Balken anblatten in verbautem Zustand - Werkzeugfrage

Dronkitmaster

ww-birke
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...wie im anderen Thread geht es um meine "Sorgen-Balkendecke" aus dem 19.Jh. Ein Balken muss definitiv bearbeitet werden - auf 40 cm weggerottet (und zwar schon lange, wie die Metallplatte aus den 1920ern zeigt...):

IMG_20221019_184716.jpg
Da diese Balken (ca 8/9) alle 15 cm gesetzt sind und nur die Dielen darüber und den Bodenbelag des Dachbodens tragen, also keine komplizierte statische Berechnung brauchen, scheint mir das eine gute Gelegenheit, das mal selbst zu probieren, auch wenn ich es noch nie gemacht habe. Ich möchte ungerne den ganzen 150 Jahre alten Estrich und Bodenbelag des Dachbodens auf 3 qm abräumen, würde also gerne einfach den Balken im eingebauten Zustand abstützen, ebenso die beiden flankierenden Dielen, und einen neues Stück hin zum Quer-Wechsel (bzw. zum bereits vor Jahrzehnten mal eingebrachten Unterzug) anblatten. An sich alles einfach, bis auf das präzise aussägen des alten Balkens. Welches Werkzeug kann ich da nehmen? Kreissäge oder Stichsäge über Kopf schreit nach Darwin awards, Säbelsäge hackt mir in die Dielen (ausserdem habe ich keine zur Hand).
Ich denke gerade ans Multi-Tool, aber mit dessen Standard-Sägeblatt scheitere ich schon an dünneren Eichenbalken. Gibt es da spezielle Hartholz-Sägeblätter mit genug Schnittiefe? Oder übersehe ich eine Möglichkeit, das effizienter zu machen?

Ursprünglich wollte ich seitlich jeweils 3/8 Dielen aufdoppeln und links per Winkel mit dem Wechsel und rechts dem gesunden Ende des alten Balkens verschrauben, aber das fühlt sich irgendwie nach Pfusch an - oder findet so Pfusch Befürworter? Dann gäbe es nix zu Sägen, nur zu bohren und schrauben. Wäre aber mehr Arbeit, dass es einigermassen aussehen würde.
 

Fichtenelch

ww-robinie
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Das beste ist es den Balken erstmal wenn möglich zu entfernen.
Im eingebauten Zustand ist eine Holzverbindung schlecht zu machen.
Nehme das lange Ende raus,
Schneide das kranke Holz weg,

Verbindung empfehle ich ein stehendes Blatt

Zeichne auf dem langen Holz welches noch gesund ist das stehende Blatt an.

Messe die Länge die noch fehlt aus und fertige aus neuen Holz ein Passstück.

Dann beide Hölzer einsetzen, leicht nach oben drücken und miteinander verschrauben.
Das wäre zumindest mein Ansatz.

Das stehende Blatt lässt sich mit einer Handkreissäge gut machen.
Du kannst sie auf Tiefe einstellen, das Holz einsägen und dann die Stücke weg stemmen, das ist zwar relativ aufwändig aber es wird sehr genau.
Wenn du etwas geübter bist kannst du auch direkt schneiden, das bleibt dir überlassen.
 

Dronkitmaster

ww-birke
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Danke, ja, das Vorgehen hätte ich nach Lesen von ein paar "Reparatur"-Tutorials genau so gemacht, wenn ich den Balken rausnehmen könnte. Bis auf 'leicht nach oben drücken' - das hätte ich vergessen, merke ich mir, macht natürlich SInn.

Genau das Rausnehmen ist aber echt nicht leicht - wie gesagt, obendrauf liegen längs Dielen, 3 cm Lehmestrich (nicht gebunden, also im Prinzip 3 cm Sand/Erdschüttung), Tonfliesen. Und rechts (nicht im Bild) ist der Balken auf einem Längsbalken aufgelegt und noch verkleidet; nehme ich den dort weg, rutscht die Schüttung nach und ich riskiere, den Balken nicht wieder reinzubekommen. Alles machbar aber egal was man an einem alten Haus mit 200 Jahre lang verbogenen und verzogenen Balken anfasst, das Risiko ist, dass es danach nicht wieder ohne "komplett neu" passt...

