Jugendstil Fenster und Türen: wie wurden sie hergestellt?

9watts

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Ich bin vom Jugendstil begeistert und möchte lernen wie die entsprechenden Fenster und Türen ursprünglich hergestellt wurden, und auch wie man heute evtl vorgehen würde wenn man so etwas nachbauen wollte. Die Kurven haben es in sich!
Hier in den USA wird diesbezüglich gleich eine Doppelspindelfräse vorgeschlagen. Hab ich zwar nicht vorrätig, könnte man aber evtl erstellen. Habt ihr mit so etwas Erfahrung? Vorschläge wo man nachfragt? Gibt es entsprechende Literatur? Ich hab schon gesucht bin aber noch nicht fündig geworden.

Im Anhang einige (für mich) besonders interessante Exemplare aus Belgien.

Besten Dank.

Reuben Deumling
 

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joh.t.

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Oberfräse und Schablonen

Wie Johannes schon sagte 1:1 Aufriss dann Verbindungen verleimen, Schablonen drauf, Mit OF bündig mit den Schablonen machen dann mit passendemn Fräsern passenden Ofs die Profile einfräsen.
 
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Johannes

ww-robinie
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Hallo Reuben,
herzlich Willkommen hier. Jugendstil Türen wurden ja vor gut hundert Jahren gebaut, da war Handarbeit mit etwas Maschinenunterstützung angesagt. Also zuerst eine Entwurfszeichnung im Massstab 1:1 dann die Stücke richten, oft mit Unterstützung durch eine Bandsäge. Die Zapfenverbindungen dann wieder von Hand, die Profile oft mit Profilhobel oder Kratzstock. Die von dir gezeigten Entwürfe wurden sicher in Betrieben gefertigt, die schon jahrelange Erfahrung in diesem Bereich hatten.

Es grüßt Johannes
 

9watts

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Besten Dank!
Differenziert ihr im Sprachgebrauch zwischen diesen zwei Varianten? Nennt ihr beides Oberfräsen? Welche Maschine meint ihr hier?
 

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carsten

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Hallo

die filigranen Verzierungen sind nur vorgesetzt. Meist sogar mit Abstand damit das Holz

Das linke ist eine stationäre Oberfräse auch häufig als Kopieroberfräse bezeichnet. Früher eher im Bereich der Serienfertigung zu finden. Huete ein echter Exot. In der Regel sind wenn wir hier von Oberfräsen OF reden die Maschinen ähnlich denen im rechten Bild.
 

Roterbischof

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Hallo, das wichtigste ist die Zeichnung, das bekommt man n hin, wenn man ausreichend Erfahrung hat. Oder man zeichnet mal und läßt sich hier immer mal wieder bei Zwischenergebnissen beraten. Der Rest klappt dann schon.
 

9watts

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Verstanden. Ich habe viele davon in jeder Größe. Das krieg ich schon hin. Mit den Zeichnungen und Schablonen wohl auch.
Diesen Sommer hab ich was Vergleichbares und doch gänzlich Anderes mal versucht.
 

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Johannes

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Verstanden. Ich habe viele davon in jeder Größe. Das krieg ich schon hin. Mit den Zeichnungen und Schablonen wohl auch.
Diesen Sommer hab ich was Vergleichbares und doch gänzlich Anderes mal versucht.
Prima, dann weißt du ja was Fleissarbeit ist.
Ich würde zunächst mal Skizzen im Maßstab 1:10 machen. Wenn dann klar ist wie die Tür oder Türanlage aussehen soll, die Zeichnung in 1:1 machen. Am besten auf eine Platte ( z.B.. MDF), das kann man sich dann hinstellen und bewerten, ob die Proportionen passen. Es folgt dann die Konstruktion der Verbindungen und schon kann es losgehen.
Viel Erfolg und lass uns teilhaben.

Es grüßt Johannes
 

9watts

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Mit einer Doppelspindelfräse kann man bei kurvigen Teilen in entgegengesetzte Richtungen fräsen um immer mit dem Holz/den Jahresringen zu schaffen und nicht entgegengesetzt. Eine Oberfräse aber dreht sich meines Wissens immer gleich so daß man bei solch einer Arbeit Gefahr läuft daß die filigranen Teile auseinanderfliegen, es sei denn, man verleimt zuvor die Teile aus Furnieren. Wie seht ihr das?
 

