Bodenträger zu stramm - sprengt Schrankseite

welaloba

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Moin,
vor paar Tagen bekam ich einen sog. Brandschrank aus ca. 1825 in die Werkstatt. Seiten und Fronten massiv Nussbaum, 4 Stück 2 türige Kästen aufeinandergestapelt. Alles sehr gut verarbeitet- bis auf die Bodenträger: die waren stramm eingepasst. Damn passiert, was passieren muss: Die Seiten schrumpfen um einiges (ca. 8 - 10 mm) der Bodenträger behält seine Länge, die Traverse vorn wird abgesprengt. Siehe drittes Bild "seite offen"
Ich habe die entsprechenden Bodenträger vorn und hinten gekürzt. Die Traverse vorn ließ sich wieder zurückleimen. Verwendet habe ich Fischleim.
geleimt aussen.jpg innen hinten.jpg seite offen.jpg von innen.jpg
 

IngoS

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Hallo,

auch früher wurden schon Fehler bei der Verarbeitung von Massivholz gemacht.
Viele Probleme zeigen sich bei alten Möbeln allerdings erst, wenn sie in die trockenen zentralbeheitzten Wohnungen kommen.
Danke fürs Zeigen.

Gruß Ingo
 

Lorenzo

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Das gleiche Problem hat ich mit ner alten Wandervogelgitarre. Da wurden Querleisten auf der Rückwand angebracht, die zu lang waren, hat dann die seitlichen Zargen gesprengt.
DSCN2228.jpg DSCN2228-2.jpg
Ich muss zugeben, ich hab mich nie getraut die auseinander zu nehmen und den Fehler zu beheben.. Außerdem klingt sie auch so superschön! (Nicht dass ich ihr gerecht werden würde...)
Wurden so ab 1900 wohl massenhaft auch von nicht so versierten Instrumentenbauern hergestellt.
 

welaloba

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Wenn es denn jemanden interssiert:
Der Schrank ist wieder aus der Werkstatt, ich habe noch einige Fotos zurückbehalten.
Die vorgefundene Oberfläche war in Absprache mit dem Besitzer, ein langjähriger Bekannter / Kumpel / Kollege / auch Kunde, absolut inakzeptabel.
Streifig aufgepinselt, unregelmäßige Stärke, unterschiedlich ausgeblichen, usw.
Diese konnte ich durch anlösen mit Dowanol (Methoxypropanol PM / Propylenglykolmethylether) von Kremer Pigmente oder Deffner und Johann leicht entfernen. Nachwaschen mit Alkohol, alles ohne Schleifen. zwei Lagen Schellack wachsfrei per Düse 1,2 aufgetragen, frisch angesetzt ein Genuss beim Verarbeiten. Anpolieren mit etwas Bimsmehlzugabe, später fertig polieren mit kleiner Ölzugabe. Übliches Verfahren, gefüllte Poren waren nicht erwünscht, ein frischer Glanz war gefragt.
Zeigen wollte ich noch die Verarbeitung der Türen: Rahmenstärke 19 - 20 mm, querfurnierte Füllungen aus Nadelholz in Nuten gelegt. Rückseiten weitgehend unbehandelt, Nadelholz verformt und öfter mal gerissen, was auf der Sichtseite mehr oder weniger starke Wellen, aber kein gerissenes Furnier zur Folge hat. War schwer zu fotografieren. Die Türen: Sichtseite auf Gehrung, wohl halbe Holzstärke siehe Fotos, dann noch einen durchgehenden Zapfen, also die Konstruktion wie in der Zeichnung 338, aber dann noch verfeinert.
Eine der Indizien für das Alter, abgesehen von Schlössern mit handgemachten Schrauben, teils winzigen Schmiedenägeln zur Befestigung der Bodenträger soll die Mutter für den Tragegriff sein.
Immer wieder beobachtet: Der Bogen von Einschlägen eines Schlüsselbunds, siehe Foto.
So viel dazu.
Gruß Werner
alle zwei und zwei.jpg eite unten.jpg gehrung 2.jpg Gehrung.jpg griff und mutter.jpg griff.jpg Rahmen.jpg riss füllung.jpg schlüsselbund.jpg tür rückseite.jpg Welle Furnier.jpg Zinken.jpg
 

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U.Tho

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Also wenn ich mal einen alten Schrank zum Renovieren habe, werde ich auf Dich zukommen. Bei dem einen Bild dachte ich erst, da liegen zwei Kabelbinder, was haben die zu bedeuten, bis ich gesehen habe, das sind ja zwei Pfeile ...
 

Lorenzo

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Erstaunlich dass das Furnier nur ne Welle bekommen hat bei dem Riss in der Füllung!
Schöne Arbeit Werner, danke fürs zeigen!
 
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