Überstunden bei Ausbildung

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Holz-Christian

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@ChristophW Komm mal wieder runter, bei der Getreideernte ist das Wetter sehr wohl von Belang.
Und da kann man keine Paragrafenreitende Helfer/Arbeiter gebrauchen.
Das Zeug muss ins trockene, ist mal ein bisschen Stress, aber danach muss es auch wieder ruhiger sein.
 

Martin45

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Niemand wird über ab und zu ein paar Überstunden meckern, ob nun bezahlt oder mit Freizeitausgleich. Aber das Gesamtpaket macht es.
Weder für 4Euro/Stunde. Da wäre es im übrigen wirklich einfach für den Chef ein kleines Azubi Bonbon draus zu machen und z.B. 10 oder 12 Euro für Überstunden zu zahlen wenn sich das mal kurzzeitig häuft.

Was ich absolut garnichtmehr hören kann ist dieses "Ich bin geil, weil ich bereit bin Überstunden am laufenden Band zu machen". Das ist doch einfach überholter Scheissdreck.
Im Zweifelsfall macht sich Chef die Taschen voll und die Mitarbeiter buckeln für die Gehälter, die ihr alle selber kennt. Auch der Chef sollte geben können, wenn er nimmt, in welcher Form auch immer.
 
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FredT

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Vielleicht einfach mal eine Rechtsberatung bei der zuständigen Industriegewerkschaft einholen...
Im Verkehrsbau, speziell Eisenbahn, war bei uns nach 10 Stunden Baustelle, also incl. Pausen, Schicht. Da konnte sein, was wollte. Denn hätte sich da nur einer im Gleisbereich minimal verletzt, hätte die Luft gebrannt, sowohl für Auftraggeber als auch für Bauausführenden. Bauleiter, Sicherheitsleiter und Sicherheitschef waren da gleichsam in der Verantwortung. Und ohne Sicherheitschef und -aufsicht ging dort bekanntermaßen nix.
 

wirdelprumpft

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Was ich absolut garnichtmehr hören kann ist dieses "Ich bin geil, weil ich bereit bin Überstunden am laufenden Band zu machen". Das ist doch einfach überholter Scheissdreck.
Im Zweielsfall macht sich Chef die Taschen voll und die Mitarbeiter buckeln für die Gehälter, die ihr alle selber kennt. Auch der Chef sollte geben können, wenn er nimmt in welcher Form auch immer.

Sprach der Angestellte …..
es steht jedem frei sich Selbstständig zu machen und sich dann die Taschen voll zu machen…. nur Mut ist alles total einfach und völlig risikofrei:emoji_wink:


Was allerdings nicht ok ist seine Lehrlinge auszubeuten - wobei der Fragesteller nicht geschrieben hat wie sich die 14,5 Stunden zusammensetzen
in meiner Lehrzeit bei einem Ladenbauer wurde z.b. nach 6-8 Stunden Anfahrt immer noch Abgeladen und die Baustelle eingerichtet
Aber 50-60 Stundenwoche geht garnicht - falls der Fragesteller Minderjährige ist greift der Jugendschutz und ich denke der ist deutlich schärfer was die Arbeitszeitregelungen angeht - z.b. Ruhepausen zwischen Arbeitsende - Arbeitsbeginn etc.
 

Holzfummler

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Moin,
unabhängig von den Gesetzen und Aufträgen. Wer glaubt denn wirklich, dass auch mit Pausen, der Mensch jeden Alters konzentriert und fehlerfrei 10 - 12 oder mehr Stunden arbeiten kann?
Finsterstes Mittelalter.
Gruß
Thomas
 

Sagl12

ww-nussbaum
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Niemand wird über ab und zu ein paar Überstunden meckern, ob nun bezahlt oder mit Freizeitausgleich. Aber das Gesamtpaket macht es.
Weder für 4Euro/Stunde. Da wäre es im übrigen wirklich einfach für den Chef ein kleines Azubi Bonbon draus zu machen und z.B. 10 oder 12 Euro für Überstunden zu zahlen wenn sich das mal kurzzeitig häuft.

