Altes Werkzeug herrichten

Alex-san

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Hallo Ihr Lieben,
letzte Woche habe ich nach längerer Suche ein ältere Hobelbank in meiner Nähe gefunden, dazu gab es noch eine kleine Kiste altes Werkzeug - ein paar Beitel, ein Hobel, ein Stanley #80 (glaube ich:emoji_wink: usw.
Auch wenn das Werkzeug zum Teil schon ziemlich runtergekommen aussieht, würde ich es mir gerne etwas herrichten - auch wenn vielleicht ein Neukauf wirtschaftlicher wäre.
Habt Ihr dafür ein paar Tipps für mich?
  • Wie entfernt man möglichst einfach Farbreste und sonstigen "Kram" von Stemmeisen-Klingen und -Heften?
  • Wie würdet Ihr das Werkzeug entrosten - "einweichen" oder mit irgendwas bürsten?
  • Die Klingen von Hobel- und Stemmeisen sehen matt-schwarz aus - ist das "nur" Patina, die dranbleiben will - oder runter damit?
  • Kann man die Klingen danach mit irgendwas "beschichten/versiegeln", oder werden sie nur mit z.B. Ballistol abgerieben?
  • Die Griffe des Stanley #80 könnte man noch von den Lackresten befreien (Messingbürste?) und neu lackieren - gibt es da einen besonders geeigneten Lack?
Anbei noch drei Beispielbilder - und wenn es sich wirklich gar nicht lohnt, sagt es einfach, da bin ich zur Einsicht bereit:emoji_wink:
Viele Grüße
Alex
 

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xv_treiber

ww-esche
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Um solche Dinger zu entrosten, nehme ich im ersten Schritt einen Dremel bzw. das Gegenstück von Proxxon und von Proxxon die blauen Schleifscheiben.
Da wird das Gerät im Nu wieder blank. Wenn der Rost, die Farbe und der Siff weg ist, dann geht es weiter. MIt vorbeschriebener Vorgehensweise ist so ein Stemmeisen in 3 bis 5 Minuten soweit blank, dass man mit Wassersteine usw. dran gehen kann. Bei Hobeleisen dauert es vielleicht etwas länger. Will man es gut machen - Arbeit ist es auf alle Fälle.

Viel Spaß dabei.

Gruß

XV_Treiber
 

Sägenbremser

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Hallo Alex

die alten Werkzeughersteller haben sich, beim nicht der Funktion geschuldeten
Teil ihrer Werkzeuge, nicht sehr viel Mühe gemacht. Die schwarze Ziehhaut ist
ein guter Schutz gewesen und kann eigentlich erhalten bleiben.

Natürlich kannst du alle Werkzeuge auf einer Platte mit Schleifleinen zu einem
glänzenden Aussehen bringen. Aber wozu? Du willst doch mit den Sachen dein
Holz bearbeiten, da zählt nur der kleine Bereich der die Schnittgüte erreicht.

Farbkleckse finde ich auch etwas hässlich bei Tischlerwerkzeugen, aber ein
Lösungsmittel sollte die schnell entfernen helfen. Wenn du das Aussehen der
guten, alten Sachen etwas verbessern möchtest, gibt es von Ballistrol einen
Sealer, der eine fast Lackähnliche Schutzschicht schafft(Motorradzubehör)

Japanische Werkzeuge zeigen uns in ihrer fast archaischen Anmutung den
Herstellungsprozess, da wird nichts geglättet was nicht der Aufgabe dient.

