Abbeizen antike Möbel

Ratsuchend

ww-nussbaum
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Hallo zusammen,

Ich bin derzeit mit der Restauration eines klassizistischen Bettes beschäftigt bzw. leider noch immer mit dem Entfernen der Oberfläche. Dicke Lackschichten sind drauf, die sich mit abbeizer im ersten Durchgang gut entfernen lassen. Ab dann ist es vorbei, weiterer abbeizvorgang fast wirkungslos, Nitro fast keine Reaktion (obwohl ich ganz stark von Nitro Lack ausgehen würde, zumindest hat man beim Auftrag von Spiritus diese typische weiße Schicht).

Die besten Ergebnisse bekomme ich mit Spiritus und abreiben mit Schleifvlies. Damit bekomme ich den Lack fast vollständig ab. Ist aber unfassbar mühsam und benötigt viele Durchgänge.

Meine Frage an die Experten (Restaurierungsexperten). Die Poren des mahagoni furniers bleiben größtenteils mit Lack verschlossen. Soll ich die Poren so lassen wie sie sind, danach kommt eine Schellackpolitur; also zuerst das Porenfüllen. Oder soll ich mit Schleifpapier arbeiten, was ich vermeiden möchte. Furnier ist einen guten Millimeter dick und Erhaltenswerte Patina ist mit der schrecklichen Lackierung ohnehin futsch. Oder gibt es vielleicht doch einen Trick wie ich den Lack schnell runter bekomme. Habe verschiedene Abbeizer probiert, Nitro, Spiritus, Aceton, mit und ohne Folie, lange Einwirkzeit - komme aber nicht weiter.

Viele Grüße aus Wien,
Gerhard und
 

Ratsuchend

ww-nussbaum
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Sorry Fotos vergessen:
 

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welaloba

ww-robinie
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Schon mal was von Dowanol gehört? Wenn du denn bis aufs rohe Holz kommen musst
Kurzbeschreibung
DOWANOL* PM ist ein farbloses, leicht flüchtiges Lösemittel mit charakteristischem, etherischem Geruch. Es ist komplett wasserlöslich, mischbar mit den meisten organischen Löse mitteln und verfügt über ein ausgezeichnetes Lösevermögen für eine Vielzahl von Substanzen.

Meine Erfahrung mit Mahagoni: Wenn die Poren mit Nitro gefüllt waren, quellen die irgendwann auf. Das ist aus der Ferne nicht zu sehen. Mit dowanol kannst du je nach Einwirkzeit gezielt Schichten abnehmen .
Gruß Werner
Bezugsquelle siehe Foto dowanol.jpg
 

Ratsuchend

ww-nussbaum
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Vielen Dank für den Tipp. Dowanol hat mir nichts gesagt, habe es aber bereits bestellt - dazu noch Xylol. Hoffe dass ich damit die Poren frei bekomme.

Wie geht man denn am besten vor? Einstreichen, Folie drüber, wie lange einwirken lassen? Oder auftragen, trocknen lassen und dann mit Schleifvlies drüber? Habe jedenfalls noch sehr viel Arbeit vor mir.

Aber irgendwie ärgerlich, dass man bei Antiquitäten nie genau weiß was man bekommt. Mein letztes Projekt war ein Schrank (vermutlich um 1800) mit original Schellackpolitur, da musste ich nur reinigen, sanft anschleifen, ein paar kleine Stellen nachfurnieren und eine frische Politur drüber. Bei einem anderen Projekt war auch ganz dick Nitro drauf, aber mit zwei Mal Abbeizer alles vollständig gelöst.

Ich Frage mich bei diesem Stück auch ob es tatsächlich aus 1820/1830 ist (Gutachten von Auktionshaus).

VG
Gerhard
 

dascello

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Auf den ersten Blick hätte ich etwas früher getippt. Empire halt, also so um 1810 oder so.
Aber Melanie und Werner wissen mehr.
 

welaloba

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Dowanol wenn irgend möglich nicht eintrocknen lassen, manchmal geht das schnell, eher noch mal nachpinseln; mit feiner Rosshaarbürste und Schleiffließ weiterarbeiten. Evtl wiederholen.
 

Ratsuchend

ww-nussbaum
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Ich weiß leider nicht wie ich es bestimmen kann, ob es ddlack ist. Das Bett wurde jedenfalls mindestens zweimal "restauriert" (es gibt zahlreiche Ergänzungen, die unter den Lackschichten nicht sichtbar waren), die Oberfläche dabei komplett neu gemacht. Es dürften auch mehrere Lackschichten sein, gut möglich, das hier unterschiedliche Lackarten verwendet wurden.
 

welaloba

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Dowanol wenn irgend möglich nicht eintrocknen lassen, manchmal geht das schnell, eher noch mal nachpinseln; mit feiner Rosshaarbürste und Schleiffließ weiterarbeiten. Evtl wiederholen.
Nachtrag: Wenn das Lackmaterial denn durch Dowanol angelöst ist, kannst du auch mit Ethylalkohol (am besten aus der Blumenspritze) feucht halten, während du schrubbst und mit Schleiffließ wischst.
 

Ratsuchend

ww-nussbaum
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Danke für die Ratschläge, Werner! Blumenspritze mit Ethanol steht immer griffbereit.

Ich werde berichten, wie es funktioniert sobald das dowanol angekommen ist.

VG
Gerhard
 

Ratsuchend

ww-nussbaum
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Danke für den Tipp mit dowanol, das scheint tatsächlich die einzige Möglichkeit zu sein den Lack irgendwie runter zu bekommen. Auftragen, einwirken lassen, schrubben und abnehmen. Mit Spiritus nachwaschen und die ganze Prozedur nochmal.

Habe in meiner Verzweiflung testweise den Abbeizer (borma radikal) mit etwas dichlormethan gemischt - praktisch wirkungslos. Geht offenbar nur mit dowanol und viel mechanischer Einwirkung.

Ich restauriere nur als Hobby, habe so eine Lackierung noch nie erlebt und hoffe, dass ich nie wieder mit so etwas konfrontiert sein werde. Habe mittlerweile über 10 Liter Spiritus verbraucht, die 10m schleifvlierolle wird auch immer kleiner - dazu kommen mehrere Liter Abbeizer, das dowanol, diverses Verbrauchsmaterial wie Filterpatronen, Unmengen Küchenrolle. Abgesehen von der Arbeitszeit geht das wirklich ins Geld. Am Ende werden die Kosten fürs Abnehmen des Lackes den Kaufpreis plus Materialkosten für die Ersetzungen und die neue Schellackoberfläche wohl übersteigen. Und Spaß macht das Abnehmen des Lackes auch nicht.
 

sachsejong

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Meine Schwester hat bei einem Unternehmen gearbeitet, die eine große Kirche in Fulda freigelegt haben. Die hat mir für einen Schrank damals Grüneck empfohlen, mit Aceton nachwaschen. Beste Ergebnisse, soweit ich weiss, wurde das Rezept nachträglich geändert, ob das immer noch so genial ist-?
 
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