Was ich absolut garnichtmehr hören kann ist dieses "Ich bin geil, weil ich bereit bin Überstunden am laufenden Band zu machen". Das ist doch einfach überholter Scheissdreck.
Im Zweifelsfall macht sich Chef die Taschen voll und die Mitarbeiter buckeln für die Gehälter, die ihr alle selber kennt. Auch der Chef sollte geben können, wenn er nimmt, in welcher Form auch immer.
Weiss nicht wie das heute ist. Aber zu meiner Zeit ging das eben nicht. Überstunden locken mit Geld. Mein Chef hatte da mal Ärger bekommen . Azubis bis zu einen gewissen Alter durften keine Überstunden bezahlt bekommen ,sondern müssen in einen gewissen Zeitraum abgebummelt haben.
 

Mitglied 24010 keks

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Der TE ist 26.
Ja es gibt ein Arbeitszeitgesetz...
Ja dauerhaft viele Überstunden sind kacke!
Überstunden bezahlen mit der Ausbildungsvergütung ist eine Frechheit! Ich hätte vor über 20 Jahren schon, als 16jähriger, meinem Chef nen Vogel gezeigt wenn der auf die Idee gekommen wäre... Entweder Ausgleich oder ordentlich was in die Tasche des Azubi oder Material oder Werkzeug oder oder oder und das mit einem fairen "Lohn" verrechnet..
14 Stunden Tage gibt es, da muss man auch mal durch aber das sollte natürlich auf keinen Fall die Regel sein...

Gruß Daniel
 

PurplePony

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Wenn bei uns über einen längeren Zeitraum und regelmäßig Überstunden gekloppt werden müssen, dann hat einer der administrativen Kräfte seinen Job nicht richtig gemacht.
Überstunden haben sicher nicht immer, aber ab einem bestimmten Anzahl und über längeren Zeitraum ganz sicher, etwas mit Missorganisation zu tun.

Auch wenn es die ewig Getrigen nicht hören wollen: junge Menschen sind heute nicht mehr dankbar Arbeiten zu dürfen.
Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt.
Ea gibt immer mehr 4-Tage Woche Modelle, hohe Gehälter, Firmenwagen auch für den einfachen Gesellen und weitere Annehmlichkeiten um Fachkräfte für sich zu gewinnen und zu binden.
Wer dem Arbeitnehmer durch fehlende Organisation des Arbeitsalltag die Möglichkeit nimmt seine Freizeit zu organisieren, weil er ständig Überstunden arbeiten läßt, der wird auf dauer keine Arbeitnehmer mehr haben.

Wenn jemand 50, 60 und mehr Stunden selbständig in seinem Job arbeiten möchte, dann ist das ok. Von Angestellten darf man das nicht erwarten. Auch deshalb hat der Gesetzgeber regeln aufgestellt.
Unsere MA bekommen eine Ansage, wenn sie sich nicht an diese Gesetze halten.
Weil wir sonst eine vom Staat bekommen.
Und das ist auch gut so.
 

Salrok

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Der TE hat ja gefragt wie das bei uns so war:
Ausbildung 1999-2002, Ausbildung zum Schreiner, also im Betrieb erst im 2. Lehrjahr, da war ich dann 16.
Kleiner Betrieb, bestehenden aus Chef und einen Gesellen, ich war der erste Azubi. Es war dort üblich von 07:00 Uhr - 17:00 Uhr zu arbeiten, ohne richtige Pause.
Somit waren die 40 Stunden schon am Donnerstag voll. Freitag wurde ganz normal von 07:00 Uhr - 12:00 Uhr gearbeitet. Geselle hat die Stunden aufgeschrieben und durfte sich davon - über die Firma - Werkzeug kaufen. Das fand der natürlich ganz toll, weil er sich die Steuer - nennen wir es mal - "gespart" hat.