Liebe Grüsse, Harald
 

narrhallamarsch

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moin,

ein dremel oder eine fächerscheibe mit flex haben bei einer hobelsohle oder der spiegelseite eines stech- oder hobeleisens nichts verloren.

diese flächen müssen plan sein, um ein gutes schneidergebnis oder überhaupt eine scharfe klinge zu erzielen.

was du machen kannst, ist nasschleifpapier auf eine plane granitfliese legen und damit dann die sohle des no. 80 und die spiegelseiten der eisen abrichten und dabei entrosten.

die vorderseite der eisen kann man auf einem bandschleifer etwas säubern, wenn man will, ich finde das überflüssig, etwas stahlwolle und wd 40 sind fast genauso schnell und wesentlich schonender, zumal die patina auch dazu gehört bei "altem eisen".

danach die blanken flächen mit ballistol leicht einölen und gut ist es.

gruß

frank
 

Xtrax99

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Hallo Alex,

Ich habe auch solche verrosteten Werkzeuge gehabt und habe diese in Zitronensäure entrostet. Ich habe einen großen Eimer genommen, eine Packung Zitronensäurepulver rein und Wasser drauf. Dann das zerlegte Werkzeug rein und über Nacht stehen lassen oder länger, je nach Rostbefall. Dann alles mit einem Küchenschwamm ordentlich abschrubben und wenn du willst mit Stahlwolle für Küchentöpfe polieren. Aber unbedingt Handschuhe und Brille tragen. Die Zitronensäure ist zwar keine Salzsäure aber Vorsicht ist trotzdem erboten.
Mit den Holzgriffen von deinen Stecheisen habe ich leider keine Erfahrung, aber am besten die Griffe nicht mit in die Säure legen.

Bei mir hat das wunderbar funktioniert und ist gar nicht so ein Aufwand. Du musst die Sachen bloß mit Öl einreiben, sonst sind die nächsten Tag wieder rostig.

Viel Erfolg
Kai
 

pedder

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Hallo Alex, ich schreibe meine Ideen mal in grün dazwischen.

  • Wie entfernt man möglichst einfach Farbreste und sonstigen "Kram" von Stemmeisen-Klingen und -Heften?

    Mach ich meist mit Stahlwolle 00
  • Wie würdet Ihr das Werkzeug entrosten - "einweichen" oder mit irgendwas bürsten?

    So schlimm, dass man das Eisen in Säure baden muss, oder Dremel und ähnliches zu Hilfe nehmen, sieht mir das auf den Bildern nicht aus.

    Die Sohle der #80 würde ich auf einer Planen Fläche schleifen und dabei auch entrosten. P150.

  • Die Klingen von Hobel- und Stemmeisen sehen matt-schwarz aus - ist das "nur" Patina, die dranbleiben will - oder runter damit?

    Die Schneiden werden beim Schärfen blank, der Rest kann dunkel bleiben.
  • Kann man die Klingen danach mit irgendwas "beschichten/versiegeln", oder werden sie nur mit z.B. Ballistol abgerieben?

    Abreiben reicht.

  • Die Griffe des Stanley #80 könnte man noch von den Lackresten befreien (Messingbürste?) und neu lackieren - gibt es da einen besonders geeigneten Lack?

    Kann man machen, aber auch Hamerite shcwarz, der sich dafür empfiehlt, hält nicht so gut wie diese Beschichtungen, die "Japanning" genannt werden. Michungsen aus Asphalt und Leinöl und und und wurden eingebacken.


Liebe Grüße
Pedder
 

Alex-san

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Hallöchen,
schon mal vielen Dank für die vielen Tipps und Erklärungen - einen habe ich auch schon ausprobiert: die Stahlwolle 00. Damit habe ich sehr gute Farbreste und zusammen mit etwas Öl viel Rost entfernt bekommen!
Nachdem sich meine Haut beim ersten Durchgang nach dem direkten Kontakt zu dem Petroleum-basierenden Öl deutlich sichtbar beschwert hat, habe ich dann doch lieber einfache Nitril-Handschuhe angezogen, das ging prima.
An einigen Stellen ist aber eine etwas dickere, schwärzliche "Patina", die ich mit der Stahlwolle nicht weg bekomme (siehe Bild anbei) - da ist dann noch etwas anderes gefragt.