Mathis

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Viele dieser geschweiften Sachen wurden um 1900 auf einer ganz normalen Tischfräse mit Anlaufringen und einer Schablone gefräst. Die Fräser waren Kronenfräser, in beiden Laufrichtungen fräsend, sodass es kein Fräsen gegen die Holzrichtung gab.
Die Verwendung von Schablonen ermöglichte da auch eine rationelle Serienfertigung.
 

9watts

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Viele dieser geschweiften Sachen wurden um 1900 auf einer ganz normalen Tischfräse mit Anlaufringen und einer Schablone gefräst. Die Fräser waren Kronenfräser, in beiden Laufrichtungen fräsend, sodass es kein Fräsen gegen die Holzrichtung gab.
Die Verwendung von Schablonen ermöglichte da auch eine rationelle Serienfertigung.
Kronenfräser ist ein für mich unbekannter Begriff, klingt aber in deiner Beschreibung wie das was ich Doppelspindelfräser nenne. So etwas?

Es geht nämlich genau darum: das man in beiden Laufrichtungen fräsen kann.
 

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isso

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An der Tischfräse kannst du die Laufrichtung ändern, bei der Oberfräse kann man die Schablone in den meisten Fällen auf die andere Seite des Werkstücks setzen.
 

9watts

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An der Tischfräse kannst du die Laufrichtung ändern,
interessant. Hier in den USA (jedenfalls bei den industriellen Tischfräsen) nicht. Aber das würde natürlich das Problem lösen—insofern man die entsprechenden Fräskopf—Paare parat hat.
bei der Oberfräse kann man die Schablone in den meisten Fällen auf die andere Seite des Werkstücks setzen.
Meinst du rechts und links? Oder oben und unten? Ich kenne mich mit Schablonen + Oberfräsen schon ein bisschen aus aber bin mir nicht klar was du beschreibst?
 

9watts

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Jetzt habe ich glaube ich verstanden: Schablone auf die umgekehrte Seite (unten) befestigen und so von der entgegengesetzten Richtung fräsen. Das klappt aber bei Fenstern und Türen eigentlich nicht da das Profil ja nicht symmetrisch ausgelegt ist sonder auf der einen Seite die Glasnut ist und auf der anderen Seite ein von innen sichtbares Profil.
 

isso

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Klar, du wirst ja kaum mit der OF in einem Durchgang die Kontur und das Profil fräsen.
 

dieweltistrund

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Doppelspindelfräser
Kronenfräser ist ein für mich unbekannter Begriff, klingt aber in deiner Beschreibung wie das was ich Doppelspindelfräser nenne. So etwas?

Es geht nämlich genau darum: das man in beiden Laufrichtungen fräsen kann.
Hello and welcome Mr. 9watts,

if you prefer we can talk english privat about your questions. Drop me a line, if it is easyer for you?!

Ansonsten in Deutsch. Die von Dir gezeigte Doppelspindelfräse ist eher dafür gedacht ein Werkstück (z.B. ein geschwungenes Stuhlbein o.ä.) mit einer Handaufnahme an einer (beidseitigen) Schablone o.ä. zufräsen.

Das ist dann sehr rationell und immer gleich bei einer hohen Stückzahl.

Aber es ist auch nicht ungefährlich, weil man muß sehr aufpassen beim Wechsel bzw. Überschlag von einer Spindel auf die andere... Besonders bei Gleichlauf.

Da sind früher schon sehr viel schlimme Unfälle passiert, besonders bei hohen Stückzahlen und zunehmender (auch geistiger) Ermüdung!

Gruß
Jörg
 

yoghurt

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Hallo,
der Begriff „Kronenfräser“ ist mir auch noch nicht begegnet. Sind das Fräser bei denen man die Drehrichtung wechseln kann um jeweils im Gegenlauf zu arbeiten? Gibt oder gab es so etwas?
 

Holzrad09

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der Begriff „Kronenfräser“ ist mir auch noch nicht begegnet. Sind das Fräser bei denen man die Drehrichtung wechseln kann um jeweils im Gegenlauf zu arbeiten? Gibt oder gab es so etwas?
Ja sowas gab es.
Hab sie auf dem Bild mal rot eingekreist.
LG
 

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yoghurt

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Kannst Du trotzdem die technischen Eigenschaften beschreiben? Mich interessiert das Prinzip, ich will so etwas nicht einsetzen!
 
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