Erfahrungen & Empfehlungen: Laserscanner + Punktwolken im Tischlereialltag

jorge_sch

ww-pappel
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Hallo zusammen,

ich bin in leitender Funktion in einer Tischlerei mit ca. 30 Mitarbeitenden und beschäftige mich intensiv mit der Optimierung unserer Prozesse – u. a. Projektmanagement, Digitalisierung und Fertigung.

Unser Leistungsspektrum ist breit: Fenster, Haustüren, Treppen, Innenausbau, Möbel, Küchen, Außenbereich und viele Sonderlösungen im gehobenen Segment.
Konstruiert wird bei uns fast alles in TopSolid Wood, mit Ausnahme der Treppen (Compass) und Standard-Dreh-Kipp-Fenster.

Maschinell sind wir sehr gut ausgestattet, u. a. mit einer HOMAG BOF 211 und einer Centateq P310 (5-Achs) – bei der ich besonders viel Potenzial für Spezialteile sehe, vor allem mit einem präzisen digitalen Aufmaß.



1. Laserscanner – Empfehlungen gesucht

• Welche Scanner (Stativ / mobil / SLAM) eignen sich für den Innenausbau?

• Erfahrungen zu Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Handling & Preis-Leistung?



2. Punktwolken → TopSolid / Compass

• Wie hoch ist der reale Aufbereitungsaufwand?

• Welche Software nutzt ihr zur Registrierung?

• Welche Formate funktionieren am besten?

• Wo liegen typische Stolperfallen?



3. Mehrphasiges Aufmaß

Wir messen oft, bevor z. B. Böden oder Fliesen fertig sind und ergänzen dann kurz vor der Fertigung nochmal die tatsächlichen Raummaße in unsere variabel angelegte Zeichnung

• Funktioniert ein zweiter Scan später zuverlässig?

• Wie stabil lassen sich beide Punktwolken kombinieren?

• Welche Toleranzen berücksichtigt ihr?



4. Vorplanung → Punktwolke

Kann ich ein vorgezeichnetes Projekt in die Punktwolke importieren und exakt an die Realität anpassen?

• Funktioniert das gut in TopSolid?

• Ab welcher Punktwolkengröße wird es unübersichtlich?



5. TopSolid + Punktwolken

• Performance / Hardware

• Arbeiten mit Clipping, Ebenen, Referenzflächen

• Anpassung parametrischer Bauteile

• Übergabe an CNC (insbesondere 5-Achse)



6. Stand der Technik – 2025

• Wie gut sind moderne Scanner?

• Sind mobile/SLAM-Scanner inzwischen präzise genug?

• Wo liegen die Grenzen?



7. Zusatz: Erfahrungen mit Palette CAD?

Ich schaue mir parallel Palette CAD an, besonders wegen der starken Visualisierung und dem transparenten Schulungsangebot.

Diese Transparenz wünsche ich mir bei TopSolid mehr – gerade was Schulungen, Neuerungen und Dokumentation angeht.

Daher meine Fragen:

• Nutzt jemand Palette CAD für Fenster, Türen oder Sonderlösungen (nicht nur Möbel/Küchen)?

• Wie flexibel ist das System in diesen Bereichen und gibt es schon Erfahrungen mit der Verarbeitung von Punktwolken?

• Wie gut eignet es sich für komplexe Visualisierungen?

• Wie ist die CNC-/Fertigungsanbindung?

• Wie hoch ist der Einarbeitungsaufwand?


Ich freue mich über eure Erfahrungen, Tipps und Einschätzungen.


Vielen Dank im Voraus!
 

wirdelprumpft

ww-robinie
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was willst du denn so ausgeben?
Das Problem seit es den Leica 3D Disto nicht mehr gibt gibt es auch kein wirklich billiges System mehr.
Hottscan ist ok - solange man nie mit einem 3D Disto gearbeitet hat.....und auf Mietsoftware steht ca. 1000 Euro/Jahr
Der Nachfolger des 3D Distos ist der Icon IC20/50
Ich hatte den 3D Disto für 7000€ gekauft letzter Preis 9000 oder so der neue ist geringfügig teuerer mit +-25000 Euro alternativ der BLK360 mit Punktwolke aber der kostet noch mehr.
Flexijet liegt bei 14000€
Aus kostengründen hab ich mir den Sermoon S1 zugelegt - der macht Punktwolke d.h. der braucht ne Workstation dazu die mehr kostet als der Scanner....kann allerdings noch nicht sagen ob der für Raumscannen wirklich taugt.
Vermutlich nehm ich noch das günstige Disto Messgerät mit Stativ dazu - z.b. für Küchenarbeitsplatten das hat aber keinen Automodus für Linien etc. jeder Punkt muss von Hand eingestellt werden.
Punktwolken mit mehr als ein Million Punkten erzeugen sehr große Datenmengen mit dem nachher nicht jedes CAD klar kommt.
Der 3D Disto hatte im Schnitt so 150-300 Punkte je nach dem.

Mit 3D Disto konnte man 3 Referenzpunkte messen.
Darüber konnte man das Gerät versetzen und ggf. auch nochmal neu Aufstellen.
Auch praktisch war das anzeigen lassen von Punkten aus DXF- hatte Pinnwände aus Weichfaserdämm je 8 Löcher in Reihe aufgehängt.
Der 3D Disto konnte dann die Bohrpunkte an der Wand anzeigen sowas ist mit unter Praktisch.
Hottscan hat die Option (Referenzpunkte) nicht, die machen das über die Software.
 

jorge_sch

ww-pappel
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Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung, das hilft mir wirklich weiter.