Ich als kleiner pups, ohne Ahnung von irgendwas, wusste mich natürlich nicht zu wehren (wusste ja nicht mal das das so gar nicht erlaubt ist) und meine Eltern waren eher "wir sind ja so dankbar das der Junge einen Ausbildungsplatz hat".

Wie gerade erwähnt, ich war jung und super dumm. Ich hab mein Überstunden-Buch im Betrieb, in der Werkbank, aufbewahrt. Nach bestehen der Gesellenprüfung, aber ohne Übernahme vom Betrieb. Wollte ich paar Tage später meinen Firmenschlüssel abgeben und mir die Stunden auszahlen lassen. Das Buch war verschwunden und Chef wusste "von nichts".
Den Gesellen, als Zeugen, gab es da nicht mehr. Der wurde wegen schlechter Auftragslage zu beginn meine 3. Lehrjahres gekündigt.
Meine 6 ü-Stunden/Woche, obwohl wir wirklich kaum Arbeit hatten, musste ich trotzdem bis zum Schluss machen - weil "Chefe sei ja schließlich auch Freitags und sogar Samstag da"

Den Betrieb gab es zwei Jahre nach meiner Ausbildung dann auch nicht mehr. Mir hatte es aber das Handwerk ordentlich vermiest, weswegen ich nochmal eine Ausbildung dran hing und ins Büro gewechselt bin.
Das war - leider - ein Augenöffner. Aus meiner Sicht, viel weniger Arbeitsstunden, pünktlicher Feierabend. Absolut keine Körperliche Anstrengung und sogar mehr Geld. :emoji_astonished:
Bin seit dem auch im Büro geblieben und würde wohl nur für 4k Netto bei 32 Stunden wieder ins Handwerk wechseln. Handwerklich arbeiten als Hobby macht trotzdem spaß.
 

fragnix

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Wie ich ja schon schrieb: Mensch und Betrieb müssen zusammen passen. Wenn ich bei Dir lese "Absolut keine Körperliche Anstrengung", dann scheint Handwerk nicht das Deine zu sein.
An den TE: Wenn Dir der Beruf grundsätzlich zusagt, dann sprich doch mal mit dem Chef über die vielen Überstunden. Wenn Du eh schon einen Wechsel in Erwägung ziehst, kann es kaum noch schlechter werden. Vielleicht wird es besser, drüber reden soll ja helfen können.

Und nur mal am Rande als theoretische Information: Ein Ausbildungsvertrag darf nicht wegen Unlust an Überstunden gekündigt werden. Das ist schon ein gültiger Vertrag über die komplette Ausbildungsdauer. Ich weiß, dass diese Regelung in der Praxis komplett ignoriert wird. Als Ausbildungsbetrieb und damit am kürzeren Ende ärgert mich die Beliebigkeit der Vertragstreue aber dennoch.
 

Salrok

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Wie ich ja schon schrieb: Mensch und Betrieb müssen zusammen passen. Wenn ich bei Dir lese "Absolut keine Körperliche Anstrengung", dann scheint Handwerk nicht das Deine zu sein.
Da hast du absolut recht. Würd ich auch nie abstreiten.
Eigentlich wollt ich auch nur dem TE meine "Geschichte der Ausbildung und Überstunden" erzählen.
Hab mich evtl. etwas hinreißen lassen noch Dinge hinzuschreiben, die damit nur noch indirekt zu tun haben - Upsi
 

