Projekt breiter Schreibtisch - Gehrung, Versteifung, Vorgehen

holtzer

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sued baden
Moin liebes Forum,

mein nächstes Projekt soll ein Schreibtisch werden. Grundsätzlich weiss ich was ich will, das Grundkonzept steht und nun geht es an die Details und Planung der Ausführung. Da würde ich mich über ein paar Tipps von euch freuen. Kleine erste Skizze anbei...
  • Der Tisch soll 2400 x 700 messen und 76 cm hoch sein. Material: Birke Mulitplex, 21 mm.
  • "Füsse" als "Wangen" nur rechts und links.
  • Tischplatte oben mit Möbellinoleum belegt (Unterseite ggf. mit Gegenzugpapier, falls bei der Stärke der Platte erforderlich; ich habe bereits einen Tisch so gebaut, dort funktionierte es ohne; das hatte der Linoleum-Lieferant vermutet); die Seitenteile bleiben "roh", vlt gewachst/geölt/Klarlack-lackiert (muss ich noch entscheiden)
  • Alle Kanten kleine 45° Fase.
  • Die Füsse sollen nur 500 tief werden.
    Das liegt einfach daran, dass, wie auch immer ich es drehe und wende, das übernächste Projekt berücksichtige, bei Tiefe der Füsse in 700 (Tiefe des Tisches) ich 1 ganze Platte MPX mehr bräuhte und recht viel Verschnitt hätte. Man sieht es später kaum... Ich möchte das Holz gerne im Fachhandel kaufen und nicht im Baumarkt und dort bekomme ich hier in der Nähe nur ganze Platten...
  • Der Tisch steht (und wird dort immer stehen) an einer Wand. Also könnte man ihn hinten auf eine Leiste auflegen und dort verschrauben. Alternativ oder zusätzlich ein "Kantholz" und drunter, quer, als Versteifung gegen durchhängen. Da hatte ich auch überlegt ein Stahl-Winkelprofil einzufräsen (15x15) - kA ob das was bringt.
    Das mit der Querverstrebung hätte später noch den Vorteil, dass man dann dort gut Steckdosen usw. anbringen könnte
  • Verbindung Seitenteile (aka Füsse) - Tischplatte: Gehrung und Flachdübel (auf die 500 3 oder 4 pro Seite
  • (später hänge ich vlt noch ein/zwei kleine Fächer und die Platte für Papier, Stifte usw)
  • (hinten in die Tischplatte ein paar Bohrungen für Kabel, Monitorhalterung (die könnte aber auch an die Wand))
Da geht es mit meinen Fragen los
1. Reihenfolge: erst die Tischplatte mit Linoleum belegen und dann Gehrungsschnitt und Verbindung? Oder das Linoleum später drauf? Wenn ich das als erstes mache habe ich ja 2 verschiedene Materialstärken: Tischplatte 21 mm plus 2 mm Linoleum und Seitenteile 21 mm - das wird doch spannend beim Flachdübeln/verleimen?

2. Das Verleimen der Gehrung - Korpuszwingen habe ich noch keine (sind auf der Einlaufsliste sowieso... aber nur 800er...) aber wohl am besten mit Auflagen und 45° Einschitten (wo wie im paralleln Faden gezeigt) und innen z.B. ein KVH als 90° Gegenstück? Allerdings - wie mache ich das in der Mitte, also z.B bei 350 mm ; vlt fehlt mir da die Vorstellungskraft, aber da komme ich ja nicht überall mit Zwingen hin, oder? (solche Zulagen habe ich noch nicht - als nächste kommen aber ein paar kleine Kisten, die könnte ich auch auf Gehrung verbinden und dann die Zulagen gleich nochmal verwenden)

Das mal für den Anfang - ich wäre euch fürs Mitdenken und Tipps sehr dankbar. LG aus Südbaden/NW-CH

P.S. Falls das noch wichtig ist. Vorhandene Werkzeuge: TS mit Schienen (Festool, z.T. youtool), Flachdübelfräse (Makita), noch wenig Zwingen. kleine Makita OF. Für die nächsten Projekte könnte eine (Dewalt) TKS dazukommen; ich bin das viele neu anlegen und Geraffel bei kleinen Bauteilen satt...

