62er Flachwinkel Schlichthobel: Lohnt es sich auf Veritas zu warten?

bberlin

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Hallo,

ich möchte mir einen 62er Flachwinkel Schlichthobel kaufen.

Ausgesucht habe ich mir das Modell von Veritas, ich möchte mir etwas gönnen. Leider ist die Liefersituation derzeit sehr bescheiden. Dictum gibt auf der Webseite derzeit eine Verfügbarkeit Ende November an, bei feinewerkzeuge steht nur "Zur Zeit nicht lieferbar".

Alternativ gäbe es die Modelle von Juuma oder Kunz Plus, das Modell von Dictum für Rechtshänder ist auch nicht lieferbar.

Daher meine Frage an diejenigen, die die Modell kennen. Lohnt es sich, auf Veritas zu warten (ich brauche den Hobel nicht dringend für ein Projekt)? Ich bin mir bewusst, dass die Qualität eines Hobels primär von der Qualität des Bedieners abhängt, aber mir kommt es auch auf die Verarbeitungsqualität, Haptik und Optik an.

Viele Grüße
Bernd
 

pedder

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Veritas stellt keinen #62 her. Der Low Angel Jack Plane ist deutlich breiter und schwerer als ein #62.
(Schlichthobel sind das alle nicht.) Soviel zu meinem Ärger über sinnlose Übersetzungen in deutschen Werkzeugkatalogen.

Lee Valley gibt an, er sei am 26.08.2020 lieferbar, aber das wird sich wohl verschieben.

Ich habe mir diesen Hobel als ersten richtig guten Hobel gekauft. Weil er eigentlich alles kann.
- Aber nichts so richtig. Ich würde ihn heute nicht mehr kaufen. Weder den LAJ noch einen #62.
 

Johannes

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Hallo Bernd,
ich stand vor knapp 3 Jahren auch vor der Entscheidung. Ich hatte das Glück, das in Siegen ein kleines Holzwerkertreffen geplant war. So ergab es sich auf meine Anfrage hin, das ich alle 62er der verschiedenen Hersteller live vergleichen konnte. Vom Hobeln her unterscheiden die sich nicht allzu sehr, aber ich habe mich dann für den Veritas LAJP entschieden, weil der seitlich die Madenschrauben hat, um das Eisen seitlich zu fixieren und dem verstellbaren Anschlag für die Hobelmaulverstellung. Damit kann man mal eben das Hobelmaul auf weitstellen Späne wegpusten und hat danach sofort wieder die eingestellte feine Maulöffnung.

Es grüßt Johannes
 

heiko-rech

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Hallo,
ich habe einen Lie Nielsen No.62 und es ist nach dem 60 1/2 mein meist genutzter Hobel. Den Veritas habe ich auch. Aufgrund des Betriebes meiner Kurswerkstatt hatte ich in den letzten Jahren viele unterschedliche Hobel in Betrieb und konnte auch sehen, wie sich meine Kursteilnehmer mit den unterschiedlichen Hobels schwer oder eben leicht taten. Der Lie Nielsen No.62 war immer sehr beleibt, danach kam der Veritas. Bei Metallhobeln spielen die persönlichen Vorlieben eine große Rolle. Bei den Juume und Dictum sind mir persönlich die Griffe zu klein. Bei einem Flachwinker sollte das Eisen auch möglichst dick sein. Das ist bei Juuma und Dictum leider nur knapp 3mm dick. Ich hatte auch zwei Kunz No.62 für die Kurswerkstatt. Qualitativ liegen sie bei weitem nicht auf dem Niveau von Lie Nielsen oder Veritas. Ich hatte auch Ersatzeisen dafür gekauft, die nicht in die Hobel passten. Kunz konnte mich in den letzten Jahren mit der Plus-Serie nie richtig überzeugen. -wenn man bedenkt, was die jetzt verkaufen könnten, wo Veritas und Lie Nielsen nicht liefern können...

Bei dem 62er von Dictum ist übrigens nur der Hotdog rechts oder Links, der Hobel selbst ist immer der gleiche.

Meine Empfehlung wäre zu warten und einmal Qualität zu kaufen. Wenn ich persönlich wählen müsste, würde ich den Lie Nielsen dem Veritas vorziehen. Er ist einfach handlicher.

Aber wie bereits gesagt, hier spielen persönliche Vorlieben eine große Rolle.

Gruß

Heiko
 

bberlin

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Danke an alle für das Feedback.

@pedder: ich sehe dass Du dem LAJ und #62 kritisch gegenüberstehst. Durch welche Hobel hast Du den LAJ damals ersetzt (z.B. zum Bestoßen)?

Grüße
Bernd
 

pedder

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Hallo Bernd, da hast Du mich missverstanden, ich habe den LAJ noch.
Bestoßen ist tatsächlich etwas, was aus meinem Arsenal der LAJ am besten kann.
Aber dafür würde ich ihn nicht neu kaufen. Wenn er nicht vorhanden wäre, müsste die hölzerne Kurzraubank ran.
Liebe Grüße Pedder
 

ClintNorthwood

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Falls mal eine OT-Nebenfrage toleriert wird...
Bin ich immer noch auf der Suche nach einem Buch auf Deutsch, in dem die einzelnen Hobel erklärt werden.
Weiß jemand einen Buchtitel? Vielleicht nicht so ganz eisenhobelhaltig.
Notfalls muss ich mir wirklich was aus dem englischen übersetzen.

