Name Verbindung und Sinnhaftigkeit

Marneus

ww-fichte
Registriert
13. Mai 2020
Beiträge
21
Ort
Bonn
Hallo zusammen,

ich bin auf der Suche nach Informationen bzw. brauche Rat zu der folgenden Holzverbindung:

IMG_20240105_001009.jpg
IMG_20240105_000942.jpg

Das Aussehen der Verbindung gefällt genau in dieser Art meinem "Auftraggeber" (Bruder) und ich möchte natürlich nur ungern enttäuschen. Ich möchte deshalb gerne versuchen diese Verbindung nachzubauen.

Für mich stellt sich aber jetzt die Frage, ob diese Verbindung dauerhaft überhaupt halten kann aufgrund des Quell- und Schwindverhaltens des Holzes. Ich hätte spontan gesagt, dass nur eine "Gratleisten ähnlichen Konstruktion" wie bei einer Tischplatte - also beweglich - dauerhaft funktionieren dürfte. Das wiederum würde aber nicht wirklich zum "Design" Aspekt passen wenn Front oder Heck nicht genau mit dem Gegenpart abschließen.

Egal ob "fest" oder "mit Spiel" verbunden stellt sich mir in beiden Fällen die Frage wie man die grundsätzliche Verbindung umsetzen würde. "Nut und Feder" auf der gesamten Länge? Mehrere Zapfen?Vllt. reichen nur Dominos? Andere Optionen?
Außerdem ist mir nicht klar, wie man den Innenradius ordentlich hinbekommen kann Den Außenradius kann ich mir noch irgendwie zusammenreimen, falls jemand aber abgesehen von einem Abrundfräser auch dafür eine gute Idee hat immer her damit (besitze nur einen Frästisch, der Radius ist bei Schaftfräsern doch begrenzt...).

Wäre super wenn jemand helfen könnte!

Viele Grüße

PS.: Da ich nicht weiß wie die Verbindung heißt, falls sie denn einen Namen hat, hat mir leider auch die Suchfunktion nicht weiter geholfen.
 

Lorenzo

ww-robinie
Registriert
30. September 2018
Beiträge
6.661
Ort
Ortenberg
Die Verbindung wird immer dann einen Versatz haben wenn das Holz nicht genau die Feuchte hat wie bei der Verarbeitung. Im Prinzip ist das eine Hirnleiste, nur bei nem Korpus eingesetzt. Beim Korpus ist das eine optische Spielerei würd ich sagen, eine klassische Eckverbindung hält das Holz auch gerade.
Hier hab ich die Verbindung mal an einem Schneidebrett verwendet:
https://www.woodworker.de/forum/threads/brotschneidebrett-aus-esche.116741/

Man sollte bei der Breite vom Korpus nicht auf ganzer Breite verleimen. Bei dem Schneidebrett ist die Mitte fixiert, und der Rest kann sich bewegen. Beim Korpus könnte man zum Beispiel eine Gratfeder an den Brettern in eine Gratnut in der Hirnleiste schieben. Wenn man die nur an der Vorderkante verleimt gibts den Versatz nur hinten. Man könnte die Gratfeder an der Vorderkante bisschen absetzen und die Nut nicht durchfräsen, dann sieht man die Verbindung in der Frontansicht nicht.
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.357
Ort
Pécs
Die Verbindung funktioniert so nicht, es sei denn die vertikalen und horizontalen Platten bestehen aus z.B. furnierter Spanplatte.
Quer- auf Längsholz geht nur auf max. ca. 15cm.
Wenn Du das aber nicht fest verbindest (so dass das Querholz schwinden und sich dehnen kann) dann wird das nicht stabil.
 

brubu

ww-robinie
Registriert
5. April 2014
Beiträge
3.902
Ort
CH
Hallo
Einen speziellen Namen dafür kenne ich nicht. Auch wenn Längs- auf Querholz theoretisch falsch ist werden solche Verbindungen immer wieder gemacht. Es ist Fichte, die ist weich und kann etwas nachgeben. Selbst früher wurde bei alten Möbeln nicht immer auf das Arbeiten des Holzes geachtet, das Holz war aber nur lufttrocken und bei Einführung der Zentralheizungen haben an Kommoden ganze Seiten gerissen.