P.S. ich wollte noch ergänzen, dass das mit der Gehrungsverbindung kein hartes Muss ist - es ist eine Idee, ich fänd das optisch einfach schön... Wenn das zu aufwendig ist, dann lege ich die Platte halt einfach auf die Seitenteile...
Bei der Plattenstärke würde ich mich ein paar mm hochhandeln lassen, es soll einfach optisch leicht bleiben.
Im Raum ist ansonsten alles aus 15 mm oder 18 mm MPX (weiss beschichtet), allerdings nix auf Gehrung bis jetzt.

Schreibtisch.jpg
 
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happyc

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Einen a.d. Waffel
Unsortierte Gedanken:
- Was passiert mit den 20cm Gehrung, die nicht von den senkrechten „Wangen“ verwendet werden?
- sieht das gut aus? 70cm Tisch und 50cm Seiten? Sieht genau danach aus was es ist: nicht genug Material gehabt..
- 2400mm MPX können sich ganz ordentlich durchbiegen, ich würde mindestens eine , besser zwei Längstraverse drunter setzen
- Längs- und Quertraverse zwischen den wie-auch-immer-gearbeiteten Füßen steifen die Konstruktion aus
- mach aus den Resten (aus Tischplatte + 4 Traversen) 4 Stück L-förmihre Füße, die kannst du dann auf Gehrung verleimen und drunter setzen.
- wie bringst du den Pressdruck für das Lino auf?
 

holtzer

ww-kirsche
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danke Dir @happyc für die schnellen Gedanken. Gute Punkte.

- Genau, was passiert mit den 20 cm . hört die Gahrung da einfach auf?
- Sieht das aus? Hmm, vlt sogar ja. Wie gesagt: man sieht es nicht wirklich. Der Tisch nimmt beinahe den ganzen Platz ziwischen einem Schrank (lnks) und Fesnter (rechts) ein. Vor dem Fenster (bodentief, deshalb muss es aber auch von der Seite, also draussen gut aussehen) steht noch ein Side/Lowboard L-förmig zum Tisch, der Tisch geht über dieses Board drüber, der dann wie ein grosser Rollcontainer wirkt (das Board ist auf Rollen). Auf der Seite ist die Lücke also kaum sichtbar, es kommt dann nur noch ein Vorhang. Links wird dann noch ein Fach für Papier und Co kommen, vlt 400 hoch mit Tür, das dann auch die Lücke überdecken würde.
Aber Du hast schon recht - gefühlt ist das ein wenig Gemurkse - einfache Designs sind oft von alleine stimmiger... Vlt ist mein auferlegter Sparzwang da langfristig nicht gut... Vlt kann ich auch einen Schreiner fragen, ob der mir 1,5 Platten verkauft und ein wenig am Zuschnitt verdienen mag... (aber gefühlt mögen Schreiner das nicht?)

Zum Durchbiegen: WIe gesagt, ich könnte das ganze hinten auf eine Leiste legen, die in die Wand geschraubt würde. Dann ist es hinten schonmal sicher und liegt auf der gesamten Breite auf.
Was passiert aber vorne in der Mitte...? Eine Quertraverse (also, was nennen wir hier "quer"? die 2400er Breite?) dann noch ca. 250-300 von der Wand hinten entfernt. Es wäre schön, wenn weiter vorne nichts wäre (weil eben noch ein paar Fächer angehängt werden könnten und weil man's vlt nicht sehen soll. Aber Statik vor Optik :emoji_wink: Daher die vlt schräge Idee mit dem eingefrästen/-geklebten/verschraubten Stahl-Winkelprofil (oder auch 2 oder ein U) weiter vorne quer.
DieseTraversen auch aus MPX (vlt Resten), dann "hochkant", also andere Richtung der Verleimung der Platten, 100 mm hoch oder reicht weniger?, verleimt und verschraubt?
P.S. - die Tisch soll auf die gesamte Breite kein weiteres Bein o.ä. haben, weil ich unter dem Tisch einen sehr breiten (Foto-) Drucker unterbringen muss, der auf einem flachen Rollcontainer steht. Es ist beengt in dem Raum, geht leider sonst nicht...... Optisch bin ich dazu Minimalist...

