Altholz Tischlerplatte verwenden

mkraemerx

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Meine Eltern wollen ein altes Schlafzimmer entsorgen, dabei habe ich mich gefragt ob es nicht nett wäre aus dem Holz einfach etwas Neues zu bauen. Die Möbel sind angeblich aus den 1930er Jahren. Das Bett habe ich bereits zerlegt um zu schauen welches Material es überhaupt ist. Die Bettseiten sind schöne, feinwüchsige Nadelholzbretter dünn mit Eiche furniert. Die werde ich hobeln und sicher nochmal nutzen.

Das Kopf- und Fussteil des Bettes hatte recht grosse flächige Elemente und ich war schon neugierig wie das konstruktiv gelöst ist. Es stellt sich heraus dass es eine Stab-Tischlerplatte ist, Nadelholzkern mit ca. 2mm Buchefurnier. Das wiederum ist dann dünn Eiche furniert. Da bin ich noch sehr unschlüssig ob und wie ich das weiterverwende. Meint ihr das funktioniert gut das Eichefurnier mit dem Handhobel abzutragen? Habt ihr bessere Ideen?

IMG_7158.jpg IMG_7157.jpg

Viele Grüsse
Michel
 

U.Tho

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Zusatzfrage von mir - warum wurde das doppelt furniert? Vermute rein technischer Hintergrund - but why?
Gruß Uwe
 

holzer1998

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Zusatzfrage von mir - warum wurde das doppelt furniert? Vermute rein technischer Hintergrund - but why?
Gruß Uwe
Aus meiner Sicht wird das eine Tischlerplatte sein, also Stabsperrholz, welches dann überfurniert wurde, damit die Maserrichtung der Deckschicht mit der Längsrichtung der Mittellage zusammenpasst.
 

IngoS

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Da bin ich noch sehr unschlüssig ob und wie ich das weiterverwende. Meint ihr das funktioniert gut das Eichefurnier mit dem Handhobel abzutragen? Habt ihr bessere Ideen?

Hallo,

Die Tischlerplatte kannst du doch für alles Mögliche verwenden, Regalböden, Korpusteile, Frässchablonen, Vorrichtungen...
Da solltest du das Eichefurnier drauf lassen und es erst, wenn es für ein bestimmtes Projekt unbedingt runter muss, entfernen.
Womöglich ist das mit einem Glutinleim aufgebracht. Dann kann man es mit Wärme und Feuchtigkeit abziehen. Mal an einer Ecke probieren.

warum wurde das doppelt furniert? Vermute rein technischer Hintergrund - but why?
Gruß Uwe

Die Tischlerplatte besteht nun mal aus Stäbchen oder Leisten als Mittellage und zwei Starkfurnieren außen. Je nach Möbel werden dann entsprechende Edelfurniere aufgeleimt.

Gruß

Ingo
 

carsten

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Hallo,

Das "untere" Furnier dient als Absperrfurnier zwischen den tragenden Leisten und dem Deckfurnier. Läuft auch um 90 ° versetzt zu Mittellage und Decklage.
Heute ist dieses Absperrfurnier meist ein preiswertes Schälfurnier (häufig Gabun). Im hochwertigen Innenausbau werden aber die Varianten mit Span bzw. MDF Deck bevorzugt. Da ist die Gefahr dass sich trotz des Sperrfurniers die Mittelage abzeichnet noch mal deutlich geringer.

Wenn man die Furnierschichten abhobelt besteht die Gefahr das sich die ganze Platte zerlegt. Die Verleimung der Leisten UNTEREINANDER ist häufig recht schlampig ausgeführt.

Da war einer schneller und hat auch noch den passenden Begriff "Stabsperrholz" eingebracht.
 

mkraemerx

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Danke für euren Input. Der Aufbau ist genau wie vermutet und beschrieben, Faserverlauf des Nadelholzkerns und des äusseren dünnen Eichefurniers war z.B. beim Kopfteil hochkant, das dickere Buchefurnier dazwischen ist 90° gedreht. Das meinte ich mit der Formulierung Stab-Tischlerplatte. Man erkennt die Stäbe auch sehr gut auf der Unterseite auf den Fotos, die wurden damals nicht furniert.

Das starke Furnier zu entfernen war nie mein Plan, ich denke auch dass ich dann nur noch Brennholzstäbe hätte. Ich hatte überlegt eben nur das dünne Eichenfurnier abzuhobeln. Aber Ingos Tipp werde ich in jedem Fall mal ausprobieren, das wäre natürlich nochmal deutlich einfacher und hoffentlich auch sauberer.

