Alter Sekräter: Was für eine Oberfläche und wie entfernen?

diwa

ww-pappel
Registriert
29. April 2020
Beiträge
3
Ort
Dribdebach
Hi Leute,

ich habe hier einen Tisch und einen Sekretär. Beides ca. 120 Jahre alt.
Äußerlich sind beide ursprünglich recht ähnlich: Eine dunkelbraune Oberfläche, durch die die Maserung des Holz sichtbar ist.

Da diese vom täglichen Gebrauch und der Unachtsamkeit der Jahre teilweise beschädigt ist, soll diese Schicht runter und die Möbelstücke neu behandelt werden.

Beim Tisch ist mir das relativ einfach mit Spiritus und Stahlwolle gelungen. D.h. es handelte sich wahrscheinlich um Schellack.

Leider ist das beim Sekretär nicht so einfach. Mit Spritus und Stahlwolle bekomme ich das Holz zwar gereinigt, aber den "Lack" nicht ab...

Da die Schubladen an der Vorderseite mit Schnitzereinen verziert sind, kann ich auch nicht mit der Schleifmaschine ran.
Ein Versuch mit Abbeizer hat sehr viel Arbeit gemacht - aber wirklich erfolgreich war er nicht. Zwar ist die Oberfläche nun deutlich heller aber es sieht so aus, als sei der "Lack"? noch nicht ab bzw. tief eingezogen (Beize?)

Um was könnte es sich noch handeln - und wie bekommt man das nach so langer Zeit noch vernünftig ab?

Hier ein paar Bilder. Links der Orginalzustand, rechts der nach der Behandlung mit Abbeizer.

IMG_5398.jpg


Behandle ich die linke Schublade mit Spritus, bildet sich ein milchlicher Schleider, der sich auch in den tieferen Strukuren der Maserung "festsetzt":

IMG_5400.jpg


Ciao

dirk
 

Friederich

ww-robinie
Registriert
14. Dezember 2014
Beiträge
8.080
Mit Spritus und Stahlwolle bekomme ich das Holz zwar gereinigt, aber den "Lack" nicht ab...
Hallo, löst sich da überhauptnichts?
Alter Schelllak erscheint mir deutlich widerstandsfähiger als neuer. Man muss recht lange einwirken lassen. Am besten Folie drauf"klatschen", damit der Alkohol nicht so schnell verdunstet.
Mit Abbeizer sollte es noch besser funktionieren. Und das auch, wenn es sich um Nitrolack handeln sollte.
Dden Abbeizer muss man auch lange einwirken lassen. Dick aufpinseln und so lange wie möglich warten. Also bis kurz bevor er antrocknet.
Während der Einwirkunszeit den Abbeizer ganz in Ruhe lassen. Die oberste angetrocknete Haut schützt nämlich vor weiterem Austrocknen.
Abbeizer dann mit Spachtel abnehmen und die letzten Reste mit Edelstahl-Wolle und Spiritus abschrubben und mit Stofflappen abreiben. I.d.R. braucht man 2-3 Durchgänge.
Aber dann sollte man eigentlich jeden um 1900 verwendeten Lack herunterbekommen.

Man müsste halt auch wissen, ob zwischezeitlich mit mdernerem Lack "restauriert" wurde... >Die sind teilweise sehr schwer runterzubekommen.
 

Holzsinn

ww-robinie
Registriert
7. Mai 2012
Beiträge
1.124
Ort
Vaterstetten
Das ist mit Sicherheit Schellack und drunter Nußbaumkörnerbeize - ganz klassisch für 1900. So ein milchiger Schleier bildet sich bei mir auch öfters, der verschwindet aber durch Schrubben mit Alkohol wieder. Ich würde, wie Friedrich meint, eine zusammenhängende Fläche, z.B. eine Schubladenfront wirklich gut mit Alkohol befeuchten und mit relativ grobem Schleifvlies (ich nehme das zum Topfböden reinigen) den Schellack anlösen und erst abnehmen, wenn sich eine Schmiere gebildet hat.
Was ich aber auf alle Fälle vor der Reinigung machen würde, ist die Beschläge zu entfernen. Drum herum bekommst du später sonst keine saubere Oberfläche hin.

Viel Erfolg!
Melanie
www.holz-sinn.de
 

Friederich

ww-robinie
Registriert
14. Dezember 2014
Beiträge
8.080
Plastikfolie würde ich schon drüberlegen zum ersten Einweichen. Alter Schellack kann mnchmal wirklich sehr hartnäckig sein.
Auch wenns etwas eintrocknen sollte weil man nicht rechtzeitig weitermachte, wars trotzdem nicht vergeblich. Der Schellack ist damit trotzdem schon angegriffen und man hat es danch leichter.
 

Holzsinn

ww-robinie
Registriert
7. Mai 2012
Beiträge
1.124
Ort
Vaterstetten
Es ist mir inzwischen fast peinlich darauf so oft hinzuweisen - aber ich tu´s trotzdem. Ich habe 4 Videos im Netz zum Thema Restaurieren. Das 1. behandelt das Entfernen des alten Schellacks. Schau dir das doch mal an, vielleicht klärt das die Frage der Intensität des Abwaschens.
Viel Erfolg!
Melanie
www.holz-sinn.de
 

diwa

ww-pappel
Registriert
29. April 2020
Beiträge
3
Ort
Dribdebach
Ich hatte/habe bzgl. den Schellacks Zweifel, weil der bei dem erwähnten Tisch ganz leicht abging. Deshalb meine Verwunderung, dass der selbe Lack sich hier so hartnäckig zeigen sollte...

Die letzten 40 Jahre wurde weder an Tisch noch am Sekretär irgendwelche Restaurationen durchgeführt. Keine Ahnung, was passiert ist, bevor meine Eltern die Stücke in den Siebziegern gekauft haben...

Als Ergebnis darf durchaus sowas wie auf dem Bild rechts gezeigt rauskommen. Das würde ich dann ölen und gut ist - so habe ich das mit dem Tisch auch gemacht und das sieht gut aus...

Ich habe jetzt mal den Spirtus auf Küchenrolle gegeben und diese auf die Fläche gelegt, damit der Alkohol länger einwirken kann.
Mal sehen, wie es dann nach einer Einwirkungszeit weitergeht...

Merci

DIrk
 

diwa

ww-pappel
Registriert
29. April 2020
Beiträge
3
Ort
Dribdebach
Mehrmaliges einwirken lassen und kräftiges Schrubben waren hilfreich.
Die Farbe geht ab...
Angesichts der Tatsache, dass die Beschläge aber VOR dem Farbauftrag montiert wurden und dass innen auf den Beschlägen gut lesbare Ziffern und Buchstaben stehen ("C 2160 UK") glaube ich nicht mehr so recht an Schellack...

IMG_5407.jpg



Ansonsten ist das "entlackte" Ergebnis so, dass ich damit weitermachen kann.
Wird nur - insbesondere bei den "versteckten" aber zusammengebauten Teilen des Sekretärs eine Menge Arbeit...

Ciao

Dirk
 
Oben Unten