Alten Schrank restaurieren und umbauen

Stivino

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Hallo zusammen,

zunächst einmal eine kurze Vorstellung:

Ich bin 25 und habe eine kleine Werkstatt in der ich vorrangig am Drechseln bin. Allerdings machen mir auch viele andere Holzarbeiten Spaß, wobei ich jedoch noch sehr unerfahren bin.
Aufgrund einer Hausräumung könnte ich nun kostenlos an einen größeren Schrank kommen. So einen suche ich so wie so noch als Kleiderschrank, allerdings sind große Holzschränke (natürlich zurecht) ziemlich teuer, weswegen mir die Idee kam einen alten Schrank zu restaurieren. Besagter Schrank ist allerdings schon sehr mitgenommen. Innen müsste man alle Böden neumachen, sowie, für meine Zwecke, eine Kleiderstange montieren. Soweit so gut. Schlimmer ist, dass die Türen etwa 1-2 cm geschwunden sind, wodurch sich ein kleiner Spalt aufgetan hat. Auch sonst hat der Schrank viele Stellen, die teilweise sicher ausgebessert werden müssten.

Insgesamt könnte ich mir den Schrank aber trotz allem gut als Kleiderschrank vorstellen. Soweit ich gesehen habe ist der Schrank vollständig gekeilt und kommt somit ohne Schrauben aus.

Nun meine Frage(n):
- Ist eine Restauration realistisch?
- Wie gehe ich am besten vor? Abschleifen mit einem Schwingschleifer und dann ölen?
- Was kann man bei den Schwundrissen noch korrigieren?
- Wie alt könnte dieser Schrank ca. sein?

Hier noch einige Fotos:
https://i.imgur.com/kQUjO1I.jpg
https://i.imgur.com/nETvpH6.jpg
https://i.imgur.com/UOLIrFy.jpg

Viele Grüße
Steven Weber
 

Hondo6566

ww-robinie
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Hallo,
schätze den Schrank auf die 20er/30er Jahre des vorigen Jahrhunderts ein.
Wenn du von einem eventuellen Verkaufspreis die Restaurierungskosten abziehst, legst du ganz schön drauf.
Wenn keine Holzschäden vorhanden sind kann man das Schrankäußere grob reinigen, dann mit isopropanol-Alkohol abreiben.
Wenn keine Farbe aufgebracht wurde sondern nur eine Wachsschicht oder eine Schellackpolitur hast du glück gehabt. Dann würde ich mit einem farblosen Wachs den Korpus und die Türen außen behandeln.
Wären jetzt die Türfüllungen mit einem tollen Maserholz, dann würde sich auch die aufwendige Schellackpolitur lohnen.
Wie sind die Türen geschwunden, in der Länge oder Breite?

Ich persönlich würde da keine Zeit investieren. Könnte aber ein tolles Übungsobjekt für dich werden.
Gruß Andreas
 

sonicbiker

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Moin Steven,
als Werkstattschrank super, aber den Aufwand, den Schrank als Kleiderschrank zurückzubauen und zu restaurieren würde ich mir auch sparen. Vermutlich fehlt oben auch noch ein Kranz.
Grüße, Wolfram
 

Axel_H

ww-kirsche
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Hallo Steven,
ich schätze den Schrank auf ca. 1910/20. Es fehlen unten die Füße und der Deckel oben ist nicht original. Die Griffe waren ursprünglich weiter oben angebracht. Wenn Du ihn im shabby chic Stil "restaurieren" willst geht das sicherlich. Darüber hinaus würde ich keine Arbeit mehr investieren. Er hat nur überlebt weil er lange in einer Werkstatt stand, ansonsten wäre er schon längst zu Brennholz verarbeitet worden.