Den vorletzten Punkt (L-förmige Füsse) verstehe ich leider nicht, wie und wo Du das meinst...

Pressdruck - man könnte es mit Kontakt Kraftkleber machen, habe ich schon, das ist mir aber unsympatisch. Oder Naturlatexkleber - den habe ich bei einer ähnlichen Tischdimension schon erfolgreich verarbeitet, Keinerlei Blasen, Kanten liessen sich gut verarbeiten, sieht bis heute (4-5 Jahre her) gut aus - Eigengewicht plus noch eine Platte drauf, vlt noch etwas was so rumlag (Gehwegplatten oder so), vlt hatte ich auch noch 20 min draufgesessen :emoji_wink:, allerdings trocknet/härtet der viel länger, da müsste man schon drauf übernachten. Davor hatte ich beim ersten Tisch (der nur eine u-förmig, also an 3 Seiten aufgehängte Platte ist) Angst, aber da das dann so gut funktionierte bin ich da jetzt eigentlich relaxed. Die Anleitung des Klebers sagt nur "vollflächig beschweren"... Keine Specs zum Anpressdruck.
 
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IngoS

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Daher die vlt schräge Idee mit dem eingefrästen/-geklebten/verschraubten Stahl-Winkelprofil (oder auch 2 oder ein U) weiter vorne quer.

Hallo,

das bringt fast nix. Für die Biegesteifigkeit sind drei Dinge wichtig Höhe, Höhe, Höhe.
Wenn du da ein Winkelchen einfräst, ändert sich die Höhe nicht, also...
Die Höhe eines Trägers wirkt sich statisch im Quadrat aus. Ein 8cm hohes Brett ist vier mal biegesteifer, als ein 4cm hohes Brett gleicher Dicke.
Wenn das halbwegs stabil sein soll, bei der Spannweite, Muss da was stabiles drunter. Die Physik lässt sich nicht austricksen.

Gruß

Ingo
 

holtzer

ww-kirsche
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sued baden
danke @IngoS . Okay, verstehe - die Auswirkungen waren mir nicht klar, also im Quadrat. Das ist ja deutlich!
Ich bin ein wenig beeinflusst von meinem bescheidenen "Referenzobjekt", was ich oben kurz beschrieben hatte: Platte 2000 x 800 x 21 in der Länge und an einer Seite auf Leiste an der Wand und an der zweiten Seite nur mittig eine kleine Schwerlastkonsole (der Raum ist 2100 breit und der Tisch nur 2000). Der Tisch steht in einem Musikstudio und trägt ordentlich was (zeitweise ein Keyboard mit 33 kg, im Moment 8 kg, plus diverse Geräte, kann ich grad schwer schätzen, aber viele kg) und biegt so gut wie gar nicht durch. Das Gamze war ein Provisorium, wird nach 2-3 anderen kleinen Projekten umgebaut, dann auf voller Tiefe und Breite "an die Wand gehängt".

Egal, das mit den Traversen ist ja gut: dann plane ich die ein - 80 war oben auch so meine Eingebung (oder sagst Du das zufällig?). Das hätte nioch den Charme, dass ich die für später geplanten Fächer da dranhängen könnte (die wiegen dann nicht mehr viel)

