Hallo zusammen,
ein paar Dinge möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen:
... niemand muß in heutigen JVA arbeiten ...
Doch, es gibt eine Arbeitspflicht. In § 41 des Strafvollzugsgesetzes heißt es: "Der Gefangene ist verpflichtet, eine ihm zugewiesene ... Arbeit ... auszuüben ..."
... So manch einer freut sich tatsächlich, wenn er einfährt, wieder einen geregelten Tagesrhythmus hat und mit Gleichgesinnten abhängen kann ...
Darf ich fragen, wie viele Knackis Du kennst und wie viele von denen Dir berichtet haben, sie freuen sich über ihren Aufenthalt im Knast?
Ich habe beruflich gelegentlich mit Straftätern zu tun. In den mehr als 30 Jahren, die ich inzwischen in dem Beruf tätig bin, habe ich es genau drei Mal erlebt, dass jemand erklärt hat, er sei dort gerne. Der erste war ein Jugendlicher, der auf die Erklärung des Gerichts, es erwäge, gegen ihn eine Jugendstrafe zu verhängen, die nicht zur Bewährung ausgesetzt werde, entgegnete, das fände er gut, Knast sei super. Der junge Mann hatte bis dahin allerdings noch keinerlei Knasterfahrung. Nach meinem Eindruck war das eher eine Trotzreaktion. Der zweite war ein etwas älterer Herr, der einen großen Teil seines Lebens im Knast verbracht hatte und der sich im Leben "draußen" gar nicht mehr zurecht fand. Und der dritte war ein Obdachloser, der im Spätherbst in der Zeitung von einem Einbruchsdiebstahl gelesen hatte und nun behauptete, er sei der Täter, weil er hoffte, so einen warmen Platz zum Überwintern zu finden. Genau genommen ist mir also bislang nur einer begegnet, der Knast gut fand. Mir ist klar, dass meine Pappenheimer keine repräsentative Stichprobe darstellen. Aber die allerallermeisten von ihnen freuen sich nicht, wenn sie einfahren.
Ich habe vor paar Jahren in Schwalmstadt Schutzmaßnahmen gebaut / geliefert. Da wurde ein Zellenblock nach EU-Richtlinien umgebaut, kriegt jetzt jeder 2 "Zimmer".
Es fällt mir schwer, das zu glauben. Eigentlich leiden alle Justizvollzugsanstalten an Überfüllung, so dass sich häufig sogar zwei Gefangene eine Zelle teilen müssen. Die JVA Schwalmstadt kenne ich nicht aus eigener Anschauung. Dem Internet entnehme ich, dass dort auch Sicherungsverwahrte untergebracht werden. Könnte es sein, dass Du in dem Bereich tätig warst, der für Sicherungsverwahrte vorgesehen ist? Sicherungsverwahrung ist nicht Vollzug von Freiheitsstrafe. Sicherungsverwahrte sind Leute, die ihre vom Gericht verhängte Strafe voll verbüßt haben, die aber nach Verbüßung ihrer Strafe nicht freigelassen werden, weil das Gericht meinte, sie seien so gefährlich, dass sie nicht frei herumlaufen dürfen. Sie bleiben eingesperrt, um die Allgemeinheit vor ihnen zu schützen. Man kann dann aber nicht mehr damit argumentieren, Strafe dürfe ruhig weh tun. Denn es geht gerade nicht mehr um Strafe. Diese Personen müssen etwas komfortabler untergebracht werden als Strafgefangene.
... es kommt darauf an was man daraus macht. Nicht nur aus seiner Zeit im Knast sondern auch wenn hier ein politisches Thema anreißt. ...
Ich habe mich neulich mit einem Jugendrichter unterhalten, der berichtete, er habe zur Zeit zwar weniger Fälle als noch vor fünf oder zehn Jahren. Aber unter den angeklagten Jugendlichen und Heranwachsenden seien jetzt viel mehr psychisch Kranke als früher. Irgend etwas in unserer Gesellschaft laufe gründlich schief.
Ich persönlich glaube, es würde weniger schief laufen, wenn wir alle achtungsvoll miteinander umgingen. Lasst uns das wenigstens hier im Forum miteinander versuchen!
Viele Grüße, Heike