fragnix

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In Deinem Fall hätte ich mich auch geärgert - das klingt nach einer schlechten Geschichte, die zum Glück zuende ist.
Beim TE wird immerhin ausbezahlt. Das Azubi eher ein Schmerzensgeld als einen Lohn bekommen, ist bekannt. Je nach Stundenlohn passt das meiner Erfahrung nach gut - die Azubis übersehen gerne, wieviel Zeit in die Ausbildung geht, und was sie an Gesellenzeit blockieren. Bei uns verdienen wir keinen überdurchschnittlichen Gewinn mit Azubis. Das hängt aber immer vom Betrieb und Azubi ab, und ich kenne Betriebe, die Azubis nach drei Wochen Einweisung dann alleine zum Kunden schicken - drei Jahre lang. Es gibt also eindeutig Situationen, in denen ein Abbruch/Wechsel eine sinnvolle Option ist.
Naja, der TE soll mal das Gespräch mit dem Ausbilder suchen, und dann kann er weiter schauen.
 

Gelöschtes Mitglied 109767

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Bei manchen der oben geschriebenen Meinungen wundere ich mich nicht, dass es Handwerksbetriebe gibt die keine Azubis finden.
Und es gibt andere Handwerksbetriebe, die sich die Azubis aussuchen können.
Mal drüber nachdenken...

Koreanisches Sprichwort: der Fisch stinkt immer vom Kopf zuerst.
Wenn der Chef die Organisation seiner Firma nicht im Griff hat, dann dürfen die Angestellten / Azubis nicht darunter leiden.

Viele Grüße
Alois
 

fragnix

ww-robinie
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Ach bitte, als ob die Personalsituation sich so schnell anpassen liesse wie die Auftraglage sich ändert.
Da ändern sich umweltbezogene Gesetze, es bricht noch ein naher Krieg aus, und die Auftragslage ist -ähnlich wie der Benzinpreis- von einem Monat auf den anderen komplett anders. Nun hat der Laden doppelt so viel Aufträge. Ihr wisst selbst, dass es kaum möglich ist, zu nächstem Monat mal eben zwei oder drei neue Mitarbeiter einzustellen, weil es kaum gute Kandidaten gibt. Davon mal abgesehen dass ich erst ausschreiben würde, wenn die Lage sich eine Zeit lang so hält und es so aussieht, als ob es so weitergehen würde. Ich will ja die Neuen nicht nach drei Monaten wieder entlassen.
Selbst wenn die dann nicht mehr so gute Auftragslage es rechtfertigen würde: Im Zweifelsfall geht ein Angestellter gegen eine Kündigung vor (im Handwerk vielleicht seltener als bei uns), und im Zweifelsfall gewinnt der Angestellte vor dem Arbeitsgericht, egal wie der Fall gelagert ist. Also stelle ich nur ein, wenn ich dauerhaft behalten will. Im Zweifelsfall muss die Bestandsmannschaft die Aufträge wuppen. Bei uns übrigens ohne Überstunden; wir regeln das an anderer Stelle (Abstufung nach Wichtigkeit - unwichtiges wird auf später verschoben).

Ich überlege mir also zweimal, ob ich wegen sechs Monaten guter Auftragslage mehr Leute einstelle. Und das nicht, weil ich ein Arbeitgeber-Ausnutz-Arschloch bin, sondern weil die Realität komplizierter ist als die meisten Angestellen sich das vorstellen, und die Firma letztlich für alles bezahlen muss.

Noch einmal zusammengefasst: Im Handwerk gibt es Überstunden, es ist ein Projektgewerbe. Azubilöhne sind schlecht (aber vorher bekannt). Mit dem Chef reden und eine für beide Seiten akzeptable Lösung suchen sollte jeder können. Überall im Leben, auch in der Ausbildung, muss mal auch mal die Arschbacken zusammenkneifen und das eine Weile durchhalten können. Wenn es wirklich nicht passt, dann kann man sich trennen.

Und was den stinkenden Fisch betrifft: Selbstverständlich bauen die Mitarbeiter genausoviel Mist wie der Chef. Was lässt Dich den glauben, dass die Mitarbeiter immer alles toll erledigen? Einfach alle Schuld dem Chef zuzuweisen ist so ein niedriges Niveau, damit disqualifizierst Du Dich für Diskussionen.
 