Gruß

Axel
 

welaloba

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Hallo Steven, drei Köche. zwanzig Meinungen.
Der Schrank hat leicht abgeschrägte Ecken, so stammt er wohl aus der zeit um 1850 - 1870. Die Blechgriffe und auch die Schilder bei den Schlüssellöchern stammen aus ca. 1930. Wie schon gesagt wurde, hat er die Zeit der letzten 40 - 70 Jahre wohl überdauert, weil er in einer Keller - Werkstatt gestanden hat. Richtig gesehen: Oben am ansonsten wohl originalen Hutteil fehlt das Kranzprofil. Und ja, wahrscheinlich fehlen die Füße. Was an Oberflächenmaterial drauf ist, geben die Fotos nicht her, von innen ist zu sehen, es ist Nadelholz (Fichte / Tanne) Gerissene / geschrumpfte Türen sehe ich so nicht, wohl aber, dass das Schloss der linken Tür fehlt. Das Teil hatte ursprünglich keine Griffe an den Türen, die wurden ursprünglich mit dem Schlüssel bewegt. Einer ist ja wohl noch da. An den Schüben hat es gewöhnlich Knöpfe und keine Blechgriffe.
Wenn ich den Schrank in meiner Werkstatt zu "restaurieren" hätte, müsste ich wohl mindestens 30 Stunden ansetzen - wohl gemerkt mit Profiausrüstung und der Erfahrung nach gefühlten 100 Schränken. Dazu käme die Aktion mit den Füßen und der Kranzleiste oben. Dazu käme dann noch die Arbeit mit der Inneneinrichtung und der üblicherweise ebenfalls geschrumpften Rückwand. Und von Restaurierung wollen wir hier eigentlich nicht sprechen. Wahrscheinlich hatte der Schrank mal eine Farbfassung, die nach "heutigem Geschmack" natürlich runter muss. Das kann mit Schleifen gehen, manchmal brauchts auch Lösemittel dazu -
Ach so die Türen: Eventuell sind die Füllungen aus den Rahmen rausgeschrumpft. Leider sind sie nicht mit Leisten eingenagelt. Manchmal lassen sie sich aber einfach so verschieben, dass die Schlitze wieder zu sind.
By the way: Niemand macht sich die Mühe, einem halb zerstörten Keilschrank ein neues Kopfteil zu bauen. Man sieht einigermaßen deutlich, wie weit das jetzt nicht mehr vorhandene Profil mal gereicht hat.
Und in der Tat haben wir solche Modell schon cremeweiß gestrichen / gerollt - nach allen Reparaturen. Dann sind Ergänzungen aus jungem Holz nicht mehr zu erkennen, weil mit überstrichen.
Gruß Werner
 

Stivino

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und vielen Dank für die vielen Antworten. Nun denn, so etwas habe ich schon geahnt. Bezahlen müsste ich für den Schrank wohl nichts aber vielleicht ist es den Aufwand dann trotzdem nicht wert. Die Füße hätte ich ersetzen können, vielleicht durch selbst gedrechselte. Es sind aber auch viele Astlöcher lose etc. Wären schöne Gründerzeit/Weichholz - Schränke nicht so teuer dann hätte ich wohl schon lange eine. Vielen Dank nochmal!!

Gruß
Steven
 

welaloba

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Hallo, ich kann noch von meinem ersten Projekt erzählen. Auf der Straße gab es zum Mitnehmen ein Küchenschrankoberteil aus Weichholz, das Modell mit 2 Säulen, Rückwand bis aufs Unterteil und 2 Glastüren oben. Und kein Unterteil. Aber ich hatte einen Kumpel mit einer kleinen Werkstatt und einer Kreissäge - wer hatte es gedacht: eine EB PK 250! das war vor ungefähr 30 oder 31 Jahren. Musste dann also ausreichend altes Holz sammeln, Zinken üben, mich einlesen in Rahmenkonstruktion für Türen usw. Entstanden ist dann in Monaten das passende Unterteil mit 4 Schüben in der Mitte zwischen zwei Türen (Rahmen und Füllung). Kugelfüße, glatte Seiten usw. Dürfte noch heute bei einer Ex stehen.
Gruß Werner
 
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