehr nette Unterstützung bekommen. Weil das Typenschild kaum lesbar war (eigentlich Top-Zustand, die Schlagzahlen waren wohl nie ordentlich eingeschlagen), hat man mir die technischen Daten aus alten Unterlagen rausgesucht. Mit neuen Lagern läuft der Bursche aktuell einwandfrei, falls er aber doch einen Schaden an den Wicklungen haben sollte würde er mir im VEM-Werk in Wernigerode repariert. Also wenn mal jemand Probleme mit einem VEM-Motor hat, einfach eine PM an mich, ich vermittle dann den Kontakt.

Es hat wirklich Spaß gemacht, das alte Maschinchen zu restaurieren. Alles was an originalen Metallteilen noch da war, das war in einem tadellosen Zustand (nachdem ich viele Lagen laienhaft draufgeschmierter Lackfarbe und Kfz-Spachtel entfernt hatte). Die Elektrik war völlig hinüber mit Ausnahme des originalen Nockenschalters mit Frontbedienung (Bakelit-Rundknauf an M8-Stange), den habe ich wieder in Gang bekommen, ist jetzt hinter dem Not-Aus-Schalter angeschlossen. Da die beiden Deckel der E-Kästen am Maschinenkorpus sowieso fehlten, bin ich hier vom Original abgewichen und habe moderne Technik integriert. Die Pinole hat eine Rundlaufgenauigkeit von 0,02 mm beim maximalen Pinolenhub von 70 mm. Für eine Holzwerkstatt mehr als ausreichend und angesichts des Alters beeindruckend. Im Betrieb ist die Maschine wirklich leise im Vergleich zu modernen Standbohrmaschinen. Wo meine Scheppach schnauft und rappelt, da summt die CMB nur leise.

Grüße
Euer Holzwurm :emoji_sunglasses:
 

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