Wenn das Holz gut trocken ist kann die Verbindung gewagt werden. Als Muster würde ich eine Vierkantleiste ohne Radien mit Dübeln oder Dominos gut verleimen und dann die Ecke auf Belastungen testen. So kann anfangs die Arbeit für die Radien gespart werden. Viel Erfolg.
Gruss brubu
 

Frank73

ww-robinie
Registriert
6. November 2014
Beiträge
2.597
Alter
51
Ort
Berg, bei Neumarkt i.d. Opf
@Guido , hat genauso eine Verbindung mal in der Holzwerken gezeigt.
War, wenn ich mich richtig erinnere, bei einem Bett.
Da hat er auch gezeigt wie so etwas hergestellt wird.
Vielleicht kann er sagen in welcher das war.
 

buckdanny

ww-esche
Registriert
6. Juni 2017
Beiträge
528
Ort
Hardt-Siedlung
Das Möbel auf dem Bild widerspricht klassischen Schreinerregeln, hat den Designer nicht interessiert und das Möbel auch nicht ist ja bestimmt schon an die 30 Jahre alt. Das Problem ist jetzt nur das man das auch so hinbekommt. Hinweis gabs ja von @brubu, vielleicht noch dem Bruder versuchen zu erklären das Es in die Hose gehen kann sprich das die Verbindung aufgeht.
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.614
Ort
Mittelfranken
Den Innenradius kannst Du zum Beispiel mit einem Hohlkehlfräser am Frästisch herstellen. Fräse am Besten eine lange Leiste mit dem Profil, von der Du dann die benötigten Stücke abschneidest. Das ist weniger gefährlich, weil Du sie besser halten kannst. Befestigen dann zum Beispiel mit Lamellos, oder Fremdfeder.

Dass das fachlich Murks ist und auch funktional wenig sinnvoll, wurde ja schon gesagt.
 

rafikus

ww-robinie
Registriert
26. Juni 2007
Beiträge
3.696
Ort
Ruhrgebiet
@Marneus : Kannst du nicht von hinten nachschauen ob da eine Verklebung, Nut, Schwalbenschwanz oder sonstiges Detail sichtbar ist? Vielleicht ist das Ding nicht durchgehend verleimt?
 

wirdelprumpft

ww-robinie
Registriert
31. März 2013
Beiträge
2.466
Wie groß wird den der Schrank ?
wenn es nur um die abgerundeten Ecken geht und nicht um die Optik längs/quer gibt es andere Möglichkeiten
welche Maschinen stehen zur Verfügung?
 

pedder

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
8.351
Ort
Kiel
Erinnert mich daran. https://woodworking.de/viewtopic.php?t=11545a

Verbindung als Gratverbindung ausführen? Ohne Leim?

Oder einfach die Boden- und Seitenbretter um 90 grad gedreht verwenden?
Besonders belastbar ist das sowieso nicht.

das Original verwendet falsch gebeiztes keilgezinktes Fichtenholz. Wahrscheinlich bekommt man sowas für wenige €.
 
Zuletzt bearbeitet:

Guido

ww-esche
Registriert
8. August 2004
Beiträge
402
@Guido , hat genauso eine Verbindung mal in der Holzwerken gezeigt.
War, wenn ich mich richtig erinnere, bei einem Bett.
Da hat er auch gezeigt wie so etwas hergestellt wird.
Vielleicht kann er sagen in welcher das war.
Du meinst wahrscheinlich dieses Video von mir auf HolzWerkenTV: https://www.youtube.com/watch?v=PfPPpqsGLLs

Ist aber nicht das Gleiche wie "Marneus" sucht. Die Rundungen bei Babybett und Wickelkommode sind alle aufrecht und haben dieselbe Maserrichtung wie die Seiten aus Tischlerplatte. Aber im Video kann man wenigsten sehen, wie man solche Eckrundungen auch ganz gut ohne große Tischfräse herstellen kann.