Heute Abend plane ich die Platten nochmal neu durch (hier gibt es 2 Grössen, 3000x1500 und 2500x1250) und schaue, wie ich mit vollen Seitenbreiten und Traversen hinkomme (es kommt eben wie gesagt im Frühjahr noch ein Projekt und dann bekommen eben die Kinder "zur Not" :emoji_wink: noch einen ersten Tisch aus den Resten. (das ist neben Geld der eigentliche Grund... Die Toleranz für meine Projekte steigt ungemein, wenn was für die Kinder dabei ist und vor allem, wenn keine Reste anfallen, die aufbewahrt werden müssen :emoji_wink: )
 

happyc

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Einen a.d. Waffel
- ein Balken / 4-Kant / Auflager an der hinteren Wand ist gar nicht so schlecht, da könntest du die Platte auch befestigen, so dass Querkräfte aufgenommen werden können.
- wenn der Tisch rechts sichtbar vor einem bodentiefen Fenster steht, würde man bei deiner Ausführung auf den senkrechten MPX-Teil schauen. Warum nicht da ein simpler, schmaler Metall-Tischpfosten? oder ein 4-Kant aus einem schönen Holz? Oder das Material von dem lowboard aufnehmen?
- links am Schrank befestigen ist keine Option?
- ein 33kg-Keyboard bringt das Gewicht über eine große Fläche auf die Platte. Eine Punktlast (ein auch nur kurzzeitig draufsitzender Popo z.B.) wirkt sich schon anders aus…
 

holtzer

ww-kirsche
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sued baden
danke @happyc .
Balken an der Wand: ja, das dachte ich auch. Nur beim Nachdenken (auf Grund der "murkstigen" Ideen oben) dachte ich, dass das vlt nicht klar bzw. einfach genug ist. Eigentlich steht der Tisch da und wird nie bewegt werden. Allein der Raum ist viel zu klein dafür. Aber man weiss ja nie... Und ein Tisch ist ein Tisch und vlt muss man aus irgendeinem Grund mal dahinter. Aber gut für die Stabilität wäre das sicher, im Notfall wären die Schrauben ja schnell gelöst und zumindest in der derzeitigen Variante würde der Tisch ja von alleine stehen, wenn er mal vorgezogen werden müsste. Ich habe gelernt (von meinen eigenen Projekten, aber auch von Architekten), dass oft je einfacher desto besser ist. Lieber noch mal einen Schritt zurückgehen um was einfacheres, klareres zu finden. Kommt dazu, dass ich gestalterisch ganz minimalistische Sachen mag (meine Regals und eigentlich auch Schränke sind inspiriert von Moormanns fnp, welches auch im Original in dem Raum steht, skandinavischem Design und neuerdings was ich in Südtirol und z.B. Vorarlberg an modernen Sachen gesehen habe), auch wenn eine Konstruktion da ist, dass man die sehen darf (-->fnp). In das Bild passt der Balken nicht. Aber er wäre gut.

Ansicht Fenster: das mit dem sichtbaren rohen MPX würde IMO gut passen; mir gefällt diese Idee mit den ganzen Seitenteilen, das schliesst dieses Lowboard ganz schön ein. Ich habe stundenlang Pinterest durchsucht, dass "lernt" ja, was man clickt und am Ende ging es in die Richtung. An Metallpfosten hatte ich auch gedacht und z.B. das hier gefunden. Den Pfosten könnte man oben auf der Fläche sogar einfräsen, so, dass er bündig schliesst, könnte auch noch gut aussehen. Aber em Ende war ich dann doch bei den Seitenteilen gelandet. Das Lowboard ist auch aus MPX, 18 mm, weiss beschichtet, ein paar Schiebetüren auch aus Pappel roh; am Ende muss noch ein Farbtupfer in den Raum, der würde vlt mit farbigem Linoleum an einer Schiebtür und der Tür des Papierfachs unter dem Schreibtisch passieren, die Rückwand (leider nicht so klar, wie ich wollte, eine andere Geschichte.... könnte man mal fixen; das Teil habe ich mit Clamex Verbindern gebaut) aus roher Pappel.
Holzbein sehe ich eher nicht (es gab in der Findungsphase mal die Idee einer Eichen oder Eschenplatte). Beides würde gehen, das "volle" Seitenteil fänd ich klarer, weil nicht noch ein weiteres neues Element (Stahl) und nicht nur 1 Bein, was da komisch rumsteht.

