Bedeutung der Blattdrehzahl für eine Kreissäge

nubix

ww-fichte
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Hallo ihr Lieben,

ich bin gerade ein wenig verunsichert und finde leider dazu nirgendwo eine ordentliche Erklärung. Vielleicht gibt's hier ja ein paar Menschen mit mehr Ahnung.

Welche Bedeutung hat die Umdrehungsgeschwindigkeit für eine Handkreissäge?


Zum Hintergrund: Ich habe mir eine Bosch GKS 18V 57G bestellt. Eine akkubetriebene Handkreissäge. Jetzt ist mir nun aber aufgefallen, dass die Umdrehungsgeschwindigkeit des Sägeblatts, mit 3400rpm bei 165mm Blattdurchmesser, deutlich niedriger ist als alles was ich bisher irgendwo gesehen habe. Als Vergleich sei hier bspw. die Festool HKC 55 mit 4500rpm bei 160mm Blattdurchmesser genannt oder gar die TSC 55 mit bis zu 5200rpm.

Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass es sich deshalb um eine schlechte Säge handelt. Trotzdem bin ich nun verwundert, welchen Einfluss die Umdrehungsgeschwindigkeit auf die Schnittqualität, -leistung, Sicherheit und andere mir evtl. nicht bekannte Faktoren hat.

Liebe Grüße
 

Friesenbengel

ww-esche
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Es kann sein, dass sich Teile (Zähne) vom sägeblatt lösen wenn die U/min zu hoch sind.

aber 3400 sind eigentlich kein schlechter Wert, je nach dem was man schneiden will.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Im Allgemeinen kann man sagen, dass eine hohe Schnittgescwindigkeit (=DrehzahlxDurchmesser) ein besseres Schnittergebnis hat. Wenn die Schnittgeschwindigkeit zu niedrig ist steigt auch wieder das Rückschlagrisiko.
Google mal nach Schnittgescwindigkeitsdiagramm Holzwerkstoofe oder ähnlich.
 

nubix

ww-fichte
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Vielen Dank für die vielen schnellen Antworten.

Wenn ich mir das jetzt angucke komme ich bei der GKS 18V 57G auf eine Schnittgeschwindigkeit von (3400*0,165*pi)/60 = 29,4m/s

Das würde nach der vorliegenden Quellenlage bedeuten, dass die Schnittgeschwindigkeit deutlich unterhalb der für die bei mir vorkommenden Werkstoffe empfohlenen Bereiche liegt, es sei denn ich möchte zufällig irgendwann mal Aluminium schneiden.

Zumindest nach BGHM wäre die Handkreissäge dann ein eher unsicheres Werkzeug, oder sehe ich das jetzt etwas zu eng?

Irgendwie verunsichert und irritiert mich das gerade ein wenig. Da mit 4630rpm gerade einmal die von der BGHM 40m/s bei 165mm erreicht werden würden. Nach der Quelle AKE liegt man selbst damit noch für die meisten Holzwerkstoffe zu niedrig.
 

DZaech

ww-robinie
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Hallo nubix

Handkreissägen haben meist viel tiefere Drehzahlen als eine TKS. Es gibt nur sehr wenige HKS die wirklich auf eine Schnittgeschwindigkeit von über 60m/s (was ideal für Massivholz wäre) kommen. Akkumaschinen sowieso nicht. Auch eine Festool TS 55 EBQ kommt nur auf ca. 44m/s, was eigentlich immer noch viel zu tief ist. Grundsätzlich wäre bei einem 160mm Blatt, eine Drehzahl von etwa 8000 U/min optimal, das gibts aber nicht bei Handkreissägen. Diese BG Tabellen gelten eigentlich für Tischkreissägen. Bei der Handkreissäge kann man normalerweise die Drehzahl schliesslich auch nicht beeinflussen.

Und die HKS bis 235mm Blattdurchmesser drehen einfach zu langsam. Darüber gibts dann ein paar wenige welche 60m/s erreichen. Aber darunter eigentlich nicht. Die schnellstdrehenden HKS in Standardgrösse sind die Mafell MT55 und die Bosch GKT 55. Die haben glaub ich 6200 U/min. Aber nur im Leerlauf wohlgemerkt, unter Last ist die Drehzahl auch tiefer. Auf der TKS hingegen lasse ich 300mm Sägeblätter, also doppelt so grosse wie bei diesen zwei Maschinen ebenfalls mit 6000 U/min laufen. Das ist aber nicht vergleichbar, denn Handkreissäge würden so hohe Drehzahlen erstens kaum verkraften, denn das Blatt hat schon eine gewisse Schwungmasse. Zweitens wären wesentlich stärkere Motoren nötig, um diese Geschwindigkeit auch überhaupt einsetzen zu können.

Bei kabelgebundenen Maschinen wäre das ja noch denkbar, aber bei Akkugeräten muss immer ein Kompromiss gesucht werden zwischen Drehzahl und Kraft. Und bei der GKS 18V-57 G ist dieser Kompromiss sehr gut. Die Säge läuft zwar langsamer als der Vorgänger, aber nur im Leerlauf (sprich auf dem Papier). Im Einsatz läuft die höher übersetze, alte GKS 18 V-Li dann sogar langsamer als die neue, vermeindlich langsamere Maschine. Es gibt sogar noch niedriger drehende Sägen. Ich habe zum Beispiel in der Firma eine Metabo KSA 18 LTX in meinem Werkzeugwagen. Die läuft sogar nur mit 2700 U/min. Und man kann erstaunlicherweise sogar arbeiten damit. Sägt zwar etwas ruppig, und die Schnittflächen werden nicht sehr sauber, aber gefährlich ist die Säge deswegen nicht. Gefährlich ist eine zu tiefe Drehzahl bei Tischkreissägen. Aber bei einer Akku-HKS seh ich da nicht wirklich ein Problem.

Es gibt für die Schnittgeschwindigkeitsberechnung übrigens eine erstaunlich genaue Faustformel: Werkzeugradius in cm x Umdrehungen in Tausend. Also beispielweise: 8cm x 5 (000) Umdrehungen gibt ca. 40 m/s. Die Formel stimmt ziemlich genau und ist für den Gebrauch in der Werkstatt völlig ausreichend.


Gruss David
 

nubix

ww-fichte
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Hallo David,

vielen lieben Dank für deine ausführliche und verständliche Schilderung des Ganzen. Ich glaube damit das Ganze ein bisschen besser verstanden zu haben. Die Tabellen sind da dann doch etwas irritierend ohne dieses Hintergrundwissen.

Da kann ich dann doch gleich mit wesentlich besserem Gewissen auf meine neue Akkusäge warten.

Vielen Dank und Liebe Grüße
 
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