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inselino

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Im Handwerk gibt es Überstunden, es ist ein Projektgewerbe.
Und auch für dieses Projektgewerbe gibt es klare rechtliche Rahmenbedingungen an die sich im vorliegenden Beispiel ganz offensichtlich nicht gehalten wird.

Wenn es wirklich nicht passt, dann kann man sich trennen.
Was dann ein Freifahrtsschein für Ausbeutung ist denn "wem es nicht passt der kann ja gehen". Ganz im Gegenteil wird ein Schuh draus. Erstmal muss sich der Chef ans Gesetz und den geschlossenen Vertrag halten und dann bleiben noch genügend Details über die man sich einig werden kann.
 

Gelöschtes Mitglied 109767

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Ach bitte, als ob die Personalsituation sich so schnell anpassen liesse wie die Auftraglage sich ändert.
Wer zwingt dich Aufträge anzunehmen die deine Mannschaft nicht abarbeiten kann? Man muss auch "Nein" sagen können

Und was den stinkenden Fisch betrifft: Selbstverständlich bauen die Mitarbeiter genausoviel Mist wie der Chef. Was lässt Dich den glauben, dass die Mitarbeiter immer alles toll erledigen? Einfach alle Schuld dem Chef zuzuweisen ist so ein niedriges Niveau, damit disqualifizierst Du Dich für Diskussionen.

Ja - der Chef trägt die Verantwortung und ist i.d.R. auch schuld wenn was schief läuft. Denn er ist der einzige der was ändern kann. Die Schuld den Mitarbeitern zuzuschieben ist nicht fair.

Wenn ein Chef Aufträge annimmt, die die Firma mit normalen Mitteln nicht - und wenn dann nur mit dauernden, exzessiven Überstunden - abarbeiten kann, dann macht er was falsch und kann die Leistungsfähigkeit seiner Firma nicht einschätzen. Unwägbarkeiten müssen in einer Planung immer berücksichtigt werden - sonst plant man falsch. Aber Überstunden müssen immer die absolute Ausnahme bleiben.
Also - warum sollte man Aufträge annehmen die man nicht verdauen kann?

Überstunden bedeuten Mehrkosten für die Firma und Mehrbelastung für die Arbeiter.
Heißt in der Summe: mehr arbeiten und weniger verdienen - macht das als Firmeninhaber Sinn?

Und wenn Mitarbeiter "genauso viel Mist" bauen, dann liegt das oft an der Motivation = suboptimaler Führung oder zu hohem Zeitdruck.

Viele Grüße
Alois
 

fragnix

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@inselino: In der Realität haben wir Fachkräftemangel, und Angestellte können jederzeit kommentarlos kündigen. Wahrscheinlich bekommen sie im neuen Job eh mehr Lohn. Daher: Der Freifahrtschein existiert für Angestellte, aber quasi nicht für Arbeitgeber.

@Alos: "Die Schuld den Mitarbeitern zuzuschieben ist nicht fair" <= Die muss nicht immer zugeschoben werden, nicht selten liegt die Schuld ursächlich beim Mitarbeiter. Bei der Auftragsannahme nicht, klar. Aber nach wie vor: Was lässt euch glauben, das Mitarbeiter weniger Mist bauen als Chefs? Bei uns gibt es ein Dutzend Mitarbeiter, selbstverständlich bauen die in Summe viel mehr Mist als ich. Wobei ich gut im Rennen liege, soviel Ehrlichkeit muss sein :emoji_wink:

"Der Chef trägt die Verantwortung und ist i.d.R. auch schuld wenn was schief läuft. Denn er ist der einzige der was ändern kann."
Ja, das wird sicherlich immer wieder mal so sein. Aber eben häufig auch nicht. Da wurde alles perfekt geplant, und dann war plötzlich kein Material zu bekommen. Baustelle ist super wichtig, Geld ist genug vorhanden. Sobald das Material verfügbar ist, muss es weitergehen. Und nun kommst Du Super-Chef, und bringst das zu einem unbekannten Zeitpunkt ohne Überstunden unter.
Mir fällt dazu ohne Überstunden nur ein, dem Kunden zu sagen dass er dran ist wenn wir Zeit haben werden. Er wird mir eine Kündigung senden, und ich bin den guten Kunden dauerhaft los. Daran bin ich als Chef dann wahrscheinlich auch Schuld, ich bin ja die planerische Niete.

Ich glaube, ihr habt keine Vorstellung von der Komplexität, eine mittelkleine Firma zu führen. Klingt für mich wie Erziehungstipps von Nicht-Eltern.

"Und wenn Mitarbeiter "genauso viel Mist" bauen, dann liegt das oft an der Motivation = suboptimaler Führung oder zu hohem Zeitdruck."
Ja. Oder schlicht an schlechten Mitarbeitern. Nun höre doch mal mit dem Märchen auf, dass Mitarbeiter-Menschen super und fehlerfrei sind, und dass sie, sobald in eine Führungsposition befördert, zu kompletten Versagern werden. Das ist ja finsterstes Sozialisten-Mittelalter.
Höre Dich doch mal auf der Baustelle oder im Sozialraum um. Wenn Du da nur Leute findest, die pro Firma denken und agieren: Glückwunsch. Ich habe tatsächlich fast komplett solche Leute. Ich kenne aber genug andere, die die Firma übervorteilen wo sie können. Wieviele Beispiele hättest Du gerne, aus welchem Bereich: Zeit, Werkzeug, Firmeneigentum, Spesen, Kundeneigentum, Materialeinsatz...

Um Missverständnisse zu vermeiden: Meine Leute sind fast alle übernommene Azubis und seitdem bei uns. Wechselquote bei einem Dutzend Mitarbeitern: Etwa alle ein bis zwei Jahre ein Wechsel. Meiner Ansicht nach ist das ein deutliches Indiz, dass meine Leute sich bei mir wohlfühlen. Ich scheine also kein Arbeitgeber-Arschloch zu sein. Im Detail treffe ich ständig falsche Entscheidungen, meine Leute ebenso. Die meisten der falschen Entscheidungen sind nicht dramatisch, manche schon, auf beiden Seiten.
Meine besondere Position in der Firma ist, dass ich bei guten Aufträgen eine Gewinnausschüttung beschliessen kann, und bei schlechten Aufträge mir kein Gehalt auszahle, damit alle anderen eines bekommen. Zudem bin ich leider der Einzige mit einem kompletten Überblick. Deswegen müssen mir die Leute trauen, wenn ich eine Entscheidung fälle.
Und bevor als nächstes Sozial-Bashing gesagt wird, dass ich ja Herrschaftswissen im hohen Turm betreibe, wenn ich der einzige bin, der den kompletten Überblick hat: Ich versuche, drei Mitarbeiter auf meinen Stand zu bringen, nur gelang das bisher nicht. Zum einen ist es eine Zeitfrage, alles was ich mitbekomme immer weiterzugeben, zum anderen passiert viel in meinem Kopf, was die drei Kandidaten nicht immer nachvollziehen können. Ich bin halt der Visionär bei uns, und auch deswegen müssen Mitarbeiter meinen Entscheidungen folgen. Klar dürfen sie die bezweifeln, sind regelmässig aufgefordert mir zu sagen wenn ich Mist erzähle. Wir besprechen das häufig in der Runde, und im Allgemeinen stimmen sie mir nachher zu, dass meine Entscheidung korrekt ist.
Eine mögliche solche Entscheidung könnte sein, dass wir ein paar Monate Überstunden schieben. Kommt bei uns zum Glück quasi nicht vor. Wenn die Umstände es erfordern, würde ich aber keinen Moment zögern. Sinnvollerweise mit vorheriger Absprache mit den Leuten, womit wir wieder beim Reden wären, was ich dem TE empfohlen habe.

