Bistrostuhl aufbereiten

[DBRS1]

Hallo zusammen,

ich habe mir vor ein paar Monaten einen alten Bistrostuhl zugelegt, den ich nun aufbereiten möchte. Der Stuhl wurde schon größtenteils abgeschliffen. Zu meiner Frage: Besonders auf der Sitzfläche und der Lehne ist die alte "Farbe" in die Struktur des Holzes eingedrungen und noch deutlich sichtbar. Könnt ihr mir sagen, um was für Überreste es sich hier handelt? Ist dies Beize oder Lack usw.? Gibt es eine Möglichkeit diese Rückstände zu entfernen? An den Bögen könnt ihr die ursprünglichen Schicht, die sich auf dem Stuhl befindet, noch erkennen.
Ich habe vor, den Stuhl (wieder) zu beizen und im Anschluss mit Klarlack zu lackieren. Da ich absoluter Laie in der Bearbeitung von Holz bin, würde ich mich sehr über eure Hilfe freuen

Vielen Dank im Voraus!

Freundlich grüßt,
David

 

[welaloba]

Moin, die Bögen lassen sich meistens ausbauen/ losschrauben zwecks fertig entlacken. Beizen und Klarlack sind eher professionelle Anwendungen. Sprich: Klarlack ohne Lackierkabine ist kaum machbar. Wenn ich das zu tun hätte, würde ich evtl. über Schellack nachdenken. Der lässt sich mit viel Erfahrung auch mit dem Pinsel auftragen. ich will dich nicht kpl. entmutigen, aber vor komplettem Ab- Schleifen hätte man über Retusche nachdenken können.

 

[derdad]

Schraub den Sessel komplett auseinander dann kannst du ihn besser abschleifen und auch die neue Oberfläche ist einfacher aufzutragen. Es sind nur ein paar Schrauben. Du hast dann den Sitz mit Vorderbeinen, 4 Stützbögen unterm Sitz, und 2 kleine seitliche Stützbögen. Der Hinterbeine/Lehnenteil ist eine gesamte Einheit.
Dem Sitz nach zu urteilen dürfte der Sessel noch nicht sooo alt zu sein. Also 50er, 60er, 70er Jahre. Bei älteren Modellen ist der Übergang von Sitzrahmen zur Sperrholzplatte nicht so exakt gearbeitet. In dieser Zeit kann es sein, dass es Nitrolack war oder noch irgendetwas auf Schellackbasis. Die Beize war wahrscheinlich eine Körnerbeize, die in Wasser oder Alkohol aufgelöst wurde.
Wie Werner (welaloba) bereits erwähnt hat ist es nicht so einfach auf einen Sessel eine schöne Oberfläche zustande zu bringen. Es sind sehr viele verschiedene Holzrichtungen, die die Beize verschieden aufnehmen.
Ich kann nur meine Vorgehensweise schreiben, die jedoch nicht unbedingt Anfänger tauglich ist. Alle Teile gut abschleifen bis Korn 180. Wässern. Trocknen. Nachschliff mit 240er Schleifschwamm. Beizen mit Pinsel oder Schwamm und mit Küchenrolle nachwischen. Als Beize verwende ich Adler Spritzbeize. Das ist eine Lösungsmittelbeize für Hartholz und hat den Vorteil, dass sie sich bei meiner weiteren Verarbeitung nicht mehr löst. Trocknen. 1. Schellackauftrag mit einem Ballen (nicht politieren nur auftragen). Trocknen. Vorsichtig mit 240 Schleifschwamm schleifen. Und dann noch 2 - 3 Schellackaufträge wie zuvor jedoch ohne Zwischenschliffe.
Das ist meine Methode und kein Patenrezept. Sie ist in meiner kleinen Werkstatt und mit meinen Mitteln durchführbar und ergibt eine schöne, den Sesseln angepasste Oberfläche.
LG Gerhard

 

[DBRS1]

Vielen Dank Werner und Gerhard für eure Tipps!
Dann werde ich den Stuhl erstmal zerlegen. Habt ihr eine Idee, wie ich die Rückstände des Lacks von der Sitzfläche bekomme? Bei einer erneuten Beize (bspw. Nussbaum) werden die schwarzen Stellen bestimmt noch sichtbar sein?

 

[derdad]

Vielen Dank Werner und Gerhard für eure Tipps!
Dann werde ich den Stuhl erstmal zerlegen. Habt ihr eine Idee, wie ich die Rückstände des Lacks von der Sitzfläche bekomme? Bei einer erneuten Beize (bspw. Nussbaum) werden die schwarzen Stellen bestimmt noch sichtbar sein?

Schleifen, schleifen, schleifen.
Abbeizer, oder irgendwelche Lösungsmittel machen im jetzigen Zustand nur mehr wenig Sinn.
Falls du den kompletten Neuaufbau der Oberfläche als Übung siehst, ist so ein Sessel eine gute Möglichkeit. Ansonsten bin ich bei Welaloba, eine Retusche ist in den meisten Fällen besser. Ein alter Sessel darf ruhig seine Geschichte zeigen. Totalrestaurierungen sehen sehr oft aus wie 90jährige Stars die sich zum xten Mal liften haben lassen. Das ist aber meine persönliche Meinung.
LG Gerhard