Gruß Guido
 

Mitglied 92456

Gäste
Mach doch einen Keilverbinder rein und die vorderen 80 mm mit einem Nutzapfen den Du einleimst. Dann bleibt das vorne bündig und kann nach hinten arbeiten.
 

fragnix

ww-robinie
Registriert
21. Mai 2020
Beiträge
1.013
Ort
Lüneburg
Die Ecke wird doch harmlos, wenn die Platten einfach gedreht werden. Zumindest bei den Seitenteile, die eh erstaunlich kleinteilig gestückelt sind, halte ich das für akzeptabel. Wenn es Dein Bruder auf oben akzeptieren mag, und dafür (von vorne nach hinten) durchlaufende Leisten bekommt, könnte es passen.

Nicht dass ich quer laufendes Holz mögen würde, aber bei der Dicke hätte ich zumindest keine Sorgen um die Stabilität.

Zur Not nimmst Du es als Furnier-Übungsstück :emoji_wink: Vielleicht auch einfach nur die Front-Ansicht.
 

MTrp

ww-esche
Registriert
5. Oktober 2018
Beiträge
529
Ort
Bezirk St. Pölten
Ich habe kürzlich YT-Videos von „Pask Makes“ gesehen, die genau die angesprochenen Aspekte behandeln:

Ich würde empfehlen, genau wie bei diesem Spiegelschrank das Holz für die Eckverbindungen so zu drehen, dass die Maserung genauso ausgerichtet ist wie beim restlichen Korpus, und damit den bekannten und bewährten „Schreinerregeln“ folgen. Die Innenradien werden hier schon vor dem Verleimen an einem Spindelschleifer nahe an die Endform gebracht, um den manuellen Schleifaufwand am verleimten Korpus gering zu halten:
https://youtu.be/G3-QitvwY9E?si=LedMiMjRcyqN3Cr6

Bei dieser Gussform für ein Beton-Waschbecken stellt er die Innenradien her, indem er mit einem Forstnerbohrer und Verlängerungen durch einen Quader bohrt:
https://youtu.be/dN_cQvtKHp8?si=u5SuAGPOZRUkfQKS
 

Marneus

ww-fichte
Registriert
13. Mai 2020
Beiträge
21
Ort
Bonn
Danke an alle für die vielen Ideen, Hinweise und Vorschläge!
Damit haben sich meine Befürchtungen (leider) bestätigt und ich tendiere dazu erst einmal nochmal über eine Alternative nachzuverhandeln. Falls sich doch bzgl. der Umsetzung der Verbindung etwas tun sollte lasse ich es euch wissen :emoji_wink:
Danke nochmals!
 

HolzandMore

ww-robinie
Registriert
16. Januar 2023
Beiträge
683
Ort
8. Längengrad
Die Verbindung heißt... stumpf verleimt.
Eventuell unter Zuhilfenahme von Dübel, Flachdübel oder Dominos.
Bez. Längs auf Querholz ist ja schon imo alles gesagt.
Gruß Andi
 

kberg10

ww-robinie
Registriert
12. Juni 2019
Beiträge
1.016
Ort
Hopfgarten
Wer sagt denn dass es sich hier um Massivholzholz handelt, das konnte 3Schicht oder sonst was sein.
Zum Bruder: Für Designwünsche ist er einfach nicht zuständig, Bitte erklär ihm das kurz und bündig.
Obliegenheiten früh genug abklären spart Ärger und sinnfreies Arbeiten.
 

odul

ww-robinie
Registriert
5. Juni 2017
Beiträge
8.242
Ort
AZ MZ WO WI F
Da liege ich in meinem Bett, schaue auf das eine Fußende und denke: MOMENT MAL!
1704800965919.png

Das Bett habe ich schon 20Jahre und das Thema Verleimung ist mir nie bewußt geworden. In der linken Fuge ist das Fuß- und das Eckteil verschraubt. Das Eckteil ist in der rechten Fuge mit dem Seitenteil mit zwei oder drei Holzdübeln verbunden. Das weiß ich, weil die Verbindung mal aufgegangen ist. Da war so gut wie kein Leim drauf. Ein Wunder, dass das gehalten hatte. Das war so vor 10Jahren und ich habe das neu verleimt. Hält seitdem. Dadurch, dass die Ecken angephast sind, wird sicher etwas Arbeiten des Holzes kaschiert.
 
Oben Unten