Antike Kommode restaurieren

Andi_Schmitt

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Hallo,

Ich konnte nicht widerstehen und habe spontan eine alte Kommode (für wenig Geld) gekauft. Nun stellt sich angesichts der Schäden doch ein wenig Ernüchterung ein. Ich würde mich deshalb sehr freuen über
- eine Einschätzung zum Alter und
- Tipps zur Restaurierung.

Vielen Dank bereits im Voraus und viele Grüße!
 

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Friederich

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Oder Nussbaum und eher später als 1840.

Nur reinigen und Wachsauftrag wäre am einfachsten. Wer sich (deutlich mehr) Mühe geben will, der poliert mit Schelllack.

Abgehobenes Furnier mit Hautleim wieder anleimen.

Und bloß nicht sinnlos dran herumschleifen!
 

Mathis

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Das ist eine echte Ruine, Birke furniert und um 1860-70 einzuordnen.
Der Korpus ist sehr einfach gebaut, solche Kisten waren schon zu ihrer Entstehungszeit billige und eher schenll hingebaute Massenteile.
Ich würds so lassen, oder aber 150 Euro in die Hand nehmen und was besser erhaltenes kaufen, die Teile finden sich hundertfach im Netz.

Die Arbeit, die du da reinstecken müsstest, steht in absolut keinem gesunden Verhältnis zum Wert. Allein die Furnierschäden auf der Platte sind schon eine Herausforderung für einen Laien.

Ich hätte für solch eine Kommode zu meiner aktiven Zeit locker 30-40 Stunden veranschlagt mit reparierten Laufleisten, Schubladenseiten, Schlössern mit je einem Schlüssel, Furnierarrbeiten, Politur etc....
 
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welaloba

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Das ist eine echte Ruine, Birke furniert und um 1860-70 einzuordnen.
Die Arbeit, die du da reinstecken müsstest, steht in absolut keinem gesunden Verhältnis zum Wert. Allein die Furnierschäden auf der Platte sind schon eine Herausforderung für einen Laien.
Ich hätte für solch eine Kommode zu meiner aktiven Zeit locker 30-40 Stunden veranschlagt mit reparierten Laufleisten, Schubladenseiten, Schlössern mit je einem Schlüssel, Furnierarrbeiten, Politur etc....
Dem kann ich nur vollends zustimmen.
Würde ich heute wohl nicht mehr annehmen und den Kunden genau Mathis' Kommentar geben.
Die Schubladen gehen wahrscheinlich nur noch mit roher Gewalt zu bewegen und so weiter und so weiter...
 

Andi_Schmitt

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Hallo, erst einmal vielen Dank für die Kommentare. Ich stimme euch hinsichtlich des Aufwands für die Restaurierung absolut zu. Nur spielt der Zeitaufwand für mich eben keine Rolle, da es mir ja gerade darum geht. Ich mache das ja als Hobby und muss nicht rechnen, ob sich der Zeitaufwand lohnt....

Die Schubladen lassen sich tatsächlich noch gut bewegen, aber die Laufleisten müssen wohl ersetzt werden.

Gibt es vielleicht noch Meinungen zur Art des Furniers?

Viele Grüße
 

Friederich

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st Hautleim oder Knochenleim für das Furnier besser?
Macht praktisch keinen Unterschied. Ich denke, früher hatte man dafür eher Knochenleim genommen. Wohl auch weil er billiger war (?).
Spielt heute keine Rolle mehr. Hautleim hat ua den Vorteil, dass er nicht so schlecht riecht, beim Verarbeiten.
 

Keilzink

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Mathis und Werner haben mit ihrer Werteinschätzung sicher recht.
Mir gefällt das Furnierbild auf der Front, und es würde mich interessieren, was man da rausholen kann.
Die Alterseinschätzung sehe ich ähnlich, ab 1850 wurde zunehmend ein anderer Schlosstyp verwendet, ab spätestens 1870 waren diese Schlösser vom Tisch, soweit ich weiß.