Mein Leitspruch ist übrigens: "Die guten Mitarbeiter gehen als erstes" [weil sie leicht einen anderen Job bekommen]. Ich versuche also so einen Kurs zu segeln, dass die besten Mitarbeiter gerne hier arbeiten. Für die anderen ist es als Beifang im Allgemeinen noch besser. Dennoch sage ich auch: Wenn Du zuverlässig 100% des Gehaltes ausgezahlt haben willst, dann fordere ich im Gegenzug 100% Leistung. 120% muss nicht sein, dass bezahle ich auch nicht. 90% reicht mir aber nicht. Wenn Du gestern gesoffen hast und heute Kopfschmerzen hast, dann wirst Du halt mit Kopfschmerzen arbeiten (oder Urlaub nehmen).
Um das nächste falsche Vorurteil gleich zu ersticken: Bei uns gilt "krank ist krank". Wenn jemand sich krank meldet, dann ist das so. Ich vertraue drauf, dass die Leute das richtig einschätzen. Geht mich nichts an, was sie haben, ob das vermeidbar gewesen wäre (was übrigens gemäß Arbeitsvertrag zu vermeiden wäre :emoji_wink: ). Mich geht nur etwas an, wie lange es wohl dauern wird, damit ich plannen kann. Wobei Du ja meinen könntest, dass ich planerisch versage, wenn sich drei Mitarbeiter krank melden und die anderen dann mehr erledigen müssen. Wahrscheinlich wäre es besser, ich würde drei weitere Mitarbeiter einstellen, um diesen Fall abzufangen. Ach ja, Du bist ja garnicht Unternehmer, redest ja wie die Jungfrau vom Kinde :emoji_wink:

Quintessenz: Lasst uns miteinander reden und versuchen, eine Lösung zu finden.
 
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Holz-Christian

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Das Problem bei dieser Diskussion ist das einige die Situation von der Industriewarte betrachten.
Wenn in einem industriellen Großbetrieb mal beispielsweise jemand längerfristig krankheitsbedingt ausfällt ist das nicht so schlimm wie bei einem handwerklichen Kleinbetrieb.
Der kommt dann mal schnell ins rudern.
 

inselino

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In der Realität haben wir Fachkräftemangel, und Angestellte können jederzeit kommentarlos kündigen.
In der Realität haben Fachkräftemangel aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen (im Vergleich).
Man kann nicht einfach so kündigen. Man hat sich irgendwo eingelebt, die Kinder sind in der Schule, man kann nicht nach belieben umziehen etc. Noch schwieriger ist es in der Ausbildung. Du findest ja nicht mal eben einen neuen Ausbildungsbetrieb der dich dann mitten in der laufenden Ausbildung übernimmt, mit besseren Konditionen, der dich einarbeitet etc.
 

fragnix

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In der Ausbildung ist es noch schwieriger, weil viele Betriebe einem Azubi misstrauen, der nicht der Lage ist, auch mal schlechtes Wetter auszusitzen. Vielleicht ist der alte Betrieb Mist, vielleicht ist der Azubi aber auch verwöhnt. Wenn es den Betrieb seit 10+ Jahren gibt, und der Azubi drei Monate durchgehalten hat, dann kann es durchaus sein, dass dieses Misstrauen nicht unbegründet ist.
Dennoch: Na klar gibt es Drecksbetriebe, ich kenne solche, und auch meiner ist nicht immer toll.

