Alte Kommode - neue Schubkastenführungen

Leselicht

ww-ahorn
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Ich probiere die Reaktivierung bei einem Schub aus. Aber ohne leichtgängige tägliche Nutzung hat die Kommode für mich keinen Sinn. Und für 150 Jahre rumstehen lassen habe ich keinen Platz. Ich versuche eben, das Stück reversibel zu modernisieren. Innen muß ich vermutlich Travers einziehen als Auflager der Schienen. Die leime ich punktweise, damit man sie ohne Schaden wieder ausbauen kann. Keine Schrauben, die Löcher machen.
 

Leselicht

ww-ahorn
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Vielleicht gibt es irgendwo einen speziellen Beschlag dafür, den man nur einklemmt ohne Schrauben und extra flach. Ich muß suchen...
 

flüsterholz

ww-robinie
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Hab ich so auch noch nicht gesehen, ist aber sicher original so:
Interessante These. 100% sicher bin ich mir auch nicht, aber da sind doch ein paar Indizien, die gegen einen Originalzustand sprechen würden. Zum einem gehts mir wie dir, hab ich so noch nie gesehen. Außerdem die Abstufung des Bodens. Spricht auch für eine nachträgliche Bearbeitung. In die Eiche wurde eine neue Nut eingefräst und der Boden an die Nut angepasst. Dann die Schäden an der Traverse. Die müsste, meiner Meinung nach, nach 150 Jahren sehr viel mehr eingelaufen sein. Auch die Farbe der Eiche sieht mir neueren Datums aus. Die müsste eigentlich schon dunkler sein. Ist aber anhand von den paar Fotos alles nur spekulativ.
 

Mathis

ww-robinie
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Mathis

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Außerdem die Abstufung des Bodens. Spricht auch für eine nachträgliche Bearbeitung. In die Eiche wurde eine neue Nut eingefräst und der Boden an die Nut angepasst. Dann die Schäden an der Traverse. Die müsste, meiner Meinung nach, nach 150 Jahren sehr viel mehr eingelaufen sein.
Die Abplattung am Schubkastenboden wurde bei der Herstellung mit einem Falzfräser hergestellt, der keine konische Schräge wie ein Abplattfräser schuf, sondern einfach nur eine Abplattung wie ein tiefer Falz. Wofür eine konische Abplattung in einer Nut gut sein soll? Keine Idee.
Dass die Abplattung nicht nachträglich angefräst wurde, erkennt man schon an der Farbe der Kiefer: beide Flächen haben exakt die gleiche Farbe, diese Abplattung wurd mit einem scharfen Fräser gefräst, und das wars.
Boden.jpg
Dann die Schäden an der Traverse. Die müsste meiner Meinung nach, nach 150 Jahren sehr viel mehr eingelaufen sein.
Da Schubkastenseite und Laufleiste aus Eiche waren, sind die so untypisch wenig eingelaufen. Kein Wunder, wenn man die sorgfältige Holzauswahl bedenkt.
 

flüsterholz

ww-robinie
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diese Abplattung wurd mit einem scharfen Fräser gefräst, und das wars.
Das interessiert much jetzt aber doch. Meines Wissens wurden die meisten Holzbearbeitungsmaschinen in Manufaturen erst vereinzelt ab 1890 bzw intensiv dann ab 1920 eingesetzt. Hast du da eine Quelle?
Die meisten Schubladenböden sahen in der 2. Hälfte des 19 Jhd im übrigen wie folgt aus, also flach oder einseitig konisch. 20250623_065526.jpg 20250623_065033.jpg
 

welaloba

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Dass ein Schubladboden abgeplattet wird auf irgendeine Art, ist doch völlig normal - das bedeutet, dass der Schlitz in der Schubladenseite nicht so "groß" sein muß. Je nach Ausstattung wurde diese Abplattung mit dem Schrupphobel gemacht oder eben gefräst. Frühere Schubladen (im Barock so gut wie immer und im Empire auch noch hin und wieder) waren von unten aufgenagelt. Ich zeige eine kleine Schublade aus einem Sekretär von 1790, ich hoffe, das ist zu erkennen.
Gruß Werner
boden 1.jpg boden 3.jpg
 

weissbuche

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Die Standartmaschinen gibt es seit Anfang bis Mitte 19. Jahrhundert. Das Problem war der Antrieb. Nur in größere Werkstätten lohnte sich eine Dampfmaschine. Für Verbrennungsmotoren gilt das Gleiche. Erst die Elektromotoren lösten dieses Problem. Strom gab es flächendeckend bei uns so ab dem 1. Weltkrieg.
 

flüsterholz

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So hatte ich das auch in Erinnerung. Maschinen gab es zwar, wurden aber aufgrund der hohen Kosten im Metallbereich eingesetzt. Erst mit verfügbarem Strom wurden sie für Schreinereien interessant. Es gab hier mal eine Ausstellung im Technikmuseum Mannheim zu dem Thema mit schönen Maschinen aus dem Jugenstil. Die waren noch richtig schön verziert. Bandsägen, Kreissägen, Bohrmaschinen, Pressen etc. An eine Tischfräse kann ich mich nicht erinnern. Aber eine schöne Ausstellung, auch zum Mitmachen für Kinder. Ich kann mich noch an eine Wippdrechselbank erinnern, an der man das Drechseln probieren konnte. Wer saß am längsten dran?
Faszienierend war auch die erste Formatkreissäge. Ich meine, von Martin.
Aber die Ausstellungen dort im Technikmuseum sind immer gut gemacht, insbesondere die Sonderausstellungen. Auch für Kinder. Auf jeden Fall einen Besuch wert.
 
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