Über die Zitronensäure-Idee habe ich noch etwas gelesen, das soll man am Besten bei 80° machen. Leider habe ich keine passenden Geräte, um das hinzubekommen - funktioniert das auch bei Raumtemperatur? Für das kleine Hohleisen würde ich das auch nicht machen wollen, da ich nicht sicher bin, ob ich das Heft unbeschädigt ab- und wieder dran bekomme:emoji_wink:

Die blaue Silikon-Schleifscheibe für den Proxxon/Dremel finde ich spannend und wäre vielleicht genau das Richtige für die verbliebenen schwarzen stellen. Mal sehen, ob ich mich kurzfristig für den Kauf von so einem kleinen durchringen kann.

Wenn Drahtbürsten zu grob sind - könnte man evtl. alternativ eine Nylon-Rundbürste an einer Bohrmaschine nehmen?
Oder vielleicht eine Schwabbelscheibe und Polierpaste?
Habe ich beides noch nie verwendet...

Liebe Grüße
Alex
 

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pedder

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Hallo Alex,

wenn Du das rausschleifst, hast Du statt des dunklen Flecks einen hellen. Ich würde es so lassen.

Liebe Grüße
Pedder
 

Xtrax99

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Hallo Alex,

ich möchte noch mal meine Erfahrungen zu der Zitronensäure erläutern:

- man bekommt keine Farbe damit runter
- mit Holzheften habe ich keine Erfahrung, aber man kann die Eisen so in den Eimer hängen, dass die Hefte nicht mit der Säure in Verbindung kommen
- die Säure ist in jeder Drogerie zu bekommen und man kann sie einfach im Abfluss entsorgen (enkalkt gleich die Rohre mit :emoji_wink:)
- die Eisenteile laufen aber schwarz an und der Rost muss mit einem Putzschwamm danach abgerieben werden (geht aber schnell und leicht)
- mit der Stahlwolle für Töpfe (da ist noch ein Reinigungsmittel drin) kann man die Sachen gut polieren
- die Säure ist auch nicht so gefährlich aber man sollte schon Gummihandschuhe tragen
- ich habe einfach heisses Wasser aus der Leitung genommen und irgendwann kühlt das halt ab - funktioniert aber trotzdem
- ich habe mit der Methode schon viele Sachen entrostet (alte Messschieber, Stahllinial, Hobeleisen, kleine Maschienenschraubstöcke usw)

Also ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.

LG
Kai
 

Holz-Fritze

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Ein altbewährtes Mittel von Antiquitätenhändlern zum Entrosten ist billige Discounter Cola. Die rostigen Teile über Nacht (oder Länger) einlegen und danach gut abspülen. Das Ergebnis ist echt überzeugend.

Wenn Metall schwarz ist sollte man tunlichst nichts daran ändern dies ist eine Passivierung (künstlich oder durchs Alter erzeugt) und schützt perfekt vor Rost. In Indien gibt es eine Jahrhundertalte Stahlsäule die ist nu rschwarz passiviert (ob gewollt erzeugt oder per Zufall entstanden weiß niemand) die zeigt bis heute keinen Rost.
 

WinfriedM

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Ist das mit der Cola nur ein Märchen, was immer weiter erzählt wird, oder hat damit wirklich jemand Erfahrungen gemacht? Ok, Phosphorsäure ist drin, aber doch nur in sehr geringer Konzentration. Also ich hab das mal getestet und das hat bei mir so gut wie nichts bewirkt.
 

Keilzink

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... kenn ich aus dem Montagebau: wenn man angerostete Schrauben lösen musste und die Caramba-Dose leer war, kam der Spruch mit der Cola. Draufgiessen und etwas warten. Ob's geholfen hat? Weiss nicht - aufbekommen haben wir die Teile immer, so oder so, das war ja unser Job.
Ist ein Urban-Legend, meiner Meinung nach.