Ich hatte auch kurz überlegt die Platten mit beiden Furnieren weiter zu nutzen, aber zumindest wenn es hübsch werden soll ist das vermutlich schwierig. Nach Bearbeitung wären ja die Kanten nackt, und das heisst wenn ich dort neues Furnier aufbringe werde ich die Optik der Deckschicht wohl nicht treffen, oder? Kann man aber noch sehen wenn ich weiss was ich damit machen will und ob es überhaupt Natur bleiben soll.
 

U.Tho

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Die schmalen Stirnseiten (oder wie das heißt) würde ich lieber nicht furnieren, da entstehen wahrscheinlich empfindliche Kanten - lieber eine Massivholzleiste außenrum, die sich auch optisch vom vorhandenen Furnier unterscheidet.
 

Hermann82_94

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An den Außenkanten sollte ein Anleimer angebracht werden, kein Furnier.
Wenn du die Platte im Sichtbereich für Möbel verwenden möchtest wirst du mMn nicht um ein neues Furnier herumkommen.
Anleimer drauf und neu furniert, dann schaut das auch schön aus. Abhobeln und eine schöne Oberfläche erhalten stelle ich mir schwierig vor, da ist es ja fast noch einfach das Furnier abzuschleifen, dann nimmt das Trägerfurnier der Platte zumindest keinen Schaden. Außerdem stellt sich die Frage: wie sieht die Platte unter dem Buchefurnier überhaupt aus, kann die Platte so verwendet werden ohne Deckfurnier?
Ich würde es so machen wie Ingo gesagt hat und wenn es schön aussehen sollten --> neues Furnier drauf.
 

mkraemerx

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Vielen Dank für die Tipps. Wo ist denn genau die Grenze zwischen einem Anleimer und einem Starkfurnier? Wenn ich Plattenmöbel baue nehme ich oft diese 2mm dicken Streifen, die kenne ich als Starkfurnierkante. Den Begriff Anleimer kenne ich zwar auch, aber habe mir nie Gedanken gemacht ob die sich unterscheiden. Ist 2mm schon ein Anleimer oder zählt das erst ab 5mm?
Unabhängig vom Begriff mache ich die Dicke sonst abhängig von der Art der Kante, wenn ich mit r=2mm abrunde brauche ich natürlich entsprechend Material.

Die Möbel waren übrigens auf den Kanten tatsächlich mit knapp 1mm dünnen Material furniert und das hat jetzt 90 Jahre gehalten.

Abhobeln und eine schöne Oberfläche erhalten stelle ich mir schwierig vor, da ist es ja fast noch einfach das Furnier abzuschleifen, dann nimmt das Trägerfurnier der Platte zumindest keinen Schaden. Außerdem stellt sich die Frage: wie sieht die Platte unter dem Buchefurnier überhaupt aus
Irgendwie scheine ich mich unklar auszudrücken, das Buchefurnier betrachte ich als Teil der Tischlerplatte / des Sperrholzes, das würde ich natürlich nicht abhobeln. Es ging immer nur um das dünne Deckfurnier, in diesem Fall ist das aus Eiche.
 

Gelöscht stwe

Gäste
Musst du denn das Eichefurnier überhaupt abnehmen? Wenn das noch einigermaßen in Schuss ist, könnte man es nicht einfach anschleifen oder vllt. mit der Ziehklinge abziehen und dann weiterverwenden?

Wenn du das Eichefurnier abnimmst, musst du beim Wiederverwenden auf den Faserverlauf achten, d.h. Belastung entlang der Stabrichtung und quer zum Buchefurnier.

edit: Okay, habe das im zweiten Beitrag überlesen bzgl. dem "hübsch werden" und deine Bedenken bzgl. der Kante. Diesen Post dann ggf. ignorieren.
Ich würde aber zumindest mal probieren, die Furnierschicht anzuschleifen bzw. abzuziehen. Evtl. reicht das ja dann, um farblich zu einem Anleimer zu passen.
 

mkraemerx

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Ich werde berichten was ich probiert habe, wie gut es geklappt hat und was draus geworden ist, sofort nachdem ich die anderen 200 Dinge umgesetzt habe auf die meine Frau wartet. Das ist jetzt wohl der Nachteil von der neuen Werkstatt und dem reichlich vorhandenen Lagerplatz, es türmt sich das Material..
 
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