VG
 

Dat Ei

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Kennst Du das Buch "Hobel" von Scott Wynn? Ansonsten wäre vielleicht auch der Onlinekurs "Handhobel" von Heiko Rech eine Alternative.

Dat Ei
 

ChrisOL

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Moin,

ich habe den von Veritas und nehme den recht gerne. Da wo die Rauhbank zu groß und schwer ist kommt schnell der Griff zum LAJ von Veritas. Vorher hatte ich Jumma, wie Heiko schon anführte, sind ist der Griff sehr klein.
Das Gegenstück von LN kenne ich nicht. Da habe ich nur einen Putzhobel. Von Clifton habe ich noch einen No 5, der ist deutlich schwerer den nehme ich nicht so gerne.

Ja, ich habe viele Hobel. Zu viele, Nein :emoji_laughing:
 

AhornBay

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Hallo in die Runde,
ein Punkt, der mir erst sehr spät wirklich bewußt geworden ist, dass es einfach nicht „den“ richtigen Hobel gibt. Die Dinger sind absolute Spezialisten! Von daher bin ich mittlerweile bei Ratschlägen sehr zurückhaltend.

Persönlich bin ich bei Lie Nielsen gelandet. Ich finde sie schlicht „schön“, sie sind excelllent verarbeitet, aber man muss sie sich leisten wollen. Veritas ist sicherlich auch gut, ich bin mit ihnen aber nie wirklich warm geworden. Ich habe noch zwei von Veritas, die sind in Ordnung. Sachlich kann man da sicherlich wenig dagegen sagen. Die Griffe liegen - mir - nicht sonderlich.

Eine Nr. 62 finde ich schon sehr flexibel. Aber eher wegen der Bauart (d.h. Fase oben). Das war - Anfangs - mein Hauptargument. Mittlerweile nutze ich doch die „klassische“ Bauart mit Fase unten & Spanbrecher. Ich habe einfach gemerkt, dass mir die Umbauerei auf ein anderes Eisen zu umständlich ist. Es ist während des Arbeitens praktischer, einen schon fertig eingestellten, geschärften und justierten Hobel zu nutzen als erst 5 min. mit Umbauen beschäftigt zu sein. Kann man natürlich auch anders sehen.

In wie weit die Veritas in die Nr. Logik reinpassen kann & möchte ich nicht beurteilen. Mein Eindruck ist, dass das nicht in allen Fällen gleich läuft.

Ich nutze am meisten (alles LN)
- Nr. 102 (meist zum Fasen)
- Einhandhobel von Gerd (selbst gebaut)
- Nr. 8 (Fügen)
- Nr. 4 1/2; deutlich überwiegend mit 45 Grad Frosch, wenn‘s kompliziert wird, den mit 55 Grad
- Nr. 62
- Bestoßhobel

Die Varianten von Juumaa, Dictum Hausmarke oder wie die „Chinesen“ Varianten immer mal wieder gerne heissen, kommen - mir - nicht mehr ins Haus. Da ist mir meine Zeit einfach zu schade, um mich damit rumzuärgern. Wenn ich mir zusätzliche oder neue Eisen kaufe, bestelle ich mir die von Gerd Fritsche. Das sind die mit Abstand besten am Markt in meinen Augen. Meine Hobel haben zu 90 % nur noch Eisen von Gerd.

Wenn Du in der Nähe von München wohnst, kannst Du gerne mal vorbeikommen und ausprobieren. Das ist ohnehin viel besser, als im Netz zu schauen. Wir sind eine kleine, aber feine (... :emoji_slight_smile: ) Holzwerker, die sich in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder treffen. Das nächste mal ist bei mir; mit Hobeln bin ich recht gut ausgestattet :emoji_slight_smile:.

Wenn Du noch mehr über Hobel, deren Geschichte und auch deren Verwendung lesen möchtest, kann ich nur immer wieder die ganz hervorragende Seite von Wolfgang Jordan empfehlen - da steht ALLES (https://www.holzwerken.de/museum/bankhobel.phtml).

Herzliche Grüße

Tom

PS: ein „richtiger“ Kunz (d.h. nicht die billigen grün/roten Dinger) kann sehr gut sein. Bei einem Holzwerkertreffen bei mir haben wir mal alle unsere Hobel gegeneinander antreten lassen. Da hat sich der Kunz im Vergleich zu LN, Veritas und von Gerd nicht viel genommen. In einer Konstellation gar gewonnen.
 

bberlin

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Hallo Tom,

Danke für Deine ausführliche Antwort. Liebend gerne würde ich das Angebot annehmen, Deine Hobel bei Dir auszuprobieren. Derzeit ist es wirklich schwer geworden, die verschiedenen Modelle einmal in die Hand zu bekommen. Von ausprobieren ganz zu schweigen.

Da ich in Berlin wohne ist das leider nicht ganz so einfach spontan zu realisieren. Aber trotzdem herzlichen Dank für das Angebot.

Viele Grüße
Bernd
 
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