Mir ist grundsätzlich bewusst, dass solche Systeme teuer sind. Trotzdem denke ich, dass es sinnvoll ist, lieber etwas mehr zu investieren, wenn man dafür ein genaueres und langfristig zuverlässiges Gerät bekommt, das im Handling besser funktioniert. Am Ende ist es ja eine Investition über mehrere Jahre – und wenn man dadurch produktiver wird, sollte sich das langfristig bezahlt machen.

Ich habe mich inzwischen auch schon über den Faro-Scanner informiert. Der liegt preislich natürlich nochmal deutlich höher, teilweise um die 40.000 €. Interessant wäre für mich wirklich, ob sich dieser Preis durch eine echte Zeitersparnis bei der Montage rechtfertigen lässt.

Denn ein klassisches, detailliertes Aufmaß vor Ort kostet einfach sehr viel Zeit. Ein Scan dagegen ist vermutlich in wenigen Minuten erledigt – und man vergisst kein Maß und hat wirklich alles bei sich. Das ist für mich ein großer Vorteil.

Wichtig wäre für mich aber auch zu wissen:
Wie schnell lässt sich so eine Punktwolke anschließend aufbereiten, damit man sie sinnvoll im CAD weiterverarbeiten kann und den Raum dann in 3D hat?


Das spielt für den tatsächlichen Mehrwert ja eine große Rolle.
 
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wirdelprumpft

ww-robinie
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Mein 3D Disto ist leider defekt (Hochwasser), deswegen hab ich was neues gebraucht.
Die Präzision war super. Für Küchenarbeitsplatte die ins Fenster läuft etc.
Gescannt - aus der Scannerlinie Kontur erzeugt und mit 3 mm Luft gefräst. Auf Baustelle reinlegen und fertig.
Sowas geht in Minuten. Aber komplexere Dinge dauern auch mal ne Stunde und mehr.
HottScan war eigentlich gut der hat mir das Gerät in der Werkstatt vorgeführt bis zum bitteren Ende - sprich Fenstersims mit schräger Leibung gemessen - danach auf meiner CNC gefräst und es hat gepasst.
Aber die Bedienungssoftware war nicht meins und Miete von Software lohnt sich bei mir nicht.
Mann muss aber unterscheiden der Hottscan, Flexijet, Leica Icon machen einzelne Punkte und keine Punktwolke.
Der BLK - Fargo die Arbeiten mit Punktwolke also Millionen von Punkten die ein Gitternetz ergeben. Die erfassen den ganzen Raum.

In der Weiterverarbeitung macht das ein unterschied. Bei Punktwolken muss ich mir die Linie erzeugen oder durch Boolschen ein Werkstück von der Wand abziehen. Mein Pytha CAD kommt damit nicht wirklich klar.

Disto und HottScan erzeugen Linien bzw. Flächen mit ein paar Punkten was deutlich einfacher ist für Kontur an Küchenarbeitsplatte oder Rundbogenfenster etc.

Bei Komplexen Sachen wie Transporterausbau oder Schrank unter Treppe hat das Punktwolkenmodell Vorteile. Ist kompliziert das ganze mit wenig Worten zu erklären.

Am besten ein Außendienst des Geräteherstellers kommen lassen.
Was aufmessen und das gleich oder hinterher auf der CNC fräsen.

Vieles geht im Kopf deutlich besser als in Wirklichkeit - 5 Achs CNC kann viel aber hat manchmal dann halt abartigen Programmieraufwand.

Super war der 3D - Disto für Dachschrägenschränke oder Blockrahmen mit Sonderform.

Einfacher Test
Lasernessgerät nehmen und sich in ein Raum stellen und von einem Standpunkt aus versuchen alle Ecken zu erreichen. So arbeiten die Scanner. Man merkt recht schnell das es viele Punkte gibt die nicht erreichbar sind wenn z.B ein Sofa im Weg steht oder eine Säule etc. deswegen ist der Standortwechsel des Scanners ein Thema.
Der Icon 50 hat das recht gut gelöst die verdeckten Punkte zu erreichen - Stab mit Kugel die vom Scanner erfasst wird.
 
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mj5

ww-robinie
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Moin!

Ich finde dieser Faden gehoert in "Holz & EDV" verschoben.
Und dort ganz oben angepinnt!
In der Hoffnung, das sich auch weiterhin eine solche "handfeste" Diskussion entwickelt. Professionell, aus der Praxis.
Grosses Dankeschoen @jorge_sch und an @wirdelprumpft !

Leider habe ich in der Richtung jahrelang nur gegen Windmuehlenfluegel angekaempft anstatt praktische Erfahrung zu sammeln.

Eine Frage haette ich: Wie sieht es aus im "modernen" Hochbau?
Noch unbeplankte Trockenbauwaende mit Blechprofil - da hat schon mein simpler Leica Distanzlaser aufgrund der Reflektion und dem schlechten Fokus des Laserpoints oft die Graetsche gemacht.
 

wirdelprumpft

ww-robinie
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bei glänzenden Oberfläche
da muss man beim 3D Disto etwas aufpassen, da kam ab und an nicht das gewünschte Ergebnis, aber das sieht man ja während dem Scannen und kann ggf. mit etwas Kreppband Abhilfe schaffen. Kam aber nicht oft vor.

3D Vermessung war bei mir recht schnell ein Thema nach dem ich meine erste 5-Achs hatte.
Fand es nervig die Schablone in Digital umzuwandeln vor allem bei Dachschrägenschränken.
Der andere Grund war BIM aber das Thema hat sich anders entwickelt als ich es erwartet hab.
Was mich auch wundert ist das es keine billige China Variante vom BLK oder Fargo gibt
bzw. 3D Disto, Flexijet etc.
 
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