Upcycling Experiment Esstisch

mkraemerx

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Hallo zusammen,

schon seit Jahren nervt unser 20 Jahre alter, zu kleiner Esstisch von Ikea, weil er einerseits sehr unauffällig seinen Job macht, aber andererseits zu viert mit Pfanne oder Schüssel auf dem Tisch zu klein ist. Der Tisch war nur 74cm tief bisher. Neu kaufen hatten wir hin und wieder überlegt, aber scheiterte bei den günstigen Tischen oft an Optik oder an Verstrebungen unten zwischen den Beinen, denn ich sitze selten auf der gleichen Seite wie meine Füsse. Einen gescheiten Tisch machen oder beim Tischler kaufen macht mit richtig kleinen Kindern auch keinen Sinn, ich bin extrem froh dass wir zur Hochzeit nicht dieses filigrane Kunstwerk aus Walnuss gekauft haben, gäbe sicher viel Stress wenn mit der Kindergabel in sowas reingehackt wird :emoji_wink:

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So entstand die Idee, den Tisch einfach zu verbreitern. Der Tisch ist aus Birke, denke ich zumindest. Massiv, aber keilgezinkt. Ich habe keine Birke da und habe dann nach einem feineren Holz als Kontrast gesucht. Kirsche war im Auge, aus praktischen Gründen wurde es aber Birne, da lag was passendes rum.

Die Bohle hatte ich mit der Tauchsäge besäumt. Das entstandene Teil von ca. 16cm Breite habe ich dann nochmal in 2 Hälften geteilt.

Nachdem ich leider feststellen musste dass meine neue, kleine Bandsäge zumindest mit dem stumpfen Band nicht in der Lage ist 8cm Holz gerade aufzutrennen, habe ich mich entschieden lieber an dem Projekt weiterzumachen als die Zeit in die Inbetriebnahme der Maschine zu stecken. Also die Gestellsäge raus und die Hölzer auf ~32mm gebracht. Als nächstes abgerichtet und gefügt mit der Hand.
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Nächster Schritt Löcher gebohrt für 6er Runddübel um Höhenversatz an der Leimkante zu minimieren. Da bin ich immer wieder begeistert von der grossen Wolfcraft Dübelleiste. Wenn man das ein paarmal gemacht hat klappt das super.
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Dann vom alten Tisch die Platte ab. Ist eine lustige Art Hirnholzleiste unten drauf gewesen, aber nur 20mm stark und mit 4 Schrauben fest. Die Leisten abgenommen und die Platte mittig auf der TK1688 am Parallelanschlag aufgesägt. Dann kam ein spannender Schritt, nämlich die Schnittkanten des Tischs mit dem Handhobel zu fügen für die Verleimung. Birke lässt sich nach meiner Erfahrung eh nicht so gut hobeln, aber keilgezinkte Birke ist wirklich :emoji_poop: Irgendwann war alles gut, u.a. auch durch das steiler geschliffene zweite Eisen für den Flachwinkelhobel :emoji_slight_smile:
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Dort auch wieder Dübel rein und dann ging es ans Verleimen. Ich habe etwas übermütig Druck auf die Zwingen gegeben ohne die Platte in der Höhe zu fixieren und dann machte es "Bääähm!" und die Platte klappte hoch und knallte wieder auf den Tisch. Wenn man keine Arbeit hat... Also erstmal schnell die eine Leimfuge gerettet wo die Dübel noch ok waren. Als das trocken war auf der anderen Seite, wo teils die Dübel abgebrochen waren, den Leim abgepopelt, nochmal Löcher gebohrt, die Kanten neu gefügt und endlich final verleimt.
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Nächstes Kapitel schleifen. Auf der alten Platte war noch der Klarlack (oder so) drauf. Ich wollte alles mit dem Bandschleifer plan schleifen. Ich hatte noch nie damit eine grössere Fläche bearbeitet. Mit einem nicht ganz frischen Band habe ich mich zuerst auch gewundert wieso alle soviel Respekt vor dem Bandschleifer haben, aber nach dem Bandwechsel haben sich die 1000W des alten AEG erstaunlich schnell in Dellen und Furchen vergraben. Jetzt habe ich es also auch verstanden :emoji_slight_smile: Wenn man schon weiss dass man keine Ahnung hat, fängt man wenigstens mit der Unterseite der Platte an. Die Delle unten ist schon sehr ordentlich, sollte man auf dem Bild auch sehen. Auf der Oberseite ist es dann ziemlich plan geworden. Und man beachte dass man gleich viel professioneller rüberkommt wenn man für die Absaugung das farblich passende Gaffatape hat :emoji_grin:

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Abschliessend noch Kanten 2mm gerundet, mit dem Excenter die Flächen und die Kanten von Hand geschliffen.
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Zuallerletzt mit Osmo Topoil Farblos geölt, einmal die Unterseite und zweimal die Oberseite. Gestern zum Frühstück war er fertig. Normalerweise wäre ich nie auf die Idee gekommen so eine Optik zu wählen, zumal die durchgehenden Lamellen in der Mitte irgendwie total betonen dass der Tisch sonst aus Restekram ist. Und so schön schmal wie vorher sieht er natürlich jetzt auch nicht mehr aus, wobei das klar war. Ich bin super zufrieden. Der Gebrauchswert des Tisches ist immens gestiegen, er ist jetzt 88cm tief.

