Ich hab in den vergangenen Tagen alle zehn Eisen abgerichtet, geschärft und abgezogen. Außerdem hab ich bei der Gelegenheit die drei Eisen meines nagelneuen Ulmia Grundhobels fertig gemacht. Meine Erfahrungen dabei sind vielleicht für den einen oder anderen von Interesse.
Meine Schärfmittel sind:
- drei Kunsuto-Steine 600, 1000/3000 und 6000
Die Steine sind lt. Dictum sowohl für reine Kohlenstoffstahl Eisen als auch für solche aus legierten Stählen geeignet
- ein Abrichtblock aus einen Keramik.Material
- eine kleine Diamant-Schärfplatte etwa in der Größe einer halben Scheckkarte 300/600
Ich hatte vor der Bestellung der Eisen bei Dictum angerufen und gefragt, ob ich eine extra Abrichtplatte brauche. Die Auskunft war, das sei nicht nötig der 600er Stein reiche, die Eisen seien gut vorgerichtet.
Das war leider sehr optimistisch. Ich hab das hin bekommen, aber nur, weil ich (Eigenlob) wirklich eine Engelsgeduld habe und andererseits nicht nochmal auf die Lieferung einer Diamant-Platte warten wollte. Ich kann nur jedem raten, tut euch das nicht an.
Ich schleife meine Eisen ohne so eine Schleifführung. Gelernt ist schließlich gelernt! Sollte man sich aber überlegen, weil das bei der kürzeren Fase der japanischen Eisen im Vergleich zu den westlichen schon sehr viel Sorgfalt und Erfahrung erfordert, mit der Schneide nicht in die relativ weichen Steine zu hacken.
Die lange Schleifarie führt dazu, dass man die Steine, vor allem den 600er, zwischendurch immer wieder abrichten muss, damit nicht der jeweils nachfolgende Stein eine andere Idee davon hat, was plan ist, als der vorhergehende (im geringen Umfang haben die das, für mich unerklärlich ohnehin) .
Ich hab einen Satz mit zehn Eisen. Wer immer so eine Anschaffung plant und zwischen einem 6er und einem 10er Satz schwankt, sollte sich unbedingt für den 6er entscheiden, wenn er nicht von vorn herein gute Gründe hat, das 3mm und die beiden ganz großen Eisen haben zu wollen. Insbesondere das 3mm vorzubereiten ist nichts für Anfänger. Man braucht sehr viel Übung, das nicht zu ruinieren und man kommt da meiner Einschätzung nach wahrscheinlich auch mit einer Schleifführung nicht so richtig weiter.
Und was die legendäre Schärfe der japanischen Eisen betrifft: Im Vergleich zu meinen vierzig Jahre alten Matador Eisen aus Vanadium-Stahl, mit allerdings längerer Fase: nothing to write home about, wie wir Amerikaner sagen. Die Standzeit ist wahrscheinlich besser, aber das ist bei der kürzeren Fase ohnehin zu erwarten. Wenn das der Grund der Anschaffung gewesen wäre, wäre ich enttäuscht, aber mir ging es um die Ergonomie (und die Entscheidung hatte natürlich auch eine emotionale Komponente).
Die drei Grundhobel-Eisen waren eine andere Geschichte. Ich hab bei Ulmia angefragt, was das für ein Stahl ist, damit ich mir geeignete Schleifmittel besorgen kann. Ich hab das erst mit dem Kunsuto 600er versucht und ein paar andren älteren Steinen unbekannter Qualität, die ich noch zu liegen hatte, keine Chance. Erst als ich das mit der kleinen Diamant-Platte versucht habe, die für die kleinen Eisen hinreichen groß war, bin ich weiter gekommen. Bei dem dritten Eisen, hat das mit der 300er Seite auch nicht mehr geklappt. Ich bin dann irgendwann in meiner Verzweifelung drauf gekommen, das mit der 600er Seite zu probieren, da ging's wieder. Soll heißen, die beiden vorherigen Eisen haben auch die Diamantplatte geschafft. Die 300er Seite ist glatt. Zum Polieren ging der 6000er von Kunsuto wieder. Dessen Schleifkörper sind anscheinend, im Unterschied zu den übrigen Steinen, dem Stahl gewachsen. Die Steine unterscheiden sich also anscheinend nicht nur in der Körnung.
Ich hoffe, dass sich Ulmia noch bei mir meldet, ansonsten kann ich nur spekulieren. Von der Farbe her scheint mir das eine nickelhaltige Legierung zu sein. Jedenfalls haben die Eisen so einen typischen oliv Ton, den ich mit Nickel in Verbindung bringe. Wie auch immer, der Stahl geht eigentlich nicht.
Lico