SchreienderSchreiner
ww-pappel
Hallo Leute,
erstmal ein hallo und ein frohes neues Jahr. Ich bin der Alex, ende 20 und gelernter Schreiner. Weil ich mal einen guten Rat brauche, habe ich mich hier mal angemeldet. Vielleicht habt ihr ja gute Ideen.
Kurzgesagt bin ich in meinen Beruf mehr als unglücklich. Das hat verschiedene Gründe.
1. Ich hasse Montage. Bei Privatkunden in der nahen Umgebung macht mir das noch Spaß. Allerdings saßen unsere Kunden zu 95% in Frankfurt. Und das waren immer sehr große Baustellen. Ich habe es echt gelernt diese Stadt zu hassen. Der Montagetätigkeit bin ich dann entflohen indem ich zu anderen Schreinereien bzw. kurzzeitig auch in die Industrie gegangen bin. Das war allerdings auch nichts.
2. Bezahlung. Zugegeben, ich wusste natürlich das man als Handwerker nicht gut bezahlt wird. Und anfangs war mir das auch egal solange es mir Spaß macht. Aber mit der Zeit habe ich einfach gemerkt das es den Preis den man für das Berufsleben zahlt (kaputte Gelenke, Burnout, etc.,) und die Erwartungen die der Arbeitgeber hat ( 6Tage Woche, nach der Arbeit noch was holen, Überstunden, bei 35°C Türen ein Treppenhaus hochtragen, etc.) nicht ansatzweise gerecht wird. Aktuell bekomme ich 13(!!!!) Euro. Kein Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder ähnliches. Ich habe auch schon für 18 Euro in der Industrie gearbeitet aber da war die Arbeit so monoton und banal das ich fast verrückt geworden bin.
3. Ich passe da einfach nicht rein. Ich bin jemand der sehr ruhig und gewissenhaft arbeitet. Das heißt das ich sehr viel Wert auf die Qualität meiner Arbeit lege. Dadurch brauche ich halt manchmal etwas länger für gewisse arbeiten. Aber ich kann das auch einfach nicht ablegen. Wenn ich mich hetzte klappt es nicht schneller und misslingt meistens noch dazu. Und jetzt ist es mittlerweile so das ich Zeitvorgaben für Arbeiten habe den ich oft nicht gerecht werden kann, was frustrierend ist. Auch in der Ausbildung habe ich es sofort zu spüren bekommen das ich zu langsam bin. Das die Arbeit dann deutlich hochwertiger ausfällt ist egal. Diejenigen die das dann irgendwie hinrotzen sind die fleißigen. Außerdem bin ich, weil ich schonmal krank war, sehr auf meine Gesundheit fokusiert. Aber überall wo ich war wird geschliffen ohne Absaugung, "gekehrt" mit der Luftdruckpistole. Mal ganz zu schweigen was die Gelenke irgendwann mal sagen. Alle die ich kenne, die das Jahrzehnte gemacht haben, leiden unter kaputten Gelenken.
4 Lebensplanung. Der mit Abstand wichtigste Punkt für mich. Ich habe sehr viele Hobbys. Ich schnitze gerne, liebe es zu wandern, zu lesen, Sport zu treiben. Aus diesen Gründen ist mir meine Freizeit heilig. Deswegen würde ich eigentlich gerne weniger Arbeiten. Aber als Schreiner gibt es leider nur 40+. Auch Samstage muss ich oft ran und am besten abends noch länger machen. Versteht mich nicht falsch. Ich will nicht mega viel Geld verdienen und am besten nichts tun. Aber ich komme super mit weniger aus. Ein teures Auto oder ein mega Urlaub brauche ich nicht. Aber ich möchte einfach mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben haben. Momentan stehe ich um 5 Uhr auf und komme um 17 Uhr Zuhause an. Da ist der Tag rum. Da bin ich im Arsch. Dann noch schnell essen machen und das wars. Was ist denn das bitte für ein Leben?! Wenn ich Glück habe und Samstags mal nicht arbeiten muss, habe ich höchstens mal zwei Tage für meine Hobbys. Und das auch noch nur mit Glück weil auf diese Tage dann oft andere Verpflichtungen fallen. Leider stehe ich in meiner Berufsgruppe mit diesem Denken ziemlich alleine da. Wenn ich das meinen Kollegen erzähle verstehen sie das nicht. Ich höre immer nur das ich jetzt viel Geld verdienen muss da ich noch jung bin.
Ich weiß der Text hört sich ziemlich jammerig an. Aber momentan fühle ich mich echt verzweifelt, ausgebeutet und extrem wütend. Ich musste jetzt auch wieder früher aus dem Urlaub und am Samstag auch wieder ran. Und jetzt komme ich mal zur Frage.
Habt ihr Ideen wie ich weitermachen könnte? Gibt es noch andere Tätigkeitsfelder für Schreiner an die man nicht sofort denkt? Könnt ihr eine bestimmt Fortbildung empfehlen? Oder meint ihr das ich was neues lernen sollte? Habt ihr vielleicht besser Erfahrungen gemacht, vorallem mit Blick auf die Arbeitszeiten? Auch ein Umzug käme in Frage wenn es sein muss.
Was für mich halt am wichtisten wäre das ich eventuell etwas weniger arbeiten könnte um anderen Dingen mehr Platz zu lassen und das es Körperlich vielleicht nicht mehr ganz so auslaugend ist.
Sehr viele Worte für mich. Danke fürs Lesen und für die Tipps, falls ihr welche habt.