Andreas
 

Alex-san

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Hi,
da ist der nächste Schritt ja einfach: lieber nicht zu aggressiv vorgehen, sondern schauen, was mit der Zitronensäure passiert (danke Kai für die Erklärung!)
Im Keller steht nun ein alter Eimer mit warmen Wasser, darin gelöstem Zitronensäurepulver und einige Versuchsobjekte, von denen ein paar gleich angefangen haben zu "sprudeln".
Allen voran sprudelt die Sohle vom Stanley #80, die mit dem Schleifpapier auf der planen Unterlage beglückt werden wird - aber erst zum Schluss, wenn die Griffe "schöner" sind...
Das Bild ist leider etwas unscharf, aber die Bläschen sind erkennbar.
Bin schon ganz gespannt, wie sich das über die nächsten Tage entwickelt:emoji_wink:
Grüße
Alex
 

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cortvermin

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habe einen alten stanleyhobel mit holzgriffen erstanden.

bei mir war der lack teilweise sehr spröde, ich hab erst die holzteile abgeschraubt, abbeitze aufgetragen und dann mit einer ziehklinge abgezogen. die abbeitze hätt ich mir sparen können, außer viel klebematsche hat die leider nicht viel gebracht. ziehklinge ist auch einfacher als abschleifen und macht nicht so viel staub.

bin mir nur noch nicht sicher, ob ich die holzgriffe jetzt öle oder farbig lacke (das holz dadrunter ist halt schon ziemlich alt und sieht auch sehr 'used' aus)
 

elgarlopin

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"Used" ist doch schön und auch wertvoll. Nimm Tung- oder Leinöl, und du kannst dich an dem guten Stück erfreuen, wenn du es entsprechend hergerichtet hast, zum Arbeiten.
:emoji_slight_smile: Franz
 

Holz-Ralle

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Ist das mit der Cola nur ein Märchen, was immer weiter erzählt wird, oder hat damit wirklich jemand Erfahrungen gemacht? Ok, Phosphorsäure ist drin, aber doch nur in sehr geringer Konzentration. Also ich hab das mal getestet und das hat bei mir so gut wie nichts bewirkt.

Habe das schon öfters gemacht (an ner alten Sense, einer Gartenschere.....etc), . Funktioniert prima, man muss es halt nur lange einwirken lassen. Der Vorteil durch die gering konzentrierte Phosphorsäure ist es völlig ungefährlich.
 

blab

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Hallo Alex,

Ich habe auch solche verrosteten Werkzeuge gehabt und habe diese in Zitronensäure entrostet. Ich habe einen großen Eimer genommen, eine Packung Zitronensäurepulver rein und Wasser drauf. Dann das zerlegte Werkzeug rein und über Nacht stehen lassen oder länger, je nach Rostbefall. Dann alles mit einem Küchenschwamm ordentlich abschrubben und wenn du willst mit Stahlwolle für Küchentöpfe polieren. Aber unbedingt Handschuhe und Brille tragen. Die Zitronensäure ist zwar keine Salzsäure aber Vorsicht ist trotzdem erboten.
Mit den Holzgriffen von deinen Stecheisen habe ich leider keine Erfahrung, aber am besten die Griffe nicht mit in die Säure legen.

Bei mir hat das wunderbar funktioniert und ist gar nicht so ein Aufwand. Du musst die Sachen bloß mit Öl einreiben, sonst sind die nächsten Tag wieder rostig.

Viel Erfolg
Kai

Alter Thread, sorry. Zum Thema Wasser/Säure sagte mir mal jemand:

"Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure"

Kann sein, dass das bei Zitronensäure egal ist, weiss ich nicht, aber ist wohl sinnvoll, das immer in der richtigen Reihefolge zu machen.
 

hlzbt

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irgendwo
Ist das mit der Cola nur ein Märchen, was immer weiter erzählt wird, oder hat damit wirklich jemand Erfahrungen gemacht? Ok, Phosphorsäure ist drin, aber doch nur in sehr geringer Konzentration. Also ich hab das mal getestet und das hat bei mir so gut wie nichts bewirkt.
Bei mir schon (bei alten Schraubenziehern, Kuhfüßen, ...) Man sieht's, wenn man sich die Pampe hinterher ansieht. Ich habe es allerdings nicht mit Zitronensäure verglichen. Und, nein, es wurde nicht metallisch blank.
 
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