Links am Schrank - theoretisch ja, der ist auch MPX, aber nur 400 tief (und 18 stark), dann würden vorne ja noch 300 überstehen.

Ja, das mit der "Punktlast". Stimmt. Der Popo müsste dann halt am Tischrand sitzen :emoji_sunglasses: Ich denke das mit den Traversen ist gesetzt, vlt zusätzlich noch hinten an die Wand geschraubt.
 

Guido_CH

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Mein Schreibtisch ist eine Multiplexplatte mit Linol, 180x90cm auf einem Eiermann-Gestell. Die Platte ist 30mm stark.
Das finde ich optisch angenehm leicht. Ganz persönliche Meinung: schon bei diesen 180 cm wären mir 21mm optisch zu "mickrig", bei 240cm erst recht.
Die 30mm-Platte liegt frei auf 4 Punkten auf. Das ist absolut stabil, ich kann mich auf die Vorderkante auch draufsetzen, ohne dass sich die Platte spürbar biegt. ABER: das lichte Maß zwischen den Auflagepunkten ist gerade mal 130 cm, bei Dir wäre das beinahe das Doppelte. Ohne harte Fakten zu haben, hätte ich bei 21mm starke Zweifel (Du ja eigentlich auch, scheint mir).
Just my two cents...

PS: komplett ins Unreine: wie wäre der Gedanke, die "Füße" als Dreieck auszuführen? Das würde Material sparen und die Platte noch mehr "schweben" lassen. Klar, das Dreieck und die Platte müssten natürlich an der Wand befestigt werden; aber das wäre ja kein Problem.

PPS: Bilder von meinem Schreibtisch gibt's lieber nicht. Ich sag mal so: von der Tischplatte ist eh kaum was zu sehen :emoji_grin:
 

holtzer

ww-kirsche
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sued baden
nur um es gesagt zu haben... Mein Startpunkt war das hier... Aber da habe ich keine Ahnung oder Erfahrung - schon, was ist das für Holz und wo bekomme ich das her... Dann kam sowas, oder sowas (in die Richtung hatte ich für meine Tochter schonmal was gemacht, nur auf einem "Eiermann-Gestell"). So und dann eben so...
 

Guido_CH

ww-buche
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Ich habe keinen Pinterest-Account und kann die Bilder deshalb nicht in guter Vergrößerung anzeigen. Auf Verdacht: das erste Bild dürfte Ahorn oder Birke sein.
Lettzlich aber egal, es geht ja darum, was Du mit Deinen Mitteln machen kannst.
Wenn ich den Schreibtisch aus 21mm starker Platte machen wollte, würde ich jedenfalls hinten an der Wand ein Kantholz oder einen Multiplex-Streifen (ca. 10 cm hoch) vorsehen. Damit würde ich anfangen. Falls sich am Ende herausstellt, dass das gegen Durchbiegen nicht reicht, würde ich weiter nach vorne, aber so weit zurückgesetzt, dass es aus normaler Position nicht sichtbar ist, einen weiteren Streifen hochkant aufleimen. Der Streifen muss ggf. nicht mal über die komplette Breite gehen, so ca. 70-80% der Breite würden auch schon viel bringen (nur für den Fall, dass es Gründe gegen die komplette Länge gibt).

Das Linoleum würde ich aufbringen, bevor ich die Eckverbindungen mache. Vorteil: ich kann es ein bisschen überstehen lassen und danach bündig schneiden. So etwas macht das Leben deutlich leichter.

