aber vielleicht kann ich hier noch was dazu lernen, wie hast du das denn geschafft? Mir antworten Leute teilweise schon nicht wenn ich um 50 Euro handeln will...
-Schriftlicher Kontakt, weil ich ein Telefonat aufdringlich finde und ich damit mir und dem Verkäufer die Möglichkeit gebe mit Bedacht zu antworten.
Jegliche Form von "Druck in einer Verhandlung" würde nur funktionieren, wenn man mit dem Verkäufer leibhaftig redet (auf einem Flohmarkt oder so), oder das Gespräch schon sehr sehr weit fortgeschritten ist. Ich finde sowas ist aber auch unfair.
-Mindestens der Erstkontakt ist immer in Briefform und sehr förmlich. Ich lege so oder so allgemein viel Wert auf gute Rechtschreibung. (Jetzt sucht nach Fehlern in meinen Posts um mich zu denunzieren.
) Manchmal stelle ich zuerst oder am Schluss eine Frage oder einen Kommentar, der absolut nichts mit der Anzeige zu tun hat, sondern mit der Person um einen persönlichen Kontakt aufzubauen. Darin geht es entweder um den Wohnort und evtl. damit verbundene Ereignisse, oder um die Verwendung der Maschine allgemein (Frage zum Holzwerken oder so).
Ist wie bei Geiselverhandlungen oder wenn man selbst Geisel/Opfer ist. Solange man keinen absoluten Sadisten vor sich hat, wird man dann seltener abgeknallt.
-Ich frage nach mehr Bildern und Informationen (um Interesse zu bekunden, und damit der Verkäufer etwas tut, denn wenn er was tut, ist er in den Verkauf, mit mir, genauso investiert wie ich), frage aber auch nach etwas, was er mir nicht geben kann (wenn ich einen Anschlag nicht sehe, und ist es nur der Winkelanschlag, frage ich, ob er noch vorhanden ist). Dadurch ist der Verkäufer in die Situation eingebunden und möchte mir einen Gefallen tun, merkt aber gleichzeitig, dass er mir nicht komplett entgegen kommen kann.
Dazu ist jedes Maß an Information wichtig, weil das alles Anknüpfpunkte sind für die weitere Kommunikation. Man kann aber auch den Fehler machen und zu viele schriftliche Fragen stellen, besonders auf einmal. Dann ist der Verkäufer schnell genervt. Am einfachsten ist es immer, nach Bildern zu fragen.
Es lohnt sich zu fragen ob Verschleißteile ersetzt worden sind, und wann. Also Riemen, Blätter, Messer, irgendwas aus Gummi. Muss in vielen Fällen eh gemacht werden. Gut zu wissen. Und viele machen das einfach nicht. Da auch wieder etwas, womit der Verkäufer nicht dienen kann, obwohl er das will.
-Es lohnt sich nach falschen Suchbegriffen zu suchen. Und auf nicht perfekte Anzeigen einzugehen. Viele Verkäufer, und das weiß ich, weil ich vielen auch Verkaufstipps gegeben habe (ein Beispiel davon ist Beispiel 2 später), haben absolut keine Ahnung a), was sie haben, und/oder b) wie sie verhandeln. Viele sind auch beratungsresistent gegen absolute Tipps.
Ich half mal jemandem eine EB K mit eloxierten Tischen zu verkaufen. Es fehlte lediglich der Unterschrank und eine Schraube für den Anschlag, aber auf dem Bild fehlte der Abgabetisch. Er wollte dafür nur 400€ haben. VB!
Ich sagte ihm er soll vernünftige Bilder reinstellen und andere Tipps (höherer Preis). Er hat sich sehr gefreut. Ich fragte ihn dann, wie er zu der Maschine kam, und ihren Wert nicht kannte. Er sagte, er habe sie defekt gekauft für 200€ (es war nur der Motor kaputt), aber nachdem er den Motor ersetzt hatte, hatte er hat nicht die Zeit sie richtig einzustellen. Letzteres ist normalerweise ein Alarmsignal (Maschine kann nicht eingestellt werden?), aber da der Herr kompetent genug war den Fehler beim Kauf zu finden und zu reparieren, und die Maschine wirklich neu aussah, bin ich der Meinung, dass er sich einfach nicht mit Hobelmaschinen auskennt (die EB kann scheiße sein einzustellen beim ersten Mal), und die Maschine vom Vorkäufer einfach verstellt war. Das kann man dann beim persönlichen Treffen nachfragen und entsprechend selber nachmessen.