Aber ja, vielleicht doch der einzige sinnvolle Weg.
 

BernhardW

ww-pappel
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Ich würde ein Stehendes Blatt mit min 70cm länge wählen.
Werkzeug der Wahl wäre erstmal Säbelsäge oder Kettensäge um den Balken "gesund zu schneiden".
Mit der Säbelsäge lassen sich auch prima die Nägel darüber entfernen.
Danach das Blatt auch mit der Kettensäge schneiden und mit einer Stoßaxt oder langem Stechbeitel verputzen.
Das Reparaturstück kann man ja auf Böcken mit der Kreissäge schneiden.
Befestigung, durch die enge Balkenlage, von links und rechts mit 45° Vollgewindeschrauben.

Alternativ nur das faule Holz entfernen, Holzschutzmittel drüber und links und rechts ne Lasche mit min der Hälfte des Querschnitts des Balkens draufnageln/schrauben.

:emoji_wink:
 

Mitglied 59145

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Ich bin da auch bei der Kettensägenlösung. Es läasst sich damit erstaunlich Präzise arbeiten. Stoßaxt, paar Stechbeitel und dann wird das schon.

Die Frage ob das sichtbar ist, ist wirklich berechtigt, ebenso ist noch interessant wie das Auflager gebildet ist.
 

Holzfummler

ww-robinie
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Moin,
als Nicht-Profi würde ich die 3 qm freiräumen und mir die Sache von oben anschauen, weil ich dann nicht über Kopf arbeiten muss und mir auch keine Überraschungen auf Helm und Schutzbrille knallen können. Vermutlich sehen die anderen Balken nicht viel besser aus (gleicher Jahrgang, gleiche Verhältnisse), da würde ich trotz des Aufwandes über eine Grundsanierung nachdenken. Einmaliger Aufwand, dann Ruhe im Gebälk.
Gruß
Thomas
 

Dronkitmaster

ww-birke
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Die anderen Balken sind solide, leichter Wurmbefall aber die eine Schadstelle ist lokal durch einen lange zurückliegenden Wasserschaden bedingt, denke ich (auch nur dort die Dielen marode). Durch die Art der Konstruktion kann man die Balken ganz gut anschauen. Die Schadstelle selbst ist von oben natürlich freigeräumt.

Leider ist es im Sichtbereich, denn ich habe mir in den Kopf gesetzt die Balkendecke sichtbar zu belassen. Wird eine Ferienwohnung zur Vermietung, da schlägt "Charme" dann doch "praktisch".

Der Balken ist im Wechsel mit quer liegender Feder eingeschoben, auf der anderen Seite von oben auf den Tragbalken aufgelegt und dort vernagelt, vermute ich (sitzt fest, ohne Spiel). Ist eine traditionalle Burgunder-Decke des 19.Jh, hier das Prinzip:
1669631953298.png

Auflage am Wechsel nicht so relevant, da hier sowieso der Unterzug eingebaut ist, auf den ich den neuen Balken einfach auflegen könnte. Muss also da die Zimmermannsverbindung nicht unbedingt nachbauen. Wollte erst die ganze Decke original wiederherstellen und den Unterzug raus, aber dann müsste ich sie tatsächlich komplett ausbauen da der Wechsel zu klein dimensioniert war. Da steht bei einer zu vermietenden Wohnung der Aufwand dann nicht dafür, zumal es alles ausser dem einen Balkenstück statisch zwar kreativ gelöst aber im jetzigen Zustand bombenfest ist.

Vielleicht versuche ich es wirklich mit der Kettensäge, aber ganz wohl ist mir dabei nicht, der Balken sit ja recht klein.
 

Dronkitmaster

ww-birke
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Ich würde ein Stehendes Blatt mit min 70cm länge wählen.

Das verstehe ich allerdings nicht. der ganze Balken hat nur 140 cm, wovon 40 weg sind. Wenn ich dann noch 70 cm überblatte kann ich eigentlich einfach einen neuen Balken einsetzen.
Ich habe hier noch einen Balken von 80 Länge, den ich gerne genutzt hätte - wäre dann ca. 40 max. für's Blatt.
 
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