Gruß Alex
erstmal ein hallo und ein frohes neues Jahr. Ich bin der Alex, ende 20 und gelernter Schreiner. Weil ich mal einen guten Rat brauche, habe ich mich hier mal angemeldet. Vielleicht habt ihr ja gute Ideen.
Kurzgesagt bin ich in meinen Beruf mehr als unglücklich. Das hat verschiedene Gründe.
1. Ich hasse Montage. Bei Privatkunden in der nahen Umgebung macht mir das noch Spaß. Allerdings saßen unsere Kunden zu 95% in Frankfurt. Und das waren immer sehr große Baustellen. Ich habe es echt gelernt diese Stadt zu hassen. Der Montagetätigkeit bin ich dann entflohen indem ich zu anderen Schreinereien bzw. kurzzeitig auch in die Industrie gegangen bin. Das war allerdings auch nichts.
2. Bezahlung. Zugegeben, ich wusste natürlich das man als Handwerker nicht gut bezahlt wird. Und anfangs war mir das auch egal solange es mir Spaß macht. Aber mit der Zeit habe ich einfach gemerkt das es den Preis den man für das Berufsleben zahlt (kaputte Gelenke, Burnout, etc.,) und die Erwartungen die der Arbeitgeber hat ( 6Tage Woche, nach der Arbeit noch was holen, Überstunden, bei 35°C Türen ein Treppenhaus hochtragen, etc.) nicht ansatzweise gerecht wird. Aktuell bekomme ich 13(!!!!) Euro. Kein Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder ähnliches. Ich habe auch schon für 18 Euro in der Industrie gearbeitet aber da war die Arbeit so monoton und banal das ich fast verrückt geworden bin.
3. Ich passe da einfach nicht rein. Ich bin jemand der sehr ruhig und gewissenhaft arbeitet. Das heißt das ich sehr viel Wert auf die Qualität meiner Arbeit lege. Dadurch brauche ich halt manchmal etwas länger für gewisse arbeiten. Aber ich kann das auch einfach nicht ablegen. Wenn ich mich hetzte klappt es nicht schneller und misslingt meistens noch dazu. Und jetzt ist es mittlerweile so das ich Zeitvorgaben für Arbeiten habe den ich oft nicht gerecht werden kann, was frustrierend ist. Auch in der Ausbildung habe ich es sofort zu spüren bekommen das ich zu langsam bin. Das die Arbeit dann deutlich hochwertiger ausfällt ist egal. Diejenigen die das dann irgendwie hinrotzen sind die fleißigen. Außerdem bin ich, weil ich schonmal krank war, sehr auf meine Gesundheit fokusiert. Aber überall wo ich war wird geschliffen ohne Absaugung, "gekehrt" mit der Luftdruckpistole. Mal ganz zu schweigen was die Gelenke irgendwann mal sagen. Alle die ich kenne, die das Jahrzehnte gemacht haben, leiden unter kaputten Gelenken.
4 Lebensplanung. Der mit Abstand wichtigste Punkt für mich. Ich habe sehr viele Hobbys. Ich schnitze gerne, liebe es zu wandern, zu lesen, Sport zu treiben. Aus diesen Gründen ist mir meine Freizeit heilig. Deswegen würde ich eigentlich gerne weniger Arbeiten. Aber als Schreiner gibt es leider nur 40+. Auch Samstage muss ich oft ran und am besten abends noch länger machen. Versteht mich nicht falsch. Ich will nicht mega viel Geld verdienen und am besten nichts tun. Aber ich komme super mit weniger aus. Ein teures Auto oder ein mega Urlaub brauche ich nicht. Aber ich möchte einfach mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben haben. Momentan stehe ich um 5 Uhr auf und komme um 17 Uhr Zuhause an. Da ist der Tag rum. Da bin ich im Arsch. Dann noch schnell essen machen und das wars. Was ist denn das bitte für ein Leben?! Wenn ich Glück habe und Samstags mal nicht arbeiten muss, habe ich höchstens mal zwei Tage für meine Hobbys. Und das auch noch nur mit Glück weil auf diese Tage dann oft andere Verpflichtungen fallen. Leider stehe ich in meiner Berufsgruppe mit diesem Denken ziemlich alleine da. Wenn ich das meinen Kollegen erzähle verstehen sie das nicht. Ich höre immer nur das ich jetzt viel Geld verdienen muss da ich noch jung bin.
Ich weiß der Text hört sich ziemlich jammerig an. Aber momentan fühle ich mich echt verzweifelt, ausgebeutet und extrem wütend. Ich musste jetzt auch wieder früher aus dem Urlaub und am Samstag auch wieder ran. Und jetzt komme ich mal zur Frage.
Habt ihr Ideen wie ich weitermachen könnte? Gibt es noch andere Tätigkeitsfelder für Schreiner an die man nicht sofort denkt? Könnt ihr eine bestimmt Fortbildung empfehlen? Oder meint ihr das ich was neues lernen sollte? Habt ihr vielleicht besser Erfahrungen gemacht, vorallem mit Blick auf die Arbeitszeiten? Auch ein Umzug käme in Frage wenn es sein muss.
Was für mich halt am wichtisten wäre das ich eventuell etwas weniger arbeiten könnte um anderen Dingen mehr Platz zu lassen und das es Körperlich vielleicht nicht mehr ganz so auslaugend ist.
Sehr viele Worte für mich. Danke fürs Lesen und für die Tipps, falls ihr welche habt.
Gruß Alex