So dankbar er auch war, den einzigen Tipp, den er befolgt hatte, war den Preis zu erhöhen. Die Anzeige gibt es immernoch.
-Sich mit dem Gerät vertraut machen. Die Bedienungsanleitung lesen hilft manchmal (man kann so sehen ob jemand schlecht mit der Maschine umgegangen ist, weil schlechter Aufbau, obwohl sie auf den Bildern gut aussieht), die Explosionszeichnung und die BOM sind wichtiger. Hilft zu sehen, wo was kaputt gehen kann, wo konstruktionsbedingte Schwächen sind, wo ein Teil fehlen könnte oder ersetzt/gewartet werden müsste.
-Je nachdem Smalltalk. Und gute Beobachtungsgabe.
Beispiel 1:
Viele Leute verwenden Klarnamen bei Kleinanzeigen, aber spätestens, wenn mit der formellen Grußform zurückgeschrieben wird, kennt man den Vornamen. Einige wohnen in kleinen Städten und haben sehr spezielle Vornamen. So habe ich schonmal herausgefunden, wer jemand ist, dass er junger Tischler ist, und seinen Erstmaschinenstand verkauft (als er mit dem Holzwerken als Hobby begonnen hat). Er kam mir entgegen nachdem ich ihm direkt sagte, dass er anhand anderer Anzeigen (andere Einsteigergeräte, die er verkauft, aber mit Bedacht ausgewählt hat), dass er bestimmt Tischler sei und seine Erstmaschinen verkauft, und dass seine EB Absauge gut behandelt neben meiner EB Hobelmaschine stehen wird. Er kam mir nochmal entgegen.
Beispiel 2:
Ich habe eine Zeit lang probegesprochen mit Leuten (also kein direktes Kaufinteresse, sondern nur Umgang geübt und wie man richtig Fragen stellt).
Einer verkaufte eine Standbohrmaschine und machte häufig kurze Preisupdates. Ich habe ihn nett darauf hingewiesen, dass der Preis zu hoch sei (und einen realistischen Preis genannt). Es stand, dass er für seinen Opa verkaufen würde. Als Antwort kam "dass er für seinen Opa verkauft, und dieser nerve". Ich habe dann mit ihm ein Gespräch aufgebaut, weil ich das für meinen Nachbarn auch mal gemacht habe.
Obwohl ich kein Interesse bekundet hatte, hat er mir gesagt, dass er mit seinem Opa sprechen müsste und gerne an mich zu meinem genannten Preis verkaufen würde.
Ich habe ihn dann gefragt wie alt sein Großvater sei. Er antwortete 87 und ich sagte ihm dann, dass es sehr nett ist, dass er das für ihn macht, und meine Großeltern und meine Mutter leider schon verstorben sind (was stimmt, ich lüge grundsätzlich nicht bei Verhandlungen).
Ich sagte ihm dann, dass er die Zeit mit ihm genießen soll und die Maschine mal richtig entrosten soll, neue Bilder machen soll, und dass er in die Anzeige schreiben soll, dass man Probebohren kann etc., und dass er dann hoffen soll, dass er sie für seinen viel zu hohen Preis verkaufen kann, damit sein Opa sich freut. Er war sehr überrascht und bedankte sich und nahm sich vor das am Wochenende zu tun.
Ich schreibe immer mit dem Gedanken wie ich mich fühlen würde, wenn ich was verkaufen wollen würde, und ich würde dumme Nachrichten bekommen. Ich wollte eigentlich mal eine Testanzeige schalten, nur um mal zu wissen, womit man als Verkäufer leben muss.
Die Tipps bringen aber relativ wenig, wenn man währenddessen nicht authentisch ist.
Das merkt man dann auch in Schrift. Nichts vorgeben, was man nicht ist. Ist wie bei der Partnersuche/in Beziehungen.
Wenn man sich selber nicht damit identifiziert oder komisch vorkommt, mach das nicht so, finde deinen eigenen Weg. Verkäufe und Verhandlungen sind immer vertrauensbasiert. Kommst du nicht natürlich rüber, bist du im Nachteil.