Viele Grüsse
Michel
 

mkraemerx

ww-eiche
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Es blieben mir übrigens zwei Fragen, sozusagen an mich selbst. Aber es dürfen gerne auch andere was dazu sagen.

- Richtet man zuerst eine Fläche ab und trennt danach auf, weil man dann eher abschätzen kann wieviel man wirklich braucht? Ich hatte hier eine 38mm Bohle und 25mm Endmass, fand es aber schwierig einzuschätzen wieviel ich mit der Säge wegnehmen kann. Ich hatte erst aufgetrennt.

- Ist das normal dass die Oberfläche mit TopOil deutlich rauer ist als z.B. mit Osmo Hartwachsöl? Das Hartwachsöl verhält sich eher wie ein Lack meine ich, das TopOil scheint dagegen keine richtige Schicht zu bilden. Das war mir vorher nicht klar, aber ist so auch total ok. Vielleicht habe ich auch den letzten Durchgang mit dem Schleifpapier vergessen..
 

Mitglied 24010 keks

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Gute Lösung! Aber die Arme Birne... Hättest du nicht einfach ein wenig Buche oder so nehmen können... :emoji_slight_smile:
Ich verarbeite Recht viel das TopOil von Osmo. Eigentlich wird die Oberfläche ganz genau so wie mit dem Hartwachsöl. Ich mach immer erst einen Recht dünnen Auftrag, dann Zwischenschliff mit feinem Schleifschwamm dann noch einen etwas satteren Auftrag. Bei Bedarf noch einen dritten mit Pad einpolieren.

Gruß Daniel
 

Micha83

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Der Farbkontrast wäre jetzt nicht so meins, macht aber nix, gute pragmatische Lösung.
Habe auch einen alten Tisch wiederverwertet.
Das Gestell wurde aber verlängert mit neuen Zargen, unter beibehaltung der alten Beine.
Platte habe ich aus Holzrahmen und 8 er Birke MPX neu gemacht, die Ausziehplatten stammen vom alten Tisch.
Schau mal, ob es für deinen Bandschleifer einen Schleifrahmen gibt.
Habe einen HolzHer Bandschleifer, zu dem gabe es einen Schleifrahmen dazu, der hat rundherum einen Bürstenkranz.
Das Schleifband kann also nicht durch einseitigen Druck etc Dellen Schleifen.
Damit funktioniert das Flächen Schleifen recht gut.
Bilder mach ich bei Interesse mal davon.
Gruß micha
 

mkraemerx

ww-eiche
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Gute Lösung! Aber die Arme Birne... Hättest du nicht einfach ein wenig Buche oder so nehmen können... :emoji_slight_smile:
Ich verarbeite Recht viel das TopOil von Osmo. Eigentlich wird die Oberfläche ganz genau so wie mit dem Hartwachsöl. Ich mach immer erst einen Recht dünnen Auftrag, dann Zwischenschliff mit feinem Schleifschwamm dann noch einen etwas satteren Auftrag. Bei Bedarf noch einen dritten mit Pad einpolieren.

Gruß Daniel
Buche natur für Möbel mag ich gar nicht, aber ich denke die Birne muss sich nicht beschweren. Sie wird jetzt täglich geliebt und ist immerhin der schönste Teil.

Wegen des Öls bin ich noch unschlüssig ob ich ein drittes Mal öle oder mit 240er Papier erst nochmal glatt schleifen und danach evtl. noch zweimal öle. Diese Woche bleibt es erstmal so.

Schau mal, ob es für deinen Bandschleifer einen Schleifrahmen gibt.
Ich weiss schon was ein Schleifrahmen ist. Das ist ein AEG HBSE 100 der mich 15€ gekostet aht. Ich bin mir nicht sicher ob es einen Schleifrahmen gab, aber wenn ist es schwer einen zu finden. Vermutlich gar nicht nötig, schon die zweite von mir jemals bandgeschliffene Fläche ist eigentlich so gut wie ich es wollte, da sehe und fühle ich keine einzige Delle. War ein Anfängerfehler, daher zuerst Unterseite. So ein 100mm Bandschleifer mit 1kW muss man durchaus erstmal zu bändigen lernen.

Grüsse
Michel
 

Mitglied 24010 keks

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aber ich denke die Birne muss sich nicht beschweren. Sie wird jetzt täglich geliebt
:emoji_grin: das ist die Hauptsache! Mir ging es ja bloß darum ein etwas billigeres, weniger wertvolles Holz dafür zu nehmen... :emoji_slight_smile: Aber ja, man nimmt halt das was grad da ist - mach ich auch nicht anders.

Gruß Daniel
 

Mitglied 59145

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Vorm hobeln möglichst klein schneiden, also so weit es geht ans Endmaß ran.

Gruss
Ben
 
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