Hallo alle zusammen!
Es hat ein wenig gedauert, aber hier ist das Maschinchen. Fertig aufgearbeitet und einsatzbereit. Unter diversen unsachgemäß draufgeschmierten Lackschichten habe ich ein paar interessante Details gefunden.
Hersteller: "CMB Chemnitzer Maschinenbau M. Knorr KG" (laut sächsischem Staatsarchiv eine der wenigen privat geführten Industriefirmen in der DDR, ist 1954 aus der 1946 gegründeten "Chemnitzer Maschinenbau GmbH" hervorgegangen, Ende 1971 wurde der letzte private Gesellschafter herausgedrängt, ab 1972 "VEB Bohrmaschinenbau Karl-Marx-Stadt"
Herstellungsjahr: 1963
Typenbezeichnung CM 10/55 (CM = Chemnitzer Maschine, 10 = max. Bohrdurchmesser, 55 = Typjahr)
Motor: VEM KRA 71 3/4; Leistung 0,4 kW; Spannung 220/380V, 50Hz; Strom 2,16/1,25A; Drehzahl 1390/min; cos 0,4; Masse 10kg
Durchgeführte Restaurierungsarbeiten:
- Komplett zerlegt und gereinigt
- 5 Schichten Altlack entfernt, teils mit Abbeizer, teils mechanisch
- Unsachgemäße Spachtelungen entfernt
- Schaftrohr, alle Sechskant-Schrauben und -Muttern sowie Klemmhebel, beide Maschinentische sowie Pinolenhebel und -achse entrostet und poliert
- Gebrochene Scharniere am Riemengehäuse entfernt, neue angefertigt und montiert
- Verhärtete Pufferscheiben zwischen Riemengehäuse und Maschinenkorpus gegen neue Silikonscheiben getauscht
- Interne und externe Verkabelung komplett erneuert und von 4-adrig mit Nullung umgebaut auf 5-adrig mit getrennten N- und PE-Leitern
- Abgenutzte Lager im Motor ersetzt
- Anschlusskasten am Motor um 90° gedreht für Kabelzuführung von unten
- Gebrochene Bakelit-Lampenfassung E27 ersetzt durch neue Bakelit-E14-Fassung mit LED-Reflektorlampe
- Fehlender Deckel am rechtsseitigen Anschlusskasten neu angefertigt und moderner Not-Aus mit Nullspannungsschalter dort integriert
- Deckel am linksseitigen Schalterkasten neu angefertigt, Aufsatzgehäuse montiert und digitalen Drehzahlmesser inkl. Netzteil sowie neuer Schalter für Arbeitsleuchte und drei Kontrollleuchten (Not-Aus in Ein-Stellung, Motorschalter in Ein-Stellung sowie Arbeitsleuchtenschalter in Ein-Stellung) dort integriert
- Drehzahlmitnehmer auf Basis von Hall-Effekt-Sensor im Riemengehäuse eingebaut
- Abgenutzter Keilriemen ersetzt durch neuen Zahnriemen
- Defektes Zahnkranz-Bohrfutter MK1 ersetzt durch Paulimot Schnellspannfutter MK1 (@IngoS: für Rechts- und Linkslauf!)
- Fettkranzdichtung zwischen Pinolenachse und Riemenscheibe erneuert
- Gesamte Maschine rostschutzgrundiert und anschließend mit 2K-Maschinenlack in der Originalfarbe RAL 6011 Resedagrün lackiert
Als ich den Motor zerlegt habe, war ich mir nicht sicher wie gut es dem geht. Manche Wicklungen waren schön kupferrot, manche schwarzbraun. Hat aber nicht knusprig gerochen. Ich hab dann mal recherchiert und herausgefunden, dass es den Hersteller VEM immer noch gibt. Also hab ich einfach mal Kontakt aufgenommen und von dort sehr nette Unterstützung bekommen. Weil das Typenschild kaum lesbar war (eigentlich Top-Zustand, die Schlagzahlen waren wohl nie ordentlich eingeschlagen), hat man mir die technischen Daten aus alten Unterlagen rausgesucht. Mit neuen Lagern läuft der Bursche aktuell einwandfrei, falls er aber doch einen Schaden an den Wicklungen haben sollte würde er mir im VEM-Werk in Wernigerode repariert. Also wenn mal jemand Probleme mit einem VEM-Motor hat, einfach eine PM an mich, ich vermittle dann den Kontakt.
Es hat wirklich Spaß gemacht, das alte Maschinchen zu restaurieren. Alles was an originalen Metallteilen noch da war, das war in einem tadellosen Zustand (nachdem ich viele Lagen laienhaft draufgeschmierter Lackfarbe und Kfz-Spachtel entfernt hatte). Die Elektrik war völlig hinüber mit Ausnahme des originalen Nockenschalters mit Frontbedienung (Bakelit-Rundknauf an M8-Stange), den habe ich wieder in Gang bekommen, ist jetzt hinter dem Not-Aus-Schalter angeschlossen. Da die beiden Deckel der E-Kästen am Maschinenkorpus sowieso fehlten, bin ich hier vom Original abgewichen und habe moderne Technik integriert. Die Pinole hat eine Rundlaufgenauigkeit von 0,02 mm beim maximalen Pinolenhub von 70 mm. Für eine Holzwerkstatt mehr als ausreichend und angesichts des Alters beeindruckend. Im Betrieb ist die Maschine wirklich leise im Vergleich zu modernen Standbohrmaschinen. Wo meine Scheppach schnauft und rappelt, da summt die CMB nur leise.
Grüße
Euer Holzwurm