Fachkräftemangel (und hier verlassen wir endgültig das Thema): Liegt meiner Ansicht nach auch an mangelhafter Eigenwerbung. Ich liebe Tischlereien, aber wenige Betriebe zeigen diese Begeisterung für ihre Arbeit in Abschlussklassen. Auch mein jüngerer Sohn gehört in die Kategorie: Keine Begeisterung für einen Beruf, keinen wirklich konkreten Plan was er dauerhaft tun will, also studiert er. Das mag durchaus mit aufgeschobenen Entscheidungen zu tun haben.
Vielleicht schaffen wir den Bogen doch noch: Wenn der Azubi für die Tischlerei begeistert werden kann, dann gibt er/sie vielleicht nicht so schnell auf, wenn die Realität mal weniger-als-perfekte Rahmenbedingungen vorgibt.
Was mir aufgefallen ist: Die Ausbildungsgehälter musste ich deutlich anpassen, weil ich sonst nur die Leute bekomme, die ich nicht wirklich haben will. Der nächste Azubi wird mit 1200,- starten. Und da habe ich mich an die eigene Nase gefasst: Auch das Gehalt ist ein Teil der Attraktivität. Die echten Kosten einer Ausbildung sind eh nicht das Gehalt, sondern der in seiner Arbeit behinderte Geselle.

Die Handwerker in meiner Nähe, konkret Amelinghausen, haben ihr eigenes Marketing gut im Griff. Alle Gewerke zusammen stellen viel Eigendarstellung (meine ich positiv) her, und präsentieren sich regelmässig und attraktiv. Da steht auch mal am Ortseingang ein 20 m Banner mit 30+ lachenden Handwerkern und hochgereckten Daumen: Top! Ortsmagazin und Zeitungen: immer wieder präsent, immer positiv besetzt. Die haben's verstanden! Woanders habe ich so etwas noch nicht gesehen.

P.S.: "Man kann nicht einfach so kündigen": Was Du als Verhinderungsgründe aufführst, hat nichts mit Handwerk zu tun, und gilt doppelt so hinderlich für Betriebe (Ortswechsel). Ich bleibe dabei: Arbeitnehmer können einfach so kündigen. Sie werden nicht verklagt, sie haben kurze Fristen. Ja, sie müssen sich dann (vorher) Gedanken um einen neuen Job machen. Der ist aber einfacher zu finden als ein Betrieb neue Fachkräfte findet, also: Vorteil Arbeitnehmer.
 
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civil engineer

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In der Realität haben Fachkräftemangel aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen (im Vergleich).
Glaube ich nicht. Wir haben Fachkräftemangel, weil die Politik versucht jedem Jugendlichen (egal wie wenig hell im Kopf) irgendwie ein Abitur hinten rein zu schieben, damit der dann abgespeckt studieren kann und dann studiert auf einer Sachbearbeiterstelle sitzt, die vor 25 Jahren mit einer Person besetzt war, die eine Berufsausbildung hinter sich hatte.

Und dann bleiben für Handwerk / Industrie, auch aufgrund der Geburtenraten, nicht mehr viel übrig.
 

Holzfummler

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Moin,
der Chef ist der Kapitän. Verhält er sich falsch oder steuert einen Kurs, den die Mannschft nicht mitgehen kann/will, gehts früher oder später schief.
Es ist auch nicht jeder zum Chef geboren und nur das Betriebsklima zeigt, ob der Chef gut ist oder nicht.
Fachkräftemangel ist durch die Industrie und Politik verschuldet.
Die Industrie will häufig einem 50-Jährigen das Gehalt eines Anfängers zahlen, das passt nicht.
Die Politik verschläft seit Jahrzehnten eine sinnvolle Ausbildungsstruktur (ich will nicht politisch werden).
Schlechten oder besser anstrengenden Arbeitsbedingungen lassen sich nur durch Motivation und Wertschätzung abfedern, wobei Geld ein kurzatmiger Motivator ist.
Mein Rat an die Azubis und Chefs: redet miteinander und schafft eine Win-Win-Situation. Oder stimmt mit den Füssen ab.
Gruß
Thomas
 
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