Sicher kein sehr anspruchsvolles Möbel, aber es hat schon ein bischen was, finde ich. Oben auf der Platte wird es dann halt schon heftig, da könnte man auch an einen Austausch des Furniers denken. Das abgenomme Furnier könnte man dann "transplantieren", also für das Ausbessern ander Fehlstellen verwenden. Wenn du für die Platte neues Furnier brauchen solltest, kann ich dir eventuell eine Empfehlung geben - melde dich in dem Fall.

Viel Spaß, Andreas
 

welaloba

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Hallo Andreas, einem Neuling würde ich NIEMALS empfehlen, einen Kommodendeckel neu zu furnieren. Mein Rat wäre: Fischleim kaufen, ordentliche Zulagen herstellen mit allem Drum und dran und die losen Furniere eins nach dem anderen niederleimen. Fischleim: Lange offene Zeit. Knochenleim: Nix für Anfänger. Ponal: verboten.
Gruß werner
 

Andi_Schmitt

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Hallo, noch einmal vielen Dank. Ich werde es mit Fischleim versuchen.

Noch eine Frage: Es fehlen ja auch die Schlüsselschilder. Hatte die Kommode ursprünglich welche bzw. welche könnte ich dafür verwenden?

Viele Grüße
 

Friederich

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Schlüsselschilder
Gab es meistens. Da ja sonst das Furnier beim Einstecken des Schlüssels leicht vermackt wird. Man muss halt genau schauen, ob man noch Abdrücke oder Nagellöcher erkennen kann. Und ansonsten ist es eine Sache der Recherche, was da stilistisch am besten passt. Manchmal waren sie auch aus Elfenbein, was man dann aus Knochen gut nacharbeiten könnte.
 

Mathis

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Noch eine Frage: Es fehlen ja auch die Schlüsselschilder. Hatte die Kommode ursprünglich welche bzw. welche könnte ich dafür verwenden?
Zu dieser Zeit waren an den Möbeln oft aus passendem Holz gedrechslte Schlüsselschilder, so wie diese hier:
http://www.antik-style.de/holzteile/rosetten/371/0290.1-schluesselschilder-aus-holz
Manchmal waren die Beschläge auch aus geprägtem Leder:
http://www.antik-style.de/epochen/jugendstil-bis-art-deco/136/0128-leder-und-perlmuttbeschlaege.

Ansonsten kann ich Werner nur zustimmen: Fischleim ist genau richtig, eventuell würde ich mich noch trauen, mit der Spitze eines Bügeleisens und nassen Lappen die hochgekommenen runden Blasen im Furnier etwas weich zu machen, wenn die so hochstehen, bricht das Furnier schon mal beim runterleimen.
 

Keilzink

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Hallo Andreas, einem Neuling würde ich NIEMALS empfehlen, einen Kommodendeckel neu zu furnieren. Mein Rat wäre: Fischleim kaufen, ordentliche Zulagen herstellen mit allem Drum und dran und die losen Furniere eins nach dem anderen niederleimen. Fischleim: Lange offene Zeit. Knochenleim: Nix für Anfänger. Ponal: verboten.
Gruß werner

... ja, da hast du sicher recht, da hab ich ins falsche Fach gelangt. Es ging mir da mehr drum, was ich machen würde.

Was die Schlüsselschilder angeht: Elfenbein, Knochen, (Eben)holz war das für gewöhnlich - aber eingelassen. Ich hatte kürzlich einen Weisswäscheschrank in der Mache, der aus dem 2. Biedermeier stammt und mit Beschlägen aus dem Historismus verunziert war. Dem habe ich aus 0,5 mm Messingblech Wappenschild-ähnliche Schlüssellloch-Beschläge verpasst - auch sowas wurde im Biedermeier gemacht. Das kam recht gut, ich muß mal nachschauen, da hab ich ein paar Bilder von gemacht. Weil auch das Holz um den Schlüssel herum total aufgerieben war, habe ich noch zusätzlich Schlüsselloch-Kartuschen eingesetzt, mit Epoxy.

Hier die Bilder:
04.JPG 12.JPG 16.JPG 18.JPG
 
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