Ich würde in diesem Fall Gehrung vermeiden. Zum einen aus optischen Gründen - die Beispiele, die Du gebracht hast, setzen ja auch auf den "Platteneffekt". Außerdem sind exakte 45°-Winkel deutlich schwieriger als normale 90°. Wenn Du Dich damit sicher fühlen würdest, hättest Du nicht gefragt. Und der Übergang zum Linoleum ist auch eine spezielle Herausforderung. Lässt sich meistern, aber das kostet relativ viel Zeit für einen Hobbywerker und muss exakt sein. Sonst wird es Dich ewig nerven, weil es eben nicht "gut genug" geworden ist. Die stumpfe Verbindung ist nervenschonend :emoji_wink:

Falls ich mir partout Gehrung einbilden würde: dann würde ic hmir überlegen, die Eckverbindungen zuerst zu machen und dann das Linoleum aufzubringen. Vorteil: es überdeckt gnädig etwaige Ungenauigkeiten. Nachteil: wie bringe ich dann den nötigen Druck auf???

Bleibt die Frage mit der vorhandenen Materialmenge. Ich bin mir selber nicht schlüssig, ob ich die Seitenteile zurücksetzen (und damit beim "kantigen Design" bleiben) würde, oder ob ich den Ansatz mit Dreiecken und die Materialersparnis nutzen würde, um die Seiten bis nach vorne zu ziehen. In solchen Fällen hilft zur Entscheidungsfindung manchmal ein Modell aus Karton o.ä....
 

happyc

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Mein erster Gedanke bei deinem ersten Beitrag war: ein Tisch ist ein Tisch ist ein Tisch, und sollte alleine stehen. Nix mit an-der-Wand-unterstützt oder ähnlichem. Aber wenn der Tisch als reine Arbeitsplatte dient, und wirklich zwischen Möbel (links) und Wand / Wandvorsprung / Fenster (rechts) eingespannt ist - warum muss der alleine stehen können?
Deine Gestaltungsansätze bzw Vorgaben sind hoch - Moormann ist unglaublich durchdacht, konsequent und minimalistisch gestaltet. Da passt dann ein „das Seitenteil ist nicht so tief, weil ich kein Material mehr hab“ nicht dazu. Überhaupt nicht.
Moormann-Möbel (und auch die von dir verlinkten Pinterest-Objekte) sind einzelne, im Raum stehende Möbel, die funktionieren und wirken alleine, für sich. Wenn du deinen Tisch als ein solches Möbel betrachtest, musst du es auch so konstruieren, selbsttragend, ausreichend stabil, rundum durchgestaltet. Wenn du den Tisch nur als Arbeitsplatte betrachtest, spricht meiner Meinung nach nix dagegen, diese Wänden oder anderen Möbeln “unterzuordnen“, dran zu befestigen, die Platte nicht als Solitär im Raum zu sehen.
Jede deiner verlinkten Pinterest-Tische hat eine Traverse in der Länge, die die Platte unterstützt. Teilweise als Traverse sichtbar ausgeführt, teilweise hinter Schubfächern versteckt, teilweise aufgelöst und durch eine zweite, darunterliegende Platte kaschiert. Aber überall ist ein senkrechtes Element dabei, welches über die Länge Stabilität gibt.
soweit die unsortierten Gedanken...

wenn dir der Balken als „fremdes Element“ gestalterisch nicht passt - mach eine Art Schale, die du an der Wand befestigst, die Stifte, Steckdosen, Notizblätter, Briefpapier, … aufnimmt, und die die Platte hinten versteift. Quertraverse (nicht skizziert) bringen Stabilität und Ordnung.
image.jpg

wenn der Multiplex-Schrank links stabil steht (und es für dich gedanklich okay ist), schraub da eine Platte dran, an der du die Tischplatte befestigst. Konstruktiv soviel wie notwendig, nicht bis auf den Boden gehen lassen, oben überstehen lassen, damit man die Funktion erkennen kann. Gestalte die besonders: ungewöhnliche Form, farblich belegt, beides, … Daran kannst du auch den noch notwendige Papierfach dranschrauben.
image.jpg

Rechts würde ich nen Pfosten stellen. Deinen verlinkten Stahlpfosten finde ich ganz witzig, ein Stück Birkenstamm (Analogie zum Birkensperrholz), oder ein Stück Treibholz, einen alten Eichenbalken, … - irgendetwas, was die Strenge aus dem Thema nimmt, und verspielt und witzig die Aufgabe „ich muss die Tischplatte da tragen“ übernimmt. Auf jeden Fall über die Tischplatte überstehen lassen, nicht unter der Platte enden.

my zwo cents. Sorry, wenn ich mich da vielleicht zuviel und zu konkret eingebracht habe, manchmal kann ich nicht anders. Jetzt den Kaffee leertrinken und an die eigenen Aufgaben ran…
 

raziausdud

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Ich hab mir alle links aus Beitrag 9 angeschaut.

Eine zweite Ebene leistet gute Arbeit gegen Durchbiegen, wenn da noch Stege also Zwischenwände drin sind, sogar sehr gute …

Die beiden Platten wären dann zusammen quasi weicher Kern - harte Schale, halt ähnlich wie bei Möbeln, Türen mit Pappkern. Oder im Bootsbau. Verbundwerkstoff, Sandwich. Stabil.

Rainer
 
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holtzer

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danke euch allen nochmal.

Das Thema ist jetzt ein paar Tage gesackt und ich werde nun Linoelum und Holz bestellen.

@bello : klasse Projekt! (ans Lackieren habe ich mich noch nicht getraut, da fehlt mir auch der Raum... :emoji_frowning2: Mein "Lackieren" ist im Moment das Linoleum :emoji_wink: )

@Guido_CH :
Wenn Du Dich damit sicher fühlen würdest, hättest Du nicht gefragt.
genau so ist es :emoji_wink: Es wäre meine erste sichtbare Gehrung... Ich glaube ich gebe das Thema auf und übe an weniger prominenten Projekten... Obwohl so ganz will ich es nicht wahrhaben, dass es für mich nicht machbar sein soll :emoji_wink:
Modell aus Karton
gute Idee!

@happyc klasse, dass Du so mitdenkst! danke. Ich gehe mal nicht auf alles ein, um Deine Zeit nicht zu stehlen, obwohl ich Deine Gedanken gut nachvollziehen kann und teile. Ich denke halt immer viel vorher nach (weil ich weiss, dass ich micht später ägern würde :emoji_wink: und ja, meine Ansprüche sind sehr viel höher als mein handwerkliches Können ....
Das mit der Rinne hinten war mir auch schon so gekommen. Entwede ich mache es, wie von Dir skizziert, oder ich trenne das Brett an der Wand (dann mit einem "Boden" vorne dran) und Platte (in die ich hinten Löcher oder längliche Einschnitte für Kabel, Hubs, Nezteile usw. mache. Im Moment tendiere ich zu letzterem.

@raziausdud : stimmt; das habe ich noch nicht so realisiert - das erklärt auch, warum der o.a. Studio-Tosch von mir doch recht stabil ist, da ist im Grunde so eine 2. Ebene drunter.

Mein Plan, bevor ich angefangen habe:
- Tisch kommt in "Plattendesign" - keine Gehrung,
- damit kann ich das Linoleium vorher aufziehen
- Traversen kommen 2 Stück. Das hat den Vorteil, dass ich daran dann noch die angedachten kleinen Kästen für Papier und Gdöns anbringen kann, die dann optisch unter dem Tisch schweben würden. Von der Dimensionierung kann ich nicht zu stark werden, weil ich so einen "blöden" Stuhl habe, dessen Armlehnen fix 68 oder so cm hoch sind... der muss sich später drunterschieben lassen. Bei 750 Höhe minus die 680 bleiben mir da, sagen wir, 40 bis 50 für die Traversen. Aber wenn ich davon gleich 2 nehme und hinten an der Wand noch stabilisiert ist, sollte das doch sehr gut funktionieren.
- Der Tisch wird hinten an der Wand "aufgelegt" (plus verschraubt).

Sorry, wenn ich einen Gedanken hier in meiner Antwort übersehen habe - ich bin euch in jedem Fall sehr dankbar fürs mitdenken! (ich nehme mir vor, das Ergebnis zu zeigen - aber vermutlich kommt auch noch die ein oder andere Frage zuvor :emoji_wink: )
 
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